Von der Seele schreiben

Ich kann es nicht mehr ertragen... die Verachtung, die Ablehnung, die verbalen Attacken meines Freundes. Meine persönliche Leidgrenze ist fast erreicht und ich möchte hier einfach einmal Dampf ablassen. Ich versuche mich kurz zu fassen (was mir sicher nicht gelingen wird. ;)):

Mein Freund und ich (beide 30) kennen uns knapp 3,5 Jahre, wir wohnen zusammen und haben zwei kleine Kinder.

Als wir uns kennenlernten ging alles recht flott. Es war „Liebe auf den ersten Blick“. Anfangs haben wir gerne zusammen gesessen, Bierchen getrunken und bis in die Nacht erzählt, tagsüber viel und gerne etwas unternommen,.. vor allem sexuell gesehen konnten wir nie genug voneinander kriegen und waren absolut verrückt nacheinander. Es war eine wunderschöne, fast himmlische, Zeit.

Schon nach einem knappen halben Jahr, das wir uns kannten, zeigte ein Schwangerschaftstest zwei rote Linien an. Auch das war eine zauberhafte Zeit. Wir haben uns beide wahnsinnig gefreut! Wir sind zusammen gezogen und alles lief harmonisch. Unser erstes Kid kam auf die Welt und mit ihm zog selbstverständlich und wortwörtlich ein anderes Leben ein. Es war sehr anstrengend, aber wir meisterten es als Team - mit Bravour. Unsere Hebamme bewunderte uns dafür. Es war wirklich nicht einfach. Es war ganz und gar nicht einfach. Wir waren uns aber einig (wie so oft damals), dass ein Geschwisterchen nicht fehlen darf und prompt war ich wieder schwanger (die Kinder haben einen geringen Altersunterschied von nur 16 Monaten).

Kind 2 wurde geboren und wir hätten glücklicher nicht sein können. Zwei gesunde Kinder. Wir vier. Eine Familie. Was ein Segen!

Doch bei all den Anstrengungen und Mühen, blieb unsere Paarbeziehung immer mehr auf der Strecke. Wir fingen an uns zu streiten. Immer häufiger und heftiger. Zeit für Zweisamkeit räumten und räumen wir uns nicht ein. Mein Freund hat auch wenig Interesse daran. Mittlerweile verbringen wir den Großteil des Tages zusammen, aber trotzdem getrennt, voneinander. (Falls das verständlich ist...)

Und hier beginnt das eigentlich Thema, was mir auf dem Herzen liegt:

Inzwischen ist es so schlimm, dass ich mich komplett ungeliebt, nicht begehrenswert und nutzlos fühle. Ich zweifele an meinen Fähigkeiten (als Frau, als Mutter, als Mensch)! Während unserer Streitereien übt mein Freund in ganz massivem Ausmaß verbale Gewalt aus, die ich kaum noch ertragen kann. Ich habe versucht wegzuhören, was natürlich nicht möglich ist. Er beleidigt(e) mich als kleine F***e, dreckige Hu*re, Miststück, fette Sau. Er sagt mir ich wäre das Letzte, so inkompetent und nutzlos. Nicht liebenswert. Für niemanden. Weder (jemals wieder) für andere Männer, aber auch für meine „Freunde“ nicht. Dass ich ohne ihn niemanden hätte und einsam und alleine, verbittert, sterben werde. Dass auch unsere Kinder sich von mir abwenden werden sobald sie erkennen, wer ich bin. Ein Monster. Dass er sich von mir trennen wird, hat er mir schon an die 10 Male an den Kopf geworfen.

Unsere Beziehung ist also geprägt von Streit und Machtspielen, die kein Ende mehr finden. Ich habe ihm eine Paartherapie vorgeschlagen, die er aber nicht für nötig hält, sondern diese Idee belächelte.

