Mütter die Verlierer der Corona Krise

Ich stelle fest, dass insbesondere Mütter in der jetzigen Lage schlecht weg kommen.
Viele Arbeitgeber in meinem Umfeld sind jetzt noch skeptischer, Mütter einzustellen, weil es immer noch hauptsächlich Frauen sind, die wegen der fehlenden Kinderbetreuung zu Hause bleiben.
Ich habe eine Kollegin und 8 Angestellte, auch alles Frauen zwischen 18 und 55.
Daher bekomme ich natürlich mit was wegen der derzeitigen Maßnahmen Familien zugemutet wird.
Ich selbst habe ja auch drei Kinder, allerdings schon groß, aber alle noch in der Schule.
Allerdings sehe ich auch als Chefin, was es bedeutet, wenn Frauen wegen der Kinderbetreuung immer wieder und dauerhaft nicht arbeiten.
Das bedeutet für die Kollegen, dass sie das abfangen müssen, und sorgt mittlerweile für schlechte Stimmung im Team.
Ich frage mich, was das für Auswirkungen hat, wenn junge Mütter jetzt oder in den nächsten Jahren eine Stelle suchen.
Ich habe da auch keine Lösung aber sehe halt die Problematik und finde das als Mutter zweier Töchter echt bedenklich.
Habt ihr das auch schon beobachtet?
Wie gehen eure Arbeitgeber damit um, welche Lösungen habt ihr gefunden?

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Hallo,

für mich sind die größten Verlierer dieser Krise die Kinder.
Die Kinder, die schon vorher in Modellen gelebt haben, die absolut auf Kante genäht waren. In Familien, die mit ihren Modellen absolut abhängig vom Staat und anderen externen Faktoren wie Großeltern usw waren.
Die Kinder, die jetzt ganz deutlich von allen Seiten zu spüren bekommen, dass sie eigentlich gar nicht so wirklich in das Leben, die Lebensvorstellungen, die Lebensmodelle... ihrer Eltern passen.
Überspitzt gesagt und wenn man "Social Media" glauben darf: Die Kinder, die offenbar nur stundenweise und mit Alkohol zu ertragen sind und deren Betreuung schon in den stinknormalen Ferien eine immense Belastung für ihre Eltern ist.

Für mich gibt es eine Menge Verlierer. Berufstätige Mütter - insbesondere Alleinerziehende - gehören ganz klar dazu. Das möchte ich in keiner Weise klein reden.

Aber die größten Verlierer, weit mehr als die Eltern, sind die Kinder, die ja eigentlich niemand länger als maximal ein Jahr Babykuscheln und danach höchstens stundenweise und bloß nicht länger als ein paar Tage am Stück zu Hause eingeplant hatte.

Dieser Staat hat in den letzten 15 Jahren alles dafür getan, die Familien in ein ganz bestimmtes Lebensmodell zu drängen. Medien und Teile der Gesellschaft sind auf diesen Zug aufgesprungen und so entstanden Familienmodelle, die eigentlich in keiner Weise alltagstauglich waren. Unabhängig von der Pandemie, die so natürlich niemand vorhersehen konnte.
Konstrukte, die zusammenbrachen, sobald die Kita mal zu hatte oder die Oma keinen Full Service mehr anbieten konnte oder wollte. Kinder, die fiebernd, hustend, mit Bauchschmerzen... krank einfach, in die Kita und Schule geschickt wurden, während den Eltern das schlechte Gewissen wie ein Balken quer vor der Stirn hing.
Kinder, die in Ganztagseinrichtungen gezwungen wurden, auch wenn sie überhaupt nicht der Typ dafür waren.
Kinder, die keinerlei Lobby hatten - jetzt noch viel weniger als zuvor.


