Gefühlschaos / tote Beziehung / Trennungsgedanken / Midlife-Crisis? - wie am besten vorgehen alles zu "sortieren"?

Hallo Ihr Lieben - da ich dieses Problem nicht in meinem Bekanntenkreis besprechen möchte, frage ich hier:
Mit meinem Partner bin ich seit bald 20 Jahren zusammen, 14 Jahre Altersunterschied und 4 Kinder, die Jüngste 6, die älteste ein Teenie.
Schon seit sehr langer Zeit ist unsere Ehe nicht mehr gut - ich lebe mit/für die Kinder, mein Mann neben uns her. Tiefe Gespräche gibt es kaum noch und auch Sex vermisse ich.
Trennungsgedanken hege ich schon seit einiger Zeit, doch ich habe nie den Mut dazu gefunden, und es war auch immer "falsch" (Todesfälle, Arbeitslosigkeit...), und auch ist es mir ein Gräuel jemanden zu verletzen.
Jetzt bin ich wieder einmal an einem Tiefpunkt angekommen: zu allem Übel habe ich mich in einen Kollegen "verguckt" - er ist ein lieber Mann, wir flirten ein bisschen und unternehmen hin und wieder etwas zusammen. Ich weiss aber nicht, ob er mich überhaupt als Frau wahrnimmt, oder nur als guter Kumpel oder ob er auch ein wenig Distanz wahrt, weil ich ja in einer Beziehung bin. Aber das sollte eigentlich auch gar nichts zur Sache tun, sondern macht einfach alles noch ein wenig "akuter".
Eigentlich wäre es klar, ich müsste mich von meinem Mann trennen, doch ich habe Angst vor diesem Schritt und würde am liebsten eine Trennung auf Probe haben, um meine Gefühle zu klären. Doch irgendwie geht das nicht, denn wir müssten aus dem Haus ziehen, zwei Wohnungen nehmen - und dann merken wir nach einem Jahr, dass wir doch beieinander sein wollen und müssten ein neues Haus suchen ...
Dass einfach jemand auszieht funktioniert auch nicht und Trennung auf Probe und unter einem Dach (Bett!) wohnen bleiben ist sicher auch nicht gesund. Am liebsten würde ich die Beziehung öffnen, denn vielleicht vermisse ich ja auch einfach die Abwechslung und dafür kann man ja auch nicht so viele gemeinsame Jahre wegwerfen. Aber das würde meinen Mann verletzen, denn für ihn ist eigentlich nichts falsch in der Beziehung.
So fühle ich mich irgendwie gefangen. Ich habe auch Angst vor der Zukunft, er ist 10 Jahre jünger als meine Eltern, diese haben jetzt die ersten ernsthaften gesundheitlichen Probleme und wenn ich mir vorstelle, dass ich, kaum dass das letzte Kind aus dem Haus ist, mich direkt um die Pflege meines Mannes kümmern müsste, graut es mir. Das ist jetzt schrecklich zu sagen, denn man hat sich ja "in guten wie in schlechten Zeiten" versprochen...
Rat geben könnt ihr mir wahrscheinlich nicht, denn es schlussendlich an mir, den Mut zu finden, das richtige zu tun. Aber es würde gerne von anderen hören, wie sie diesen grossen, einschneidenden Schritt gewagt haben, und wie die Kinder damit umgegangen sind.
Danke fur's Lesen.

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Hallo,

nicht immer ist "das Richtige" eine Trennung.

Manchmal überschatten einfach die alltäglichen Anforderungen die eigenen Gefühle. Es fühlt sich dann an, als seien sie nicht mehr da. Aber tatsächlich sind sie nur von Dauerstress und Dauer-Alarambereitschaft des Körpers überdeckt.

Mit Deinem Mann reden kann ja nur helfen, wenn Du wirklich genau weisst, was Du willst - also z. B. wenn Du Dir der Trennung sicher bist.

Andernfalls machst Du vielleicht in dieser Ausnahmesituation den größten Fehler Deines Lebens und merkst es gar nicht.

Ich spreche aus Erfahrung. Ich habe jahrelang mit dem Gedanken gespielt, mich zu trennen. Irgend etwas passte nicht. Und meine Ehe war auch ein Trümmerhaufen: kein kümmern, nur streiten, nur nebeneinander her leben usw. Es war wirklich sehr schlimm.

Rückblickend betrachtet: Mein Leben war viel zu stressig, ich hatte keine Ziele, ich fühlte mich selbst aufgelöst aufgrund der vielen Fremdanforderungen - und diese Probleme zeigten sich in meinem Unvermögen, meiner Ehe ebenfalls Platz in meinem Leben einzuräumen.

Ich noch immer verheiratet und habe an den äußeren Umständen soweit geschraubt, dass meine Ehe und meine Gefühle wieder Platz haben. Und mein Mann hat das ebenfalls so gehandhabt. Nach und nach haben wir wieder zueinander gefunden.

