Bedenken vor Gewalt im kreissaal

..gibt es so etwas wie eine Patientenverfügung speziell für Geburten damit man Gewalt irgendwie vorbeugen kann sprich dass einem nicht einfach die plazenta rausgerissen wird etczum Beispiel? Bin erst im 4. Monat lese aber viele solcher Horror stories...die mir zu denken geben .

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Das Problem ist doch, dass derjenige der "Gewalt" ausübt diese nicht immer als solche empfindet.
Die wenigsten Hebammen und Ärzte werden sich in der Früh denken: "so, heute bin ich mal wieder richtig fies und lasse meine Patientinnen leiden"
Die meisten Fälle werden eher eine Mischung aus Abgestumpftheit und fehlender Empathie des Personals sein, kombiniert mit abweichenden Erwartungen der Patienten.

Ich erinnere mich an eine Szene aus meinem Studium (das ist schon 15 Jahre her): die beiden jungen Ärztinnen (noch kinderlos) haben einen Dammschnitt gemacht und waren sich sicher, dass die Patientin das bei der Stärke der Wehen ohnehin nicht spürt. Ich hatte nämlich gefragt ob sie den Bereich denn nicht vielleicht vorher betäuben wollen. Meiner Meinung nach hat die Patientin das eindeutig gespürt denn sie ist bei dem Schnitt fast vom Stuhl gesprungen. Aber gewalttätig wollten die beiden ganz bestimmt nicht sein, die wollten nur dass das Kind möglichst schnell rauskam und waren ein bisschen "betriebsblind".
Deshalb weiß ich nicht, ob eine Patientenverfügung dir da irgendetwas bringt. Die liest sich doch im Vorfeld keiner durch und sagt "ach okay dann sind wir zu Ihnen mal nicht gemein". Im 'Plazenta Beispiel' hätte das auch nicht viel gebracht, da war einfach Stress und im Stress reagieren Menschen manchmal komisch, egal was sie sich vorher vorgenommen haben.

Wie schon empfohlen wurde: befasst sich mit den verschiedenen Abschnitten einer Geburt und überlege, was du gerne hättest und was für dich überhaupt nicht geht. In der Akutsituation wird es meistens auf Kompromisse hinauslaufen, aber es ist schon mal gut wenn man sich vorher abgesprochen hat was man denn in der einen oder anderen Situation tun wird. Also ab wann möchte ich einen Kaiserschnitt? Wie großzügig soll eine Saugglocke eingesetzt werden? Wie vermeide ich das wir dann wie kleine Kinder da stehen und der Chef-Arzt uns einfach "überfährt"?
Wenn ich eine PDA? Wenn ja: wann bin ich sie? Muss ich wirklich 4 Stunden Schmerzen haben bevor dir das Ding mal eben oder kann man das nicht vielleicht auch noch 2 Stunden schon machen etc.

Im Internet liest man immer nur die Horror Stories. Kaum jemand schreibt "ich hatte eine wirklich schöne Geburt"

Deshalb mache ich das jetzt hier mal:
Ich hatte eine wirklich schöne Geburt! Ich hatte mich vorher nicht wirklich mit dem Thema befasst und es war mir auch egal ob die Zwillinge spontan oder per Kaiserschnitt geholt werden, ich habe mich einfach mal drauf eingelassen und den Profis vertraut. Und es wurde eine wirklich tolle Erfahrung mit PDA und mit BEL-Geburt des zweiten Kindes.
Aufgrund der speziellen Umstände standen zehn Leute in oder vor dem Kreissaal in Bereitschaft falls mit mir oder den Kindern etwas ist, das habe ich aber gar nicht mitbekommen. Alles war ruhig und konzentriert und wunderschön.


Dir alles Gute!