Familienpolitik gab es in den letzten 15 Jahren gleich null. Es wurde ausschließlich Politik für ein ganz bestimmtes Modell gemacht, weil irgendjemand das zum neuen "alleingültigen" Modell erklärt hatte - ohne wirklich etwas für FAMILIEN zu tun. Denn immer mehr Betreuung, immer länger, immer flexibler... das hilft auch nicht weiter.
Das ist nichts weiter als staatliche Abhängigkeit und hat absolut nichts mit Politik für Kinder zu tun.
Nun ist der Staat gerade aufgrund einer gesundheitlichen Gefährdungslage nicht imstande, die Geister, die er rief unter Kontrolle zu halten.
Das trifft auf Familien, die Kinder unter der Voraussetzung bekommen haben, dass sie einen Großteil der Verantwortung für deren Betreuung und Erziehung an den Staat ausgliedern konnten.

Klar geht das in die Binsen.

Ich habe ernsthaft Mitgefühl mit allen, die da jonglieren. Das ist ätzend. Aber wirklich leid tun mir eigentlich nur die Kinder, die in dieser vollkommenen Unzufriedenheit und Überforderung ihrer Eltern aufwachsen und nebenbei noch mit ihren eigenen, gravierenden Problemen aufgrund der Pandemie klarkommen müssen.
Ganz zu schweigen von den realen, finanziellen Existenzängsten, die jetzt in den Familien herrschen, in denen der Ausfall des zweiten Gehalts eigentlich nicht zu kompensieren ist, insbesondere durch die lächerlichen Kosten, die viele Menschen teilweise nur fürs Wohnen haben.
Wären da nicht mal Ansätze für die Politik?
Real etwas für den finanziellen Druck zu tun? Den Wohnungsmarkt zu regulieren?
Der Staat subventioniert einen Kitaplatz mit einer vierstelligen Summe pro Kind/Monat. Aber wenn eine Familie diesen Platz nicht in Anspruch nimmt dann... bekommt sie nichts! Nicht mal einen Bruchteil davon. Und das wird gesellschaftlich auch noch als tolle Sache angesehen, denn immerhin könnten damit ja Elternteile freier über ihre Familienmodelle entscheiden und sogar weniger arbeiten und mehr Zeit für ihre Kinder haben. Wo kommen wir da bloß hin.

Jetzt währen der Pandemie schicken wir freilich tolle Bildchen hin und her wie wichtig, wie systemrelevant, wie unentbehrlich die Mütter jetzt an der "Heimatfront" zu Hause mit Homeschooling, Betreuung, Bespaßung usw sind.
Wir nennen das neuerdings Care Arbeit und denken sogar nach, das irgendwie wenigstens in die Rentenberechnung mit einfließen zu lassen. Ich meine, die Frauen sind ja im Moment so unmenschlichen Belastungen ausgesetzt. So ganz ohne ihren Arbeitsplatz, zu Hause mit den Kindern, um die man sich sogar kümmern muss.

Sehr merkwürdig. Vor einem Jahr waren das alle noch dumme Hausweibchen, die sich von ihren Männern so abhängig gemacht hatten, dass man sie gesellschaftlich auf eine Stufe mit Sozialschmarotzern und Kleinkriminellen stellte.

Jetzt ist das voll mega wichtige Care Arbeit und so.

Und sind wir doch mal ehrlich: Wo sind denn die ganzen Väter? Das wäre die Chance gewesen, WIRKLICH etwas zu verändern. Wenn eben auch die Väter jetzt mal zu Hause geblieben wären. Ja, auch mal Handwerker, Geschäftsführer, Informatiker und Vertriebler. Drei Wochen übernimmt der Papa, drei die Mama oder so. Und zwar unabängig vom Job, solange nicht einer im medizinischen Sektor z.B. arbeitet.
Solange die Väter praktisch kein Risiko darstellen aufgrund von Kindern auszufallen, wird sich da NIE etwas ändern für berufstätige Mütter, egal ob Pandemie ist oder nicht.
Die Pandemie hat nur ein Brennglas draufgehalten, weil es einach so ein großer Zeitraum ist.