Wir tauschen keine Zärtlichkeiten mehr aus. Es ist schon seit längerer Zeit so, dass ich mehr oder weniger nach einem KüssCHEN (!!!) oder einer Umarmung betteln muss. Und dann ist es so, dass ich das Gefühl habe, er erfüllt mir diesen Wunsch nach Nähe nur sehr, sehr ungern. Gezwungenermaßen. Widerwillig. Er schnauft, rollt mit den Augen und bringt es schnell hinter sich. Im Sinne von „dann gibt die Alte vielleicht endlich Ruhe“. Absolut undenkbar, dass er mich einfach mal so an sich zieht und in den Arm nimmt. Mich festhält. Er ist kein Mensch größer Gefühle oder viel Nähe. Er hat das wohl nie gewollt (gelernt?!). Ich hingegen bin sehr nähebedürftig und es gehört für mich schlichtweg zu einer guten Beziehung dazu. Kuscheln, küssen, liebkosen. Und auch Sex. Welcher damals übermäßig fantastisch war. Doch ich kann ihn nicht mehr zulassen. Zu tief sind meine Wunden. Zu sehr hat sich das Gefühl nicht geliebt zu werden (für das was ich bin und wie ich heute aussehe) verankert.

Vor einiger Zeit habe ich meinen Freund noch „rangelassen“. Große Lust habe ich seitdem wir zu viert sind aber nicht mehr wirklich. Was mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an unserem Verhältnis zueinander liegt, was wir seit ein paar Monaten führen. Obwohl ich am Ende doch jedes Mal „auf meine Kosten komme“, macht es mir nicht sonderlich viel Spaß, wenn ich den Aspekt bedenke, dass es sich anfühlt als würde ich benutzt werden (das quält mich auf emotionaler Ebene schon sehr). Daher starte ich -entgegen dem „Tipp“ meiner Schwiegermama mich doch nochmal in Schale zu werfen- keine Versuche mehr ihn zu verführen. Ehrlich gesagt bin ich sogar ziemlich abgeneigt von der Vorstellung mit ihm zu schlafen.

Ich kann nur beten und hoffen, dass seine Wertschätzung mir gegenüber und ein respektvoller Umgang in der Beziehung irgendwann, irgendwie wieder einkehrt.

Geredet habe ich schon mehrfach mit ihm. Meine Gefühle benannt. Doch er kann sie (und mich in meiner Art mit Gefühlen umzugehen) nicht verstehen und leider hat er auch nicht die Gabe Empathie auszuüben. Er sagt, dass er es einfach nicht nachvollziehen kann, dass ich mich schlecht fühle.

Eine Trennung kommt für mich aus mehreren Gründen nicht infrage... da ist der finanzielle Aspekt (ich bin seit drei Jahren nicht mehr arbeiten und bleibe auch noch bis nächstes Jahr im Sommer in Elternzeit), die Angst alleine zu sein und insbesondere unsere Kinder.

Wie ich aber stattdessen mit der Situation fertig werde(n soll), weiß ich beim besten Willen nicht.

Zu alldem kommen tatsächlich nach und nach immer mehr Sachen ans Licht, bei denen wir deutliche Differenzen haben. Insbesondere (und das geht wohl vielen Eltern so) die verschiedenen Ansprüche und Ansichten in der Erziehung der Kinder.

Wo ich sage, ich streite nicht vor den Kindern, hört er nicht auf.. selbst dann nicht, wenn beide weinen. Dabei bin ich eigentlich die Impulsive, die ihre Gefühle schwer unter Kontrolle bringen kann. Ich bin diejenige, die eine Therapeutin besucht. Diejenige, die „gestört“ ist. (Auch damit droht er mir oft, wenn wir streiten... dass die Kinder nicht gut aufgehoben seien bei mir und er alles erdenkliche unternehmen würde, sie bei sich zu haben.)

All sowas.

Ihr merkt schon, mein Frust ist groß. Die Angst, was in der Zukunft passieren wird, ist aber größer. Meine (Selbst-)Zweifel enorm.

Ich danke fürs Lesen oder einfach nur posten dürfen und wünsche Euch lieben Menschen da draußen einen tollen Spätsommer!

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Tut mir leid aber ab der stelle mit den beleidigungen wäre für mich das fall voll. Du lebst in deutschland wo es für alleinstehende mütter jede menge hilfe und unterstützung gibt.
Er hat eine unterhaltspflicht und abgesehen davon ... "wegen den kindern kommt eine trennung nicht in frage" ... denkst du, euer gestreite wirkt sich positiver auf ihr seelenleben aus als eine trennung?

Ich kann verlust und existenzängste verstehen, aber es wird bei euch früher oder später zu einem riesen knall kommrn und dem solltest du vorher schon aus dem weg gehen. Stell dir vor euer streit eskaliert, das Jugendamt erfaehrt davon, sieht ne gefaehrdung des kindeswohl und nimmt dir die kinder weg.

