Partner mit Depressionen

Hallo,

vielleicht hat jemand Erfahrung in dem Bereich? Oder vielleicht liest das hier sogar jemand der selber Depressionen hat / hatte.

Mein Partner und ich kennen uns jetzt ziemlich genau ein Jahr, seit ca. einem Dreivierteljahr sind wir zusammen. Durch die Umstände des Kennenlernens war es bisher immer wieder ein on/off Ding. Auch wohl wegen der Depressionen, die sich seit einiger Zeit verschlimmert haben.
Er hatte mir erzählt, dass er schon einmal Depressionen hatte und in Behandlung war und das nicht wieder möchte. Ich habe Anfangs (als ich es noch nicht wusste) sicher nicht immer klug reagiert, weil ich dachte es liegt an mir wie er sich verhält, er meint es nicht ernst oder oder oder.

Momentan ist es wie gesagt sehr schwierig. Im Sommer haben wir viel unternommen, Herbst / Winter war auch noch alles okay. Wir haben abends zusammen stundenlang Filme geschaut und gekuschelt.
Seit Januar ist er Zuhause wegen Rückenproblemen / Stress auf der Arbeit und seitdem geht es bergab.
Sexuell ist immernoch alles gut, allerdings schläft er wenn er allein ist den ganzen Tag und mittlerweile auch die ganze Nacht und ist oft zickig und abweisend per Whatsapp, vor allem wenn ich (in seinen Augen) nicht wie gedacht reagiere.
Mittlerweile läuft es so ab: er kommt (sagen wir gegen 15 Uhr) zu mir, wir kuscheln usw, kochen eventuell zusammen und spätestens gegen 18 Uhr wird er müde und schläft auf dem Sofa ein und wacht auch nicht mehr richtig auf bis zum nächsten Morgen. Wenn er früher vorbei kommt schläft er meist auch nochmal am Nachmittag. Ist er bei sich schläft er wirklich den ganzen Tag und schottet sich komplett ab.

Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich hab ihm gesagt ich mache mir Sorgen. Er sagt das brauche ich nicht.
Er meinte schon ein paar Mal wir könnten über seine Depression sprechen, allerdings ist es bisher nicht dazu gekommen (da wir uns wegen Kind usw. nur 1-2x die Woche sehen und dann die Zeit genießen die er wach ist).

Lange Rede kurzer Sinn: wer hat Erfahrungen? Wie verhalte ich mich bestmöglich? Leider bin ich auch ein Mensch der schnell gekränkt ist, mache mir aber jetzt immer wieder klar, dass seine Reaktionen Nichts mit mir zu tun haben.
Ich habe lange überlegt ob ich das wirklich mitmachen soll, ob es nicht klüger wäre zu gehen, aber ich liebe ihn und ich kann es nicht abstellen.

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Guten Abend,

Erst einmal ganz grundlegend: Wie sehr stört dich persönlich das denn alles?? Fühlst du dich oder besser gesagt eure Beziehung sehr stark durch seine Verhaltensmuster eingeschränkt?
Wenn nicht oder nicht so extrem, ist ja eigentlich alles soweit in Ordnung und ich würde mir erst einmal keine größeren Sorgen in die Richtung mehr machen.

Falls es dich sehr stört, dann solltest du zu gegebener Zeit versuchen, noch einmal ausführlich mit deinem Partner über die Punkte zu reden, die du inakzeptabel findest und dann solltet ihr gemeinsam versuchen, an ebenjenen zu arbeiten bzw. nach Lösungsmöglichkeiten für diese Baustellen zu suchen.

Aber ganz wichtig: Übe dich erst einmal in Geduld und gib deinem Partner Zeit, evtl. selbständig seine "schlechten Phasen" zu meistern. Wenn er es dann auf lange Sicht nicht alleine hinbekommen sollte, dann solltest du (wie oben erwähnt) nochmals das Gespräch mit ihm suchen und ihm deine Hilfe anbieten.

Lass mich dir noch sagen, dass Depressionen wirklich nichts sind, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte! Das ist das, was ich von betroffenen Fällen in meinem eigenen Umkreis wahrgenommen habe. Bei Menschen, die so etwas nicht kennen, mag es evtl. zuweilen für Irritation sorgen ("kann doch so schlimm nicht sein"; der/die soll mal versuchen, sich einfach zusammenzureißen"), aber glaube mir: für Bestroffene ist das harter Tobak und eine ganz schwierig zu überwindende Hürde. Wenn man einmal im Kreise einer so schwerwiegenden psychischen Störung gefangen war, ist das ganz schwer da auf Dauer mit abzuschließen bzw. dem endgültig zu entkommen. Und deswegen musst du versuchen, Verständnis für deinen Partner aufzubringen und dich insgesamt in Geduld zu üben!

Aber bitte sei jetzt nicht zu voreilig und schmeiße eure Beziehung einfach hin. Tue deinem Partner das nicht an! Denn damit würdest du ihm und seinen psychischen Problemen keinen Gefallen tun.

Alles Gute euch Beiden! Ich hoffe für euch, dass es euch/deinem Partner irgendwann wieder besser geht.:-)

Liebe Grüße,
Joy

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Hallo und danke.