Aber im Prinzip ist hier absolut NICHTS zu Tage gekommen, was jemandem, der ein klein wenig aufmerksam ist, nicht schon die ganze Zeit klar war. Polemisch ausgedrückt: Väter machen ihr Ding, Mütter jonglieren und wie es den Kindern geht, interessiert im Grunde keine Sau. Die müssen ab dem Babyalter irgendwie funktionieren, damit sie dieses sich immer schneller und schneller drehende Hamsterrad ihrer Familien nicht durch die Unverschämtheit ihrer Anwesenheit als kleine Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aus der Halterung reißen.


Irgendwann ist diese Pandemie hoffentlich ausgestanden. Und dann hab ich keinen Bock mehr über die ach so armen berufstätigen Mütter zu reden. Ich würde viel lieber mal über die berufstätigen Väter reden. Anstatt den Müttern und Kindern immer mehr Staat aufzubrummen, die Familien in staatliche Abhängigkeit zu zwingen.
Und zu allererst finde ich, sollten wir wenn wir über Familienpolitik sprechen, über die Kinder reden.
Was tut denen eigentlich gut? Was brauchen sie? Was wollen sie?

Ich habe Verständnis für die Arbeitgeber. Ich habe Verständnis für die Mütter. Wirklich, das habe ich. Aber Mitleid habe ich mit den Kindern. Die wahren Verlierer, nicht nur in der Pandemie!

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Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, worauf du hinaus willst.
Siehst du es als Teil der Lösung, dass Eltern wieder in die Lage versetzt werden, sich selbst mehr zu kümmern ?
Also dass mehr dafür getan wird, dass Frauen und Männer gleichermaßen selbst ihre Kinder betreuen und sich auch die Erwerbstätigkeit teilen?
Also einer arbeitet, einer bleibt zu Hause, oder beide Teilzeit, so ?
Die Idee hat was, finde ich, wobei eben nur Vater und Mutter meist nicht reichen um Kinder zu betreuen.
Schon meine Großeltern haben beide gearbeitet und die Kinder wurden teilweise von Omas, Opas, Tanten, etc betreut.
Bei mir war es leider so, dass ich mit drei Kindern und einer Praxis alleine dastand vor 10 Jahren, da der Vater der Kinder nach Kurzer Krankheit verstorben ist.
Hätte ich da keine Ganztagsbetreuung für alle drei Kinder gehabt und noch Großeltern die die restlichen Zeiten abgedeckt haben, hätte ich nicht arbeiten können und die wirtschaftliche Situation hätte sich auch noch stark verschlechtert.
Ich denke, Eltern in ihrer Kernaufgabe zu stärken, nämlich ihre Kinder selbst zu erziehen macht Sinn, wobei ich wie gesagt der Meinung bin, dass das seine Grenzen hat, da ja nur einer ausfallen muss durch Krankheit, Tod oder Scheidung.

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Aber Kinder sollen auf der anderen Seite schon geboren werden?

Man kann eben nicht alles haben und sollte sich entscheiden.
Natürlich können alle wieder zu dem Prinzip zurück kehren, nur ein Kind zu bekommen.. dann geht das Gejaule wieder los, dass zu wenig Kinder geboren werden, die erwerbstätig ja wichtig für die Rente später sind. Ist halt immer ein schmaler grad, das Thema.

Heute jammert man, weil eine Mutter nicht so arbeiten kann, wie der Chef möchte, morgen jammert man, dass Frauen weniger Kinder bekommen haben und die Renten schmal ausfallen, weil es zu wenig gibt, die einzahlen.
Man sollte sich da einfach entscheiden!
Warum sollte man zur Zeit keine Mütter einstellen? Schau dir mal an, wie viele Mütter das richtig gut meistern. Was ist mit denen??? Ja zwei blöde Jahre, aber wer sagt, dass Mütter keine Bereicherung sein können?