Ich bin auch viel klarer im Denken als früher, wir sind jetzt fast 15 Jahre zusammen.

Vielleicht würden Dir therapeutische Gespräche helfen, Dein Gefühlswirrwar zu entwirren und zu ergründen, was Du wirklich willst.

Denn eine Affaire bzw. eine Trennung mit anschließender Beziehung ist niemals die Lösung ;-), sondern immer nur ein weiteres Problem.

Alles Gute Dir.

LG

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Hallo,
die Beschreibung deiner Ehe spricht mir aus der Seele. Auch mein Mann und ich waren an dem Punkt und haben dann beide UNS wieder in den Focus gerückt.
Das war schwierig und hat auch Zeit gebraucht, aber es war genau richtig so. Wir waren beide nicht glücklich und dachten bereits über Trennung nach.

Was ich eigentlich sagen wollte: deine Formulierung trifft es sehr genau!

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#hicks

Dank Dir!

LG

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Hallo
Ich will dir keine Vorwürfe oder so machen aber wenn du nicht mehr glücklich bist solltest du das vielleicht ansprechen? Ich weiß ja nicht wie alt dein Mann ist und was deine Eltern für gesundheitliche Probleme haben aber das jemand krank wird und pflege brauchen könnte, dass kann auch in jungen Jahren schon passieren hab erst kürzlich gelesen von jemanden der an Alzheimer erkrankt war und derjenige war noch gar nicht alt!

Zurück zu deinem Problem, du wusstest ja wen du heiratest deswegen finde ich weiß man solche Sachen vorher das sowas passieren kann. Ich bin nicht in oder war nie in einer so langen Bezeihung deswegen kann ich da nicht mitreden. Würde evt. über eine Mutter Kind Kur nachdenken damit du ein paar Wochen abstand gewinnst und dir Gedanken machen kannst über deine Situation und ggf. kannst du deinem Mann einen Brief schrreiben und alles erklären?

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rede mit deinen Mann über all das,

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Bitte bespreche das Öffnen der Beziehung mit deinem Mann. Du musst die richtigen Wort finden und nicht denken, dass er begeistert sein wird. Das muss sacken.

Vielleicht wird es euer Weg.
Lg

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Hallo,
ich glaube, ich kenne, was du beschreibst - vor einigen Jahren waren wir an einem ziemlich ähnlichen Punkt angekommen. 21 Jahre verheiratet, wir lebten nebeneinander her, waren ein gutes Team, trotzdem war das gegenseitige Interesse irgendwie verlorengegangen - ich machte mein Ding, managte die Familie und das Drumherum, die Kinder waren da im Teenie-Alter, (zwischen 15-19 J.) also Familienleben, so wie es das gab, als die Kinder kleiner waren, fiel auch weg - gemeinsame Mahlzeiten waren rar, Familienurlaube gab es auch nicht mehr, mein Mann und ich alleine fuhren auch nicht in den Urlaub - irgendwie alles ziemlich "trostlos" muss ich im Nachhinein zugeben.
In dieser Zeit hat mein Mann dann eine Affäre angefangen, mit einer Frau die schon länger ein Auge auf ihn hatte - aber darum gehts nun nicht.
Fakt war also: Mein Mann führte diese Affäre etwa ein Jahr - ehe dann alles aufflog. Mir hat es damals natürlich erst mal komplett den Boden unter den Füßen geraubt - die Trennung stand im Raum und alles was damit zusammenhängt.... bei 20 gemeinsamen Jahren heißt das: Haus verkaufen, Wohnungen suchen, wahrscheinlich wegziehen, weil Wohnungen hier kaum zur Verfügung stehen, damit verbunden evtl. neue Arbeitsstelle suchen, aus dem Vereinsleben, dem örtlichen Dorfleben aussteigen.... usw. usw.
Uns wurde da beiden aber noch was anderes bewusst: Wir wollen beide nicht ohne dem Anderen sein - wir konnten es uns nicht vorstellen, wir litten, mein Mann kämpfte, stritten, redeten, redeten...
Und so kamen wir uns wieder näher - viel näher als in den Jahren zuvor. Natürlich war es ein langer Prozeß, bis ich soweit war, um sagen zu können "Es war die richtige Entscheidung" - mein Mann hatte natürlich auch Gefühle für die andere Frau entwickelt...
Das liegt nun fast drei Jahre zurück - keine sooo lange Zeit. Aber ich muß sagen: Es geht uns gut, viel besser als viele Jahre vor diesem "Zusammenbruch".
Trotzdem: Auf diese Erfahrung, diese Affäre, hätte ich sehr, sehr gerne verzichtet. DAS hätte ich für mein Leben nicht gebraucht. Besser wäre es gewesen, mein Mann hätte damals einfach mal das Gespräch gesucht und mir den Ernst der Lage klargemacht - oder ich hätte es natürlich auch versuchen können. Wahrscheinlich waren wir da einfach noch nicht "weit genug unten" - LEIDER!
Also rede mit deinem Mann - eindringlich! Notfalls besucht eine Paarberatung.
Die Sache mit "evtl. Pflegefall" ist quatsch - das weißt du bestimmt selber. Es gibt Männer, die werden mit 50 zum Pflegefall und andere werden 90, ohne je pflegebedürftig gewesen zu sein.
LG
LG

