Ich stelle fest, dass insbesondere Mütter in der jetzigen Lage schlecht weg kommen.
Viele Arbeitgeber in meinem Umfeld sind jetzt noch skeptischer, Mütter einzustellen, weil es immer noch hauptsächlich Frauen sind, die wegen der fehlenden Kinderbetreuung zu Hause bleiben.
Ich habe eine Kollegin und 8 Angestellte, auch alles Frauen zwischen 18 und 55.
Daher bekomme ich natürlich mit was wegen der derzeitigen Maßnahmen Familien zugemutet wird.
Ich selbst habe ja auch drei Kinder, allerdings schon groß, aber alle noch in der Schule.
Allerdings sehe ich auch als Chefin, was es bedeutet, wenn Frauen wegen der Kinderbetreuung immer wieder und dauerhaft nicht arbeiten.
Das bedeutet für die Kollegen, dass sie das abfangen müssen, und sorgt mittlerweile für schlechte Stimmung im Team.
Ich frage mich, was das für Auswirkungen hat, wenn junge Mütter jetzt oder in den nächsten Jahren eine Stelle suchen.
Ich habe da auch keine Lösung aber sehe halt die Problematik und finde das als Mutter zweier Töchter echt bedenklich.
Habt ihr das auch schon beobachtet?
Wie gehen eure Arbeitgeber damit um, welche Lösungen habt ihr gefunden?
Mütter die Verlierer der Corona Krise
Ja ich sehe das genauso wie du. Eine Lösung habe ich leider auch nicht parat. Ich bin selbstständige Ärztin. Wir sind zwei praxisinhaber und haben 6 Angestellte. Alles Frauen. Derzeit allerdings nur eine mit kleinen Kindern. Diese arbeitet Teilzeit und ist nur an zwei bis drei Vormittagen in der Praxis. Wir leben ländlich, die familiären Strukturen sind hier größtenteils sehr eng, das heißt Großeltern stehen oft zur Betreuung bereit. Bisher war das daher bei uns kein Problem. Auch ich mache täglich den Spagat zwischen Praxis (ich kann nicht einfach zuhause bleiben und op oder Sprechstunde absagen), homeschooling und bespassung Kindergarten Kind. Der Papa ist oft die komplette Woche weg, manchmal auch im homeoffice (wenig langfristige Planung), aber auch bei mir geht es nur mit ganz viel Mithilfe der Großeltern. Und natürlich überlegt man als Arbeitgeber ob man wirklich die junge Mutter einstellen soll... so schlimm ich das finde, aber vermutlich würde ich es derzeit tatsächlich nicht tun. Die hauptbelastung liegt aktuell in den meisten Fällen schon extrem auf Seiten der Mütter. Mit allen evtl auch zukünftigen Nachteilen die sich dadurch vielleicht ergeben. Eine wirklich schwierige Situation.
Ich denke das Problem mit der Kinderbetreuung ist nicht neu, ich erinnere mich an ein Kigajshr wo wir 21 Streiktage irgendwie überbrücken mussten. Bei uns war es zum Glück nie ein Problem Schichten zu tauschen, nur irgendwann sind die Kollegen halt auch massive genervt. Jetzt bei Corona haben wir das Problem nicht es sind bei uns ja eh alle in Kurzarbeit, da kann man das problemlos lösen. Mein AG stellt gefühlt nur sehr junge, bzw schon ältere Frauen ein, da bei uns normalerweise das Personal häufig wechselt, kommt es ehr weniger zu dem Problem das wir Mütter mit jüngeren Kindern haben.ich persönlich würde keine jungen Frauen oder Mütter einstellen wenn die nicht schon von Anfang an einen Plan B haben was im Falle eines Falles mit den Kindern passiert. Aber das war auch schon vor Corona meine Meinung. Bei uns kümmern sich, durch die Kurzarbeit aber im Moment auch viele Väter um die Kinder wenn die Frauen arbeiten müssen.
Ich bin aktuell in unserem Betrieb die einzige mit einem Kindergartenkinder. Der Rest ist kinderlos, hat schon große Kinder oder sind Männer wo wiederum die Frauen den Rücken frei halten.
Mein Mann gehört zur letzten Kategorie.
Ich habe mir, dank meines Arbeitgebers, in den letzten Jahren einen sehr flexiblen Arbeitsplatz geschaffen. Die Alternative wäre eine Kündigung meinerseits gewesen.
