Corona-Blues - wie damit umgehen?

Hallo zusammen,

Der Corona-Blues greift in keinem Umfeld aktuell bzw. Seit gut 4 Wochen massiv um sich. Ich bin eher der Kämpfer-Typ und mache aus der Situation das Beste. Finde Corona zwar auch sch... aber wir arrangieren uns mit den Gegebenheiten.
Ich habe allerdings 2 Härtefälle im Bekanntenkreis, wo ich nicht mit umzugehen weiß und mir auch schleierhaft, wie ich langfristig damit umgehen soll.
1) zwischen einem Bekannten und mir hat sich etwas angebahnt. Beide ziemlich verknallt. Er hat seit Mitte Januar mehr und mehr zurückgezogen und sich schließlich gar nicht mehr gemeldet. Auf Rückfrage erklärte er mir, dass ich zu viel Energie hätte, eine Supermama sei und im Job zu gut sei. Er könne da nicht mithalten und ich hätte was Besseres verdient. Da hatte er vorher nie Probleme mit. Klingt für mich verdächtig nach Corona-Blues.
2) meine beste Freundin hat mir "deutlich ihre Meinung" gesagt, weil sie nur noch genervt sei. Zwei Wochen vorher hat sie über Tage nur geheult, weil Corona so sch... sei. Ihre Situation und meine in der Pandemie sind vergleichbar. Corona-Blues.

Ich frage mich jetzt, wie ich damit umgehen soll bzw..Ob ich ihre Ausbrüche aufgrund der pandemischen Lage anders betrachten soll als normalerweise.

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Jeder geht unterschiedlich mit der Situation um. Ich kann mich auch nur schlecht mit einer Freundin treffen/unterhalten, weil wir ( mein Mann und ich ) ziemlich stark beruflich betroffen sind, Kinder im Homeschooling haben und sie kinderlos und glücklich über den Lockdown. Sie arbeitet im Einzelhandel und ihr großzügiger Arbeitgeber stockt das KuG auf. Ich kann seit März nicht mehr in meinem Job arbeiten, mein als VA Techniker musste sich auch umorientieren.
Uns geht es noch gut, aber ich kann mir ihr Gerede auch nicht mehr lange anhören, wie gut es ihr doch geht. Ich freu mich ja für jeden, der noch arbeiten darf, aber sie ist einfach null emphatisch.
Was ich sagen wollte, ist, dass sie es vielleicht einfach nicht gut vertragen können, wenn jemand noch so positiv ist, wenn es einem selber schlecht geht.
Ich hoffe, es war jetzt nicht zu kompliziert.

Lg

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Wie gehen diejenigen sonst in Krisen um?

Mit einer Cousine sind wir uns in einem Punkt einig: sie versteht mich nicht, ich verstehe sie nicht.
Das ist einfach, dass wir unterschiedliche Arten haben, mit etwas umzugehen. So waren wir schon als Kinder, so sind wir als Erwachsene. Wir haben gelernt zu akzeptieren, dass wir uns in dem Punkt auch nie verstehen werden. Entsprechend umgehen wir das Thema.

Zu 1) wie geht er sonst mit Krisen um?
"Auf Rückfrage erklärte er mir, dass ich zu viel Energie hätte, eine Supermama sei und im Job zu gut sei. Er könne da nicht mithalten und ich hätte was Besseres verdient. Da hatte er vorher nie Probleme mit."

Als ich gesund war, hatten viele kein Problem damit.
Als ich dann krank wurde, ins Krankenhaus kam, zur Reha kam und immer die Hoffnung, den Kampfgeist hatte, dass ich wieder gesund werde, haben sich einige davon abgewendet.

Ich wäre zu fit, dafür dass ich krank sei.
Ich müsste mich doch mehr hängen lassen.
Woher diese Zuversicht.
Sie können nicht damit umgehen, dass ich so viel Hoffnung habe.
Als Kranke würde es mir nicht zustehen, so hoffnungsvoll zu sein.
Sie würden es nicht ertragen, dass sie sich so viele Sorgen machen und ich mir scheinbar nicht.

