Unglücklich mit meinem Freund

Ich brauche mal Rat. Wir hatten hier ein ziemlich mittelmäßiges Weihnachten mit viel Streit. Ich bin ziemlich unglücklich in meiner Beziehung und komme immer weniger damit zurecht. Deswegen reagiere ich oft über, ich fühle mich eigentlich immer gestresst.

Meine Story: ich war einige Jahre alleinerziehend mit meinen zwei Kindern (jetzt 12 und 9). Seit 3,5 Jahren habe ich einen neuen Partner und seit 1,5 Jahren leben wir zusammen. Das schien damals sinnvoll, weil ich ohnehin etwas größeres brauchte mit zwei Kinderzimmern etc. Und ich denke unter normalen Umständen wäre vielleicht einiges anders, aber nun arbeitet mein Partner seit 9 Monaten komplett von zu Hause. Ein richtiges Arbeitszimmer haben wir nicht, er sitzt im Schlafzimmer, das so als Wohnraum wegfällt. Es ist außerdem Lärm-technisch nicht gut abgetrennt, sodass wir seine Telefonate eigentlich überall hören können. Tja, und wir sind permanent zusammen. Das war so nicht geplant und fällt mir zugegeben schwer - ist nicht mein Ding. Erschwerend kommt hinzu, dass der Wohnraum insgesamt durch den Wegfall des Schlafzimmers reduziert ist - null Rückzugsraum für mich. Das ist vielleicht generell ungünstig an der Wohnung. Jo, dann noch Home Schooling, ich hab auch nen Job, der mich gerade fordert - es ist hart, finde ich.

Dann kommen unsere unterschiedlichen Lebensstile dazu. Ich war in meiner Zeit vor ihm mit den Kindern sehr aktiv. Wir waren viel unterwegs, haben sehr viel unternommen und viel erlebt. Er hingegen kann ganze Tage einfach nur mit dem Handy und Buch auf dem Sofa verbringen. Er plant nie etwas. Ich bin auch in der Wohnung immer aktiv, hab viele Projekte, mach mal was an der Einrichtung, lerne was neues, back was, nehm mir ein spannendes Rezept vor. Er: nichts. Ich hab es auch gern sauber. In meiner alten Wohnung war es immer ordentlich und sauber - nie keimfrei, aber immer sauber, Dinge wurden gleich erledigt und direkt weggeräumt. Er lässt überall Zeug liegen und nimmt den Staubsauger nur nach mehrfacher Aufforderung in die Hand. Er hat einfach einen ganz anderen Standard als ich, und das heißt, auch wenn ich jetzt nen Partner habe, mach ich alles entweder trotzdem selber oder es wird nicht gemacht und ich sitze in ner unaufgeräumten und unsauberen Wohnung. Und so fühle ich mich einfach nicht wohl.
Ich merke immer mehr, dass er und sein Lebensstil sich hier dominant durchsetzt und ich mich nicht mehr wohl fühle. Die Tage fangen immer später an, vor 11:30 Uhr sind nie alle fertig mit dem ausufernden Frühstück und der Körperpflege, Ausflüge finden nicht mehr statt. Ich muss so oft auf ihn warten und fühle mich dabei wie der Tiger im Käfig. Ich habe mich immer auf die Abende gefreut, wenn die Kinder mal im Bett sind. Jetzt legt er Wert darauf, dem kleinen mindestens eine halbe Stunde vorzulesen - so schön ich das finde, aber inzwischen fangen die Abende für uns nicht vor 21:30 Uhr an und sind dann um 22:30 Uhr schon wieder zu Ende. Es bleibt nichts mehr für mich und uns.

