Meinungsänderung des Partners zum Thema Kinderwunsch - Bitte um Tipps

Hallo Ihr Lieben,

mein Mann und ich sind ca 7 Jahre zusammen und leben in einer quietschvergnügten Patchworkfamilie - wir haben zu unseren Ex-Partnern ein harmonisches Verhältnis, beide einen Job.

Wir haben uns über einen Verein kennengelernt. Schon in unserer Kennelernphase haben wir sozusagen den Rahmen einer möglichen Beziehung abgeklopft, mit dem Blick darauf ob wir auch beide ungefähr in die selbe Richtung wollen.
Ich habe damals unmißverständlich zum Ausdruck gebracht das ich mir unbedingt noch mindestens ein Kind wünsche. Er sagte damals er könne sich auch noch ein Kind vorstellen. In der ersten Zeit unserer Beziehung war er der, der als erstes sagte - mit Dir kann ich mir total gut noch ein Kind vorstellen, wir sprachen häufig darüber - unsere Kinder (er 2/ich 2) wurden miteinbezogen das wie uns noch ein gemeinsames Kind vorstellen könten und die Mädchen freuten sich sehr. Er kam mit zum Frauenarzt...usw. Wir planten irgendwann ziemlich konkret als ich den Job wechselte - Festanstellung - Elterngeld - etc. und beschloßen zum Zeitpunkt X mit der Verhütung aufzuhören, wir besprachen das auch mit meiner Frauenärztin und er machte sogar noch den Vorschlag einen Hormonstatus erstellen zu lassen.

Dann kam alles anders - er verlor seinen Job und rutschte in eine Depression - es folgten 1,5 sehr anstrengende Jahre mit zwei Klinikaufenthalten. Obwohl wir es geschafft haben die Beziehung über diese Zeit zu retten hat er mir letztens eröffnet nun kein Kind mehr zu wollen.

Er hat einen neuen Job - verdient gut - wir haben ein schönes Miteinander - aber diese Situation macht mich ratlos - wir haben dafür ein Beziehungsgespräch/Perspektiven - geplant wenn alle Kinder im Urlaub sind.
Ich weiß allerdings nicht was ich tun soll - wie ich mit der Situation umgehen soll.

Ich hoffe auf Euren reichen Erfahrungsschatz!
Liebe Grüße

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Hm. Mein Weg wäre zu sehen was man hat. Ihr habt vier Kinder. Du bist 41. Dein Mann vermutlich noch ein paar Tage älter. Ich würde dem Leben dankbar sein, dass ihr habt was ihr habt und annehmen, dass alle Lebensphasen, auch die der Familienerweiterung, mal ein Ende haben.

LG

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Hi,
ich kann mir gut vorstellen, das Dein Mann diese schwere Phase anders überstanden hat als du.
Er stand schon fast am Abgrund und kann es sich gut ausmalen, was ist, wenn er wieder den Job verliert und dann noch mehr Kinder.
Ihr habt das gerade so geschafft....mit einem Baby, noch mehr Verantwortung, finanziell, zeitlich, gesundheitlich....vielleicht schafft er es nach seiner Krise nicht mehr, sich dem zu stellen.

Vor sieben Jahren waren die Voraussetzung eine andere....

lg
lisa

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Ich denke mal das ihm diese 1,5 Jahre Angst gemacht haben. Ich kann das sogar verstehen.
Sein Leben war schön, es war alles geplant und dann ist alles aus den Fugen geraten.
Er weiß jetzt wie schnell soetwas gehen kann und dann ein Kind? ich denke er hat Angst das er nicht nur dich und die älteren (?) Kinder alleine lässt und in die Klinik geht sonder das Baby im Stich lässt. Und jetzt wird er gut bezahlt aber was wenn er wieder den job verliert 5 Kinder und Amt? Hausmann und du versorgst die Familie?
Er hat mit dir, den Kindern und Job jetzt alles wiederim reinen. Das alles aufs Spiel setzen? Hat er vielleicht sogar Angst "zu versagen" und das er "Schuld" ist wenn du nicht schwanger wirst. Er möchte dich und sich nicht enttäuschen. Nicht wieder einen Grund für eine Depression.
Ich würde wirklich erstmal erfragen warum er sich umentschieden hat und dann kann man sehen wie man damit umgeht.

