psychotherapie im alter

hallo,

ich bin 54 jahre alt und habe schon mehrere therapieversuche hinter mir. diagnose ist depressionen + blps. nun sagte eine gute freundin, dass therapien bei älteren menschen gar nicht mehr wirklich greifen sollen, ab 60 sei es zu spät... ich denke die übergänge sind gleitend.

welche erfahrungen oder wissen habt ihr darüber?

vg

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Ich persönlich denke, dass man niemals zu alt ist, neue Erfahrungen zu machen. Das menschliche Gehirn ist ein wunderbares Gerät, das nie auslernt.
Was ist denn deine Meinung dazu?

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Na da macht dir deine gute Freundin aber Hoffnungen. Klingt ja echt toll. Sehr aufbauend.

Ich sag dir jetzt mal was ich gerne von einer guten Freundin hören würde: ALTER ist nur eine Zahl!! Es ist für nichts zu spät, auch für psychologische Unterstützung nicht!! Das wirst du schon merken, ob es dir hilft oder nicht, kommt ja auch immer auf den/die Therapeuten an!

Eine Therapie ist nie eine schlechte Idee, und niemals verschwendete Zeit, alleine weil sie einem gute Denkanstöße geben können, damit man selbst weiterhin an den Problemen arbeitet!

Mach das!

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ab 60 sei es zu spät..

So ein Quatsch. Ich habe eine 65jährige Bekannte, die mit einigen Lebensproblemen nicht so recht fertig wurde und der ihre Therapeutin sehr wohl und sehr gut helfen konnte.
Habe selber auch eine gebraucht mit 61 Jahren, als ich wirklich am Boden war und eineinhalb Jahre nicht mehr alleine aus dem Loch kam, trotz Medikamenten.
Es gibt bei Psychotherapie grob zwei Ansätze
1. Langwierige Aufarbeitung von Kindheitsproblemen - das braucht man in meinem Alter kaum mehr in Angriff nehmen, die Erinnerung spielt einem sowieso viel zuviele Streiche. Deckel drauf und fertig.
2. Durch Gesprächstherapie lernen, wie man mit bestehenden Problemen, die man nicht ändern kann, umgehen kann. Das war bei mir sehr hilfreich und bei meiner Bekannten auch. Hier lernt man auch "Techniken" (mir fällt gerade keine andere Bezeichnung ein) mit neu kommenden Problemen umgehen zu lernen, ohne dass es einen gleich wieder runterzieht ohne Ende.
Wichtig ist ein guter Draht zum Therapeuten! Ich habe in meinem Fall auch gezielt nach einer(einem) älteren Therapeuten gesucht. Krass gesagt war mir klar, dass der/die mich besser versteht als eine junge Dame frisch vom Studium, ohne Kinder und ohne Lebenserfahrung. Bücher und Theorie sind nicht alles in diesem Fall, auch wenn es einige bestreiten würden.
Ich fand eine ganz tolle Therapeutin mit 50 Jahren und drei erwachsenen Kindern, die Chemie stimmte sofort.
Probier es aus, Du hast doch nichts zu verlieren sondern nur zu gewinnen.
LG Moni

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Das ist totaler Quatsch. Es gibt auch über 70 Jährige die erfolgreich Therapie gemacht haben. Alter ist egal.

Aber nicht alles ist heilbar, nicht bei jedem wirken die Medikamente und nicht immer hat man die richtige Diagnose.

Was denkst du den über eine weitere Therapie?

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Hm... wie kommt die denn darauf?

Überleg‘ mal: wenn du Glück/Pech hast, dann hast du mit 60 ja noch 30-40 Jahre Leben vor dir. Das ist eine ziemlich lange Zeit, um sich mit unlösbaren, psychischen Problemen rumzuschlagen. Das würde Mutter Natur dir nicht antun und hat dein Gehirn deshalb als dauerhaft lernfähig und veränderbar konzipiert.
Klar lernt das Gehirn nicht mehr so schnell und intuitiv wie bei Kindern, aber zu behaupten, es sei schon Hopfen und Malz verloren ist ganz schön traurig.