Ich schätze an ihm, dass er mir in einigen Bereichen Entschleunigung gebracht hat - das war sicher wichtig und gut. Ich führe spannende Gespräche mit ihm, teile seinen Humor und habe mit ihm einen Partner auf intellektueller Augenhöhe. Aber mir fehlt mein Leben, so wie ich es leben mag. Mir fehlt meine Ordnung, mein Tagesablauf, mein Raum für Aktivität. Und ich komme damit bei ihm nicht durch. Mein Sinn für Ordnung ist für ihn “OCD” - eine krankhafte Störung. Ich soll mich “entspannen” - dabei ist es diese Dauer-Entspannung, die mich wahnsinnig macht. Er sieht einfach nicht, dass Essen für mich wichtig ist, auch mit meiner Persönlichkeit und meinen Bedürfnissen anerkannt und respektiert zu werden.

Keine Ahnung, was ich von Euch erwarte. Bin einfach traurig.

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Ich kann dir leider nicht helfen aber versichern dass du nicht alleine bist. Ich kann den Text fast so unterschreiben. Gleiche Situation, gleiches Problem mit Mann. Ansprechen ist super schwierig. Wie erklärt man das man jemanden in seinem Leben will aber nicht mit ihm leben mochte?

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Hast du mal mit ihm über die Situation gesprochen?

Es gibt Paare die nicht zusammen wohnen, einfach weil jeder seinen Freiraum braucht. Wäre das eine Möglichkeit?
Du scheinst ja durchaus einiges an ihm zu schätzen, also kein Grund für ein Ende der Beziehung, aber vielleicht ein Ende des zusammen Wohnens?
Oder könnte er vielleicht wenigstens wieder zur Arbeit gehen (in manchen Firmen ist das ja durchaus möglich, wenn man erklärt, dass Homeoffice nicht geht)

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Ich habe schon mehrere Vorschläge gemacht, das für uns zu lösen. Ins Büro fahren ist leider keine Option, weil er mit ÖPNV ziemlich weit pendeln muss, das will ich auch nicht. Aber ich habe schon vorgeschlagen, dass er sich einen Schreibtisch irgendwo mieten könnte, ich hab sogar einige Kontakte, über die das günstig ginge. Für mich wäre es auch denkbar, dass wir uns langfristig nach einer neuen passenderen Wohnung umschauen. Ich bin wirklich für vieles offen.

Leider ist er eben unheimlich passiv. Er hat mal 2-3 Nachmittage außer Haus gearbeitet, wenn es gerade gepasst hat, aber eine nachhaltige Lösung ist das nicht. Und ansonsten scheint es ihm einfach nicht wirklich zu betreffen. Er hat kein Problem, da ist für ihn nichts zu lösen. Das macht mich auch sehr traurig.

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Dass er keine große Lust aufs lange Pendeln hat, verstehe ich. Andererseits raubt er euch mit seiner Arbeit Ruhe und Freiraum in eurer Wohnung. Warum kann er nicht wenigstens zwei Tage pro Woche ins Büro fahren? Und dem Kleinen etwas zeitiger vorlesen? Dein Partner wirkt auf mich nicht sonderlich fleißig und ich nehme an, dass du mit dem abendlichen Aufräumen der Küche und was da eben noch alles anfällt, beschäftigt bist. In dieser Zeit kann er doch wunderbar vorlesen, damit ihr dann etwa zwei Stunden für euch als Paar habt.
Diesen dümmlichen Vorwurf, dass du ein obsessive compulsive... äh... was auch immer sein sollst, will ich gar nicht weiter kommentieren. Nur so viel, ist wieder mal typisch! Ich habe das Gefühl, dass einige Männer sich ganz entspannt ins gemachte Nest setzen und abgesehen von zugegebenermaßen lobenswerter Aufmerksamkeit in Form täglichen Vorlesens für ein Kind nicht ganz so viel zum Familienalltag beitragen. Für was zieht man dann eigentlich zusammen, zumal, wenn man die Situation vorher als Alleinerziehende sehr gut im Griff hatte? Für (es tut mir Leid, wenn's hart klingt) so eine faule Socke, die sämtliche Ambitionen und Aktivitäten ausbremst, keinen nennenswerten Anteil zum Haushalt beiträgt?
Ich kenne es aus dem Bekanntenkreis und es ist einfach traurig. Wär besser, wenn diese Dussel ihren Scheißdreck bei sich behielten. Man kann sich ja treffen und auch ohne Zusammenwohnen ein Paar sein. Wer sagt denn, dass das nicht geht? Besser, als wenn eine Alleinerziehende, die es schon schwer genug hat, sich noch so einen Klotz ans Bein bindet.

