Kindbettdepression einer Freundin - Rat?

Hallo ihr Lieben,

Ich weiß nicht genau in welches Forum meine Frage gehört. Ich hoffe ich bin hier richtig. Ich habe gerade erfahren, dass eine gute Freundin von mir seit einer Woche unter einer Kindbettdepression leidet. Sie wurde erstmal in die Psychiatrie eingewiesen, aufgrund gewisser Vorkommnisse. Ihr Mann ist gerade sehr überfordert mit der Situation (das Baby ist 2 Monate alt) und hat mich gebeten meine Freundin anzurufen. Ich möchte ihr natürlich gerne helfen, aber ich kenne mich mit dem Thema leider überhaupt nicht aus. Ich hatte noch nie so einen Fall im Freundeskreis oder in der Familie. Habt ihr vielleicht Tipps wie ich meiner Freundin und ihrem Mann beistehen kann? Meint ihr dass ich sie besuchen kann? Leider wohnen wir 1,5 Stunden entfernt und mir wird zur Zeit immer nach einer halben Stunde Autofahrt übel (bin gerade in der 11. Ssw).

LG, babyelf mit Böhnchen (10+3)

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Ich hab selbst mit Depression zu kämpfen, wenn sie auch nicht aus dem wochenbett resultiert sind. Und ich habe einige Freunde, die ebenfalls aus verschiedenen Gründen an Depressionen leiden.

Wichtig für dich als Außenstehende ist vorallem, das du im Umgang mit ihr auf dich aufpasst, das du dabei nicht zu "Schaden" kommst, dich also schlecht fühlst, dir Verantwortung zumutest, die du nicht tragen kannst oder auch nicht solltest, weil es einfach ihre ist, Krankheit hin oder her.

Zu Beginn hilft es, wenn man einfach das Gefühl vermittelt bekommt, das jemand da ist, das man nicht vergessen wurde. Jemand hört zu, ganz unvoreingenommen, ohne zu urteilen. Du musst sie nicht mal trösten oder ihr sagen, es wird besser (vorallem weißt du gar nicht, ob und wann es besser wird, böse Falle!), es hilft schon, wenn man Beistand vermittelt, das man zeigt, ich bin hier, ich höre zu.

Ich habe die Erfahrung gemacht, das man nicht unbedingt jemanden besuchen muss, um ihm Nähe und Rückhalt zu vermitteln. Das geht auch per telefon, wenn du die Autofahrt nicht packst. Du musst dich ihr nicht erklären, warum du es nicht schaffst, vllt hat sie dafür grade eh keinen Kopf. Ich würde mich auch insgesamt mit Infos über doch selbst zurückhalten. In solch einer Situation hat man kaum einen Blick für andere, weil man mit sich selbst im unreinen ist. Sprich, vllt nimmt sie dich nicht richtig wahr oder dein Wohlfühlen, das du gesund bist, macht sie unsicher, traurig.
Stell also, ohne das du ihr das krum nimmst, dich hinten an und einfach nur zu hören. Nicht bewerten, was sie sagt. Keine handlungsvorschläge bringen, das kann auch blöd nach hinten losgehen.
Zuhören, zu verstehen geben, das du nachvollziehen kannst, das ihr dies oder das schwer fällt. Und vermittel ihr, das du für sie, so gut es geht, da bist. Das sie dich z.b. gerne anrufen darf, wenn sie reden möchte.

Ich fand, vorallem wenn ich in solchen Einrichtungen war, es immer schlimm, wenn sich keiner gemeldet hat. Man fühlt sich vergessen und die Welt da draußen rückt so weit weg. Das macht es noch schwerer, wieder aus diesem Loch rauszukommen.

Ich wünsch deiner Freundin alles gute.

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Liebe ibenhazel,

Vielen, vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort! Ich möchte meiner Freundin so gerne beistehen und vielleicht gelingt es mir ja ein paar der Dinge, von denen du geschrieben hast, umzusetzen. Ich werde sie auf jeden Fall anrufen und mit ihr reden. Sie soll wissen, dass ich an sie denke.

Ich wünsche dir auch alles Gute und hoffe dass es dir gut geht!

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Ich bin mir sicher, sie wird sich über deine Aufmerksamkeit, in welcher Art schlimmer, sehr freuen, auch wenn sie es vllt nicht direkt zeigt :)

Danke dir, dir auch alles gute!

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Erstmal: schön, dass du deiner Freundin helfen willst!

Ich war (bin? weiß nicht ob es je ganz weg geht) depressiv - bei mir kam es aber schon in der Kinderwunschzeit. Nach der Geburt meines Sohnes hatte ich einen kleineren Rückfall, den ich aber durch die vorangegangenen Therapien wieder gut in den Griff bekam.

Für mich war es wichtig, dass sich Freunde bei mir meldeten, aber ja nicht anriefen. Ich mochte das gar nicht und hatte sogar Angst davor. Mir war es viel lieber sie schrieben mir und fragten vorher, ob ich telefonieren möchte oder nicht. Selbiges galt für Besuche. Wichtig ist, auch wenn deine Freundin Besuch oder Telefonat ablehnt, es ohne Wertung anzunehmen.

Was mich am meisten zur Verzweiflung brachte waren Aussagen wie "alles wird wieder gut" und "du brauchst keine Angst haben". Bei einer Depression dreht sich alles im Kopf im Kreis, man kommt nicht mehr raus aus der Gedankenspirale. Woher will das Gegenüber wissen, das alles wieder gut wird? Es weiß doch gar nicht wie ich mich fühle?

Mir haben Aussagen geholfen, die mein Freund mittlerweile schon perfektioniert hat.
"Ich weiß, du hast Angst"
"Es ist oke, so wie es jetzt ist"
"Ich hab dich lieb, so wie du bist"
"Ich bleib bei dir und werde dir helfen"

Also wertfrei und unterstütztend.

Ich wünsche deiner Freundin alles Liebe! Der Schritt in eine Psychiatrie ist richtig und wird ihr bestimmt gut tun...

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Da kann ich insgesamt nur zustimmen: Für sie da sein,aber keinen Rat geben oder Mut machen.
Gut ist auch zu sagen:"Es darf dir so gehen." oder: "Es tut mir sehr leid,dass es dir so geht."
Auch darfst du ruhig sagen,dass du verunsichert bist im Umgang mit ihr,das ist ehrlich und vielleicht sagt sie dir sogar,was sie sich wünscht oder braucht.
Ratschläge wirken oft von oben herab,auch wenn sie noch so gut gemeint sind.Zu formulieren,dass alles gut wird oder du Person a oder b kennst,wo dies und jenes so und so war (das kennen wir doch alle...),wirkt mitunter bagatellisierend.Deine Unsicherheit zuzugeben aber zeigt ihr,sie ist nicht allein,mit dir auf Augenhöhe und kann vielleicht sogar selbst etwas helfen,indem sie ihre Bedürfnisse formuliert.Und wenn sie das nicht kann,ist das auch vollkommen in Ordnung.
Das ist das Wichtigste,was Menschen in solchen Lagen brauchen: Es ist schlimm,dass es ihnen so geht,aber es darf sein.

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Oh,habe jetzt erst gesehen,dass dein Beitrag schon etwas her ist... vielleicht hast du schon ein schönes Gespräch oder einen schönen Besuch mit/bei deiner Freundin erlebt...