Pflege am Limit

Mal ein ganz ganz anderes Thema, worüber komischerweise (!) keiner redet.
Ich bin Krankenschwester auf einer internistischen Station (Gastro und Pulmo). Wir haben generell sehr viele Pflegepatienten. Als Beispiel: wir können 40 Patienten aufnehmen und haben immer ca 18-22 Pflegepatienten (A3er).
Jetzt wegen dem Corona wurden teilweise 2 ganze Stationen bei uns im Haus "gesperrt", da diese Stationen Schleusen besitzen und für Coronapatienten frei gehalten werden sollen, was ja auch verständlich ist, ABER: jetzt bekommen wir einfach gefühlt alle Patienten zugeschoben. Am Wochenende ist die Besetzung ja eh leider noch katastrophaler als in der Woche (schon generell so), aber heute morgen waren es 34 Pflegepatienten (A3er) und wir waren nur 3 ex. Schwestern und 2 Unterkursschüler.
Ich muss echt zugeben, ich gehe auf dem Zahnfleisch... Bin fix und fertig.
Zuhause habe ich noch einen 16 Monate alten Sohn und wenn ich dann Feierabend habe, was in letzter Zeit nie pünktlich vorkommt, bin ich einfach super geschlaucht und muss mich richtig aufraffen, etwas zu unternehmen. Schwimmbad und Co haben zwar jetzt eh geschlossen, aber trotzdem ist das einfach nur noch anstrengend.
Keiner sieht irgendwie die Arbeit, bzw wird das einfach klein und lächerlich geredet.
Grundpflege, Essen vorbereiten, Essen anreichen, Medis verarbreichen, sich um präfinale Patienten kümmern, Infusionen, Absaugen etc... Die Liste ist lang. Andere Pflegekräfte wissen, was ich meine.
Es nimmt gerade Dimensionen an und es wird und wird nichts unternommen. Ich kann es nicht verstehen. Eigentlich hat das mit guter Pflege nichts mehr zu tun, weil einfach JEDER Patient zu kurz kommt und wir Pflegepersonal am Limit sind.

So wollte auch mal diesen Aspekt hier erwähnen und wer mag, kann mal berichten, wie es bei euch auf Station abläuft.

Lg
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Ich wollte mich zunächst herzlich bei dir bedanken, dass du in dieser Zeit die Stellung hältst!
Ich hoffe inständig, dass ihr so gut es geht unterstützt werdet und vor allem in Zukunft nicht mehr so leichtsinnig mit unserem Pflegepersonal umgegangen wird.

Bitte erhebt, so gut es geht, eure Stimme. Nicht auf reißerische Art, aber so, dass ein Bewusstsein dafür entsteht und vielleicht neue, pragmatische Lösungen gefunden werden.

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Vielen lieben Dank ❤️

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Es ist gut, das eine betroffene hier ihren Mund aufmacht und sagt wie es ihr geht und wie sie zu kämpfen hat.
Es ist wichtig Danke zusagen und ihr unsere Wertschätzung auszudrücken. Doch würde ich ihr nie sagen: "erheb deine Stimme das man euch hört!"
Nein hier sollen die die Stimme erheben,für die die Krankenschwester,Pflegekräfte jeden Tag, Tag für Tag, ihren Job machen und ihre eigene Gesundheit riskieren.

Doch wer sind die, die die Stimme nach meiner Meinung erheben sollen?
WIR ALLE HIER, DENN WIR ALLE HIER BRAUCHEN IHRE HILFE. WIR SIND JETZT ZUM RÜCKENSTÄRKEN DA!

Danke, das musste mal raus.

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Meinen tiefen Respekt und meine volle Anerkennung für die Arbeit von Dir und Deinen Kollegen. Das habe ich auch schon mehrfach auf fb geschrieben.
Ich hoffe für alle, dass euch irgendwie geholfen werden kann. Eine gute Bekannte arbeitet in einem großen Krankenhaus in Stuttgart, auf ihrer Station ist es Gottseidank noch nicht so krass, weil alles runtergefahren wurde, was nicht unbedingt nötig ist im Moment. Aber zum Däumchendrehen kommt sie auch nicht, weil es ja noch Unfälle, NotOps und einiges mehr gibt.
Ich glaube, die wachen erst auf, wenn das Pflegepersonal zusammenbricht.
Liebe Grüße von Moni