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Ich kann dir zu deiner Frage im speziellen nicht helfen. Aber wieso fängst du nicht damit an, dich mit positiven geburtsberichten zu befassen, anstatt den negativen?
Ich stehe kurz vor meiner ersten Entbindung und würde gar nicht auf die Idee kommen, mir irgendwelche horrorgeschichten dazu durchzulesen.
Ansonsten sprich doch mit deinem Partner, der dich zur Geburt begleitet. Der kann im Hintergrund viel für dich regeln, während du in den wehen liegst und mit dir beschäftigt bist

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Ich beschäftige mich sowohl mit positiven Berichten als auch mit negativen und trotzdem bin ich ziemlich positiv auf die Geburt eingestellt. Wenn ich vorher weiß, was passieren KANN, kann ich auch vorher reagieren. Ich finde es also schon ganz richtig und gut sich damit zu befassen.
An die TE:
Ob es eine Patientenverfügung gibt oder nicht weiß ich nicht, ich werde jedenfalls meine Wünsche und absolute NoGos schriftlich festhalten und mit meinem Mann vorher drüber sprechen, damit er sich im Fall der Fälle für mich einsetzen kann.

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sprich mit deinem Mann darüber, was du nicht möchtest. Sag im Kreißsaal, sie sollen dir jeden Schritt sagen. Wenn es zu Komplikationen kommt, dann soll dein Mann Fragen stellen. Vielleicht gibt es in deinem KH ein Geburtsplanungsgespräch, da kannst du deine Wünsche benennen.

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Eine Dou.la mit zur Geburt nehmen

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Befass dich lieber mit dem gesamten Thema Geburt anstatt mit Gewalt. Was möchtest du definitiv und was könntest du dir nicht vorstellen. Umso besser du und dein Partner vorbereitet seid umso besser kann es ablaufen. Wenn auch er weiß was absolute no go's sind seit ihr gut gewappnet.
Ich habe vor kurzem von meiner Geburt erzählt wobei die Plazenta manuell herausgerissen wurde. Ich hoffe nicht das dich das verunsichert hat. So muss es bei dir defintiv nicht ablaufen! Ich bin absolut unvorbereitet in die Geburt rein. Ich hab zwar einen Geburtsvorbeireitungskurs gemacht, jedoch war der nicht besonders gut. Da ich schon 10 fache Tante bin hab ich das alles zu locker gesehen, da von den Geschwistern auch nie einer eine Einleitung oder sonst durch gemacht hat und ich somit gedacht habe in paar stunden ist sowieso alles rum.
Erst nach dieser Erfahrung hab ich mich genau mit dem thema befasst. Aber VORALLEM mit POSITIVEN Geschichten. Auf fb gibt's eine hebamme die heißt notdienst hebamme. Die macht online kurse und erzählt die Geburt als soeas positives

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Einen speziellen Vordruck brauchst du nicht. Mach dir Gedanken, was dir wichtig ist und schreib deine Patientenverfügung selber. Ein Geburtsplan, so nett das auch immer verkauft wird, wird dir im Zweifel nur Gelächter einbringen. Und Personal, dass dich im Gespräch ernst nimmt und auch einen Geburtstplan ernst nehmen würde, tut das auch bei einer Patientenverfügung.

Ich war vor der 1. Geburt auch so blöd und hab mich nur mit dem positiven Zeug befasst und war auch super positiv drauf. Hilft einem nur nix, wenn man die Hebamme aus der Hölle hat und sich vor Dauerschmerzen nicht mehr äußern geschweige denn denken kann. Und das kann vorkommen, auch ohne dass man wehleidig ist.

Also ich gehe dieses mal wieder relativ positiv gestimmt in die Geburt, trotz Trauma von der letzten, aber nur WEIL meine Geburtsvorbereitung quasi fast ausschließlich daraus bestanden hat, alle möglichen Risiken, dich ich im Vorfeld irgendwie ausmerzen kann, auch auszumerzen und mich selber schriftlich entsprechend abzusichern, dass ich eben nicht mehr so leicht verarscht werden kann, ohne dass das Konsequenzen für die handelnden Personen hätte. Natürlich ist mein Mann auch nicht mehr so unerfahren und blauäugig und so habe ich tatsächlich ein recht gutes Gefühl.

Es gibt Menschen, die können es nicht abhaben, sich vor einer Geburt mit auch nur irgendeiner Komplikation oder negativen Komponente zu befassen weil es sie tatsächlich negativ beeinflussen würde und es gibt solche, die gerne umfassend auf alle möglichen Szenarien vorbereitet sind. Du weißt ja selber, wie du in deinem sonstigen Leben so drauf bist und entsprechend solltest du dich auch auf die Geburt vorbereiten.

