Problem mit Betrunkensein gerechtfertigt?

Guten Morgen zusammen,

ich würde mich über eure Meinungen zu folgendem interessieren.
Ich leide seit meiner Kindheit an Emetophobie (die Angst, dass andere oder man sich selbst übergeben muss). Sie war mal deutlich stärker ausgeprägt als momentan, mit regelmäßigen Panikattacken usw. heute bekomme ich nur noch Panik, wenn sich jemand anderes übergeben muss oder ich selbst. Ich denke, jeder der schonmal Panik hatte weiß, wie sich das anfühlt. Mein Freund, mit dem ich sechs Monate zusammen bin wusste davon. Gestern kam er sturzbetrunken nach Hause und meinte schon ihm sei schlecht. Da brach bei mir Panik aus. Ich hab mit ihm nochmal darüber gesprochen, und er sagte ganz lapidar, das habe er auch, er kotze auch nicht gern. Das sagte er mehrfach. Als ich dann nochmal zu meinen Panikattacken ausholte, um ihm klar zu machen, dass ich das nicht nur „nicht so schön finde“ sondern es für mich der größt mögliche psychische Stress bedeutet, ist er einfach eingeschlafen. Ich hab natürlich kein Auge zu getan, wegen meiner Panik. Hinzu kommt, dass ich eine Erkältung ausbrüte und wegen meines Sohnes sowieso unter Schlafmangel leide - ich also eine ruhige Nacht gut hätte gebrauchen können. Ich finde sein Verhalten rücksichtslos und fühle mich absolut nicht ernst genommen. Wäre es ihm nicht gut gegangen, hätte ich mich nicht so abgeschossen und dafür gesorgt, dass er die Nacht nicht schlafen kann. Könnt ihr das nachvollziehen oder sehe ich das zu übertrieben?
Ich danke euch, für eure Antworten.

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Dein Partner war sturzbetrunken und das hältst Du für den richtigen Zeitpunkt, ihm Deine Panik zu schildern und von ihm Verständnis zu erwarten?

Nein, *das* kann ich nicht nachvollziehen. Deine Emetophobie durchaus, ich habe selbst eine Phobie, die erklärbedürftig ist, aber im normalen Alltag keine Rolle spielt.

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Das hatte ich ihm auch schonmal im nüchternen Zustand erklärt, aber da hat er es anscheinend nicht so ernst genommen wie es ist

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Und jetzt, als er betrunken war, hat er es auch nicht ernster genommen, was ihm nun nichtmal vorgeworfen werden kann, weil er nicht seine Sinne beisammen hatte. Nicht umsonst wird bei Straftaten im Vollrausch mit Schuldunfähigkeit plädiert.

Ich würde das Gespräch von gestern mal beiseite schieben, er wird sich wohl auch nicht mehr an jedes Detail erinnern können. Führ mit ihm das Gespräch nochmal wenn er nüchtern ist und Du vorbereitet bist. Mit Vorbereitung meine ich, dass Du Artikel zum Thema Emetophobie heraussuchst, damit er merkt, dass das ein ernsthaftes Problem ist und kein Dramaspleen.

Ansonsten sollte er, falls ihr nicht bereits zusammen wohnt, in solchen Fällen immer zu Hause schlafen, das als Idee für einen praktischen Kompromiss.

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Ich glaube, dass abschießen hat rein gar nichts mit dir zu tun! Er war halt raus und hat Spaß gehabt. Viele Männer (und auch Frauen) haben sich dann nicht mehr im Griff und denken weder an morgen, noch daran, was es für den Partner bedeutet.

Mach ihm un solchen Situationen, vorausgesetzt sie sind nicht "alltag" die couch fertig und lass ihn da pennen. So kannst du in ruhe pennen und wirst nicht mit deiner Phobie konfrontiert.

Er kann zwar vielleicht Rücksicht nehmen, aber DU hast das Problem! DU musst nach Möglichkeiten gucken, die Situation für euch "normal" zu gestalten.

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Danke für deine Worte. Mir ist natürlich klar, dass ich das Problem habe, aber sollte es in einer Partnerschaft nicht so sein, dass man die Gefühle des anderen ernst nimmt und Rücksicht darauf nimmt? Für mich steht es halt in keinem Verhältnis. Warum muss man sich so betrinken (dann geht es einem ja auch nicht mehr gut), wenn man weiß dass der Partner dann Panik bekommt? Mal ganz davon abgesehen, dass ich es nicht gut finde, wenn Kinder die Haushalt leben und davon wach werden.

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Du erwartest, dass er seine Pläne um deine Phobie herum baut. Das finde ich ungesund. Das Problem ist ja nicht sein Verhalten, sondern die Phobie.

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Ich vermute, er weiss nicht, wie stark dein problem ist.
ich selbst wusste auch nicht, dass es so etwas gibt. ein gewisser grundekel ist ja „normal“.

ich würde es ihm nicht vorwerfen, sondern erläutern, was in dir vorgeht.
schwer.

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Ich kann dich verstehen, ich wäre übrigens auch sauer.
Meine Emetophobie habe ich soweit im Griff, dass ich sechs Kinder gross bekommen habe (mit unterdurchschnittlich seltenen Magendarminfekten), und sogar in der Pflege arbeiten kann, mit Leidenschaft. Glücklicherweise übergeben sich "meine" Bewohner äusserst selten.
ABER: ich ticke absolut aus, wenn jemand Schuld ist an seinem Erbrechen, ein besoffenes, kotzendes Familienmitglied begibt sich in meiner Nähe ich echte Lebensgefahr. Instinktiv ist keins meiner Kinder je so betrunken nach Hause gekommen.

