Hallo zusammen,
Ich wollte euch über meine Geschichte erzählen und als neutrale Personen fragen was ihr dazu sagt...
Sorry ist länger als geplant geworden
Vor 6 Monaten habe ich nach einer sehr aufreibenden Schwangerschaft (striktes Liegen, mehrere Krankenhausaufenthalte, Cerclage, Angst das Kind zu verlieren usw.) meine kerngesunde Tochter entbunden.
Mein erstes Kind habe ich vor 4 1/2 Jahren per Kaiserschnitt entbunden und nun wollte ich eine Spontangeburt (mit Zustimmung der Ärzte)
Leider ist hier extrem viel schief gelaufen.
Die Einleitung wurde wohl zu hoch dosiert (mein Mann hat die Anweisung vom Oberarzt gehört, aber die Hebamme hat die doppelte Dosis verabreicht) und hat urplötzlich so starke Wehen erzeugt, dass mein Kind im Laufe der Zeit mit immer schlechteren Herztönen (teilweise sogar mit Aussetzer) reagiert hat. Durfte nicht mehr aufstehen, Wehenhemmer haben nicht viel gebracht usw.
Ich habe desöfteren über Schmerzen in Narbennähe geklagt, habe aber gedacht diese wären normale Geburtsschmerzen🤷🏻♀️
Es wurde versucht mir dann irgendwann eine PDA zu legen. Die Anästhesisten haben 2x auf Knochen gestochen und haben letztendlich aufgegeben. Meine Tochter wurde dann per Kaiserschnitt in Vollnarkose geholt.
Dabei die Schockdiagnose vom Chefarzt: Uterusruptur und wir hatten Glück dass keine „richtige“ Notsituation entstanden ist.
In den paar Tagen Krankenhausaufenthalt habe ich immer wieder angesprochen, dass die Schmerzen sehr stark sind (im Vergleich zur 1. Entbindung), die Narbe brennt, und täglich dicker/unschöner wird. Mir wurde immer versichert, dass alles normal ist...man muss dazu sagen, dass ich nach Aussage der Ärzte anscheinend kein großes Schmerzempfinden habe. Nun ja, am geplanten Entlasstag wurde bei der Standarduntersuchung festgestellt, dass mein gesamtes Narbengewebe gerissen bzw offen ist und sogar (sorry hört sich nicht schön an) meine Innereien wie Darm und Blase vorgefallen und durch die Narbe zu sehen waren (medizinischer Ausdruck: Platzbauch). Die untersuchende Ärztin erklärte mir kurz die Situation und äußerte so Sachen, wie evtl künstlichen Ausgang da sie mit der vorherigen punktierung (die sie durchführte da sie gedacht hat die Schwellung kommt von wundflüssigkeit) evtl den Darm verletzt hat usw. Da ich dann von jetzt auf gleich in Lebensgefahr war wurde ich dann mit wehenden Fahnen in den OP gefahren.
Nach dieser OP war der Wundverlauf in Ordnung. Gott sei dank waren auch Blase und Darm intakt.
Danach wurde ich dann nur noch von den „höchsten“ Ärzten mehrfach täglich betreut/untersucht/befragt. Die leitende Ärztin meinte bei einem Gespräch dass das der erste Fall überhaupt auf deren Wochenbettstation war und eine ganz schön große Nummer war. Man hat durch die Zeilen ganz klar gehört, dass ein OP Fehler vorlag.
Mir wurde von mehreren Stellen im Familien und Bekanntenkreis geraten juristisch gegen die Klinik vorzugehen. Ich war aber kurz nach dieser Tortur einfach froh dass wir beide gesund sind und wollte es einfach abhaken und die Familienzeit genießen.
Nun ist es so, dass ich jetzt seit der Geburt, also schon seit 6 Monaten merke, dass täglich meine Gedanken öfter abschweifen und darüber nachdenke wie alles war usw. Immer in ruhigen Momenten. Ich bin dann nicht am Boden zerstört oder so. Es ist einfach immer wie ein Film der sich vor meinen Augen abspielt. Ich kenne das überhaupt nicht, da ich eigentlich auch immer ein positiv gestimmter Mensch bin. Ich weiß nicht ob es einfach „normal“ ist dass einem das nach dieser Zeit immer noch so beschäftigt.
Was meint ihr?
Denkt ihr ich bin traumatisiert und eine psychische Betreuung wäre sinnvoll? Falls ja, geh ich da zu meiner Frauenärzte oder mit wem spreche ich da zuerst darüber? Ich kenne mich da leider überhaupt nicht aus.