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Bei uns ist auch alles runtergefahren. OPs und Untersuchungen, die verschoben werden können, wurden verschoben etc, aber da gibt es ja noch unzählige andere Patienten.
Patienten, die zB eigentlich aus einem Heim kommen und eine Lungenentzündung haben zB, diese müssen ja trotzdem versorgt werden.
Laien wissen gar nicht, wie viel Arbeit da komplett hintersteckt.
Es ist einfach nur noch frustrierend.
Pflegepersonal darf ja nicht so streiken, wie zB andere Berufsgruppen... Es werden offene Briefe verfasst, es werden Überlastungsanzeigen geschrieben, es werden Leserbriefe verfasst... Merkel bekommt auch genug "Liebesbriefe", es kommen seit Jahren immer wieder lahme Ausreden, dass sich darum gekümmert wird, bis jetzt sehe ich immer noch keinen Unterschied, zumindest keinen positiven, eher im Gegenteil, es geht immer weiter bergab.
Und ich bin gerade mal "nur" 7 Jahre in dem Beruf...
An dieser Stelle: meinen Respekt, an alle die das schon x Jahre mehr mitmachen.
Hut ab 👍

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Bin selbst nicht in der Pflege, aber ein Familienmitglied. Die Maßnahmen im Krankenhaus sind ähnlich wie bei Euch, eine Station wird freigehalten, bzw. da sind derzeit wenige Corona-Fälle. Er arbeitet auf der anderen Intensivstation, wo es nun voll ist. Alle planbare OPs werden abgesagt etc., aber es ist ja schon voll. Ich hab echt großen Respekt vor Eurer Arbeit.

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Hallo,
Ich arbeite nicht in Pflege, aber ich habe größten Respekt vor eurer Arbeit. Nicht nur jetzt während der Pandemie, sondern immer.

Ich kann den Stress nachvollziehen. Ich arbeite im Einzelhandel, und es ist der Wahnsinn. Man kommt garnicht mehr hinterher und jetzt werden wohl auch noch Kollegen ausfallen wegen der Kinder (ich finde es trotzdem gut das zu gemacht wurde). Leider gelten vieler Orts die Notgruppen nicht für diesen Beruf obwohl der Einzelhandel wichtig ist. Das bedeutet natürlich auch Überstunden und das Risiko sich anzustecken ist ebenfalls enorm hoch. Wir müssen einfach durchhalten und weiter machen. Ohne diese ganzen wichtigen Berufe (Pflege, Ärzte, Einzelhandel, Polizei usw.). Wäre die Welt schnell vorbei...
Lg wir schaffen das 👍

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Du und all deine Kollegen haben meinen größten Respekt ♥️

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Ich finde es auch sehr schlimm. Nach über 8Jahren intensiv Schwester einer Uniklinik habe ich so viel erlebt und oft über mein Limit gearbeitet.

Zu der eh schon hohen Belastung mit Influenza ist nun noch corona da. Inzwischen arbeite ich überwiegend im Büro als pflegedienstleitung- aber aktuell versuche ich mehr meine wichtigsten Mitarbeiter zu unterstützen- die Pflege am Bett.

Aber wisst ihr was das schlimmste iist?Mit Corona wird wieder jeglicher Respekt gegenüber dem Pflegeberuf verschwinden...

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Leider!!!

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Hallo!

Ich bin in der Altenpflege. Es ist hart. Einfach ist es nie, aber jetzt. Das braucht kein Mensch. Sch... Corona. Kollegen mit kleinen und/ oder schulpflichtigen Kindern wissen nicht wohin mit ihren Kindern. Wir haben Mitarbeiter aus Tschechien, die von Tag zu Tag schauen müssen, ob sie überhaupt auf Arbeit kommen können bzw. wieder nach Hause. Sämtliche Dienstpläne müssen ständig überarbeitet werden. Die Bewohner dürfen keinen Besuch mehr bekommen und den Wohnbereich nicht verlassen. Die bekommen demnächst eine Lagerkoller.
Noch dürfen wir nach der Schicht heim. Mal sehen wie lange noch.

