Was spricht eigentlich gegen Alkoholismus?

Der Titel ist natürlich reißerisch gewählt. Dennoch würde mich interessieren, was eigentlich gegen funktionalen Alkoholismus spricht.

Es geht um meinen Partner. Er ist ein wundervoller Mensch. Abgesehen von diesem einen Punkt ist er der perfekte Mann für mich. Er kommt aus einer Alkoholiker-Familie und weiß grundsätzlich, dass hemmungsloser Alkoholismus existenzvernichtend ist. Er trinkt täglich - manchmal nur 1 Bier, oft auch 1 Flasche Wein oder mehr. Dabei wird er nie unangenehm oder so, er schläft dann einfach ein. Das ist auch mein einziger objektiver Kritikkgrund: Ich finde es schade, dass ich abends manchmal nix mehr anfangen kann mit ihm.

Sein Trinken hat keine für mich feststellbaren negativen Punkte. Er bekommt sein Leben auf die Reihe, ist verlässlich, arbeitet ganz normal, Freizeitgestaltung etc. ist nicht vom Trinken beeinträchtigt.

Er ist hochintelligent (vielleicht auch einfach zu schlau für diese Welt). Inzwischen denke ich mir: Was spricht eigentlich dagegen, abends betrunken zu sein, solange man sein Leben sonst auf die Reihe kriegt? Eine zeitlang hab ich versucht, mit ihm mitzutrinken - Alkohol schmeckt mir aber einfach nicht, bäh. Außerdem finde ich den darauffolgenden Kater unangenehm.

Nun stehe ich vor der Frage: Will ich mit diesem Mann mein Leben verbringen? Ja! Aber kann ich seinen Alkoholkonsum tolerieren? Er hat ja eigentlich keine negativen Auswirkungen (mich stört es zwar manchmal, wenn ich nüchtern bin und zB noch schmusen möchte, er aber betrunken ist - geschenkt. Ich mag auch den Geruch nicht besonders, wenn er betrunken ist. Guter Wein ist teuer, aber er kann es sich leisten. Geld haben und verdienen wir beide genug. Ja, ein ungesunder Lebensstil kann das Leben verkürzen, aber besser ein ereignisreiches, kurzes Leben als ein langes ohne Spaß. etc.)

Kinder bekommen würde ich mit ihm aber nicht - dazu fehlt mir das Vertrauen, dass er seinen Konsum die folgenden 20 Jahre lang in den Griff behalten kann. Finanziell bleibe ich aus denselben Gründen unabhängig. Da ich keinen allzu großen Kinderwunsch habe, ist das ok für mich.

Was meint ihr? Kann steter, aber gemäßigter Alkohol-Konsum ein Leben lang gut gehen? Ich will mit keinem anderen Mann außer IHM mein Leben verbringen.

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Nur zur Info, eine Flasche Wein am Abend (oder mehr) ist kein "gemäßigter Alkoholkonsum". Und noch zur Info: Du bist bereits eine Co-Abhängige, da Du den schweren Alkoholmißbrauch Deines Partners verharmlost.
Hier mal ein Link, nur falls Du mir nicht glaubst https://www.kenn-dein-limit.de/alkohol/riskanter-konsum/

Meine Meinung: Ich würde das nicht wollen. Weder für mich, noch für meinen Partner. Es kann gut gehen, aber die Chance sinkt mit jeder Woche, die er diese Menge Alkohol zu sich nimmt. Ich hätte ständig Angst um ihn.

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Hallo,

1. Abhängigkeit
2. fehlende Fahrbereitschaft
3. körperliche Schäden
4. sehr hohes Risiko zu gesteigerten Alkoholkonsum
5. gesundheitliche Risiken und Folgen auf unsere Kosten
usw.

LG
Katty

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Naja, er wird wohl früh sterben. Alkohol ist eben ein Nervengift.

Vielleicht setzt er sich auch irgendwann mal betrunken ans Steuer und fährt jemanden tot oder zum Krüppel.

Wäre ich Du, würde ich beidem ganz sicher nicht zuschauen wollen.

