Fühlt sich mein Mann mir überlegen?

Ich habe das Gefühl, dass wenn wir streiten, sich mein Mann, aus meiner Sicht, die Dinge immer so dreht, dass er als "Opfer" dasteht.

Er rechtfertigt, dass, was er mir dann an den Kopf knallt, damit, dass mein Verhalten, dass, was ich getan habe quasi seine Reaktion ausgelöst hat.

Was sagt man denn da? Ich bin oft total hilflos, weil ich einfach nicht weiß was ich sagen soll.

Klar löst mein Verhalten bei ihm etwas aus und in einer Streitsituation vielleicht auch negative Gefühle bei ihm, aber es muss doch eine Grenze geben, oder? Wie man miteinander umgeht, meine ich. Mit geht es nicht um das, was er inhaltlich sagen will, also wenn er inhaltlich im Recht ist, würde ich es mir auch annehmen in so einer Situation, aber wenn ich angefaucht werde, als blöde Kuh betitelt werde oder abfällig betitelt werde, mache ich dicht.

Könnt ihr mir helfen, wisst ihr, was ich meine?

1

Es geht wohl um die Verantwortlichkeit. Natürlich reagiert man mit seinem Verhalten meist auf das Verhalten von außen, da hat dein Mann grundsätzlich recht. ABER: jeder ist auch alleine für seine Reaktion verantwortlich. Er kann dich nicht dafür verantwortlich machen, dass er dich beschimpft, betrügt, sonst etwas tut, was dein (Fehl?)Verhalten noch an Gemeinheit übertrifft. Weißt du was ich meine?

Grundsätzlich möchte sich wohl jeder im Streit aus der Verantwortung ziehen, da ist das Argument deines Mannes ein besonders beliebtes Mittel. Fest steht aber, dass man hier zwischen Aktion und Reaktion eine klare Grenze ziehen muss, weil sonst letztlich nichts geklärt werden kann und man sich im Kreis dreht. In so einer Spirale stecken wir als Paar auch manchmal und ich habe da ein ähnliches Gefühl wie du - mein Mann aber auch. Jeder wirft dem anderen die Schuld zu, anstatt dass jeder mal benennt, wo letztlich das Problem liegt.

Was hilft:
- Verantwortung für die eigene Reaktion übernehmen, daher am besten daran arbeiten, nicht zu emotional zu reagieren, sondern auf dem sachlichen Boden zu bleiben

- ich-Botschaften senden: statt „du bist immer so faul!“ sagen, „ich fühle mich mit den Aufgaben alleingelassen“...

- Gespräche, die aus dem Ruder laufen, aus der Meta-Ebene reflektieren. Jeder schildert die Streitsituation aus seiner Sicht: wie es angefangen hat, wo es eskaliert ist und wieso man jetzt stecken geblieben ist..

- Pausen einlegen, wenn die Gemüter zu erregt sind

- immer nur ein Thema nach dem anderen bearbeiten

- sich Zugeständnisse machen: „es tut mir leid, dass ich hier so so gehandelt habe, gleichzeitig fühle ich mich durch dieses Verhalten von dir verletzt.“ es ist fast nie nur einer schuld am Streit
...

Bei ganz verfahrenen Streits haben wir sogar mal jeder einen Zettel geschrieben, wo jeder alle Punkte aufgelistet hat, die einen an dem anderen aufregen/verletzen. Dann musste jeder seine „Anklagen“ vorlesen und sie anschließend in wünsche umformuliert. Das waren Themen wie „du interessierst dich nie für mich“, was dann umgewandelt wurde in „kannst du darauf achten, dir in Zukunft mehr Zeit für mich zu nehmen?“ Und aus „du kritisierst mich dauernd!“ wird „kannst du dich bei mir mehr auf die Dinge konzentrieren, die du an mir schätzt, statt meine Fehler zu suchen?“

Im besten Fall bejaht der andere diese Wünsche und so kann man die Wogen glätten, statt sie aufzupeitschen. Man schaut dabei auch eher in die Zukunft, statt in die Vergangenheit.

Vielleicht helfen dir diese Tipps ja etwas bei der nächsten Auseinandersetzung.

6

Super Tips. Werde einige davon wohl auch mal bei mir umsetzen!
Danke für den Denkanstoß!