Würdet ihr gegen die Klinik vorgehen?
Vielen Dank zuerst fürs lesen meiner ewig langen Geschichte und bin über eure Meinungen sehr gespannt.
Trauma nach Entbindung?
Ein schwieriges Thema. Es tut mir leid, das es so gelaufen ist bei dir :(
Ob es dich belastet oder nicht, diese Frage kannst du dir nur selbst beantworten.
Ob du juristisch gegen das Krankenhaus vorgehen willst, kommt halt auch drauf an, wie du die Sache betrachtest.
Ich habe durch meinen großen Bruder sehr viel Zeit in Krankenhäusern verbracht, er war von Geburt an schwer krank, zwei sehr seltene gendefekte, das führte dazu, das so gut wie jede Behandlung an ihm mehr fischen im trüben war. Ärzte sind auch nur Menschen und sie geben in der Regel immer ihr bestes und arbeiten nach bestem Gewissen. Mein Bruder musste oft als "Versuchskaninchen" herhalten, weil es eben nichts gab, worauf zurückgegriffen werden konnte. Es gab dann auch unschöne Situationen, man könnte sie gut deiner vergleichen. Aber wir waren den Ärzten deswegen nicht negativ eingestellt.
Mein Bruder starb vor drei Jahren auf dem op-tisch, weil die Ärzte sich zu lange mit der Entscheidung Zeit gelassen haben, ob sie operieren oder nicht. Hätten sie ein paar Stunden früher eingegriffen, würde er noch leben. Aber es war, wie es immer in seinen 27 lebensjahren war: sie konnten es bei ihm nie genau einschätzen. Sie haben nach bestem Gewissen gehandelt. Aber es sollte leider nicht sein, das er dem tod nochmals von der schippe springt.
Unsere Mutter hat die Ärzte beschuldigt, das Krankenhaus selbst... Sie hätte gerne juristisch weiter gemacht, hat es dann aber gelassen. Aber sie hegt einen tiefen Groll.
Ich bin natürlich auch unendlich traurig übe den Verlust meines Bruders. Aber ich bin mir bewusst, das diese Menschen, all die Ärzte im Leben meines Bruders, immer nur das beste wollten, nie etwas riskieren wollten, es aber einfach schwer einzuschätzen war.
Ich hoffe du verstehst, was ich dir damit sagen möchte. Es gibt leider Dinge, die passieren. Ärzte sind auch nur Menschen. Und kein Mensch ist unfehlbar, auch wenn es Berufe gibt, die einem das faktisch abverlangen. Wäre der Arzt betrunken gewesen, der dich behandelt hat, würde ich es anders sehen.
Ein zusätzlicher Punkt, der wichtig zu bedenken wäre, sind mögliche Folgen. Bist du sicher, das du komplett geheilt bist, das es zu keinen weiteren Problemen deswegen kommen kann? Falls du in vielen Jahren mal genau deswegen Probleme bekommst und evtl kosten für bestimmte Behandlungen anstehen, ist es sinnvoll, das man jetzt rechtlich klärt, dass das Krankenhaus für alle Folgen des Fehlers aufkommen muss.
Es tut mir unheimlich leid was mit deinem Bruder passiert ist mein tiefstes Mitgefühl.
Danke für deine Worte, ja ich verstehe was du damit meinst. Ich sehe es auch so bzw war es auch mein erster Gedanke. Schwer zu sagen...
Wegen meiner Heilung, ich war mehrere Male nochmal nach der Entbindung zur Kontrolle in der Klinik, da auch hier der Verdacht auf diverse Komplikationen war (ich hatte ein sehr großes Hämatom und die Ärztin hatte den Verdacht die harnblase wäre undicht) das mit der Blase hat sich im Nachhinein nicht bestätigt und meine Gynäkologin hat gesagt die Wundheilung sieht sehr gut aus. Ich persönlich habe aber auch Angst, dass da noch was komme könnte. Lg
Alles gut, aber danke für dein Mitgefühl :)
Vllt kann dich dein Hausarzt oder deine frauenärztin beraten, ob du deswegen juristisch irgendwas klären solltest. Ein Arzt kann es am besten einschätzen, ob mit späteren Komplikationen zu rechnen ist. Und am besten halt einer, der nicht mit in die Sache involviert ist.
