Mann macht bei Gesprächen dicht

Liebe Foris,

mein Mann war schon immer eher der verschlossene Typ. Wir (beide um die 40) sind seit etwas mehr als 10 Jahren zusammen.

Im Laufe der Jahre wurde es immer schlimmer mit der Kommunikation. Sobald ich ein Problem anspreche oder um ein Gespräch bitte, macht er dicht. Dabei ist es egal, um was für ein Thema es sich handelt (z.B. ich wünsche mir mehr Paarzeit, ich mache mir Sorgen um seine Gesundheit, ich möchte besprechen wie wir irgendetwas handhaben wollen).

Er lässt mich dann wirklich wochenlang hängen. Ich spreche dann regelmäßig (ca. 1x pro Woche) an, dass das Thema noch im Raum steht. Nach drei bis vier Wochen geht es mir dann so schlecht, dass ich ausflippe, ihn anschreibe und so lange auf ihn einrede, bis er gezwungenermaßen etwas zu dem Thema sagt. (Ich bin nicht stolz drauf, weiß mir aber nicht anders zu helfen.) Richtig produktiv sind diese Gespräche natürlich auch nicht.

Sobald ein neues Thema ansteht, geht das ganze von vorne los. :-(

Ich habe ihm vorgeschlagen, dass er Ort und Zeit für das Gespräch bestimmt. Oder dass er mir seine Antwort/Meinung aufschreiben kann.

Möchte er alles nicht. Er ist einfach unheimlich schnell (emotional) überfordert.

Seit wir vor einem halben Jahr Eltern geworden sind muss natürlich auch viel mehr besprochen werden.

Ich habe ihn nun gebeten, sich Hilfe zu holen, da meine Vorschläge alle nicht akzeptiert werden und er selbst keine macht.

Auch das möchte er nicht. Nicht professionell, nicht bei Freunden/Familie und nicht anonym.

Langsam sehe ich nur noch die Trennung. Und das wegen so einer "Banalität". #schock


Vielleicht haben ihr einen Rat für mich oder für ihn.


Traurige Grüße.

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Hallo,

dafür gibt es auch einen Namen - "Stonewalling". Einfach die Verweigerung auf Gespräche einzugehen. Mir ging es genauso...ich trennte mich dann, weil ich mein Leben nicht mit Monologen verbringen will, sondern auch mit einem Partner, der mit mir spricht.

LG, Anna

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Auf den Begriff bin ich auch schon gestoßen und habe meinem Mann auch Artikel dazu gezeigt. Ne (sichtbare) Reaktion oder die Einsicht, dass er Stonewalling "betreibt" gab es auch nicht.

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Du hast ja wirklich schon wahnsinnig viel probiert, leider möchte er wohl nicht daran arbeiten...

Mir fällt tatsächlich sonst auch nichts ein. Was ist, wenn du ein Thema in schriftlicher Form anbringst? Vielleicht kann er damit leichter, weil er nicht „sofort“ handeln muss? Ist aber definitiv keine Dauerlösung!

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Auch schon versucht, bringt leider auch nicht wirklich was. Dann erinnere ich 1x wöchentlich an die Mail.

Wobei man sagen muss, manchmal machen wir einen Schritt vorwärts. Dann aber wieder zwei zurück. :-(

Ich leide sehr darunter.

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Wir hatten vor ein paar Jahren das gleiche Problem. Ich konnte meinem Mann aber in vielen langwierigen Gesprächen, Wutanfällen und Ausflippern irgendwann klar machen, dass es für mich und unsere Beziehung unverzichtbar ist, sich regelmäßig abzusprechen.

Irgendwann konnte er sich darauf einlassen, sodass ich eine regelmäßige "Sprechzeit" eingeführt habe: immer sonntags nach dem Frühstück darf ich loslegen und mittlerweile beteiligt er sich richtig gut daran. Durch die Regelmäßigkeit stauen sich gar nicht so viele Themen an, sodass ich ihn dann auch nicht völlig überfahre.