Gibt immer zwei Seiten einer Medaille. Frauen sind genauso wichtig wie Männer.
Mütter fallen ständig aus, ältere können krank werden und fallen auch aus...
Und Arbeitgeber sollten sich wirklich mal klar werden, dass Arbeitnehmer keine Roboter sind und nicht nur für den Job leben, sondern, dass beides in einer Symbiose stattfinden muss.

Erwarten, dass jeder interessierte Großeltern hat ist auch vollkommen dreist und Quatsch. Hat eben nicht jeder das Glück!

Als Arbeitgeber sollte man sich generell auch so aufstellen, dass ein gewisser Prozentsatz an Abwesenheit gedeckt werden kann. Urlaub, krank etc. Es sollte halt immer so viel Personal vorhanden sein, dass man nicht ins straucheln kommt. Das wollen viele ja nicht, weil es nicht wirtschaftlich genug ist. Nun, wer !nur! an die eigene Brieftasche denkt, sollte von den Mitarbeitern auch nicht erwarten, dass sie sich die Adern aufmachen.

Gerade in gewissen Branchen wo Frauen so wenig verdienen.
Zahlt mal den Frauen mehr Geld, mal sehen ob nicht plötzlich der Mann zuhause bleibt. Das spielt nämlich eine große Rolle bei der Frage, von welchem Gehalt man leben kann und welcher Job dann den Vorrang hat.
Aber wer sein Personal nicht anständig bezahlen möchte, der erhält dann die Quittung.
So doof das ist, du würdest auch nicht deinen Job an erste Stelle setzen, wenn dein Partner zweimal so viel verdient...
auch diese ganze geforderte Flexibilität... wer soll das noch erfüllen können?

Die beste Kombi... unterbezahlt und hohe Flexibilität... nun sag mir, welcher Arbeitnehmer (egal ob Mann oder Frau) würde da den Job an erste Stelle setzen? Wen binden solche Jobs??

Natürlich tritt derjenige kürzer, der weniger verdient und dessen Einkommen entbehrlicher ist, als das Einkommen des Partners. Für viele István lediglich ein Rechenexempel.

Wer einen guten Arbeitsplatz hat und anständig verdient, setzt sich zuhause eher hin und diskutiert das aus.

Aber sagen wir mal eine Pflegekraft ist mit einem Arzt verheiratet... beide haben aufgrund von Schichtdienst eh schon Probleme befindet Kinderbetreuung. Rate mal, wer da eher zuhause bleiben wird. Bestimmt nicht der Arzt (egal ob Mann oder Frau) von dessen Gehalt die Familie lebt. Die Pflegekraft sagt sich auch, für den Job macht sie sich nicht die Adern auf und sollte sie gekündigt werden, hat sie innerhalb von einigen Wochen den nächsten Job.


Ich erinnere mich auch, dass es eine Zeit gab, wo man z.b nicht bis 22 Uhr einkaufen konnte... da ist auch keiner verhungert, weil er länger arbeiten musste.
Vieles ist heute auch einfach purer Luxus, der gefordert wird (meiner Meinung nach unnötigerweise an einigen Stellen) die auf Lasten der Familie geht.

Solange man nicht anfängt diese Ungleichgewichte wieder zu begradigen, ploppt halt woanders ein anderes Problem wieder auf.
Klar kann man jetzt nur noch Männer einstellen. Such sie mal als Arzthelfer. Glaub mir, bei gewissen Arbeitsbedingungen und Gehältern Kathedrale egal, ob man Frauen oder Männer einstellt. Das Problem verschiebt sich nur, da bleiben dann eben die Männer zuhause! Wen stellt man dann ein?? Schlechte Jobs binden halt keine guten Arbeitnehmer.