Oh je das hört sich schrecklich an und wenn du das Gefühl hast eine Therapie könnte helfen, dann sprich mit deinem Frauenarzt oder Hausarzt drüber. Evt hast du auch eine empathische Hebamme die du deshalb nochmals kontaktieren kannst. Ich bin mir sicher meine wäre nochmals vorbei gekommen, wenn ich sowas auf dem Herzen gehabt hätte. Bzw sie hat mit mir während meiner 2. Schwqngerschaft in vielen Gesprächen die erste Geburt aufgearbeitet die mich dann doch wieder sehr beschäftigt hat, weil eben auch nicht alles war wie geplant. (Wobei nichts im Vergleich zu deiner Geburt).
Juristisch würde ich mich beraten lassen. Wenn würde ich es aber nicht machen um Genugtung zu erfahren, sondern eher aus dem Hintergedanken von Spätfolgen. Ich würde mich nach einem
Prozess und was auch immer glaube ich nicht besser fühlen, denn die elenden Tage nimmt Dir niemand mehr weg und die Verhandlung mit Baby stelle ich mir anstrengend vor. Das ist aber sicher typsache.
Alles Gute!
Hey,
Oh je das klingt ja dramatisch was bei dir passiert ist! Das tut mir sehr leid!
Zu deiner Frage:
Nach einem Trauma im klassischen Sinne hört sich das nicht an. Es gibt bestimmte Kriterien, die vorliegen müssten damit man von einer posttraumatischen Belastungsstörung sprechen würde. Diese kannst du ja mal googeln und dann selbst überlegen ob das auf dich zutrifft wobei es ja total egal ist wie man das ganze nun nennt! Wichtig ist eher die Frage, ob es dich belastet, dass du dich damit noch beschäftigst und ob dich diese „Filme“ belasten oder einschränken. Falls ja, solltest du keine Hemmungen haben die Hilfe zu holen. Das kann ein Psychotherapeut sein, aber auch eine Selbsthilfegruppe oder eine Beratungsstelle. Falls es dich nicht weiter belastet, ist es m.E. Gar nicht schlecht, wenn du dich mit dem Geschehen auseinandersetzt. Es ist zwar schon 6 Monate her, aber als dein Baby frisch auf der Welt war, hattest du vll gar keine Kapazitäten dich mit dem Geschehenen auseinander zu setzen. Jetzt ist deine Tochter schon etwas länger auf der Welt, ihr habt euch aneinander gewöhnt und vll ist daher jetzt die Zeit gekommen, um sich mit dem was passiert ist zu beschäftigen? Das alles kannst du nur selbst beantworten. Wie gesagt, Ausschlaggebend ob Hilfe ja oder nein, sollte in erster Linie dein vorhandener oder nicht vorhandener Leidensdruck sein.
Liebe Grüße und alles gute :)
Das war keine schöne Geburt und gut das letztendlich alles gut gegangen ist.
Zu deinen Fragen.
Ich kann dir sagen das eine Klage gegen ein Krankenhaus sehr sehr langwierig und schwer ist und das das mehr Kräfte raubt als wie du dir vorstellen kannst.
Du kannst dich ja mal juristisch beraten lassen und dir die Verfahren und sie Chancen erklären lassen.
Zum anderen
Es hilft sicher sich einen Psychotherapeuten zu suchen.
Nach Erfahrung her, Ich spiele immernoch nach Jahren die einzelnen Geburten ab. Und lasse alles Revue passieren.
Ich denke das ist aber auch normal darüber nachzudenken und gerade wenn man etwas forsch oder anders behandelt wurde ist man immer etwas geknickt.
Ist ja nun auch ne Riesen nimmer.
Du hast da natürlich eine sehr heftige Erfahrung und vielleicht hilft es dir die Geburt zu verarbeiten mich fachmännischer Hilfe.
Ich drücke dir die Daumen das du in einigen Monaten abschalten kannst
LG
Corinna
Hi
Man, da hast du ja was mitgemacht...
Auf jeden Fall würde ich deinen Hausarzt ansprechen. Dieser kann dir eine Überweisung ausstellen.
Gegen das KH vorgehen kannst du sicher. Aber lass dich da gut beraten.
Meine Schwester hatte auch einen OP Fehler und bleibende schwere Schäden davon getragen. Deswegen habe ich mich mal informiert... Du musst einen zeitlichen Rahmen einhalten. Ich glaube, es sind max 3 Jahre. Dann kannst du keine Ansprüche mehr stellen. Und du musst beweisen, dass es einen Fehler gegeben hat.
Lass dir doch deinen Geburtsbericht aushändigen. Da wird alles drin stehen. Den würde ich mit zu einem Anwalt nehmen und dich dort beraten lassen.
Aber zeitnah ... um so mehr Zeit vergeht und so aufwendiger wird alles!
Ich wünsche dir alles GUTE