Manche fühlten sich überrumpelt. Sie selbst würden diese Kraft nicht aufbringen. Oder können schon in gesunden Zeiten nicht so hoffnungsvoll sein. Das zieht sie runter, wenn ich dann trotzdem kämpfe.
Anderen war es zu anstrengend. Ich passe nicht ins Bild. Umdenken und so.

Das war schon vor Corona.

Aktuell ist es insofern einfach für mich: durch die Krankheit vor einigen Jahren, hat sich mein Umfeld umstrukturiert. Krisensichere Kontakte sind geblieben.
Bzw. habe ich viel Ehrlichkeit erfahren. Manche haben sich zurück gezogen und sind wieder gekommen. Ehrlich zu sagen, dass sie mit der Situation nicht umgehen konnten, OHNE mir Vorwürfe zu machen, fand ich auch sehr ehrlich.

Es ist zwar traurig und frustrierend mit deiner Bekanntschaft.
Andererseits vielleicht auch ganz gut, dass es sich jetzt in der Kennlernphase zeigt.
Mit Krisen geht jeder anders um. Das ist auch gut und wichtig !

In einer Partnerschaft ist es aber auch wichtig, dass beide mit der Art des anderen auch klar kommen. Fühlt sich einer damit überfordert, wird es schwierig.
In meinem Freundeskreis sind jetzt Menschen, die diese Kraft zu schätzen wissen. Nicht im Vergleich sind schlechter fühlen. Sondern meine Stärken nutzen, um selbst wieder rauszukommen. Sie wissen, dass sie mir mit ihrer (anderen) Art auch helfen. Auch ich brauche das Gleichgewicht und den Ausgleich. Diese Menschen wissen, dass es ein Gleichgewicht gibt und sie sich auf ihre Art auch einbringen.

In Krisen ist das durchaus wichtig.


Zu 2)
von was ist sie genervt?
Von deiner Art?
Von der Pandemie?
Für mich zwei wesentliche Unterschiede.
Ist jemand von meiner Art genervt, ist es wichtig darüber zu reden. Welches Verhalten kann ein Schritt aufeinander zu sein?
Ist es die Pandemie als solche, hat aber nichts mit mir zu tun, dann höre ich zu oder jammeer auch mal mit.

Ist es ein genervt sein? Ein Dauerzustand? Ein Loch, in das man fällt? Überlastung?
Je nachdem was es ist
- höre ich einfach nur zu
- überlege Lösungen
- frage, ob die Person ein Kraftpaket brauchen kann und wie das aussehen könnte
- zeige meinen Optimismus nicht überall. Einfach weil das stellenweise überfordern kann oder wie "sich schön reden" rüber kommt. Umgekehrt zeigen diejenigen dann nicht ihren vollen Pessismus mir gegebenüber. Ein Mittelweg aus Stimmung zeigen, ohne die volle Bandbreite
- braucht die Person mehr als nur mal jammern? Ist es noch Genervtheit oder schon ein Weg zum Arzt (Krankschreibung, um wieder zu sich zu finden, darüber reden - um neue Ideen zu bekommen, doch mehr).

Mein Vorteil jetzt ist eben der, dass ich Menschen meines Umfeldes schon in anderen Krisen kennen gelernt habe. Entsprechend kenne ich da schon ein paar Eigenheiten und sie meine.

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hallo,

vielleicht solltest du dich etwas zurückhalten und verständnis aufbringen?

wenn es wirklich so ist, dass du so positiv bist und alles einfach wuppst, dann ist das für leute, denen es nicht so geht, wahrscheinlich wirklich schwierig mit dir auszuhalten und davon gehe ich aus. deine aussage, die freundin hat nur rumgeheult.....
ja und?? wenn es ihr schlecht geht, sie mit der situation nicht klar kommt und du als freundin sie nicht verstehen kannst? da würde ich wahrscheinlich auch abstand von dir nehmen.

vg

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Hallo,

Corona-Blues ist eine gute Bezeichnung :-)

Ich denke, es ist immer schwierig, wenn heiter, entspannter Positivismus auf entnervte Depressivität trifft.
Ich könnte an die Decke gehen, wenn ich Mal einfach nur jammern oder schimpfen will und mein Mann (der kann das gut...) oder jemand anderes strahlt mich an und zeigt mir der Reihe nach alle positiven Aspekte der Situation auf...

