Vorsicht vor Cytotec zur Geburtseinleitung

Hallo,

Gerade kam ein Bericht über das Medikament Cytotec, das nicht zugelassen ist in Deutschland, aber anscheinend Off Label trotzdem zur Einleitung verwendet wird.
https://www.sueddeutsche.de/panorama/geburtshilfe-cytotec-medikament-1.4793653

4

Es werden ja sehr sehr viele Medikamente off-label eingesetzt. Zum Beispiel auch Medikamente bei Babys, die eigentlich erst für ein höheres Alter zugelassen sind. Das an sich ist also erstmal gängige Praxis, aber der verordnende Arzt muss darüber aufklären, dass das Medikament off-label ist.
Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass Patienten sich genau durchlesen müssen, was sie unterschreiben bzw. auch mal nachfragen, wenn sie etwas nicht verstehen und Dinge hinterfragen sollten!

24

Ich finde das Ärzte nicht nur informieren sollten und es auch müssen, dass es ein off-label Medikament ist. Das wird ja auch weitestgehend vorgenommen. Sondern eben nicht nur darauf aufmerksam machen, sondern eben auch verpflichtet sind, zu sagen, warum es bisweilen keine Zulassung dafür gibt. Immerhin ist der Pharmaindustrie längst bekannt, dass Ärzte es mehrheitlich zu anderen Zwecken (nämlich der Geburtseinleitung) verwenden. Und welche Risiken und Nebenwirkungen dadurch zu erwarten sind. Denn meistens wird zwar gesagt "wir machen sie darauf aufmerksam, dass es sich um ein bewährtes Medikament handelt, welches offiziell nicht für diesen Zweck zugelassen ist" sondern es wird einfach Zeug hinterher geschoben ala "wir haben gute Erfahrungen damit", "es wirkt zuverlässig" etc. aber wenn ich alle Berichte so anschaue, wird nicht einer darauf aufmerksam gemacht, dass bei der Gabe dieses Mittels die Komplikationsrisiken signifikant ansteigen. Und im durchschnitt mehr Mütter und Kinder Folgeschäden erlangen oder gar den Tod, als bei einer Medikation mit anderen zugelassenen Mitteln (die weniger effizient gelten und öfter gar nix bewirken) oder im vergleich zu Geburten die generell nicht eingeleitet werden.

Und warum wird diese Information unterschlagen oder beschönigt dargestellt? Weil das Medikament im Gegensatz zu den zugelassenen Alternativen lediglich einen Bruchteil kosten, mehrheitlich "ja irgendwie doch alles gut endet, selbst bei Komplikationen" und sie wissen, dass die Mehrheit der Frauen dann gar nicht erst der Gabe dieses Medikamentes zustimmen würden und dann ein teureres Mittel gegeben wird. Was bei unreifen Befund (tja die Natur wird sich schon was an der Unreife gedacht haben!) oft gar nix bewirkt, dafür aber kaum signifikant erhöhte Komplikationsrisiken birkt im Verhältnis zum nicht zugelassenen Mittel. Und solange bei 100 Tabletteneinleitungen mehr als die Hälfte glimplich davon kommt, gilt es als Praxistauglich. Egal ob die sagen wir mal fiktiv, 20 % die dadurch vermeidbare Horrorgeburten erleben, schwer traumatisiert werden und deren Kinder DESWEGEN ggf. behindert werden (wegen Sauerstoffmangel) oder gar sterben. Sind halt Bauernopfer der Statistik.

Zumal die Frauen ja erst damit konfrontiert werden, wenn sie in die Klinik zur Einleitung gehen. Meistens wissen die ja vorab nicht mal ob mit Gel oder Tablette eingeleitet werden soll. Sie Ärzten und Klinikpersonal leider meistens blind vertrauen, im unbewussten Halbwissen, das Ärzte Halbgötter in Weis sind. In der Realität aber sind sie einfach Menschen die versuchen wirtschaftlich zu handeln, die aufgrund unseres maroden Gesundheitsfinanzierungssystems mit dem Rücken zur Wand stehen und nur die Wahl haben zwischen moralisch und ethisch korrekt handeln und den Karren der bis zum Hals in Kuhdung steckt aus dem Dreck zu ziehen indem einfach das menschliche in manchen Fachbereichen untergeht. Es ist einfach absolut unterirdisch, dass die verschiedenen Fachbereich so extrem unterschiedlich seitens der Krankenkassen bezuschusst werden. Die Zahlungshöhen sind vielmehr willkührlich als realistisch kostendeckend kalkuliert. Gerade Geburten sind nicht wie ein Blindarm-OP in Zeitschablonen pressbar und extremst variabel. Ich glaub es gibt kein anderen Fachbereich, wo mit Menschen so unwürdig umgesprungen wird wie dieser und Leben einfach ein kalkül unterlaufen sind. Wenn du vom Tellerrand fällst, mei shit happens. Und in diesem völlig überheblichen und naiven Vertrauen an Ärzte und Hebammen die in einem untergehenden hirarchischen System gefangen sind und gar nicht menschlich handeln können, selbst wenn sie es wollten. Führt dazu. Dass zu viele Frauen bei der Einleitung diesem nichtssagenden Gewäsch vertrauen und ernsthaft davon überzeugt sind. Das ihr Klinikpersonal ihnen schon nix verabreichen würde, was wissentlich absehbaren Schaden verursacht. Und bewusst wird es einem leider erst dann, wenn man die Folgen dieser Mangelwirtschaft ausgeliefert war und eben nicht zu den Glücklichen zählt, an denen sämtliche Mehrrisiken spurlos vorbei gezogen sind.