Im Moment kann aber auch ich nicht mehr und nehme ein paar Kinderkranktagen in Anspruch.
Allerdings habe ich meinem Chef zugesagt, dass ich vorher die Sachen, die brennen, erledige. Es gibt aber auch so wenig Unmut untereinander. Jeder hilft wo er kann,wenn es nötig ist.
Ich sehe wie erbarmungslos Corona aufzeigt, wo die Missstände sind und das wir im Jahre 2021 weit weg von Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern sind.
Ja. Mütter sind definitiv die Verliere.
Kann Deinen Beitrag unterschreiben.
Was ich allerdings auch mit Sorge sehe, ist die Tatsache, dass viele noch kinderlose Frauen im gebärfähigen Alter die Aussage gemacht haben: "Wenn ich das alles so mitkriege, überlege ich mir das nochmal mit dem Kinderwunsch".
Heftig, aber absolut nachvollziehbar.
Was zur Zeit abgeht mit Kita-Schulschließungen, Homeschooling/Homeoffice-Konflikten, psychisch angeschlagenen Kindern etc, ist definitiv keine gute Werbung um neuen Nachwuchs in die Welt zu setzen.
Traurig, aber wahr.
Das sehe ich auch, dass gerade viele gut ausgebildete Frauen jetzt noch weniger Lust auf Kinder haben, aber auch bei den Männern sieht es nicht besser aus.
Eine junge Kollegin, die sich gerade auch selbstständig gemacht hat und die ich unterstützt habe, sagte auch, dass sie sicher kein Kind mehr bekommen wird. Sie hat einen 6 Jahre alten Sohn und sagt, dass ihre Selbständigkeit ja Null mit Kinderbetreuung vereinbar ist, die die Politik jetzt schon ein Jahr den Eltern auferlegt.
Ich habe auch schon gedacht, dass, wäre das vor 10 Jahren passiert mit Corona, dann hätte ich meine Selbständigkeit aufgeben müssen und hätte gar nicht arbeiten können.
Drei Kinder müssen ja betreut werden und das übernehmen sicher nicht die Großeltern bei dem Aufwand mit Honeschooling und Trubel den ganzen Tag.
Hallo.
Das sehe ich auch so.
Wir haben nochmal ein Pflegekind aufgenommen.
Mit heutigen wissen....hätten wir wohl garnicht darüber nachgedacht. Das ist sehr traurig. Denn gerade diese Kinder haben eine Familie so verdient.
Aber Kleinkind zuhause und Arbeiten, funktioniert eben nicht.
Ja das ist tatsächlich ein Frauen Problem. Mein Mann arbeitet in 3 Schichten, ich im homeoffice. Junior und ich haben uns mittlerweile eingerichtet. Er ist in der 2 Klasse und nicht in Notbetreuung trotz Anspruch. Ich arbeite abends oft noch einmal bis teilweise 23 Uhr um auf meine Zeit zu kommen weil es am Vormittag nicht so gut klappt. Ich mache teilweise blöde Fehler weil ich halt oft gestört werde und meine Gedanken dann nicht zu Ende bringen kann. Mein Chef hat viel Verständnis. Ich bin aber auch eine von wenigen mit kleinen Kindern. Meine Augenringe müsste ich definitiv abdecken wenn ich nicht zu Hause arbeiten würde und am Wochenende bin ich total erschöpft und froh mal (meistens) nicht arbeiten zu müssen. Ich habe noch viel Resturlaub und Überstunden aber in meinem Beruf ist es gerade nicht möglich frei zu machen weil wir viel zu viel Arbeit haben. Das letzte Mal richtig frei hatte ich im Oktober als ich selbst Coronahilfen hatte. Angesteckt hatte ich mich bei einer beruflichen Besprechung unter 10 Minuten.
Ich sehe es eher gelassen. Ein ein, zwei Jahren ist das alles wieder vorüber und das Einstellungsverhalten wird sich langfristig nicht verändern.
Ich habe schon vor Corona keine Frauen im “gebärgefährdeten” Alter eingestellt - hier stimmen in meinen Augen die rechtlichen Grundlagen nicht und nachdem man mittlerweile ohne Weiteres für einen Büroarbeitsplatz ein BV erhalten kann …
Frauen frisch von der Ausbildung oder Mütter mit hoher Stundenzahl, da sehe ich weiter kein Problem. Corona geht wieder vorbei.
Okay wow, bist du selber eine Frau die keine Frauen einstellt?