Und alles nur weil du jetzt nicht die trennung willst.
So gut finanziell koennte es mir gar nicht gehen damit ich mir sowas gefallen lasse.

Also sorry du solltest dein selbstwertgefühl wieder ausgraben, deine Kinder nehmen und von diesem arsch verschwinden.

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Danke für deine Antwort. Mir war schon klar, dass ich mit solchen Antworten zu rechnen habe. Und als Außenstehender und manchmal auch ich selbst (auch in meiner Situation bin ich nicht ganz blind und naiv) würde ich das als einzige Option sehen. Das ist nun aber nur keine Sicht der die Dinge und ich vergesse bei alldem nicht, was er auch für ein guter Mensch sein kann. Er ist ein ganz herzzerreißender und starker Papa (außer in der geschrieben Situation - das war unter aller Sau - das ist mir klar)! Wir haben uns einmal sachlich -nach einem Streit- darüber unterhalten wie wir im Falle einer Trennung die Kinder „aufteilen“. 50/50. Das wäre aber nicht so leicht wie es sich aussprechen lässt. Für uns alle vier nicht! Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Zudem kann er auch sehr „nett“ zu mir sein - halt nicht liebevoll, worin ja das Problem in meinen Augen liegt.

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Na dann ist doch alles toll! Leb so weiter - aber hol deine Kinder der da raus!

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Sowas sagt dein Freund zu Dir? Das ist absolut nicht haltbar. Ich weiß nicht, ob du deinen Kindern so eine Beziehung vorleben willst. Sollen die denken, das sie etwas normal ist? Vergiss nicht, dein Alltag ist die Kindheit deiner Kinder.

Du hast scheinbar eine Arbeit, zu der du zurück könntest? Organisiere Kita und co und fang an zu arbeiten. Es wird dir guttun unter Leute zu kommen und dein Selbstbewusstsein wird steigen.

Dann leitest du die Trennung in die Wege. Kopiere Dir jetzt schon seine Gehaltsabrechnungen, damit das mit dem Unterhalt schnell geht. Alles Gute.

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Im Falle einer Trennung worden wir wohl 50/50 machen mit den Kindern. Dann würde mir, soweit ich weiß, kein unterhakt zustehen??!

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Das kann man so pauschal gar nicht sagen. Wenn er mehr als du verdient, bekommst du trotzdem
Unterhalt.

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Hallo Ver2felt,


du lebst in einer Gewaltbeziehung. Du hast ja erkannt das er psychische Gewalt ausübt.

So schön eure Beziehung am Anfang auch ja, je schlimmer ist sie jetzt geworden. Die ständigen Demütigungen und Erniedrigungen haben sich bei dir eingeprägt. Du zweifelst an die selbst.

Das Gefühl nicht geliebt zu werden (für das was ich bin und wie ich heute aussehe) hat sich verankert. Genau das ist es was erreichen möchte. Er macht dich Stück für Stück klein damit du keinen eigenen Willen mehr hast und dich ihm unterordnest.

Du lebst nicht mehr, sondern funktionierst nur noch. Wenn dieser Zustand noch länger anhält wird es einer Selbstaufgabe gleich kommen.

Du musst für dich entscheiden ob du so weiter leben kannst, oder die Initiative ergreifst für ein lebenswertes Leben. Ich kann auch verstehen das du Angst vor einer Trennung hast. Er wird dir bestimmt oft genug erzählt haben das du allein nicht klar kommst. Ich denke aber wenn du dich trennen möchtest und nicht auf ihn hörst,dann kannst du es gut schaffen allein mit den Kindern klar zu kommen. Ich kann mir auch nicht vorstellen das dauerhaft allein sein wirst. Er hat es dir zwar eingeredet, das heißt aber auch nicht das es stimmt. Versuch dein Selbstwertgefühl zu stärken, besinne dich auf deine Fähigkeiten und akzeptiere dich so wie du bist und nicht so wie er dich hinstellt.

Eure Kinder bekommen mit was zwischen euch läuft und sie werden durch diese Beziehung auch ihre Probleme bekommen. Für sie könnte es später ganz normal sein das Mama von Papa niedergemacht wird.