29

Ich bin ehrlich: Ich hab nicht deinen gesamten Beitrag gelesen, aber generell glaube ich, dass sich unsere inhaltlichen Positionen gar nicht so sehr unterscheiden. Klar stehen Ärzte oft unter Druck, sollten besser aufklären usw.
Aber als Patient ist man eben auch in der Verantwortung. Nur weil jemand, der zufällig einen weißen Kittel anhat sagt, dass man „mit dem Medikament total gute Erfahrungen gemacht hat“, heißt das ja nicht, dass man das blind glauben muss. Geht auch nicht darum, total überkritisch Ärzten gegenüber zu sein, aber ein gesundes Mittelmaß aus Vertrauen und Hinterfragen wäre halt sehr wünschenswert. Und das vermisse ich bei vielen Patienten leider.

Schließlich hast du dein zweites Kind auch nicht ohne Grund außerklinisch geboren 😉

1

Kann ich mich anschließen, hatte dieses Mittel vor einer AS nach MA bekommen und meine Handflächen begannen zu Jucken (demnach das Medikament nicht vertragen) das es nicht zugelassen ist, habe ich daraufhin ergoogelt und war geschockt!

3

Ja, bin auch geschockt, im Bericht war eine Frau, deren Kind dadurch schwer behindert ist.

2

Habs auch vor der As bekommen... Mir wurde dazu garnix erzählt. Hab einfach den Ärzten vertraut. Bei mir Bad hates ausgesehen wie beim Schlachter. Ich würde es nicht mehr nehmen

17

So war es bei mir auch vor der AS. Ich sollte drei Stück nehmen und mir wurde gesagt das es in sehr seltenen Fällen ein wenig blutet. Ein wenig Blut war bei mir definitiv untertrieben, es lief nur so aus mir raus und das war für mich im Anbetracht der ohnehin schon traurigen Situation sehr sehr schlimm. Wenn ich eingeleitet werden sollte, dann würde ich diese Tabletten ablehnen.
LG Jillsmama

5

Oh mein Gott....bei mir wurde vor einem Jahr damit die stille Geburt eingeleitet. Ich hatte so einen Wehensturm, dass ich dachte ich müsste sterben.
Die PDA wirkte nicht, ich konnte nicht sprechen vor Schmerzen.....

Jetzt ergibt alles einen Sinn....

6

Habe Cytotec zur Einleitung bekommen. Abgesehen von den “Wehenstürmen” verlief alles gut. Eine halbe Stunde nach der Testdosis ging es los und die Geburt dauerte nur 4 Stunden. Soll es nun wieder zum Einsetzen der Spirale nehmen aber ich weiß nicht so recht..

7

Hallo,

Ich habe im September 18 auch cytotec in der Klinik (wegen MA) bekommen und musste dafür unterschreiben. Allerdings stand nur auf diesem Zettel das das Medikament nicht für diesen Zweck gedacht ist. Nebenwirkungen und solche Dinge standen nicht mit drauf.

Ich finde das nach Diesem Artikel schon ganz schön fahrlässig!

Lg S.

19

In einem anderen Bericht dazu steht, dass deutsche Behörden von diesen Fällen keine Kenntnis haben...

Du musstest nur dem Off-Label-Use zustimmen, das hatte schon seine Richtigkeit und es ist durchaus üblich, Medikamente so zu verwenden.

8

Hab es auch mal genommen/bekommen damit der MuMu sich öffnet bzw. Weich wird und wusste gar nicht, was auf mich zukommt. Eine halbe Stunde nach der Einnahme habe ich nur noch gebrochen vor wehenartigen schmerzen und konnte nicht mal mehr auf die Toilette gehen, da meine Gebärmutter andauernd gebebt hat. Furchtbar.

9

Aber welche Alternativen gibt es? Dann immer lieber nen Kaiserschnitt?

Also ich wurde vor meiner Einleitung aufgeklärt das es dafür nicht zugelassen ist .... habe es gut vertragen hatte eine verhältnismäßig schöne Geburt.

Es ist halt dafür nicht zugelassen weil an Schwangeren so was nicht getestet werden darf ..... wie bei jedem Medikament ist es abzuwägen ob es genommen werden sollte oder nicht .... leichtfertig würde ich so oder so kein Medikament nehmen besonders nicht in der Schwangerschaft.

10

Das ist so nicht richtig. Es gibt Medikamente, die für die Einleitung von Geburten zugelassen sind. Diese sind aber teurer und da unsere Krankenhäuser leider wirtschaftlich arbeiten müssen und Geld verdienen, wählen sie die günstige Variante.

11

Bei mir wurde mit Prostaglandingel eingeleitet, das an den Muttermund gelegt wurde.
Ging verhältnismäßig schnell, obwohl ich noch 2 Wochen vor Termin war.
Nachdem die Fruchtblase geplatzt war, wurden die Wehen halt echt schlimm, aber vorher war alles gut auszuhalten.

weitere Kommentare laden
12

Hallo,

Ich hab es auch zur Einleitung bei meiner ersten Geburt bekommen. Kurz nach der Einnahme ging es schon los mit unerträglichen Wehen im 5 Minuten Takt. Bei jeder Wehe musste Ich mich übergeben und es kam noch hohes Fieber hinzu sodass die Wehen erstmal gestoppt werden mussten. Nach dem Legen einer Pda ging es dann einigermaßen.
Auch bei dieser Geburt blüht mir wegen SS-Diabetes eine Einleitung, da meine Werte kaum noch zu korrigieren sind, trotz Insulin.
Ich werde aber drauf bestehen nicht wieder mit Cytotec eingeleitet zu werden.

LG raserle 35ssw 💙

13

Hab gerade gesehen, dass das Thema heute schon zweimal kam. Doppelt hält besser 😉