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Ich finde du bist schon gut geschützt davor, weil du weißt dass es sowas gibt.
Ich denke dass es vor allem unsicheren Müttern passiert.
Wenn du ganz klar sagst was du willst oder nicht, dann können die Leute drauf Rücksicht nehmen und drauf eingehen.
Z.B. Warum wollen Sie schon wieder den Muttermund tasten?
Wenn dann als Erklärung kommt: gleich Schichtwechsel oder ähnliche organisatorische Gründe dann kannst du ja sagen: Bitte jetzt nicht.
Wenn eswitklich um eure Gesundheit geht werden sie es schon deutlich machen.

Bei mir wurde z.B. bei der Geburt aus Beckenendlage (Steißgeburt) gesagt, ich solle mich auf den Rücken drehen. Ich habe aber gelesen dass Vierfüßler die beste Position ist und hatte den Eindruck, das war nur gesagt, damit die Assistenzärztin unter Anleitung vom Oberarzt die speziellen Handgriffe üben kann, die es bei einer Geburt aus Rückenlage braucht.
Und da hab ich eben einfach gesagt: Oh nein, es geht nicht, ich kann mich nicht mehr umdrehen! Und mein Kind so bekommen wie ich es wollte und dann war auch alles gut so und von der Rückenlage war keine Rede mehr. Nachher haben auch noch alle gesagt wie toll ich es allein geschafft habe.

Also steh für dich ein. Sag deine Wünsche. Frag nach, warum geht es nicht so?
Bei meinen Geburten fand ich, dass zu sehr Stress gemacht wurde, weil nach 5Minuten die Plazenta noch nicht da war.
Da würde ich in Zukunft noch energischer auftreten und sagen: Bitte messen Sie doch meinen Blutdruck, mir geht es gut. Ich verblute nicht unkontrolliert, nur weil die Plazenta 15min braucht. Laut Studien ist eine Zeit von bis zu 30min normal.

Übrigens: der Geburtsplan wird ziemlich überbewertet. Für dich und Partner vielleicht hilfreich zum nachdenken aber nach dem was ich gehört habe, liest das Personal da kaum drin was nach, wenn es so weit ist.

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Bei der geburtsplanung kannst du normalerweise bekannt geben was du wünscht und was nicht. Ich persönlich habe keine schlechte Erfahrung gemacht. Ich hatte einen kleinen Scheidenriss der genäht werden musste. Ohne Betäubung. Es tat irre weh. Zählt das jetzt schon zu Gewalt? Ich denke was sein muss muss sein und man darf sich nicht wegen jedem Furz in irgendwas reinsteigern.

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Man sollte immer daran denken, dass naturgemäß mehr Leute Horrorgeschichten erzählen als ein "war ganz normal". Außerdem ist die Wahrnehmung davon, was nun Gewalt ist, doch sehr unterschiedlich. Manchmal sind krasse Maßnahmen notwendig, und eine Geburt ist generell nicht sehr angenehm.

Was ich dir eher empfehlen würde: Befasse dich lieber mit möglichen Komplikationen, die auftreten können, und wie das Fachpersonal versucht, diese zu lösen. Unsere Hebamme hat im Vorbereitungskurs sehr viele Dinge erklärt, die man sonst nie hätte einordnen können. Meistens ist das Problem, dass man nicht versteht, was mit einem gemacht wird und welchen Sinn das hat. Manchmal fehlt dafür schlicht die Zeit, manchmal sind Ärzte und Hebammen etwas betriebsblind und denken nicht daran, dass es für die Frau eben nicht die 781. Geburt ist, sondern die erste. Mir hat es extrem geholfen, als bei uns so ziemlich alles schiefging, was schiefgehen kann.

Du hast ja sicher ein Vorgespräch, da würde ich Wünsche und Ängste genau besprechen. Eine Patientenverfügung in dem Sinne gibt es nicht, denn wenn die Plazenta raus muss, wird keiner sagen "Oh, sie hat geschrieben, dass sie das nicht will - na, dann lassen wir es weiter bluten." Ich würde die absoluten No-Gos aufschreiben, die aber keine medizinische Notwendigkeit beinhalten - z.B. "Ich will keine PDA" oder "Die Nabelschnur soll keinesfalls von jemand anderem außer dem Vater durchtrennt werden". Aber bei einem "Reißen Sie mir nicht die Plazenta heraus!" wird jeder die Augenbraue heben und sich fragen, ob du denkst, dass er das als Hobby macht...das macht ja keiner zum Spaß.