Mich stört es schon sehr, jetzt weiß ich ja aber warum er so ist und versuche mich dran zu gewöhnen. Ich bin ein Mensch der eigentlich viel Kontakt zum Partner möchte und wenn er nicht grad hier ist, dann besteht oft kaum bis garkein Kontakt, da Handy immer auf lautlos und am schlafen.

Momentan ist er auf Kur wegen Rückenproblemen, ich hoffe die tut ihm gut. Zumindest hat er wieder Programm von morgens bis späten Nachmittag. Danach schläft er dann bis zum nächsten Morgen.

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Hi,
du schreibst, dass ihr euch wegen Kind selten sehen könnt. Du hast einen Partner an deiner Seite, der nicht bereit ist, sich in Behandlung zu begeben. Wenn ihr euch so wenig seht, die Zweisamkeit zusammen genießen könnt, nicht mehr Verbindlichkeit gewünscht ist, dann ist ja alles schick so wie es ist. Sollte eure Beziehung aber weitere Stufen erklimmen, ist er mit seiner Einstellung aber reichlich deplatziert in einer Beziehung mit Kind. Er wird dich über kurz oder lang wahrscheinlich viel Energie kosten, diese sollte aber für dein Kind da sein, ein Mann sollte eine Bereicherung und keine Belastung sein. Das kann man tun, wenn man ungebunden ist, aber nicht, wenn ein Kind involviert ist. Das hat oberste Priorität.
Sollte es sein Kind sein, finde ich seine Einstellung, sich nicht behandeln lassen zu wollen, noch fragwürdiger.

Vlg tina

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Nunja, momentan lässt er sich nicht behandeln. Er war ja bereits vor Jahren einmal in Behandlung deswegen. Ich denke schon, dass er wieder gehen wird.

Wir sehen uns 1-2x die Woche, wenn meine Tochter beim Vater ist, da ich sie ihm noch nicht vorgestellt habe. Er hat auch selber eine Tochter (18).

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P.S.: Ich habe grad nochmal nachgelesen. Mein Text liest sich etwas zweideutig. Er war damals in Behandlung wegen schwerer Depression und möchte nicht wieder so schwer in die Depression rutschen! Nicht keine Behandlung haben! Sorry

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Hallo!

Es klingt nach einer deutlich schwärzeren Phase, die ersten Verliebtheitsgefühle und das schöne Wetter haben ihm durch den Sommer geholfen, und jetzt ist er auch noch dauerhaft krank, hat noch weniger Struktur, noch weniger Kontakte, das macht es noch schlimmer.

Eigentlich braucht er dringend ärztliche und therapeutische Hilfe, da kannst du als Freundin auch wenig helfen.

Mein Mann hatte jetzt ein Jahr wirklich massivste Probleme, seit einigen Monaten geht es deutlich bergauf mit guter medikamentöser Einstellung, wobei die Angst vor Corona und die Sorgen und alles natürlich nochmal ein Dämpfer ist.

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Nimmt er denn gerade Antideppressiva?
Ich habe auch schon öfter unter Depressionen gelitten. Bin dann genervt, alles ist zu viel, zu anstrengend, nichts macht Spaß....
Wenn ich Antidepressiva nehme habe ich mehr Motivation, habe zumindest in der Theorie ein paar Vorsätze, fühle mich besser aber leider leider bin ich dann soooo müde dass ich ca. 13-15Stunden Schlaf am Tag brauche.
Das kann man sich nicht vorstellen wie müde einen Antidepressiva machen können! Ich habe noch nie solche Schwierigkeiten gehabt wach zu bleiben oder aufzuwachen wie mit den AD. Bei mir wirkt es wie eine Droge, ich bin dann süchtig nach schlafen....
Rede mal mit ihm, wie es ihm geht.
Ich hab auch die Wahl: Happy, aber ich verschlafe mein halbes Leben und kriege nix auf die Reihe (Haushalt) oder ich fühl mich oft schlecht und verzweifelt aber hab noch was von meinem Leben:-(.

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Also ich sehe hier auch langfristig Probleme auf euch zukommen. Denn Fakt ist wenn er soviel schläft und trotzdem oft grantig ist dann passt definitiv was nicht. Und es deutet wohl schon sehr stark darauf hin das er wieder mit Depressionen zu kämpfen hat. Die Frage ist nur, wenn er nicht wieder in Therapie will, wie man euch oder ihm dann helfen kann. Denn vom Gefühl her würde ich sagen ohne Hilfe von außen wird es nichts oder schwierig. Und dann kann man wohl nichts machen. Drängen hilft vermutlich auch nicht, aber aussitzen und warten ist auch kein Weg der dich auf Dauer glücklich macht oder ihn weiterbringt.

Hat er denn selbst mal gesagt wie er sich das Ganze dauerhaft vorstellt? Ist ihm überhaupt wirklich bewußt das ein Problem da ist oder auf ihn zukommt das von alleine nicht besser wird?

Oft ist es einem zwar klar aber man läuft davor davon.

Ela

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Leider kannst du da wenig machen.
Er hat seine komplette tagesstruktur verloren.
Er muss sich selbst aufraffen und sich Hilfe suchen, erst dann kann es wieder besser werden.
Du kannst im Moment nur für dich entscheiden, und ggf die Konsequenzen aus dem ganzen ziehen.

In dem du nach dem Gespräch gesucht hast und deine Sorgen mitgeteilt hast, hast du alles richtig gemacht und das war auch leider auch schon alles was du tun kannst.