MidlifeCrisis - gibt es noch Chancen?

Hallo,

mein Mann hat nach 16 Jahren Beziehung und 9 Jahren Ehe für mich aus heiterem Himmel die Trennung angekündigt. Ich hatte, bis vor 7 Wochen, nie das Gefühl, dass er sich in unserer Ehe oder in dieser Stadt unwohl fühlt. Im Gegenteil. Wir hatten nur kleine Konflikte, noch nie eine Krise, hatten immer viel Spaß miteinander. Gut, wir gingen in den letzten Jahren gar nicht mehr zusammen aus, aber er war eigentlich die größere Couchkartoffel. Das wollten wir eigentlich ändern, hatten wir gerade erst ernsthaft besprochen. Innerhalb 2-3 Wochen veränderte er sich nun und dann platze die Bombe, er hasst seine Arbeit, die Stadt und liebt mich nicht mehr genug für eine Beziehung.

Insgesamt zeigt er sehr viele Symptome und Umstände einer Midlife-Crisis (die jüngere Frau fehlt noch, denke ich) und ich habe keine Zweifel, dass die MC ihn voll erwischt hat. Wir werden uns trennen und er will in seine Heimat (850 km) ziehen, obwohl wir Kinder haben, eines davon 100% schwer behindert. Er war (und ist im Moment noch) ein toller Papa, ich finde das so unfassbar, dass er sie sozusagen auch verlässt.

Mein Umfeld ist ähnlich geschockt wie ich.

Meine Frage an euch jetzt: (am besten an die, mit Erfahrung) wie wahrscheinlich ist es, dass die vergangene Liebe auch "nur" ein Symptom der MC ist und vielleicht zurückkehrt, wenn er durch die Krise durch ist?

Und wie wahrscheinlich ist es, dass er wieder hier in die Nähe seiner Kinder zurückkehrt?

Ich werde seine Gefühle und seine Entscheidung akzeptieren, auch wenn ich mich gerade im freien Fall befinde.

Aber irgendwie möchte ich noch nicht ganz aufgeben.

LG F. F.

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Hallo,
es tut mir sehr leid, was Du da gerade durchmachst.
Ich kann nicht sagen, ob das eine Midlife-Crisis ist, ob er sich besinnt und ob Ihr dann noch eine Chance habt.

Aber ich kann sagen, dass ich sein Verhalten total unmöglich finde.
Seinen Partner zu verlassen ist die eine Sache, aber seine Zelte komplett abzubrechen, seine Kinder zurückzulassen und die ganze Verantwortung einfach auf den Ex abwälzen, von dem man dann womöglich auch noch Geld bekommen will, ist doch wirklich das Letzte.
Zu dem Thema würde ich übrigens schnellstens eine Rechtsberatung aufsuchen.

Sollte es eine Midlife-Crisis sein, gehört es natürlich auch dazu, dass Gefühle überlagert werden, oder sie nicht mehr den Stellenwert einnehmen, den man sich für eine Beziehung vorstellt. Ob sie noch da sind und ob er sie wieder ausgraben kann und möchte, weiß vermutlich noch nichtmal er selbst. Momentan sieht er nur die Trennung als Lösung.
Meiner Erfahrung nach, steckt hinter so einem Aufbruch oft eine neue Liebe, deshalb ist meine persönliche Vermutung eine Frau.
Bist Du sicher, dass er nicht über Facebook o.ä. vielleicht eine alte Jugendliebe getroffen hat, was ihn dazu bringt in seine Heimat zurückzugehen?
Was soll es sonst sein? Ein neuer toller Job ist es nicht und seine Arbeit wird er auch da hassen, denn die ändert sich ja nicht, wenn er sich nur versetzen lässt.
Welche Anziehungskraft kann sonst so groß sein, dass man bereit ist, seine Kinder zurückzulassen?