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Leider kann ich dir keine PN schreiben. Aber vielen Dank für deine Worte und Zeit die du dir genommen hast. Ich glaube, du hast unsere Situation genau selbst durchlebt, einfach mit getauschten Rollen. Mein Problem ist, dass ich schon fast froh wäre, wenn er eine Affäre anfangen würde, dann müsste ich mich nicht so schlecht fühlen und eine Entscheidung treffen, für welche mich alle hassen werden :-(
Und du hast natürlich Recht mit dem Pflegefall, so habe ich auch immer gedacht, aber jetzt in den letzten zwei Jahren hat es mir doch plötzlich begonnen Angst zu machen :-(.

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Ich kann nun natürlich aus der Ferne wirklich nicht beurteilen, ob es noch eine Chance für euch gibt oder bereits zu spät ist.
Wenn du mit ihm schon mal darüber gesprochen hast, kann es auch sein, dass er seine Felle bereits davon schwimmen sieht, dass er insgeheim befürchtet, dich eh nicht halten zu können, vlt. Ist der Druck für ihn zu groß.
Was möchtest du denn wirklich. Lieber mit ihm die Beziehung auffrischen, oder reizt das neue, unbekannte mehr? Wenn du denkst, dass dein Mann immer noch deine Nr. 1 sein soll /kann, sag ihm das auch!
Nochmal wegen dem Altersunterschied : hier in unmittelbarer Nachbarschaft lebt ein Paar mit 16 (!) Jahren unterschied, er 97 (ja wirklich ), sie 81. Er fährt nun seit etwa einem Jahr nicht mehr Auto und ist auch sonst etwas gebrechlich geworden....Hatte vor drei Jahren einen Oberschenkelhalsbruch, der wieder verheilt ,und erzählte öfters, dass er in jungen Jahren so krank war, dass er nie gedacht hätte so ein Alter zu erreichen (er war Kriegsteilnehmer und hat da eine Lungenverletzung davongetragen ) pflegebedürftige ist er bis heute nicht.
Der Mann einer Freundin von mir, hatte mit 51 (!) (Da war sie gerade 47) eines Tages einen plötzlichen Herzstillstand - wurde reanimiert. ..Lange Klinik- und Rehaaufenthalte...Ist seither arbeitsunfähig und geistig nicht mehr vergleichbar mit zuvor, die Persönlichkeit ist völlig verändert...Seine Frau leidet und muss sich um alles kümmern, v.a. um ihn.

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Vielen Dank für all euer Feedback - ich schätze vor allem die Erfahrungsberichte, aus denen ich viel Verständnis herauslesen konnte.
Leider verändern sich Menschen in 20 Jahren, und was damals mit Mitte 20 und 40 noch kompatibel war, reisst immer weiter auseinander.
Gesprochen habe ich schon mit meinem Mann, manchmal weniger und im Sommer dann ziemlich deutlich. (Einfach, dass meine Gefühle fast weg sind und ich sehe, dass es, wenn es so weiter geht, bald auf eine Trennung zugeht. Nicht ins Details geschildert habe ich, meine "Gefühle" für einen anderen und meine Ängste - denn ich habe Angst unnötig zu verletzen und zu verunsichern). Es ändert sich ein bisschen für kurze Zeit, aber irgendwie zu wenig und zu wenig echt.
Wir haben jetzt eine Woche Ferien vor uns - ich hoffe, dass ich dann einmal die richtigen Worte finden kann.
Ich melde mich gerne bei einigen von euch per PN (aber wahrscheinlich erst nach den Ferien).

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Wir sind zwar "erst" 10 Jahre zusammen und haben nur ein kind, aber auch wir haben manchmal Phasen wo ich denke wir leben nur so nebeneinander her. Uns hilft es da aber schon einfach mal einen Tag für uns zu nehmen. Den kleinen hatten wir noch nie über nacht weg. Aber eure kinder sind doch on eonem alter, wo ihr auch mal zu zweit ein wellnesswochenende oder so machen könnt. Das würde die Beziehung auch wieder etwas auffrischen und dann ab und zu ein kinderfreien Abend. Es muss nicht immer gleich eine Trennung sein.
Und dass man sich um seinen Partner kümmert gehört irgendwie für mich dazu. Was wenn es dir schlecht geht, dann würde dein Mann sich doch auch kümmern.
Ich kenne viele alte Ehepaare die ihre Defizite sehr gut ausgleichen (der eine ist schlecht zu Fuß und der andere kann dafür keine Post mehr lesen oder sowas). Da ist es doch schön füreinander da zu sein.