Und letztlich muss man sich auch von seinen Vorstellungen etwas freimachen. Ja, es gibt traumhafte Geburten, aber eine Geburt bleibt eine Geburt - sie tut meistens irre weh, sie ist in einem gewissen Maße gefährlich, sie ist nicht wirklich planbar. Man kann das Drumherum ein bisschen beeinflussen, aber was dann tatsächlich im eigenen Körper abgeht, weiß kein Mensch. Deswegen würde ich mich nicht mit Horrorgeschichten noch panischer machen, sondern mit der Hebamme mögliche Probleme durchsprechen - dann ist man innerlich gewappnet, bleibt aber optimistisch.

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Vor allem den letzten Absatz finde ich sehr wichtig!

Eine Geburt ist nicht planbar und man sollte zwar optimistisch aber auch realistisch rein gehen.
Bei K1 war ich zu naiv und habe mich nicht genug mit möglichen Komplikationen beschäftigt. Ich bin fest davon ausgegangen, dass es eine natürliche Geburt wird. Im Endeffekt wurde es aber ein Kaiserschnitt wegen abfallenden Herztönen ohne Wehen. Ich hab dem Krankenhaus lange nachgetragen, dass sie für eine Einleitung keine Zeit hatten und deswegen der KS nötig wurde. Allerdings habe ich meine Wünsche auch nicht vehement genug durch gesetzt und mich zu lange vertrösten lassen.

Bei K2 war ich zwar in einem anderen Krankenhaus, aber hier habe ich schon bei der Geburtsplanung ganz klar gesagt, was mir wichtig ist. Auch als man mich bzgl. Einleitung an ET dann wieder vertrösten wollte, habe ich klar meine Beweggründe erklärt und mich nicht so leicht abwimmeln lassen.
Die Geburt selber war dann wirklich schön. Allerdings habe ich auch Situationen erlebt, die andere als Gewalt empfunden hätten. Es wurde zB eine Eipollösung gemacht und ich wurde vorher nicht mehr explizit gefragt. Da ich die Prozedur vorher aber schon kannte, wusste ich gleich was der Arzt machen will und es war okay für mich. Es hat zwar weh getan, aber mein Ziel war es ja Wehen zu bekommen und das hat funktioniert. Außerdem habe ich einen Dammschnitt bekommen. Den habe ich zwar aufgrund der PDA nicht so gespürt, aber gefragt wurde ich nicht. Ich hab dem Arzt und der hebamme aber vertraut und war mir sicher, dass der Schnitt nicht grundlos gemacht wurde. Im Nachhinein hat mir der Arzt auch den Grund erklärt, unter den Wehen wäre dafür auch nicht der richtige Moment gewesen.

Ich glaube, dass auch die Einstellung ein Stück weit dazu beiträgt, wie man was empfindet. Die erste Geburt fand ich traumatischer, obwohl mir körperlich nicht weh getan wurde. Die zweite Geburt war zwar schmerzhafter, aber ich hatte mich im Vorfeld auch sehr viel damit beschäftigt, was unter der Geburt alles vorkommen kann und war daher nicht überrumpelt.

Ansonsten kann ich auch nur empfehlen, dich nicht zu sehr zu versteifen. In meiner ganz ursprünglichen Traumvorstellung wollte ich nie eine Einleitung. Nach der ersten Schwangerschaft habe ich mich viel mehr mit den positiven Seiten einer Einleitung beschäftigt und war dann bei K2 absolut dafür und hatte eine schöne Geburt. Auch wusste ich, wie wichtig Bewegung für den Geburtsverlauf ist. Als ich aber nicht mehr konnte, hab ich auch akzeptiert, mich aufs Bett zu legen und die PDA die ich ursprünglich auch nicht wollte, war ein Segen

Unter einer Geburt kann sich so viel ändern. Man sollte sich informieren aber nicht versteifen