Ich kenne das sehr wohl, dieses Gedankenkarussell, das Durchspielen aller Möglichkeiten im Kopf, die Hoffnung, aber die einzig mögliche „Strategie“ ist,
sich zu entfernen. Bleib bei Dir, gib ihm kein Ohr für seine Befindlichkeiten, zeig ihm nicht, was gerade in Dir vorgeht, brich den Kontakt, soweit es mit Kindern und mit der Wohnsituation möglich ist, ab. Verabrede Dich, treibe Sport, suche Dir Ablenkung.
Sag ihm klipp und klar, dass er sich für die Trennung entschieden hat und Du an seinem neuen Leben keinen Anteil nehmen möchtest und er Dich mit Geschichten darüber verschonen soll. Sag ihm, er soll sich eine Wohnung suchen und lass Dich auf keine Diskussion so nach dem Motto „dauert ja nicht mehr lang und dann ziehe ich ohnehin aus“ ein. Nimm Haltung an, bestaune nicht verwundert sein Vorgehen. Agiere und warte nicht, bis er Dir Entscheidungen mitteilt. Nimm ihm das Heft aus der Hand und zeige ihm die Konsequenz seiner Entscheidung. Er hat entscheiden nicht länger Teil Eures Lebens sein zu wollen, dann sei es so.

Natürlich kann es sein, dass er sich besinnt, dass die Entfernung wieder ein Wunsch nach Nähe aufkommen lässt, aber das darf für dich nicht das wichtigste sein.
Du bist wichtig. Komme erstmal selbst wieder auf die Beine, erhole Dich von diesem Schlag und überlege genau, was das mit Dir gemacht hat und ob es Dein Ziel sein sollte, jemanden zurückzuwollen, der bereit war, diesen Schlag zu versetzen.
Das ist ein langer Weg und es ist nicht einfach, aber vielleicht kommt am Ende dabei raus, das die Trennung das beste war, was Dir passieren konnte.

Ich wünsche Dir alles Gute!

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Ich bin mir aufgrund verschiedener Umstände sehr sicher, dass er eine Midlife-Crisis hat, möchte aber nicht ins Detail gehen, um nicht zu viel im Netz preis zu geben.

Ich dachte auch zuerst, da muss eine andere Frau dahinterstecken. Allerdings würde er dann nicht knapp 3 Wochen lang zuhause herumliegen. Er hat(te) jetzt 3 Wochen Urlaub und war lediglich 3 Tage in seiner Heimat. Den Rest hier, während ich im Urlaub war. Morgen fährt er nochmal für 3 Tage zu einer Familienfeier, dann muss er wieder hier arbeiten. Am Montag hat er dort eine Wohnungsbesichtigung.

Ich finde es auch seltsam, dass er unbedingt dort leben möchte, so sehr sogar,, dass er seine Kinder verlässt, aber seinen Urlaub nicht maximal dort verbringt.

Vielleicht hatte er sich ja tatsächlich verliebt, aber ich sehe nicht, dass er sich mit einer trifft.

Mich klar abzugrenzen gelingt mir bisher noch nicht, Wir tragen auch beide noch den Ehering. Ich kann es vermutlich noch nicht richtig wahrhaben.

Und ja, du hast recht, ich weiß gar nicht ob es überhaupt ein Zurück gibt, also sicher will ich im Moment nichts anderes, als dass er sich besinnt. Aber ob ich in der Zukunft damit klarkäme mit jemandem zusammenzusein, der mir sowas "angetan" hat?

Ich danke dir von Herzen für deine Worte (wie allen anderen auch, die sich hier die Mühe machen mir zu helfen).

LG F. F.

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Ich will Deine "Diagnose" auch garnicht anzweifeln.
Aber mir fällt das ohne ihn zu kennen natürlich schwerer.