Viele Grüße
die Landmaus

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Irgendwann wird es seine Gesundheit beeinträchtigen, aber solange er nicht gewalttätig ist, würde für mich nichts dagegen sprechen. Zumal du auch schreibst, dass er sehr intelligent ist... Gerade sehr intelligente Menschen neigen zu übermäßigen Alkohol- und Drogenkonsum, das ist eine Art des Gehirns mit den reizen umzugehen.

Du könntest ihn höchstens bitten weniger zu trinken, einfach der Gesundheit zuliebe.

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Danke für deine Antwort. Ja, darum werde ich ihn bitten.

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In meiner Familie habe ich auch einen Fall von funktionierendem Alkoholismus (Pegeltrinker) und da spricht eine Menge gegen.

Der ständige Alkoholkonsum hat massive Auswirkungen auf die Gesundheit.
"Kleinigkeiten" dabei sind Vergesslichkeit. Problematischer sind die Blutgerinnungsstörungen (Schürfwunde, die seit fast einem Jahr nicht gescheit heilt), schlimm wird es bei den Leberschäden (mittlerweile beginnende Leberzirrhose).

Wenn entsprechende Person mit dem Trinken nicht jetzt aufhört, wird sie die Rente nicht mehr erleben.

Und das belastet die gesamte Familie, nicht nur die "Kernfamilie".

NEIN, das kann nie gutgehen!

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Hallo,

also ich würde es alles andere als prickelnd empfinden wenn mein Partner JEDEN Abend betrunken auf der Couch neben mir sitzt und ich NICHTS mehr mit ihm anfangen kann#schock#schock….was ist das dann für eine Partnerschaft frage ich mich#augen?

Gerade am Abend nach einem harten oder stressigen Arbeitstag ist es doch wunderschön, gemeinsam mit seinem Partner auf der Couch zu sitzen, sich zu entspannen bzw unterhalten, Musik zu hören, Filme/Serien zu schauen oder einfach nur zusammen zu kuscheln...wenn ich mir jetzt vorstelle, dass er aber JEDEN Abend lallend und unzurechnungsfähig neben mir sitzt und ich den ganzen Abend wirklich NICHTS von ihm habe, kann ich genauso gut alleine bleiben, denn das bin ich ja ohnehin, selbst wenn er da ist....so einen Partner brauche ich echt nicht#klatsch#augen!

Wenn du damit leben kannst, die restlichen Abende deines Lebens alleine zu verbringen dann bitte....aber eine liebevolle und einfühlsame Partnerschaft stelle ich mir gaaaaanz anders vor und das ist eure Beziehung in meinen Augen ganz gewiss nicht#sorry!

Lg

PS: Zu den sonstigen Auswirkungen von Alkoholismus schreibe ich jetzt nichts mehr, das hat schon eine Dame vor mir alles aufgezählt - kann ich nur bestätigen!

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Ich sehe das tatsächlich ein wenig anders als meine Vorschreiberinnen. Klar, Alkohol ist ein Gift und schädigt den Körper langfristig. Dessen wird er sich als angeblich sehr intelligenter Mensch aber wohl bewusst sein. Von dem her - solange sein Verhalten so bleibt wie es ist - würde ich es wohl auch tolerieren.

Wie sagte schon Harald Junke? Meine Definition von Glück? Keine Termine und leicht einen sitzen!

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Mit diesem Zitat hab ich mich bisher auch immer besänftigt.

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Habe letztens eine Sendung mit der Witwe von Haral Juhnke gesehen (Nachcafé)
eine in meinen Augen gerochene, arme, alte Frau..... wenn man selbst der Alkoholoker ind er Beziehung ist, mag dein Zitat wahrscheinlich zutreffen... für den Angehörigen aber, der dabei zuschauen muß, wie sich der Geliebte Mensch um Gehirn und Leben säuft.