Vielleicht kannst du ihm klar machen, dass es so nicht weitergehen kann (schon allein wegen des Kindes) und dass du es schrecklich fändest, dich wegen solchem Mist von ihm zu trennen.

Ich drück dir fest die Daumen! 🍀

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Gute Idee mit der Sprechzeit.

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Toll, dass es bei euch funktioniert hat.

Hat dein Mann gesagt, was bei ihm der entschiedene Punkt war? Oder was ihm geholfen hat?

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Ich muss mal fragen, was sind denn das für Themen? Es gibt bei mir und meinem Mann auch so Dauerthemen die ich gefühlt 100mal ansprechen muss bis was passiert. Wenn ich Unterlagen von ihm brauche oder wir gerade aktuell einen Schlüssel nach machen müssen. Ich muss ihn auch an Terminüberweisungen erinnern (jeden Monat aufs neue)... Paarzeit ja das ist ein Thema welches ich oft einfordern muss.
Es klingt ein bisschen pathologisch. War er schon immer so? Asberger? Autismus Spektrum Störung?

Das er sich nicht helfen lassen will klingt allerdings nach echter Faulheit und Konfliktvermeidung. Wir zuverlässig hält er sich an Termine und bereits gesetzten Absprachen?

Ich würde ihm in letzter Konsequenz tatsächlich ein Ultimatum stellen. So geht es ja nun auch nicht...

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Alles Mögliche...

- Dinge, die im Haus repariert werden müssen
- was wir für das Baby besorgen müssen und wonach wir das entscheiden
- zeitlich brenzlige Dinge, z.B. Kita-Anmeldung
- dass er bei Problemen (Ausschlag) nicht zum Arzt geht

An Asperger, ADS oder irgendwas in der Art habe ich auch schon gedacht. Will er aber nicht hören oder abklären lassen.

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Ich habe auch einen passiv-aggressiven Mann, der seine Kommunikationsfähigkeit in den letzten 20 Jahren leider nicht weiterentwickelt hat.
Ich starte jetzt noch einen letzten Versuch in Richtung Paartherapie.
Wenn kein Wunder passiert, werde ich mich wohl oder übel trennen. Ich habe als Frau Ende 40 weder Lust noch Nerven für einen Partner, der schweigt und mauert, wenn es Dinge zu bereden gäbe. Dieses Verhalten hat für mich nichts mit einer liebevollen Partnerschaft auf Augenhöhe zu tun.

Grüße

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"Dieses Verhalten hat für mich nichts mit einer liebevollen Partnerschaft auf Augenhöhe zu tun."

Das sehe ich genauso. :-(

Wie hast du ihn zur Paartherapie "überredet"?

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Ich habe ihn noch gar nicht überredet.
Ich starte einen Versuch, ihn zu überzeugen, aber wie ich ihn kenne...schauen wir Mal.

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Also ein Ex war auch nicht besonders entscheidungsfreudig, wenn ich da wartete, bis er was macht oder entscheidet, wäre nie was passiert. Ich habe mir irgendwann dann angewöhnt, ihm zu sagen, was ich mir vorstelle und wenn er dazu keine Meinung äußerte oder äußern wollte, habe ich gesagt, wenn du nichts dazu sagst, dann machen wir das jetzt so und so, und dann wurde das so gemacht, wie ich das wollte. Hat er nachträglich gemeckert, dann war es eben zu spät, Pech gehabt, er hatte ja vorher die Möglichkeit eines Vetos nicht ergriffen. So lernte er auch dann, wenn ich nichts sage, macht sie was sie will, das brachte ihn dann in entscheidenden Fällen, wo es ihm dann doch nicht egal war, auch zum reden.