Nur meine Meinung zum Thema

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Ja ich sehe das genauso wie du. Eine Lösung habe ich leider auch nicht parat. Ich bin selbstständige Ärztin. Wir sind zwei praxisinhaber und haben 6 Angestellte. Alles Frauen. Derzeit allerdings nur eine mit kleinen Kindern. Diese arbeitet Teilzeit und ist nur an zwei bis drei Vormittagen in der Praxis. Wir leben ländlich, die familiären Strukturen sind hier größtenteils sehr eng, das heißt Großeltern stehen oft zur Betreuung bereit. Bisher war das daher bei uns kein Problem. Auch ich mache täglich den Spagat zwischen Praxis (ich kann nicht einfach zuhause bleiben und op oder Sprechstunde absagen), homeschooling und bespassung Kindergarten Kind. Der Papa ist oft die komplette Woche weg, manchmal auch im homeoffice (wenig langfristige Planung), aber auch bei mir geht es nur mit ganz viel Mithilfe der Großeltern. Und natürlich überlegt man als Arbeitgeber ob man wirklich die junge Mutter einstellen soll... so schlimm ich das finde, aber vermutlich würde ich es derzeit tatsächlich nicht tun. Die hauptbelastung liegt aktuell in den meisten Fällen schon extrem auf Seiten der Mütter. Mit allen evtl auch zukünftigen Nachteilen die sich dadurch vielleicht ergeben. Eine wirklich schwierige Situation.

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Ich denke das Problem mit der Kinderbetreuung ist nicht neu, ich erinnere mich an ein Kigajshr wo wir 21 Streiktage irgendwie überbrücken mussten. Bei uns war es zum Glück nie ein Problem Schichten zu tauschen, nur irgendwann sind die Kollegen halt auch massive genervt. Jetzt bei Corona haben wir das Problem nicht es sind bei uns ja eh alle in Kurzarbeit, da kann man das problemlos lösen. Mein AG stellt gefühlt nur sehr junge, bzw schon ältere Frauen ein, da bei uns normalerweise das Personal häufig wechselt, kommt es ehr weniger zu dem Problem das wir Mütter mit jüngeren Kindern haben.ich persönlich würde keine jungen Frauen oder Mütter einstellen wenn die nicht schon von Anfang an einen Plan B haben was im Falle eines Falles mit den Kindern passiert. Aber das war auch schon vor Corona meine Meinung. Bei uns kümmern sich, durch die Kurzarbeit aber im Moment auch viele Väter um die Kinder wenn die Frauen arbeiten müssen.

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Ich bin aktuell in unserem Betrieb die einzige mit einem Kindergartenkinder. Der Rest ist kinderlos, hat schon große Kinder oder sind Männer wo wiederum die Frauen den Rücken frei halten.

Mein Mann gehört zur letzten Kategorie.
Ich habe mir, dank meines Arbeitgebers, in den letzten Jahren einen sehr flexiblen Arbeitsplatz geschaffen. Die Alternative wäre eine Kündigung meinerseits gewesen.

Im Moment kann aber auch ich nicht mehr und nehme ein paar Kinderkranktagen in Anspruch.
Allerdings habe ich meinem Chef zugesagt, dass ich vorher die Sachen, die brennen, erledige. Es gibt aber auch so wenig Unmut untereinander. Jeder hilft wo er kann,wenn es nötig ist.

Ich sehe wie erbarmungslos Corona aufzeigt, wo die Missstände sind und das wir im Jahre 2021 weit weg von Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern sind.

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Ja. Mütter sind definitiv die Verliere.
Kann Deinen Beitrag unterschreiben.

Was ich allerdings auch mit Sorge sehe, ist die Tatsache, dass viele noch kinderlose Frauen im gebärfähigen Alter die Aussage gemacht haben: "Wenn ich das alles so mitkriege, überlege ich mir das nochmal mit dem Kinderwunsch".
Heftig, aber absolut nachvollziehbar.

Was zur Zeit abgeht mit Kita-Schulschließungen, Homeschooling/Homeoffice-Konflikten, psychisch angeschlagenen Kindern etc, ist definitiv keine gute Werbung um neuen Nachwuchs in die Welt zu setzen.