Die letzte Nacht kannst du nicht ungeschehen machen. Auch wenn ihr 1000mal darüber diskutiert. Bestenfalls hält er dich für hysterisch. Deshalb würde ich kurz und knapp vereinbaren: Wenn er sich besaufen will, dann schläft er seinen Rausch NICHT in deiner/eurer Wohnung aus. Punkt.

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Da ihr ein Kind zusammen habt, gehe ich davon aus, dass ihr schon länger zusammen seid.
Und wenn das jetzt das erste mal war, würde ich versuchen kein Drama zu machen.
Rede nochmal mit deinem Freund wenn er seinen Kater hinter sich gelassen hat und damit sollte es auch gut sein.
Einmal ist keinmal (in diesem Fall).

Darf ich fragen wie man mit dieser Erkrankung so den Alltag mit Baby/Kleinkind meistert? Da wird doch dauern gekotzt 😅

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Hallo, ich bekomme auch Beklemmungen wenn jemand bricht oder Durchfall bekommt. Ich leide bei mir sehr dabei, es ist auch eine Phobie entstanden, da ich jedesmal denke ich muss sterben.

Bei mehreren Kindern lässt es sich nicht verhindern, dass einem mal übel ist, aber ihj reagiere dann auch immer genervt und übertrieben und versuche sofort das zu beheben, desinfiziere die Klos, Türen usw

Und jeder sollte Abstand haben zum Betroffenen.

Ich habe aufgrund einer Magenerkrankung viel abgenommen und brechen hörte dazu. Zwar ist das verheilt, aber meine Angst vor sowas nicht.

Übelkeit/Erbrechen u. Durchfall sind meine Feinde.
Ich verstehe Dich.

Woher kommt das? Bei mir war der Auslöser die Erkrankung.

Hol Dir mal Bach Rescue Tropfen und nimm die bei Beginn einer Panikattacke und atme ganz ruhig tief ein und ganz langsam aus.

Ich finde auch, dass man in einer gesunden Partnerschaft Rücksicht nimmt auf den Anderen.
Panikanfälle sind f. Aussenstehende lapidar und nicht ernst. Für den Betroffenen aber und wenn Dein Partner aufs Besaufen verzichtet um Übelkeit zu verhindern tut er sich selbst auch den Gefallen.

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Meinst du nicht, dass du ihn mit deiner Phobie einschränkst? Er hat nichts schlimmes getan. Ich weiß für nicht Betroffene ist das schwer nachzuvollziehen welchen Ängsten du ausgesetzt bist. Ängste, die eigentlich keine Berechtigung haben da zu sein.
Hast du schon mal eine Therapie gemacht?
Wenn dein Freund sich dir anpassen soll bringt das dich in deiner Panik auch nicht weiter. Du willst doch deine Angst besiegen, oder? Stell dich dagegen. Natürlich sollte dein Partner die Sache ernst nehmen und dich dabei unterstützen.
Du schränkt dich selbst sehr damit ein und machst ihn für etwas verantwortlich für das er nichts kann. Was passiert wenn er mal einen Magen Darm Infekt hat? Das kann er dir zu liebe nicht ändern.
Du musst einen Weg finden um damit umzugehen. Aber füttere nicht deine Angst indem du diversen Situationen aus dem Weg gehst. Versuche deiner Angst keine Chance zu geben, denn sie ist irrational und hat in deinem Kopf nichts verloren.

Ich wünsche dir alles Gute. Sei stark und gib nicht nach.

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Hallo,
ich habe im Laufe der letzten Jahre auch eine Angststörung entwickelt und versuche diese weitestgehend von meinem Mann und Kind fernzuhalten. Das heißt, dass ich mich entweder zusammenreiße und versuche mich der gefürchteten Situation mutig zu stellen oder wenn ich das absolut nicht kann, gehe ich ohne viel Theater aus der Situation heraus.

Ich würde niemals von anderen verlangen, dass sie sich wegen meiner irrationalen Angst einschränken müssen. Sie sollen nicht darunter leiden und deswegen auch nicht auf etwas verzichten, nur weil ich dieses dumme Problem habe. ICH muss in erster Linie lernen damit umzugehen. Rücksichtnahme diesbezüglich ist schön und bequem, bringt mich aber kein Stück weiter - im Gegenteil.

Deshalb finde ich dein Verhalten deinem Partner gegenüber nicht fair. Ich kann verstehen, dass du Betrunkene abstoßend findest, aber deine Angst darf andere nicht einschränken. Es ist schon belastend genug, dass sie dich selbst so einschränkt. So sehe ich das.

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Hallo!

Klar kann er nicht empathisch reagieren, wenn er betrunken ist, das wäre ein wenig viel verlangt. Aber Du solltest nochmal deutlich mit ihm sprechen, wenn er nüchtern ist.

Dass Du eben nicht nur "normalen" Ekel empfindest, sondern ein echtes Problem hast - und er das ernst nehmen soll. Ihr seid erst ein halbes Jahr zusammen, dann wird er wohl noch eine eigene Wohnung haben, in der er schlafen kann, wenn er gesoffen hat, oder bei einem Kumpel auf dem Sofa übernachten zur Not. Übrigens auch, weil es unhöflich ist, sich mit Fahne neben jemand nüchternen zu legen und den halben Tag zu verschlafen, erst recht mit Kindern im Haushalt.

Gleichzeitig wäre es aber wichtig, dass Du Dein Problem auch in Angriff nimmst, damit es dich nicht im Leben einschränkt. Ich fürchte, mit Kindern lässt sich das Thema nicht dauerhaft vermeiden.