Nachwirkung vom Kaiserschnitt

Guten Abend ihr Lieben,

Ich hab am 24.6. meinen 2. Sohn per Kaiserschnitt entbunden und fühle mich seither als "Versager" (bitte: nichts gegen Frauen, die sich dafür entscheiden!!!). Meinen 1. Sohn habe ich spontan innerhalb 8h entbunden und wollte wieder eine spontane Entbindung. Ich hörte immer wieder: "das wird so schnell bei dir gehen, das machst du im Vorbeigehen." Und irgendwie bin ich mit dieser Einstellung in die Geburt gegangen. Zumal ich viele im Bekanntenkreis habe, die jetzt ebenfalls sehr schnell entbunden haben.

Kleiner Geburtsbericht: um 02:30 Blasensprung, ab 6 im Kreißsaal mit Wehen alle 10min (aber gut zu veratmen). Nach Einlauf, warmen Bad und nochmaliger Öffnung einer "Vorblase" war der Muttermund um 12 Uhr bei 2-3 cm und der Kopf ist immer wieder "nach oben abgehauen". Musste Antibiotika nehmen, da der Entzündungswert hoch war. Sollten spazieren gehen und etwas essen. Wehen waren weiterhin alle 8 min, aber sehr schmerzhaft. Um 15 Uhr Befund unverändert. Ultraschallkontrolle zeigte einen Sterngucker, also hieß es Turnen. Wehen wurden heftiger und kamen alle 2-3min. Befund um 18 Uhr unverändert, PDA sollte her (Muttermund ging in der Wehe wieder leicht zu). Gegen 19:30 hatte ich die Faxen dick; der Kleine auch, weil er mit den Herztönen nach unten ging (wie eigentlich schon seit 2Std.).
OP wurde fertig gemacht und der Kleine wurde um kurz nach 21 Uhr geholt.

Ihm geht es sehr gut und hat keine Anpassungsprobleme.

Nur ich habe damit zu kämpfen. Andere Frauen liegen über Tage in den Wehen und ich mecker schon rum, wenn ich einen Tag rumviecher.....

Habt ihr Tipps zur Verarbeitung? Keine Sorge, meine Hebamme frage ich noch, aber vllt weiß ja jemand was? Gerne alles mögliche (Globoli, nackig auf den Bauch legen, etc.)


Liebe Grüße und danke schon mal
Elli

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Hallo meine liebe ... zu erst mal herzlichen Glückwunsch und eine schöne kennenlernzeit.

Und dann zum Thema. Du brauchst dich nicht als versagerin fühlen. Du hast für dich und die Gesundheit deines Kindes entschieden. Wenn die Herztöne Abfälle (und gerade über Stunden), dann ist es kein gutes Zeichen. Du hast eine tolle Leistung über 9 Monate vollbracht und wenn eine normale Geburt nicht hätte sollen sein, dann ist das schade, aber kein Beinbruch.

Schau dir dein kleines Wunder an und freu dich dran. Es hätte ganz anders ausgehen können, wenn nicht die Option das KS gegeben wäre.

Ich selber habe 28 Stunden in den Wehen gelegen bis nach vier Stunden geburtsstillstand und grünem Fruchtwasser alles ganz schnell ging und ich im op lag. Das ach mich aber nicht minder stolz, auch wenn es in dieser Situation für mich wie eine Niederlage war.

Denk immer daran ... besser so als „anders“. Gesundheit geht vor.

Alles liebe für dich!

Zwieback mit Mini-Zwieback 3 Monate und 19 Tage :-)

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Hallo liebe Elli,

herzlichen Glückwunsch! <3 Ich hatte eine natürliche Geburt, konnte aber nur 10 Tage Stillen. Ich fühlte mich furchtbar.

Mir hat Folgendes geholfen:
- mich fragen, warum genau mir Stillen fehlt
- mich fragen, wie ich das kompensieren kann

Ich habe dann wochenlang abgepumpt und bestimmte Rituale eingeführt, die meinem Kind das geben sollten, was sonst das Stillen Babys gibt (Körperkontakt, Nähe, Ruhe).

Vielleicht kannst du dir ähnliche Fragen stellen. Deine Idee mit dem Bonding wie direkt nach einer Entbindung klingt gut. Vielleicht hilft dir auch die Überlegung etwas, dass dein Kind ganz viel einer natürlichen Geburt mitgemacht hat.

Hör in dich hinein, was genau dich so verletzt. Wenn es das Gefühl ist, versagt zu haben (kenne ich), dann mache dir z. B. nochmal mithilfe des Geburtsberichts aus dem Krankenhaus deutlich, dass der Kaiserschnitt notwendig war. Anschließend solltest du aber diese Rückschau immer weiter reduzieren. Für den Verlauf einer Entbindung kann man selbst ja nun meistens am allerwenigsten etwas.