Lies dir nochmals meinen Post durch. Ich habe nicht geschrieben, dass ich keine Frauen einstelle. Ich bin lediglich bei Frauen im “gebärgefährdeten” Alter vorsichtig - mit oder ohne Corona. Wenn ich ca. 25-30 Bewerbungen sichte, dann sortiere ich diese meist aus.
Hintergrund ist eine Kombination aus einer zu familienfreundlichen Gesetzgebung, die nach hinten ausschlägt, und mein träger Arbeitgeber. Vor vielen Jahren hatte mein Lehrstuhl an der Uni eine Mitarbeiterin fest eingestellt, diese wurde nach einem halben Jahr schwanger und ist nach 5 Jahren in Teilzeit mit vollem Anrecht auf die alte Stelle wieder zurückgekehrt. Die Stelle ging in der Zwischenzeit an eine andere Dame, deren Vertrag häppchenweise über 5 Jahre verlängert wurde. Diese Dame hat den Job dann verloren. Was an diesem Platzhirschmodell fair sein soll, konnte mir noch niemand erklären. Hinzu kommen jetzt BVs, die vor 20 Jahren noch kaum jemand gekannt hat, jetzt aber wie Gummibärchen verteilt werden (man werfe einen Blick ins Finanz-Forum).
BV & Elternzeiten mögen für einen grösseren Betrieb kein Problem sein, für uns im ÖD schon. Der ÖD darf nicht spekulieren und Stellen überbesetzten. Hinzu kommt, dass die Personalabteilung unserer Verwaltung wahnsinnig langsam ist und zusätzlich ein starker Personalrat als absoluter Bremser bei Einstellungen fungiert. In der Praxis heisst dies, dass regelmässig 6-12 Monate vergehen, bis eine Stelle nachbesetzt wird (obwohl genügend Bewerber auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind). Dies bedeutet wiederum, dass mit der Abfolge BV, Kind1, Kind 2 eine Stelle über Jahre hinweg unbesetzt bleibt, obwohl die Arbeit da wäre. Und aus diesem Grunde bin in sehr skeptisch, wenn eine Frau mit Ende 20 plötzlich von der freien Wirtschaft in den ÖD wechseln will.
Naja ... ich denke es gibt viele Verlierer der Krise. Allen voran natürlich die vielen Toten. Ich habe beruflich am Rande mit sozial benachteiligten Kinder zu tun. Die waren auch vor Corona schon gestraft genug mit ihren Eltern, den noch maroderen Schulen und viel zu kleinen Wohnungen. Die 1. Klässler kamen nach dem 1. Lockdown wieder zur Hausaufgabenbetreuung und hatte wirklich alles vergessen. Teilweise konnten sie nicht mal mehr ihren Namen schreiben. Ich glaube wir werden das kaum wieder nachholen können.
Aber ich verstehe schon was du meinst und sehe die Situation von Frauen auch sehr kritisch. Wobei die Entwicklung in diesem Bereich in den letzten Jahren eigentlich aufwärts ging und ich denke das Corona zwar ein herber Rückschlag war, aber es danach wieder aufwärts geht (vielleicht nur etwas langsamer). Bei den sozialschwachen Kindern ging es auch vorher schon nicht aufwärts.
Was mich auch zuversichtlich stimmt ist, dass die Politik auch ein finanzielles Interesse daran hat, dass Frauen vollarbeiten. Das sollten sie auch bei den Kindern haben, aber das zahlt sich erst in vielen Jahren aus und nicht innerhalb einer Legislaturperiode.
Hallo,
so pauschal würde ich das nicht unterschreiben. Mag aber auch regional bedingt sein.
Ich komme aus Ostdeutschland und hier ist es üblich, dass die Mütter nach einem Jahr wieder arbeiten gehen. Viele zwar mittlerweile auch Teilzeit, aber dann zumindest doch mit 30 Stunden die Woche, so dass die Berufstätigkeit der Frau nicht nebensächlich ist.
Mein Mann und ich teilen uns die Betreuung 50/50, wir haben beide die Möglichkeit Homeoffice zu machen. Im ersten Lockdown im Frühjahr hat sogar mein Mann die Betreuung hauptsächlich übernommen.
Bei uns auf Arbeit erlebe ich es auch so, dass die männlichen Kollegen sich mit ihren Frauen reinteilen. Also das es im wesentlichen nur ein Problem der Frauen ist, trifft auf mein Umfeld nicht zu.
LG Nenea