Ich wünsche dir viel Erfolg und Kraft auf deinem Weg!

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Meine Oma war mit 70 das letzte mal wegen ihrer Angststörung und Depression in stationärer Behandlung. Das war nach dem Tod meines Opas. Seitdem geht es ihr gut (fast 6 Jahre)...
Das es eine Grenze gibt, hab ich noch nie gehört und erschließt sich mir auch nicht.

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Es kommt nicht aufs Alter an, sondern darauf, ob man dazu bereit ist Neues zu lernen.

Manche brauchen 60 Jahre und Lebenserfahrung um bereit zu sein, Neues zu probieren.
Manche brauchen einen Schuss vor den Bug, um durch einen Aha-Effekt über eingefahrene Muster zu denken. Herzinfarkt, Schlaganfall, Todesfall in der Familie, Unfall, schwere Diagnose.

Manche haben dann erst Zeit und Nerven sich mit ihrem Leben auseinander zu setzen. Vorher zwischen Arbeit, toxischer Ehe, Kinder großziehen (gilt für Väter wie auch für Mütter), Eltern zu pflegen... immer Ablenkung ... und dann kommt der Moment ... zusammen brechen oder weiter machen.
Oder Eltern tot, toxische Beziehung wird begraben, aber selbst die Frage: wie geht es weiter? Wie, wenn man nicht ständig springen muss?

Wie gut Therapie wirkt, hängt nicht vom Alter ab.
Es sind verschiedene Faktoren. Eigene Situation, Lebenswille, was möchte man mit Therapie erreichen, kann man in sich gehen, passt die Chemie zum Therapeuten, kennt sich Therapeut mit dem Thema aus, ist die Therapieart die passende. Möchte man selbst die Therapie, ist man selbst bereit sein Leben zu überdenken und auch was zu ändern, möchte man Therapie nur um "therapiert zu werden" (passiv) ändern will man aber nichts?

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Ich halte die Aussage auch für Blödsinn.
Es gibt ja schließlich auch eine Altersdepression bei wesentlich älteren Menschen. Und die haben bei einer Therapie durchaus Erfolgschancen.

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Der Erfolg einer Therapie hängt nicht vom Alter ab, sondern inwieweit man selbst bereit ist eine zu machen. Das heißt, nicht nach Rechtfertigung zu suchen, sondern sich komplett zu öffnen, die Anstöße anzunehmen und versuchen umzusetzen. Nicht nach Fehlern suchen, sich aber einzugestehen was falsch lief und weshalb es soweit gekommen ist.

Ich bin zwar etwas jünger als du und habe keine Depressionen, aber einen stillen burn out. Ich bin seit knapp 3 Monaten bei einer Heilpraktikerin in Therapie und es geht mir fast schon wieder prima. Sie hat mir sehr sehr geholfen aus meinem Loch zu finden. Ich habe mich bewusst für sie entschieden, weil ich keine Medikamente nehmen will, sondern aus eigener Kraft wieder zu mir zu finden.

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>>> Ich habe mich bewusst für sie entschieden, weil ich keine Medikamente nehmen will,<<<

#kratz

Bei einem "richtigen" Psychotherapeuten bekommst du auch keine Medikamente und überhaupt kann dich in keiner Lebenslage jemand zwingen, Medikamente zu nehmen.

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Hab da andere Erfahrung gemacht. Und natürlich kann mich keiner zwingen, aber auf so einer Basis hat die Therapie in meinen Augen auch keinen Sinn. Man muss sich ja auch wohl fühlen und vertrauen zu der Person gegenüber haben.

Und ich habe ja auch nicht gesagt, dass andere Wege falsch sind, nur denkt man ja über heilpraktiker meistens ein bisschen anders und schließt sie von vornherein aus.

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