Ich kann Dich total verstehen. Meine Trennung kam nach knapp 11 Jahren. Die Gegenwart, die Zukunft, die Vergangenheit ist weg.
Auf einmal wird das, was Du jahrelang für eine erfüllte und glückliche Partnerschaft gehalten hast, in Minuten zu einer kleinen unbedeutende Sache, die man einfach abhakt. Man fühlt sich klein, wertlos und allein und es erfordert viel Kraft, den Kopf über Wasser zu halten. Aber glaub mir, für ihn ist das ganz platt gesagt gerade das praktischste Vorgehen. An seinem Tagesablauf ändert sich nichts, er bekommt zu essen, die Wäsche ist gemacht, er muss sich nicht umgewöhnen, aber er kann jetzt mal ein paar schöne Gespräche wie mit einer Freundin führen. Und Du machst mit, obwohl Du eigentlich nur schreien willst.

Dein Mann macht es sich solange bequem wie er kann und das auf Deinem Rücken.
Wie kommt er dazu, Dir wer weiß wie freudig seine glänzende Zukunft darzulegen?

Ich habe meinen damaligen Partner praktisch sofort rausgeworfen.
Ich habe ihn konsequent ignoriert, jedes Gespräch abgewürgt und alle Trennungsthemen sachlich besprochen und habe ihm gesagt, dass ich nicht bereit bin, so zu tun, als wäre er nun mein bester Freund. Natürlich hatte ich Angst, dass der Mensch mit dem ich so lange zusammenwar, keine Rolle mehr in meinem Leben spielen könnte, aber es war nötig, um meine Wunden zu lecken und ihm wieder auf Augenhöhe begegnen zu können.

Einfach wird das nicht und Du wirst immer wieder zurückgeworfen werden. Jahrestage, Geburtstage, Weihnachten...das ist einfach schlimm, da gibt es nichts zu beschönigen, aber nach und nach wird es besser. Und wenn er feststellt, Du bist nicht das trauernde Heimchen, wird ihm vielleicht auch mal klar, was er da gerade tut.

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Lass ihn ziehen. Ehrlich gesagt, wenn die Geschichte stimmt so wie du es schreibst und echt alles immer gut lief, dann wette ich, dass er in spätestens 3 Monaten wieder auf der Matte steht reumütig. 850 km von der Heimat ist viel, vielleicht hat er gerade einfach melancholisches Heimweh nach der Vergangenheit, die er dort hinterlassen hat. Aber die Zeit ist dort auch nicht stehengeblieben, das, wonach er sich da zurücksehnt, gibts nicht mehr so, ebensowenig wie er selbst noch der ist, der er dort damals war.

Ich würde ihn die Erfahrung machen lassen, lass ihn gehen, ich denke, durch den Abstand kann wieder neue Nähe zwischen Euch entstehen dann. Würde mich auch komplett zurückziehen, nicht anrufen, nicht schreiben, außer es ist erforderlich zur Klärung gewisser Dinge. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es das war, der wacht schon wieder auf. Halt die Ohren steif und mach's ihm aber auch nicht zu bequem, d.h. besteh auf Unterhalt und alles, was Euch zusteht, notfalls lass dich mal von einem Scheidungsanwalt beraten dazu, die 190€ für eine Erstberatung sind gut investiert.

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Danke für deine Antwort!

Du hast total recht, wenn wir wirklich so eine gute Ehe geführt haben, dann wird er zurück kommen.

Finanziell sieht es so aus, dass ich deutlich mehr verdiene als er und deswegen IHM zu Unterhalt verpflichtet sein werde. Und wenn er hier seinen Job aufgibt um in seine strukturschwache Heimat zurückzukehren, erst recht.

Das komplette Zurückziehen ohne Kontakt habe ich in den letzten 2 Wochen schon praktiziert, als ich den ursprünglich gemeinsamen Urlaub alleine mit den Kindern angetreten habe. Die ersten 2 Tage hatte er sich noch gemeldet. Danach nicht mehr. Hab mich sogar in allen sozialen Medien komplett zurückgehalten, damit ich ihn wirklich Null mit meiner Existenz belästige.

