Wenn es zu viel wird

Hallo liebe Community!
Heute habe ich mich dazu entschlossen mir den Frust von der Seele zu schreiben. Ich habe für dieses Thema niemanden mit dem ich das besprechen möchte. Weil ich selbst weiß, wie komisch sich die ganze Sache anhört.
Ich bin schwanger in Woche 15. Wir, mein Freund und ich (29 und er ist 32) haben uns ein Baby gewünscht und auch bereits eine FG hinter uns. Bis vor 2 Wochen war ich auch extrem glücklich, dass es sich alles gut entwickelt, unser Wunsch in Erfüllung zu gehen scheint.
Dann bekam ich allerdings Zweifel. Schaffe ich das alles? Kann ich das mit ihm schaffen? Wie wird unser Leben mit einem kleinen Menschen aussehen?
Seit Beginn der Schwangerschaft kann ich Nähe nur schlecht zulassen. Ich bin sowieso kein Mensch für ständiges küssen, kuscheln, streicheln. Jetzt allerdings noch viel weniger. Mein Freund leidet darunter. Er ist nämlich gegenteilig zu mir ein absoluter Nähetyp.
Ich fühle mich oft schlecht wenn ich ihn zurückweise, aber ich kann es einfach nicht anders. Zumindest momentan.

Dann kam es dazu, dass ich einen langen Brief bekam. Von meinem Ex-Partner, mit dem ich 6 Jahre zusammen war. Unsere Trennung war bitter, da sie eigentlich nur bestand, da ein gemeinsamer Bekannter begann mich zu stalken. Über 2 Jahre wurde ich drangsaliert, mein Ex-Partner würde denunziert. Die Polizei stand vor der Türe, ich wurde bedroht. Meine Reifen zerstochen. Das ist alles nur die Spitze des Eisbergs. Unsere Beziehung hat es nicht überlebt. Wir sind beide mit extrem gebrochenen Herzen raus aus der Sache. Ich war in Therapie. Wir haben dann lange nichts voneinander gehört, obwohl ich immer an ihn dachte. Aber ich war psychisch nicht in der Lage ihn und mich zu konfrontieren, dass ich ihn zurück will. Naja. Nun sein Brief. Dass er sich melden wollte. Dass er ebenfalls Therapie benötigt hat um über diese Zeit hinweg zu kommen und vieles mehr.

Ich sitze hier, glücklich und schwanger mit meinem jetzigen Partner, seit 2.5 Jaheren sind wir zusammen. Und trotzdem ist in meinem Kopf das absolute Chaos.
Es tut mir Leid, wenn das hier durcheinander wirkt. Aber ich musste es einmal loswerden. Danke für eure Zeit und das Lesen.

1

Finde ich total normal. Wenn man einen Brief vom Ex bekommt gibts Chaos im Kopf. Und dann noch der Hormonstrudel und ein kleiner Embryo, der anfängt, im weiblichen Körper die Hauptrolle zu übernehmen und Nummer 1 zu sein.
Und den Freund kannst Du offensichtlich auch nicht mehr riechen, im wörtlichen Sinne..

Letzteres erkläre vll Deinem Freund, damit er sich nicht zu sehr zurückgesetzt fühlt, das kann wirklich hormonell bedingt sein.
Und deine Zweifel: JEDE Mutter hat Situationen, in denen sie überfordert ist, wirklich jede. Das Kind schreit, man weiß nicht warum, schläft nicht, trinkt zu wenig etcetc. Eine Freundin von mir sagte: „das erste Babyjahr ist einfach nur mega anstrengend und wer was anderes sagt lügt! Es gibt schon einen Grund warum Babies so süß sind!“ bitte mache dich frei von Erwarungshaltungen an dich selbst (perfekte Mutter und so) und nimm jede Hilfe an, keiner muss alles alleine schaffen! Und ein Baby stellt einfach jedes Leben auf den Kopf 😊

2

Dass du Nähe nicht zulassen kannst, kommt häufiger vor. Das ist hormonell bedingt. Eine Freundin von mir hatte das auch. Nach der Geburt war es wieder weg. Sag deinem Freund wie du dich fühlst und woher das wahrscheinlich kommt. Reden ist da sehr wichtig.
Zu deinen Zweifeln: auch das ist völlig normal. Die meisten Mütter kennen das. Ich habe während der Schwangerschaft und ja, auch nach Geburt, manchmal gedacht: Was haben wir uns gedacht? Wie soll ich das schaffen? Etc. Wenn man bei den Veränderungen, die ein Baby bedeutet nie zweifeln würde, wäre das doch verwunderlich.

So ein Brief wühlt natürlich sehr auf. Ich würde meinem Partner davon erzählen. Dem Ex antworten und dabei auch deutlich machen, dass du dich in einem neuen Lebensabschnitt befindest.

Alles Gute!

3

Danke für eure Antworten. Danke auch für die verständnisvollen Worte.
Ich konnte mit meinem Freund sprechen, habe erneut das Gespräch gesucht wegen diesem Näheproblem. Geschildert wie schwer es mir fällt das alte Körpergefühl nicht mehr zu haben, alles ist neu und anders und dass die Hormone wohl ihren Teil beitragen. Er hat versucht es zu verstehen. Das ist schon Mal gut.

Zum Brief bin ich noch nicht weiter gekommen. Ich möchte meinen Freund nicht verletzen. Er weiß was mir mein Ex-Partner bedeutet hat, da er mich in dieser Zeit der Trennung freundschaftlich auffing. Ich denke, ich brauche noch ein paar Tage um klar darüber zu denken, denn jetzt kann ich es kaum ohne zu weinen. Komme mir vor wie eine dumme Kuh, nicht zufrieden mit dem, was sie hat. Und gleichzeitig mit diesem platzenden Herz wenn ich diesen, entschuldigt, beschissenen Brief lese. Ich denke, da ist Zeit jetzt der Faktor, der mir hilft.

Danke auch für eure Berichte bezüglich der Zweifel an Mutterschaft. Es beruhigt mich sehr das zu lesen. Habe so oft den Eindruck, auch hier, dass alles immer super ist. Die Freude 24 Stunden vorhält. Gut zu wissen, dass nicht nur ich dieses Karussell fahren. Ich hoffe einfach, dass es bald vorbei ist und dann nur die Vorfreude auf diesen kleinen Menschen vorherrscht.