Mein Exfreund, mein Mann und ich

Was heilt die Zeit?
Ich hatte eine 10 jährige Beziehung, die ziemlich toxisch war, mit einem Narzissten, der nur sich selbst liebte und irgendwie auch ein bisschen mich.
Es war ein auf und ab, es war eine riesige, aufregende, aber auch zerrende Achterbahnfahrt, aus der ich immer wieder aussteigen wollte, bei freien Fall.. ich habe jahrelang versucht, davon wegzukommen, hab es nicht geschafft. Er hat mich emotional immer wieder niedergemacht, mir ein schlechtes Gefühl, mir erzählt wie blöd und hässlich ich bin. Er hat sich Dinge erlaubt, die das Vertrauen komplett zum Erliegen gebracht haben, mit anderen Frauen schreiben, abends nicht nachhause gekommen, seine hobbies waren immer das wichtigste für ihn. Danach kam ich. Empathie und Verständnis, nichts für mich übrig. Er hat mich klein gehalten und mir das Gefühl gegeben, ein nichts zu sein, sodass ich mich am Ende noch für seine Fehler entschuldigt habe. Und ich habe alles für ihn getan, um ein bisschen Anerkennung zu bekommen.

Nach gefühlt tausend Jahren habe ich den Absprung geschafft, habe mich getrennt für eine Bekanntschaft, die ich kaum kannte, habe mich Hals über kopf verliebt. Bin gegangen. Unsere Wohnung gekündigt. Ich dachte: jetzt oder nie. Du musst raus da.
Direkt zu meinem neuen damaligen Freund gezogen. Nach einem Jahr geheiratet.
Mein Mann und ich sind glücklich, wir führen eine tolle Ehe, sind respektvoll zueinander, er macht alles für mich, versteht mich und gibt mir Zuspruch.
Wir haben mittlerweile eine tolle kleine Tochter. Und trotzdem kommen immer wieder Momente in denen ich in der Vergangenheit festhänge. Ich vermisse die Familie von meinem exfreund, sie waren wie meine eigenen Eltern. Ich vermisse die Zeit wie wir zusammen gelacht haben, will ihn aber nicht zurück. Ich bin durch die Hölle gegangen. Ich möchte einfach nur vergessen und damit abschließen. Ich will stärker sein. Ich habe gedacht, die Zeit heilt alle Wunden, aber das stimmt leider nicht. Mein Kopf hängt oft fest, ich bin gefühlskalt, kann meinem Mann keine Emotionen gegenüberbringen.. hilft mir nur eine Therapie? Habe ich es nicht genug verarbeitet? Habe ich es verdrängt?

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Das Toxische an solchen Beziehungen ist auch, dass das Gehirn versaut wird und zwar auf physiologischer Ebene: Wenn man bei einem Narzissten oder anders emotional unerreichbaren Partner dann doch mal punktet, ein Hoch hat, gelobt wird etc., dann gibt das eine gewaltige Dopaminausschüttung. Das ist wie ein Drogenrausch. Und das will man wieder und wieder. Gegen Dopaminflashs kommt das olle Oxytocin, das Kuschelhormon, nicht an.

Ich stell mir das so vor als ob ein Meth-Abhängiger Cannabis raucht... ist ganz nett, kommt aber nicht an den Kick der Ursprungsdroge ran.

Ich glaube, man muss entziehen. Und das tut wie jeder Entzug weh. Und ich habe die leise Befürchtung, dass, wenn man einmal auf Drama gedrillt ist, anfällig bleibt für Dramabeziehungen... daher haben so viele Menschen dauerhaft ein ungesundes Beuteschema. Die sind ja nicht alle doof...

Neben dem Entzug (0 Kontakt!!!!!!) würde ich da therapeutisch ran: irgendwie muss ins Unterbewusstsein siclern, dass solche Beziehungen ungesund sind, dass man was besseres verdient hat, frag mich bitte nicht wie... ich versuche gerade mein Beuteschema zu verändern. Und verliebe mich immer nur in Arschlöcher.

Immerhin bin ich nicht mehr so blöd, mich auf eine Beziehung mit denen einzulassen. Es wird also. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Amen.

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Sehr gut auf den Punkt gebracht.

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"das olle Oxytocin" 🤣🤣🤣😂😂😂

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Ich denke klar Ja, du hast es „nur“ verdrängt. Hast den Absprung nur geschafft weil schon jemand neues dastand. Hast dich von einer Beziehung zur nächsten gehangelt. Die Frage dabei wo bleibst du?
Gut finde ich dass dein Mann ein ganz anderer Mensch ist als dein Ex, das ist häufig das nächste Problem dass sich solche Frauen wieder „ähnliche“ Männer suchen.
Du solltest das alles aufarbeiten, am besten in einer Therapie, ja.