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Hallo,

da du die Kinder behältst, wird er dir aber auf jeden Fall für sie Unterhalt zahlen müssen!

LG

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Es tut mir unendlich leid, was Du gerade erleben musst, aber leider kann Dir niemand sagen, ob sich Dein Mann nochmal besinnt oder nicht. Kann sein, muss aber nicht. Wenn er die Freiheit erst geschnuppert hat......
Oft sind es Ehen, wo man meinte, dass alles in Ordnung sei, die plötzlich zerbrechen, weil man viele kleine Anzeichen nicht ernstgenommen hat. Ein krankes Kind, der Alltag, das alles kann sehr zermürben und meist sind es eben die Männer, die dann gehen. Ich finde es furchtbar, besonders weil er gleich so weit wegzieht. Er kann Dich somit nicht mal mehr als Papa unterstützen.
Es wird Dir nichts anderes übrig bleiben, als Dein Leben neu zu ordnen, ich hoffe sehr, dass Du wenigstens finanziell einigermaßen abgesichert bist. Darauf warten, dass er zurückkommt, würde ich nicht. Hast Du wenigstens Familie, die Dich unterstützen kann? Kannst Du arbeiten gehen? Hättest Du tagsüber eine Unterbringungsmöglichkeit für Deine Kinder? Wieviel hast Du? Wenigstens teilweise arbeiten gehen würde Dir helfen, Dich wieder selbstständig und unabhängig zu fühlen. Auf alle Fälle kann es nicht schaden, zu einer Beratungsstelle zu gehen und erstmal zu klären, wie es für Dich und die Kinder weitergeht. Wie stellt sich Dein Mann vor, Kontakt zu seinen Kindern zu halten über die Entfernung oder ist ihm das auch egal? Schlimm, aber im Moment eher nicht zu ändern. Ich hoffe sehr, dass er sich wenigstens einigermaßen fair verhält, sofern man in der Lage überhaupt davon reden kann.
Liebe Grüße von Moni

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Danke auch dir für deine Antwort.

Ja, ich habe Familie, die mich unterstützt.

Arbeiten gehe ich bereits, leider ist es eine sehr anspruchsvolle Arbeit, bei der sich schwache Nerven sehr rächen. Ich fühle mich im Moment gar nicht in der Lage dazu, habe aber gerade auch noch Urlaub. Ich arbeite zum Teil von zuhause mit freier Zeiteinteilung. Aber die Fremdbetreuung muss ich trotzdem ausweiten, ausser ich will immer nachts arbeiten.

Seine Vorstellung ist, dass ich die Kinder zum Wochenende in den Zug setze. Es gäbe begleitete Fahrten. Ich befürchte aber das klappt nicht.

Ich glaube er versucht sich fair zu verhalten, aber kann das ein Mensch, er sich wie ein 11jähriger in der Pubertät verhält?

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Klingt jetzt vielleicht sehr negativ behaftet, aber in der heutigen Zeit würde ich nie und nimmer mein Kind alleine 800 km durch die Republik fahren lassen. Übrigens geht das begleitete Fahren ohnehin nur auf wenigen Strecken und nur an bestimmten Tagen und für ein bestimmtes Alter, kann man googeln.
Das könnte er sich bei mir gleich abschminken. Bitte erkundige Dich schnell wie das mit dem Unterhalt für ihn aussieht, Tag und Nacht arbeiten, dass ER Geld bekommt - ganz sicher nicht. Da würde ich mich eher mehr um die Kinder kümmern, die die neue Situation ja auch erstmal verkraften müssen. Er soll zusehen, wie er sich seinen zweiten Frühling finanziert.
Schön, dass Du Familie hast, die Dich auch moralisch unterstützen kann.
LG Moni

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Es liest sich, als ob er sich anderweitig verliebt hätte, es aber nicht zugeben will.

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Das muss nicht unbedingt eine Midlife-Crisis sein.

So wie du das beschreibst kann es auch ein Burnout und/oder Depression sein.