Traurig, aber wahr.

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Das sehe ich auch, dass gerade viele gut ausgebildete Frauen jetzt noch weniger Lust auf Kinder haben, aber auch bei den Männern sieht es nicht besser aus.
Eine junge Kollegin, die sich gerade auch selbstständig gemacht hat und die ich unterstützt habe, sagte auch, dass sie sicher kein Kind mehr bekommen wird. Sie hat einen 6 Jahre alten Sohn und sagt, dass ihre Selbständigkeit ja Null mit Kinderbetreuung vereinbar ist, die die Politik jetzt schon ein Jahr den Eltern auferlegt.
Ich habe auch schon gedacht, dass, wäre das vor 10 Jahren passiert mit Corona, dann hätte ich meine Selbständigkeit aufgeben müssen und hätte gar nicht arbeiten können.
Drei Kinder müssen ja betreut werden und das übernehmen sicher nicht die Großeltern bei dem Aufwand mit Honeschooling und Trubel den ganzen Tag.

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Hallo.

Das sehe ich auch so.

Wir haben nochmal ein Pflegekind aufgenommen.
Mit heutigen wissen....hätten wir wohl garnicht darüber nachgedacht. Das ist sehr traurig. Denn gerade diese Kinder haben eine Familie so verdient.

Aber Kleinkind zuhause und Arbeiten, funktioniert eben nicht.

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Ja das ist tatsächlich ein Frauen Problem. Mein Mann arbeitet in 3 Schichten, ich im homeoffice. Junior und ich haben uns mittlerweile eingerichtet. Er ist in der 2 Klasse und nicht in Notbetreuung trotz Anspruch. Ich arbeite abends oft noch einmal bis teilweise 23 Uhr um auf meine Zeit zu kommen weil es am Vormittag nicht so gut klappt. Ich mache teilweise blöde Fehler weil ich halt oft gestört werde und meine Gedanken dann nicht zu Ende bringen kann. Mein Chef hat viel Verständnis. Ich bin aber auch eine von wenigen mit kleinen Kindern. Meine Augenringe müsste ich definitiv abdecken wenn ich nicht zu Hause arbeiten würde und am Wochenende bin ich total erschöpft und froh mal (meistens) nicht arbeiten zu müssen. Ich habe noch viel Resturlaub und Überstunden aber in meinem Beruf ist es gerade nicht möglich frei zu machen weil wir viel zu viel Arbeit haben. Das letzte Mal richtig frei hatte ich im Oktober als ich selbst Coronahilfen hatte. Angesteckt hatte ich mich bei einer beruflichen Besprechung unter 10 Minuten.

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Ich sehe es eher gelassen. Ein ein, zwei Jahren ist das alles wieder vorüber und das Einstellungsverhalten wird sich langfristig nicht verändern.

Ich habe schon vor Corona keine Frauen im “gebärgefährdeten” Alter eingestellt - hier stimmen in meinen Augen die rechtlichen Grundlagen nicht und nachdem man mittlerweile ohne Weiteres für einen Büroarbeitsplatz ein BV erhalten kann …

Frauen frisch von der Ausbildung oder Mütter mit hoher Stundenzahl, da sehe ich weiter kein Problem. Corona geht wieder vorbei.

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Okay wow, bist du selber eine Frau die keine Frauen einstellt?

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Lies dir nochmals meinen Post durch. Ich habe nicht geschrieben, dass ich keine Frauen einstelle. Ich bin lediglich bei Frauen im “gebärgefährdeten” Alter vorsichtig - mit oder ohne Corona. Wenn ich ca. 25-30 Bewerbungen sichte, dann sortiere ich diese meist aus.