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Natürlich ist es in erster Linie die Gesundheit, die darunter leidet .
Du kannst aber nicht einfach sagen 'Tja dann stirbt er halt eher, wenigstens hat er sein Leben gelebt'. Die meisten Alkoholiker fallen nicht einfach tot um und waren vorher fit. Ich habe genug Alkoholiker gesehen und glaub mir, es ist nicht schön, wenn die Auswirkungen des Alkoholismus sichtbar werden.
Es kann zu Schäden am Gehirn kommen, infolge dessen sich oft eine Demenz entwickelt. Außerdem wird die Durchblutung schlechter. Wunden heilen schwerer oder gar nicht. Viele Alkoholiker haben oft offene, infizierte Wunden an den Füßen, die einfach nicht in den Griff zu bekommen sind. Viele können dadurch kaum mehr laufen.

Es gibt einen Haufen Erkrankungen, die bei Alkoholmissbrauch auftreten können (muss natürlich nicht zwangsläufig auf deinen Mann zutreffen) Deswegen kann ich aber die Meinung nicht vertreten, dass man wenigstens Spaß im Leben hatte. Das trifft sicher zu, wenn man es am Wochenende mal krachen lässt, aber nicht wenn man täglich betrunken ins Bett fällt.
Ich glaube nicht, dass er es dann später so spaßig finden würde, wenn er zum Beispiel vor Schmerzen nicht mehr laufen kann. Jetzt mag er sein Leben noch im Griff haben, aber wenn es so weiter geht, kann sich das durchaus schneller ändern als man denkt.

Es ist allein eure Entscheidung, ob ihr so weiter leben möchtet. Ich will dich auch nicht bekehren oder sonst was. Ich wollte dir nur gern sagen, dass irgendwann wahrscheinlich der Punkt kommen wird, an dem sich seine jetzige Sucht von einer unschöneren Seite zeigen wird. Darüber solltest du dir jetzt im Klaren sein.
Ich wünsche dir alles Gute.

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Ich habe meinem Mann damals gesagt, dass er zur Suchtberatung gehen muss und danach zur Entgiftung in die Klinik. Ansonsten wäre ich gegangen.
Er hat es nach der Suchtberatung erstmal mit kontrolliertem Trinken versucht, aber das war natürlich für den Popo. Und dann ist er freiwillig in die Klinik und dort haben ihm die ganzen gescheiterten Existenzen die Augen geöffnet.
Jetzt ist er seit 5 Jahren trocken und ich bin sehr froh darüber. Ich selber trinke auch keinen Alkohol, brauch ich nicht. Ist sowieso unverständlich warum das gesellschaftlich so hochgehalten wird.

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Ups. Das sollte eigentlich an die TE gehen.

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Hm, danke für die bisherigen Beiträge.

Ich frage mich schon, ob ich nicht auch zu passiv bei dem Thema bin. Ich bin halt kein Mensch, der andere Menschen verändern will. Außerdem weiß ich auch nicht was, ich denn machen soll. Nur ER kann was ändern, der Wunsch zur Veränderung muss aber aus Ihm kommen. Meine Handlungsmöglichkeiten sehe ich sehr beschränkt: akzeptieren oder gehen.

Wir haben darüber eigentlich noch nie geredet. Ich hab ihn ein paar Mal gefragt, warum er denn soviel trinkt, aber da kam nie was. Mittlerweile kaufe ich keinen Alkohol mehr ein. Wenn er das Zeug will, muss er es selbst schleppen.

Manchmal denke ich mir schon, dass ich es ihm vielleicht auch zu leicht mache. Aber was kann ICH denn auch wirklich tun? Ihn darum bitten, wenigstens 2-3 alkoholfreie Tage in der Woche einzuhalten?

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Du könntest ihn darum bitten, in deinem Beisein nichts mehr zu trinken, weil es dich stört.
Du darfst doch Bedürfnisse haben. Die müssen doch nicht kleiner sein als sein Bedürfnis, sich einen zu trinken, oder nicht? #klee

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Es tut mir sehr leid für dich. Ich denke es gibt genau nur diese 2 Optionen. Wenn ein Alkoholiker sein Problem nicht selbst erkennt, kann man leider nichts machen. Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass eine Abmachung in Hinblick auf 2 3 Tage ohne Alkohol funktionieren würde.
Ich habe oft mit Familien von Alkoholikern gesprochen. Da gab es oft genau solche Versprechungen, damit die Frau nicht geht. Eingehalten wurde das maximal 3 Wochen und dann war es wieder wie vorher.

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