Was heißt denn, du machst dir Sorgen um seine Gesundheit als Beispiel, was willst du denn da mit ihm bereden? Oder wegen mehr Paarzeit? Kann es sein, dass es dabei eher um Themen geht, wo er sich ändern / einschränken soll bei Dingen, die ihm wichtig sind, und dass er darauf einfach keinen Bock hat und deshalb dem aus dem Weg geht?

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Bei den Sorgen um die Gesundheit ging's um einen wiederkehrenden Ausschlag, der ihm zeitweilig sehr zu schaffen macht. Zum Arzt will er aber nicht, weil's ja "eh nichts bringt".

Oft geht es um Grundsatzentscheidungen z.B. zur Erziehung. Also sowas wie "machen wir A oder B". Das möchte ich besprechen und gemeinschaftlich entscheiden. Wir sind ja beide die Eltern.

Paarzeit war jetzt eher ein fiktives Beispiel.

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War er denn immer schon so? Wie ist es zu Entscheidungen gekommen wie zusammenziehen, heiraten, Kinder kriegen?

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Dein Mann ist einfach kein Macher. Brauchst du seine Meinung oder ist er mit deinen Entscheidungen zufrieden? Mein Vater ist auch so, er ist einfach der passive Teil der Ehe und froh, dass meine Mutter sich kümmert. Wenn du damit leben kannst, frag ihn nicht mehr. Stell ihn vor vollendete Tatsachen: nächsten Freitag gehen wir essen, am Montag hast du Arzttermin wegen dies und das, ich habe ein neues Sofa bestellt. So oder ähnlich. Wenn er sich übergangen fühlt, sein Pech. Vielleicht wird er dann aktiver

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Das ist nur leider so gar nicht, wie ich mir eine gleichberechtigte Partnerschaft vorstelle.

Ich brauche keinen Haussklaven. :-(

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Ist hier genauso. Ich habe dann wirklich ne Wohnung gesucht und angefangen, Sachen zu packen, willig mit dem Sohn auszuziehen, da ich dann lieber wirklich alleine anstatt gemeinsam einsam bin.
Die Wohnung war also fest zugesagt, die ersten Kisten gepackt. Da kam der Vorschlag meines Mannes, man könne ja zwei Mal die Woche zu festen Terminen reden und schauen, ob man wieder zusammenfände. Bis dahin dürften wir uns als emotional getrennt bezeichnen und jeder für sich schauen, ob und wie er auch ohne Partner wieder glücklich wird.
Letzteres ist für mich eine echte Aufgabe. Ich habe mich durch sein jahrelanges Mauern in unguter Weise auf die unglückliche Beziehung konzentriert und bei meinen gesamten Versuchen, ihn zum Reden zu bringen und mich wann immer wieder zu ärgern, dass es nicht klappt, das ich ganz verlernt habe, zu leben und glücklich zu sein.
Dadurch sind wir in einen blöden Kreislauf gekommen: je unglücklicher ich war, desto mehr fühlte sich mein Mann unter Druck...... ganz blöd.

Keine Ahnung, ob wir das durchbrechen können. Versuch macht klug. Und selbst wieder glücklich unabhängig vom Verhalten des Partners zu werden, ist ja so doof nicht, auch nicht im Hinblick auf ein immer noch wahrscheinliches Singleleben.

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Also, vielleicht bin ich ja auch verkorkst, aber sobald jemand "zum Gespräch" bittet, dann gehe ich auf Abwehr. Selbst bei belanglosen/positiven Sachen warte ich immer noch auf das dicke Ende und entspanne erst, wenn ich den "Gesprächskreis" verlassen kann. Und so komme ich dann natürlich nicht auf vernünftige Lösungen.