Zu dem Typ: vielleicht passt euer Krisenmanagement nicht zueinander. Gut, dass ihr das jetzt feststellt. Du könntest jetzt ernsthafte, tiefsinnige Gespräche über den Umgang mit Krisen, generelle Lebenseinstellung etc führen... aber das scheint (noch) nicht so richtig dran zu sein? Auf jeden Fall solltest du ihn NACH der Krise mit vorsichtig behandeln - aus so etwas kann leicht eine Schön-Wetter-Beziehung werden und so was ist ja auf Dauer nicht tragfähig.

Zur Freundin: wenn es eine gute Freundin ist, würde ich demnächst zuerst fragen, wie es ihr geht. Wenn sie nur jammert, kannst du natürlich zugeben, dass es dir viel besser geht. Aber es ist ein Unterschied, ob man vor guter Laune an die Decke springt und ruft "ist das Leben nicht schön?" oder ob man sagt "interessant, das empfinde ich ganz anders."

Ich verweise in meinem Umfeld in letzter Zeit oft darauf, dass jetzt eigentlich eher als Im Frühjahr ein Ende absehbar ist.
Dann gucken alle verwundert und widersprechen auch.
Aber ich bleibe dabei: im Frühjahr wussten wir, dass der nächste Winter kacke wird. Hat nur noch niemanden interessiert. Jetzt wissen wir (daran kann man erinnern), dass der letzte Sommer gar nicht sooo schlimm war: offene Restaurants, offene Freibäder... Also hoffe ich auf einen genauso entspannten Sommer mit Einschränkungen und im nächsten Winter bin ich hoffentlich geimpft. Bis April durchzuhalten ist für mich kein Problem.
Wenn die Diskussion natürlich aus dem privaten ins wirtschaftliche Denken abgleitet (wieviele Cafés und Geschäfte werden überleben... kann sich die Stadt das Freibad noch leisten...) kommt schnell eine Weltuntergangsstimmung auf.
Dann ist auch Empathie gefragt. Viele Menschen kommen schlecht mit Veränderungen klar. Aber nicht alle Veränderungen müssen schlecht sein; jede Krise hat Verlierer und Gewinner. Aber da kommt man schnell ins Sprüche klopfen... Wenn's dem Gegenüber (das ja auch oft eher stereotyp jammert) hilft, warum nicht?

LG!

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Danke.
Super geschrieben :-)
Für mich habe ich durch deine Worte auch wieder was gelernt und nehme es im Guten ins Leben mit #freu

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Empathie zeigen für die Freundin nur weil ihr eine ähnliche Ausgangslage habt aus deiner Sicht hat sie nicht die gleichen körperlichen oder psychischen Vorraussetzungen die aktuelle Situation zu stemmen. Eine wahre Freundin unterstützt einen und schmiert einem nicht aufs Brot dass ja alles easy sein muss weil du die selbe Situation toll meisterst.
Zum Thema mit dem Mann keine Ahnung ob das mit Corona zu tun hat. Vielleicht fühlt er sich nicht wohl bei dir und deiner Energie und versuchst es Dir positiv zu sagen. Wenn dir was an ihm liegt sprich mit ihm und nutze die Energie für euch ...

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Moment, wo steht, dass ich irgendwem irgendwas aufs Butterbrot schmiere? Das ist deine Interpretation und die ist schlichtweg falsch. Ich lebe mein Leben und äußere mich überhaupt nicht, wie es uns in dieser Zeit geht oder nicht geht.

8

wie betrachtest du den ihre Ausbrüche normalerweise? Wie gehst du sonst damit um? Was genau ist an der Corona Krise so anders, als an anderen Krisen im Leben? In meinem Umfeld geht man in dieser schwierigen Zeit so miteinander um, wie in anderen schwierigen Zeiten. auch.