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Als er den Kinderwunsch mitgetragen und wohl auch noch selbst so empfunden hatte, war er gesund. Jetzt ist er angeschlagen, hat vielleicht erkannt, wie zerbrechlich sein Leben, seine finanzielle Sicherheit sein kann und wohl Ängste entwickelt, die er vorher nicht kannte. Existenzängste meine ich.

In dem Zusammenhang ist es verständlich, dass er sagt, er möchte kein Kind mehr. Es ist ebenfalls verständlich, dass Du den Kinderwunsch weiterhin hast, da Du ja seine Depression zwar erlebst aber nicht ebenso empfindest.

Ein Beziehungsgespräch ist angebracht, allerdings kann ich Dir raten, dabei erstmal nicht vehement auf dem Kinderwunsch herumzureiten. Du musst Dich vorher fragen, was das Ziel für Dich sein soll. Ist Dir die Beziehung wichtiger als der Kinderwunsch? Würdest Du Dich trennen, um mit einem anderen Partner noch die Chance auf ein gemeinsames Kind zu haben? Ist Dir der Kinderwunsch wichtiger als seine psychische Gesundheit?
Je nachdem wie Du diese und weitere Fragen für Dich alleine geklärt hast, solltest Du mit der Situation umgehen, die sich aus dem Gespräch ergibt. Aber auf keinen Fall würde ich ihn direkt oder indirekt unter Druck setzen, nicht dass er eine halbherzige Zusage gibt und die Depression dann wiederkehrt, weil er dem Ganzen nicht gewachsen ist.

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Ich hätte gar nicht gewartet..sonst kommt wie man sieht was dazwischen. Bin halt ehrlich. Also das gewünschte Kind wäre bei mir schon ein paar Jahre alt.
Nun bist du zu alt, hast dich hinhalten lassen.

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Hallo!

Es hat sich sehr viel an euren Voraussetzungen geändert, auch wenn Du das vielleicht nicht so wahrnimmst.

Ihr beide seid 7 Jahre älter, und er hat gerade eben erst eine tiefschwarze Depression überstanden. Und oft verschwindet die nicht so spurlos, wie Außenstehende glauben. Wenn vorher Sonnenschein war, die Depression tiefdunkle Nacht, dann ist das jetzt immer noch erst neblige Morgendämmerung für ihn. Aber kein strahlender Sonnenschein. Es kostet ihn immer noch Kraft, wie vorher zu "funktionieren" und er spürt, dass seine Kraft begrenzt ist.

Jetzt noch ein Baby würde ihn aber noch mehr Kraft kosten. Die kurzen Nächte, die Anspannung, ihr müsstet euch auch erst in der Elternrolle neu finden, und das mitsamt Patchworkfamilie.

Finanziell wäre es enger, solange Du im Elterngeld bist, und wenn du danach nicht gleich wieder voll arbeitest, dann auch längerfristig weniger finanzielle Sicherheit. Und er hatte ja erst vor kurzem seinen Job verloren.

Für Dich mag es sich so anfühlen wie vorher, aber für ihn ist es nicht so. Auch wenn es deine Pläne über den Haufen wirft: er ist vernünftig, wenn er seine Grenzen erkennt und nicht die mühsam erkämpfte Stabilität für ein Baby über den Haufen wirft. Wenn Du ihn dazu drängst, ist es sehr wahrscheinlich, dass er wieder zusammenbricht. Weil die Kraft einfach doch nicht reicht.

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Männer sehen sich gern als Versorger. Vermutlich hat er Angst wieder in Depression oderAebeitslosigkeit zu fallen. Es ist wichtig sein Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Dann sieht er sich auch wieder als Fels in der Brandung. Letztendlich hat er es ja geschafft wieder Arbeit zu finden. Falls er seinen Job also wieder verlieren sollte, wird er durchaus in der Lage sein auch wieder einen neuen Job zu bekommen. Falls er trotzdem befürchtet dich nicht adäquat unterstützen zu können, kannst du vielleicht ja noch andere Unterstützer (Eltern, Schwiegereltern, Nachbarn, Kitakreis o. ä. nennen. Die Last liegt ja nicht auf seinen. Schultern allein.