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Ja. Du hast das ausgeblendet mit deiner neuen Beziehung. Stelle dir vor: du schmierst dir ein Brot mit Schnittlauchfrischkäse und dann entscheidest du dich doch für Nutella, und schmierst die denn drüber, so dick, dass man den Frischkäse nicht mehr sieht. Man schmeckt den aber raus. So kann man deine Situation beschreiben. Der Beigeschmack ist da.

Ich bin kein Mensch, der über seine Gefühle offen reden kann, daher kommt für mich noch keine Therapie in Frage, ich kann meine Gefühle schlecht ausdrücken, daher lasse ich es sein.

Ich bin seit Oktober 2020 getrennt, hatte ähnliche Beziehung. Er ist kein schlechter Mensch und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er für sein Verhalten nichts kann. Ich hielt es am Anfang für Dummheit, aber dann erfuhr ich, dass so ein Verhalten Narzissten haben. Ich Stelle ihm keine Diagnose, aber anders kann ich es nicht erklären. Ich konnte das Leben mit ihm nicht ertragen, weil Gespräche nichts brachten, ich war einfach ausgesaugt und kraftlos von der Situation. Ich musste schreien, damit er mich hört, aber er hörte mich immer noch nicht. Wie in einem Albtraum. Deshalb trennte ich mich.

Die Wunde ist noch groß, sehr groß. Unsere Beziehung ging 8 Jahre. Ich verarbeite immer noch die Trennung, wenn ich "Zeit habe". Meine Tochter hält mich fit, so bald sie dann bei ihm ist und ich alleine mit meinen Gedanken bleibe, kommt alles hoch, ich weine nicht mehr, aber ich mache mir viel Gedanken. Es dauert, bis ich fertig werde, wenn überhaupt. Er gehört zu meinem Leben dazu, und es ist gut so. Aber ich will nicht mit ihm zusammen sein. Und für mich bleibt er immer meine Familie, wir haben ein Kind zusammen.

Ihr wart 10 Jahre!! zusammen. Das ist viel, viel Zeit. Die Beziehung war sehr Emotional für dich, genau DAS hinterlässt Spuren und DAS kann man nicht einfach so vergessen/ausblenden/verdrängen. Es muss irgendwann und irgendwie raus.
Ich wünsche dir viel Kraft, damit du es schaffst, mit der Situation klar zu kommen.

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Du bist von einer Beziehung in die nächste Beziehung. Du hast nichts verarbeitet. Vielleicht hilft dir wirklich eine Therapie.

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Du bist von einer Beziehung in die nächste, ohne eine Pause, ohne Verarbeitung, ohne dass du mal nur für dich selbst verantwortlich bist. Eine neue Beziehung hilft nicht unbedingt, um über eine alte hinweg zu kommen. Therapeutische Hilfe kann dir da besser helfen.

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HI :)))) Ich kann eins zu eins die selbse Story erzählen.

Daher weiß ich sehr gut, wie du dich fühlst. Und ich muss sagen: Es ist überhaupt nicht schlimm, aus einer Beziehung in die andere zu "hüpfen". Es gibt kein richtig oder falsch. Auch für mich war es der einzig mögliche Weg, aus einer derart toxischen Beziehung raus zu kommen. Und ja, natürlich vergleicht man immer. Und natürlich erinnert man sich an einige Situationen. Aber bist du JETZT glücklich? Hast du JETZT eine schöne Beziehung? Das ist das was zählt.

Unterm Strich können wir stolz auf uns sein: Wir haben es geschafft, trotz allem glücklich zu sein! Ich bin es jeden Tag.

PS: Ich habe irgendwo gelesen, dass jede Bezihung uns geschickt wird, damit wir etwas daraus lernen und für die nächste mitnehmen. Niemals! Nie im Leben wäre ich heute so glücklich, einfach weil wir harmonisch einkaufen und danach wie selbstverständlich zusammen den Kühlschrank einräumen. Weil ich sonst keinen Vergleich hätte. Weil ich sonst gedact hätte, dass es slebstverständlich ist. Nach 10 Jahren (mittlerweile auch in dieser Beziehung ;) erwischt es mich plötzlich, wie mit einem Schlag, wie glücklich, wie zufrieden, wie harmonisch unser Miteinander ist und kann es einfach nicht glauben. UND ICH FREUE MICH!!!!