Ich fand es schon immer suspekt, das ein Partner bei Dingen, die man auch kurz im "vorbeigehen" klären kann, ein großes Gespräch braucht und nach gemeinsamen Lösungen suchen muß. Ich kam mir dann immer vor, als wenn ich gleich einen Knebelvertrag unterschreiben soll. Oder habe mich gefragt, ob der gegenüber keine Entscheidungen treffen kann.
Mein Mann tickt wie ich, die heftigsten Entscheidungen treffen wir in 3 Minuten, über Dinge für die es aktuell eh keine Lösung gibt, da braucht man nicht stundenlang drüber sprechen. Ich weiß noch der Kinderwunsch, ich mit Kaffee im Türrahmen und er putzt sich die Zähne. Ich habe nur gefragt ob er sich das vorstellen kann und bin wieder auf den Balkon. Er im Bad fertig, kommt nach und sagt: "Warum nicht, laß es uns probieren." Alle anderen Details wurden in der Zeit danach geklärt, immer wenn einem was einfiel so zwischendurch angesprochen, als uns nichts mehr einfiel habe ich die Verhütung abgesetzt. Ich erinnere mich nur an ein Gespräch am Tisch, als meinem Mann gekündigt wurde, da haben wir kurz die Finanzen überflogen.

Weiter im Verlauf zählst du ein paar Dinge auf, um die es bei euch ging. Nicht ein Thema davon wäre bei uns länger als 2 Minuten "beredenswert":

- Dinge, die im Haus repariert werden müssen --- Ja, teilt man mit und fertig. Details folgen, wenn es gemacht wird oder bestellt werden muß.
- was wir für das Baby besorgen müssen und wonach wir das entscheiden ---- Muß man da wirklich tiefgreifende Gespräche drüber führen? Ich kenne keinen Mann, den das wirklich interessiert. Wickeltisch! Passt der ins Auto, hast du Samstag was vor?
- zeitlich brenzlige Dinge, z.B. Kita-Anmeldung ----- Wann das Kind in die Kita soll, das steht ja fest, Anmeldung füllt einer aus, der andere unterschreibt. Frist ist bekannt. Einzig die Frage wer sich darum kümmert sollte geklärt werden. Alles andere kommt, wenn es was zu bereden gibt.
- dass er bei Problemen (Ausschlag) nicht zum Arzt geht ----- Sein Problem, nicht meine Baustelle. Ich bin nicht seine Mutter.


Aus meiner Sicht klingst du anstrengend, ob es so ist, das weiß ich nicht. Wir beide hätten es aber bestimmt nicht bis zum Kind geschafft. Ich denke schon, das man gleich ticken sollte. Ehrlich gesagt, warum soll dein Mann sich ändern? Therapie? Wozu? Warum nicht du, einfach mal lernen nicht so einen Bohei daraus zu machen. Ich meine, du hattest doch 10 Jahre Zeit dir darüber klar zuw erden, ob das so mit euch hinhaut. Bist du nie auf die Idee gekommen, das auch du ein Problem haben könntest?

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Ich bzw. glücklicherweise wir beide sind da ähnlich gestrickt wie wir.
Würde mein Mann mich ansprechen und einen Gesprächstermin vereinbaren wollen, würde ich davon ausgehen, dass er sich trennen will oder es um Testament/Patientenverfügung o. ä. geht, aber selbst dafür würden wir keinen Termin vereinbaren, wenn ich jetzt weiter nachdenke.

Wir treffen uns ohnehin meist mehrmals täglich im gemeinsamen Haus, oft am gemeinsamen Tisch oder im gemeinsamen Bett, da kann man doch spontan einfach mal darüber sprechen, dass die Kitaanmeldung erledigt werden muss, ein Ölwechsel am Auto oder eine Anschaffung...

LG

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Hehe, ja es war wirklich eine Wohltat, festzustellen das mein Mann da ähnlich wie ich drauf war. Es war so entspannend, nach all den krampfigen Gesprächen in den vorherigen Beziehungen.
Meinem Mann ging es genauso, nach den ersten Problemen sagte er damals nur "Dich heirate ich, mit dir kann man alt werden.".

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