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Leider sieht er die Problematik nicht und da er kein Problem hat, muss er auch nichts ändern. Ich würde für getrennte Wohnungen plädieren.

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Ok, ihr seid 3,5 Jahre zusammen und 2 Jahre davon wart ihr ein Paar mit getrennten Räumlichkeiten. Führt das letztere einfach wieder ein, da das Zusammenwohnen offensichtlich nicht funktioniert und es nicht an fehlender Liebe scheitert. Aber dann muss ich mich schon fragen, ob dir das vorm Zusammenziehen nicht aufgefallen ist, wie er so drauf ist? Oder hast du einfach gedacht, das ist eine ertragbare Kleinigkeit? #kratz

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Es war für mich tatsächlich lange Zeit ok, weil er morgens aus dem Haus gegangen und abends wieder heimgekommen ist. Dazwischen war für mich genug Zeit, mein Leben nach meinen Vorstellungen zu leben. Corona hat da halt komplett die Voraussetzungen geändert. Jetzt im 24/7-Betrieb sieht vieles einfach anders aus.

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Hätte ich vorher gewusst, dass wir in dieser Wohnung 24 Stunden mit beiden Kindern zusammen sein würden und er nicht an einem Arbeitstag, sondern komplett im Home Office arbeitet, wäre gleich klar gewesen, dass das so nicht geht. Dann hätte ich auf einem sinnvoll abgetrennten eigenen Arbeitszimmer bestanden. Insofern verstehe ich auch einfach nicht, dass er das Problem nicht sieht. Für diesen Betrieb ist die Bude hier nicht ausgelegt.

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Lasse ihn hier mitlesen.

Berichte dann über die Folgen.

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Ironisch gemeint...?
Ich hab ihm das alles schon gesagt. Dann ist er zwei Tage besonders nett und denkt ich bin zufrieden. Ändern tut er nichts.

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ernst gemeint.

Störe ihn nicht beim Lesen. Mit einem geschriebenen Text kann er nicht streiten.

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Dies ist der Grund, weshalb ich nach über 4 Jahren Beziehung immer noch nicht mit meinem Partner zusammen gezogen bin und das in naher Zukunft auch nicht passieren wird.

Mit einem noch viel extremeren Exemplar wie deinem, hatte ich damals in Form meines Ex Partners zutuen.

Deshalb verzichte ich dankend auf Stress, Diskussionen und Streit, die im übrigen die gleiche Thematik wie deine Punkte beinhalten würden.
Ich brauche ab und an meinen Freiraum, das war schon immer so und ich bin super glücklich damit wie es ist.
Die Reaktionen der anderen, wenn ich wieder mal gefragt werde, wann wir denn zusammen ziehen wollen und ich dann entgegne, dass momentan noch kein Interesse daran besteht, sind göttlich.

Habe es grade jetzt erstl über die Feiertage wieder gemerkt, wo mein Partner 7 Tage am Stück hier war und ich ehrlich gestehen muss,dass ich die letzten 24std ohne ihn auch mal genossen habe.
Meine Batterien konnten wieder aufladen, ich konnte in ruhe aufräumen und sauber machen ohne 5 min später wieder von vorne anzufangen oder wann ich denn ins bett kuscheln käme (es gibt halt immer was zutuen und er will dauerhaft im bett Lümmeln), ganz zu schweigen davon 500 mal zu fragen ob den jetzt bitte mal die spülmaschine ausgeräumt wird.

Ich kann es dir nur ans Herz legen, vorallem für dich und eure Beziehung, eine Art Ruhe Puffer zu finden.
Ich schätze mal, dass die Idee von einer räumlichen Trennung nicht infrage kommt.
Wir haben übrigens auch ein Kind :)

Glg