LG

2

"als blöde Kuh betitelt werde", wahrscheinlich bist du einfach nur eine blöde Kuh, "also wenn er inhaltlich im Recht ist"

Ich sags mal so, Beziehung besteht immer aus 2 Personen und in einer Beziehung sollte es niemals nicht nur einen Schuldigen geben. Reißt euch am Riemen und verhaltet euch wie Erwachsene.

3

Liest sich eher so, als ob er sich dir verbal unterlegen fühlt.
So "argumentieren" Leute, die keine Argumente haben.

4

Mir fehlen da irgendwie ein paar mehr Infos.

Generell kenne ich solche Streits wie du sie beschreibst auch mit meinem Mann. Aber nicht jeder Streit eskaliert so und wenn, dann haben wir (im Nachhinein betrachtet) beide dazu beigetragen.
Ich weiß aber genau, an was es bei uns liegt: er ist generell eher offen und laut. nicht im Sinne von anbrüllen, in jeder Lebenssituation und unabhängig davon ob er mit Familie, Freunden, im Job oder mit mir spricht hält er mit seiner Meinung nicht hinterm Berg und tritt für das, was er denkt und wie er fühlt ein.
Ich hingegen bin einfach eher introvertiert und ruhig und wenn ich merke, dass meine Meinung jemanden nicht interessiert und derjenige nicht bereit ist, zu diskutieren, gebe ich schnell auf weil ich einfach nicht der Typ bin, der andere in Grund und Boden diskutieren kann wie mein Mann. Außerdem bin ich allgemein eher empfindlich und schnell emotional, mein Mann hingegen nicht.

Du siehst, das Streitverhalten kann unterschiedliche Ursachen haben und ist nicht immer die Schuld eines Einzigen allein. Es hat nicht immer was damit zu tun, ob der andere „sich für etwas besseres hält“ o.ä.

Was sind denn Streitauslöser bei euch? Wie reagierst du im Streit? Wie sieht eine Versöhnung bei euch aus und wer macht hier meist den ersten Schritt?

5

Dein Mann kann keinen Fehler einsehen, nicht klein beigeben und schiebt dir immer den schwarzen Peter zu. Ich ganz persönlich reagiere auf so ein Verhalten äußerst allergisch. Das würde ich mir nicht sagen lassen, ich habe das und das gemacht und deswegen kann er gar nicht anders als dich als blöde Kuh zu betiteln.
Von meiner Mutter kenne ich ähnliche Verhaltensweisen. Sie ist immer Opfer in jeder Situation bei allem. Schon als Kind sagte sie so einen Mist zu mir wie „wegen dir habe ich jetzt das Glas fallen lassen“. Nein, völliger Blödsinn! Sie hat das Glas fallen lassen, weil sie es nicht richtig festgehalten hat. Er hat dich als blöde Kuh bezeichnet, weil er sich nicht im Griff hat und aus der Haut gefahren ist. Verstehe mich nicht falsch. Das kann mal sein. Aber man muss sich danach vertragen und solch ein Verhalten als Fehler eingestehen können.

7

Idiotisch, zu behaupten, du seist an seiner Reaktion schuld. Man ist immer selbst dafür verantwortlich, wie man sich verhält. Gut, wenn es jetzt wirklich eine extreme Provokation wäre. Aber das ist es ja meist nicht.

8

Dein Mann fühlt sich dir nicht überlegen, er hat einfach keine Argumente. Das kommt bei mir rüber, wie ein Kind. Wenn dem nichts mehr einfällt, dann wirft es sich auf den Boden oder schreit Schimpfwörter. Ihm fällt nichts mehr ein. Er fühlt sich dir unterlegen hab ich das Gefühl

9

Ich denke, Du bist auf einem guten Weg:
Gefühle immer wertschätzen, den Umfang damit kritisieren.

Wie bei kleinen Kinder: „Ich versteh total, dass Du gerade total sauer auf Deine Schwester bist. Aber egal wie sauer Du bist, es ist nicht okay, ihr ins Gesicht zu schlagen.“

Ich kann nur sagen, was ich in Deiner Situation machen würde. Ich würde ihm sagen, dass es mir leid tut, dass er sich angegriffen fühlt/ schlecht fühlt etc. mit ihm über die Gründe reden, wie es dazu kommt und ihm sagen, dass ich in Zukunft darauf achten werde.

Dann sage ich ihm, dass ich nicht toleriere, dass er mich anschreit oder beschimpft. Es ist mir egal, wie er das in Griff bekommt, daran soll er arbeiten und ich möchte nicht, dass es wieder vorkommt. Wenn es doch wieder vorkommt, gibts Kontra.