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Ich erkenne mich in deiner Geschichte ein wenig wieder, allerdings bin ich eher in der Situation deines Mannes.

Wir wollten beide zwei Kinder, dann kamen einige finanziell schwere Jahre und wir beschlossen es bei einem Kind zu belassen. Inzwischen habe ich meine Ausbildung beendet und bin festangestellt, verdiene nicht schlecht. Mein Mann hat auch einen neuen Job in welchem er mehr verdient als vorher.

Eigentlich passt jetzt alles perfekt... ABER ich bekam Angst mit dem positiven Test vor zwei Monaten. Plötzlich kamen Ängste dazu. Schaffen wir es finanziell, schaffe ich es psychisch (ich bin manchmal sehr fix gereizt was unsere Tochter angeht) bin ich bereit auf andere Sachen zu verzichten (Reisen, Haus, Weiterbildungen, Karriere...)

Nach ein Paar Tagen gingen die Gedanken weg und ich habe mich gefreut. Leider konnte der Krümel sich nicht festhalten.

Nun haben wir die letzten beiden Monate weiter geübt aber irgendwas in meinem Kopf sperrt sich. Mein Mann will es uneingeschränkt und aber er sagte neulich wir können es auch verschieben.

Wobei ich nicht das Gefühl habe das es in 1-2 jahren anders wird. Ich denke schob das es sehr fair ist von deinem Mann mit offenen Karten zu spielen. Etwas, das ich wohl demnächst auch angehen werde, wenn es jetzt nicht doch schon geklappt hat. (Es wäre kein Drama für mich)

Man sagt ja immer Leben ist das was passiert während man Pläne schmiedet. Genauso sehe ich es. Manchmal ändert eine Variable den Plan und nur weil er vor 7 Jahren noch anders dachte kann man ihn darauf nicht festnageln.

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Hallo

dein Mann hatte eine Depression mit zwei Klinikaufenthalten.
Bekanntlich gibt es bei dieser Erkrankung keine Garantie , dass er nicht wieder in eine Depression rutschen könnte.
Vielleicht hält ihn das von einem weiteren Kinderwunsch davon ab.
Vor sieben Jahren wusste er nicht, dass er krank wird.

L.G.

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Hallo,

Vielen Dank für Eure Anregungen,
ich werde einiges in unser Gespräch miteinbeziehen,

kurz ein paar Anmerkungen:
Ich habe mich NICHT hinhalten lasse, in der Phase der Erkrankung ein Kind zu bekommen, hielt ich persönlich für äußerst unverantwortlich, davor wollte ich der Patchworkfamilie Zeit zum zusammenwachsen geben, auch würde ich die Zeit nicht als verloren betrachten, ich habe von einem Angestelltenverhältnis in eine sehr erfolgreiche Selbstständigkeit gewechselt, ich bin unabhängig - war in der Krankheitsphase unser Allenverdiener und Versorger und meine Tätigkeit ist auch mit Baby möglich.

Ungeplant( zwinker) schwanger werden - NEIN - nicht mein Stil - und wiederspricht auch meinem Wunsch vom gemeinsamen Wunschkind, dem Vertrauensverhältnis das wir haben...etc.

Lass es gut sein mit der Famlilienplanung: Der Kinderwunsch ist nichts was man mal ebenso ablegen kann - leider - oder zum Glück ?

Zur Thematik Erkrankung - wer jemals mit einem Depressiv-erkrankten Partner zusammengelebt hat - hat unmöglich nur etwas am Rande mitbekommen - das ist für den jeweiligen Partner ein tiefer Einschnitt, teilweise eine kaum auszuhaltende Situation -.

Rückfallquote - Mein Mann ist Medikamentös gut eingestellt, da bei Ihm die Depression auf ein Botenstoffproblem zurückzuführen ist.

Ich werde mich auf Ursachenforschung begeben und hoffe das mein Mann und ich einen gemeinsamen Weg finden - ohne Druck - versteht sich!

Liebe Grüße Suzanna

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Viel Glück bei dem Gespräch und hoffentlich auch später beim hibbeln! 😊