Hintergrund ist eine Kombination aus einer zu familienfreundlichen Gesetzgebung, die nach hinten ausschlägt, und mein träger Arbeitgeber. Vor vielen Jahren hatte mein Lehrstuhl an der Uni eine Mitarbeiterin fest eingestellt, diese wurde nach einem halben Jahr schwanger und ist nach 5 Jahren in Teilzeit mit vollem Anrecht auf die alte Stelle wieder zurückgekehrt. Die Stelle ging in der Zwischenzeit an eine andere Dame, deren Vertrag häppchenweise über 5 Jahre verlängert wurde. Diese Dame hat den Job dann verloren. Was an diesem Platzhirschmodell fair sein soll, konnte mir noch niemand erklären. Hinzu kommen jetzt BVs, die vor 20 Jahren noch kaum jemand gekannt hat, jetzt aber wie Gummibärchen verteilt werden (man werfe einen Blick ins Finanz-Forum).

BV & Elternzeiten mögen für einen grösseren Betrieb kein Problem sein, für uns im ÖD schon. Der ÖD darf nicht spekulieren und Stellen überbesetzten. Hinzu kommt, dass die Personalabteilung unserer Verwaltung wahnsinnig langsam ist und zusätzlich ein starker Personalrat als absoluter Bremser bei Einstellungen fungiert. In der Praxis heisst dies, dass regelmässig 6-12 Monate vergehen, bis eine Stelle nachbesetzt wird (obwohl genügend Bewerber auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind). Dies bedeutet wiederum, dass mit der Abfolge BV, Kind1, Kind 2 eine Stelle über Jahre hinweg unbesetzt bleibt, obwohl die Arbeit da wäre. Und aus diesem Grunde bin in sehr skeptisch, wenn eine Frau mit Ende 20 plötzlich von der freien Wirtschaft in den ÖD wechseln will.

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Naja ... ich denke es gibt viele Verlierer der Krise. Allen voran natürlich die vielen Toten. Ich habe beruflich am Rande mit sozial benachteiligten Kinder zu tun. Die waren auch vor Corona schon gestraft genug mit ihren Eltern, den noch maroderen Schulen und viel zu kleinen Wohnungen. Die 1. Klässler kamen nach dem 1. Lockdown wieder zur Hausaufgabenbetreuung und hatte wirklich alles vergessen. Teilweise konnten sie nicht mal mehr ihren Namen schreiben. Ich glaube wir werden das kaum wieder nachholen können.

Aber ich verstehe schon was du meinst und sehe die Situation von Frauen auch sehr kritisch. Wobei die Entwicklung in diesem Bereich in den letzten Jahren eigentlich aufwärts ging und ich denke das Corona zwar ein herber Rückschlag war, aber es danach wieder aufwärts geht (vielleicht nur etwas langsamer). Bei den sozialschwachen Kindern ging es auch vorher schon nicht aufwärts.

Was mich auch zuversichtlich stimmt ist, dass die Politik auch ein finanzielles Interesse daran hat, dass Frauen vollarbeiten. Das sollten sie auch bei den Kindern haben, aber das zahlt sich erst in vielen Jahren aus und nicht innerhalb einer Legislaturperiode.

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Hallo,

so pauschal würde ich das nicht unterschreiben. Mag aber auch regional bedingt sein.

Ich komme aus Ostdeutschland und hier ist es üblich, dass die Mütter nach einem Jahr wieder arbeiten gehen. Viele zwar mittlerweile auch Teilzeit, aber dann zumindest doch mit 30 Stunden die Woche, so dass die Berufstätigkeit der Frau nicht nebensächlich ist.

Mein Mann und ich teilen uns die Betreuung 50/50, wir haben beide die Möglichkeit Homeoffice zu machen. Im ersten Lockdown im Frühjahr hat sogar mein Mann die Betreuung hauptsächlich übernommen.

Bei uns auf Arbeit erlebe ich es auch so, dass die männlichen Kollegen sich mit ihren Frauen reinteilen. Also das es im wesentlichen nur ein Problem der Frauen ist, trifft auf mein Umfeld nicht zu.

LG Nenea