Freundliche Grüße

blaue-Rose

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Bitte, nimm deine Kinder und geh.
Dass dieser Mann dich seelisch ruiniert brauche ich nicht zu erwähnen, das ist auch dir wohl klar. Aber bitte, bitte denk an deine Kinder. Kennst du das Gefühl wenn sich die eigene Eltern streiten? Es ist wie ein Messer im Herzen und der ganze Körper schmerzt. Man hat Angst, Panik und will einfach nur, dass es aufhört. Willst du, deinen Kindern das antun? Du machst die Kinder kaputt wenn du mit denen nicht gehst.
Er kann auch ein guter Papa sein? Dann umso mehr Grund, dich zu trennen. Alleine ohne dich kann er von mir aus ein toller Papa sein aber zusammen klappt das einfach nicht, und du darfst nicht nur an dich denken. Mein Herz blutet für jedes Kind, das in so eine Familie aufwachsen muss.

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"Ich kann nur beten und hoffen, dass seine Wertschätzung mir gegenüber und ein respektvoller Umgang in der Beziehung irgendwann, irgendwie wieder einkehrt."

Es wird beim Beten und Hoffen bleiben - von selbst ändern wird sich gar nichts.

"Eine Trennung kommt für mich aus mehreren Gründen nicht infrage... "

Was soll man da dann noch sagen?

Gewöhn dich schon Mal daran, dass es für immer so bleiben wird. Ja, für immer!!! Lebenslänglich!



Oder du wachst vielleicht doch noch auf und TRENNST dich?

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"Eine Trennung kommt für mich aus mehreren Gründen nicht infrage... da ist der finanzielle Aspekt (ich bin seit drei Jahren nicht mehr arbeiten und bleibe auch noch bis nächstes Jahr im Sommer in Elternzeit), die Angst alleine zu sein und insbesondere unsere Kinder."

Deinen Kindern erweist du damit einen Bärendienst, das ist dir hoffentlich klar. Alleine wegen "(...) Wo ich sage, ich streite nicht vor den Kindern, hört er nicht auf.. selbst dann nicht, wenn beide weinen".


Dass es nicht sonderlich klug war, nach nicht mal einem halben Jahr (da befinden sich andere noch in der Kennenlernphase) schwanger zu werden und ein paar Monate nach der Geburt ein zweites Mal "nachzulegen", weißt du sicherlich selbst und ist ja auch nicht mehr zu ändern. Weiß deine Schwiegermutter von seinem Verhalten inklusive Beleidigungen? Falls ja, finde ich den Ratschlag, dich für ihn "zurechtzumachen", reichlich unangebracht.

Keine Ahnung, wozu man dir abgesehen von Trennung raten sollte. Man liest in derlei Threads aufs Einfachste heruntergebrochen fast immer Dasselbe - "Mein Freund/Mann ist verbal/emotional/physisch gewalttätig, aber er ist ja ansonsten sooooo ein toller Mensch/Vater". Wenn du nicht bereit bist, dich aus deiner Misere zu befreien, kann man dir nicht helfen. Ist halt immer sehr bedauerlich, wenn auch Kinder in solch einer Konstellation ausharren müssen.

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Du hast einfach noch nicht realisiert, dass er Dich nicht mehr liebt. Bzw. verdrängst Du es.
Ging mir auch so. Bis ich das wahrhaben konnte habe ich mir eine zeitliche Frist gesetzt, in der ich mit ihm an der Beziehung arbeiten wollte. Als die Frist abgelaufen war, wurden mir zwei Dinge klar: Er liebt mich wirklich nicht mehr und das wird sich auch nie wieder ändern. Danach war auch klar, was ich zu tun habe.

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Ich Frage mich, ob er einen Schlaganfall hatte und nun unter einer damit einhergehenden Wesensveränderung leidet... oder ob er einfach so zum a Loch mutiert ist.

Warum beleidigt er dich denn so?
Streit, Veränderung in der Beziehung, ist das eine, Psychoterror das andere.

Weg da!

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Und auch hier: wie kann man sich selber nichts wert sein?

Du musst da raus, dann gibt es eben finanzielle Engpässe. So bist du nicht glücklich - und deine Kinder automatisch auch nicht.

Wenn du nicht für dich gehen möchtest, geh für deine Kinder. Denen lebst du nämlich vor, dass deine Beziehung völlig normal ist...& sie leben später selber mal so. In deiner Rolle oder in der deines Mannes? Möchtest du das?

Geh zur Caritas, frag mal beim Amt nach was Dir zustehen würde, sprich mit einem Anwalt,... TU WAS! Für die Kinder!