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Genau so hier bei uns, Grenzgebiet Schweiz-Deutschland, Grenze fussläufig vom Arbeitsplatz aus. Mitarbeiter wohnen je zur Hälfte in Deutschland und in der Schweiz. Wer wie lange noch den Arbeitsweg schafft wird stündlich unklarer. Ich arbeite in einer Pflegewohngruppe für Demente. Bin frisch am Knie operiert und viel zu früh wieder zur Arbeit zurück. Selbst schuld denken viele in meinem Bekanntenkreis.
Momentan haben aber alle Mitarbeiter mit Erkältungssymptomen, mit Kindern (wenn sie keine alternative Betreuung finden wegen der geschlossenen Schulen, Kitas usw.) und die die im Urlaub in Risikogebieten waren zwangsweise frei.....und unsere Bewohner dürfen keinerlei Besuch empfangen, dürfen nicht zu Arztterminen ausser Haus usw. Physio, Friseur, Fusspflege alles abgesagt, ausser den Pflegenden darf keiner rein oder raus, und wenn es schlimmer kommt, werden wir Pflegenden für jeweils zwei Wochen einziehen und dann abgelöst werden durch die nächste "Schicht".
Corona betrifft uns erst in Form der Gesamtumstände, also keine Berührungspunkte zur Pflege Erkrankter, aber die Situation ist durchaus bereits anspruchsvoll.

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😩😥

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Aloha,

ich kann mich den Anderen nur anschließen und mich einfach bedanken, dass Menschen wie Du sich so für den Rest der Bevölkerung einsetzen. Jetzt, aber auch sonst immer.
Genau wie im Moment Polizei, Ärzte, die Kassierer in den Lebensmittelgeschäften und Drugstores etc.
Meine Schwägerin ist Chirurgin. Sie stellt sich ab morgen für mindestens die nächsten vier Wochen mit der Klinik wirklich auf absolut außerplanmäßige Zustände ein. Wir haben heute nochmal geredet und ich mache mir wirkliche Sorgen um sie, um das ganze ärztliche und pflegende Personal. Weil eh schon am absoluten Limit gearbeitet wird. Ich HOFFE, dass mit dieser Situation absolut klar wird, dass unser Gesundheitssystem grundlegend mehr Personal (etc) braucht.

Wenn ich hier parallel lese "ach ich gehe noch ins Fitnessstudio" fällt mir nichts mehr dazu ein. Aber wehe, die eigene Oma wird dann mit 80 nach Haus geschickt zum Sterben, weil es kein Bett, keine Beatmung und keine andere Option gibt!
Ich HOFFE, hier wachen alle auf, wenn sie nach Italien und Spanien schauen und kapieren, dass wir die Infektionsverbreitung dringend verlangsamen müssen, damit wir keine Zustände wie in China und Italien bekommen, in denen die Leute einfach sterben, weil es niemanden gibt, der sie behandeln kann oder einfach keine Beatmung o.ä. mehr zur Verfügung steht, weil zu viele Leute auf einmal intensive Medizin brauchen. Das ist UNSER ALLER Aufgabe jetzt.

Alles Gute, bleibt alle gesund.

Ae

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Das ist eines der Probleme hier, alle können sie gut reden, aber wenn sie dann selbst was machen müssen, dann ist es doch nicht so wichtig etc.
Das ist leider ein generell Problem bei uns in der Bevölkerung.
Danke für deine Worte ❤️

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Ich habe meinen Mann vor seinem Tod gepflegt und meine Tochter arbeitet im Altenheim. Wir wissen schon etwas vom Metier. Ihr ist es angst und bang, wie traurig ihre alten Leute sind, die nun keinen Besuch mehr kriegen. Sie weiß nicht, wann sie die nächsten Tage heimkommt, sie mag die Menschen dort. Meine Enkelin und ich besuchen dort auch jemand regelmäßig, er wird sehr enttäuscht sein. Nicht jeder versteht, was los ist.
LG

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Mein großer Respekt geht an dich , deine Kollegen u an alle Berufsgruppen, die in dieser Zeit arbeiten müssen, um unser "Überleben" zu sichern.

Ihr habt nach dieser Krise entweder einen ordentlichen Sonderurlaub oder eine finanzielle Entschädigung verdient!!!
Ich hoffe , die Politik erkennt das an!

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Das möchte ich genau so unterschreiben! 👍🏼