Fühl dich lieb gedrückt!

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Fühl dich bitte nicht!! als Versagerin! Du und vor allem dein Kleiner habt lange genug gekämpft. Bei den Frauen, die tagelang in den Wehen liegen, wird bestimmt auch kontrolliert, dass es dem Baby gut geht und wenn nicht mehr, wird eingegriffen.
Meine Tochter kam als mein erstes Kind nach Blasensprung, Wehen, vollständigem Muttermund aber BEL, Füßchen voran, keinen Kontakt zu meinem Becken und schließlich abfallenden Herztönen unter den Wehen nach "nur" gut 10 Stunden nach Blasensprung per Kaiserschnitt zur Welt. Ihr erster Apgar-Wert war 5! Zum Glück wurde nicht länger mit dem KS gewartet. Sie hat sich dann aber schnell erholt (2. Apgar-Wert war 7, 3. dann endlich 10) und war ab dann immer Fit. Heute ist sie eine kerngesunde 2,5 Jährige. Durch die BEL war ich schon vorher auf einen möglichen KS vorbereitet. Vielleicht hardere ich deshalb weniger damit, als andere Frauen mit sek. KS. Aber du bist ganz sicher keine Versagerin. Du hast etwas unglaubliches geleistet und am wichtigsten ist doch, dass es deinen Kindern gut geht.
Übrigens: nachdem mein Sohn vor knapp 7 Wochen in weniger als 2 Stunden ab der ersten Wehe unter für mich wirklich höllischen Schmerzen spontan kam, frage ich mich wirklich, wie andere Frauen tagelange Wehe aushalten. Auf der einen Seite ging es mir viel zu schnell, aber auf der anderen Seite hätte ich diese Schmerzen nicht länger aushalten müssen wollen.

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Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt!

Geburten laufen selten so ab, wie man es sich vorstellt. Dir fällt es schwer, die Geburt deines Sohnes so anzunehmen. Sicherlich spielen die Hormone momentan noch mit rein.
Ich würde dir raten, ganz viel darüber zu reden.
Es gibt auch so genannte Bonding Bäder. Vielleicht fragst du mal danach. Kuscheln generell wird euch beiden gut tun.
Quäle dich nicht mit Fragen, was hätte anders sein können. Denn es ist nun einmal so gelaufen wie es gelaufen ist. Das anzunehmen wird dich weiter bringen.

Alles Gute

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Hallo Elli,

Erst einmal herzlichen Glückwunsch zur Geburt :)

Ich kann verstehen, das du dich jetzt im Moment wie eine Versagerin fühlst.
So habe ich mich im Januar auch gefühlt, nach dem meine Kleine nach 53h Einleitung und Wehen , wegen abfallender Herztöne, per Ks geholt wurde.
Mir hat es geholfen mit einer außenstehenden Person darüber zu reden, da alle in meinem Bekannten- Familienkreis immer wieder meinten.
"Ach ist doch nicht so schlimm, du kannst doch froh sein, dass Grace gesund ist und keine Probleme hat."
Ja für die anderen mag es "gut" gewesen sein, aber das war es für mich nicht.
Ich hatte lange damit zu kämpfen gehabt, was ich ab und an immer noch habe.

Was ich dir halt wirklich raten kann, rede mit einer außenstehenden Person darüber (bei mir war es eine Therapeutin) und kuschel mit deinem Kleinen ganz viel.
Mir hat es geholfen mit Grace ganz viel zu kuscheln und einfach die Tränen laufen lassen, das war für mich mit das Beste es zu verarbeiten, weil ich da nochmals die ganze Geburt immer wieder Revue passieren hab lassen.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen und wenn du fragen hast oder schreiben möchtest kannst du das gerne tun.

Lg nadine

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Ich kann dich sehr gut verstehen. Die Geburt meines Sohnes vor 7 Monaten verlief ähnlich. Und auch ich konnte irgendwann nicht mehr - und das, obwohl die Herztöne meines Sohnes noch okay waren. Ich würde es heute immer wieder genau so machen, und ich glaube, Frauen, die über Tage in den Wehen liegen, liegen nicht in SOLCHEN Wehen ;)
Ich war nach zwei Stunden Presswehen ohne einen Zentimeter vorankommen völlig fertig, und habe nach dem KS gefragt. Ich finde es auch furchtbar, dass er so zur Welt kam, denn ich war so sicher, dass ich das locker ganz natürlich schaffe. Auch das Stillen hat bei mir nicht gut geklappt, und mein Sohn bekam die Flasche.

Auch heute, nach sieben Monaten, kämpfe ich noch mit den Gedanken an die Geburt und das Wochenbett und sogar noch mit körperlichen Schmerzen (zB Symphyse). Ich beneide Frauen, die eine normale Geburt hatten. Ich bin traurig, dass ich das nicht"geschafft" habe. Auch die "Versagerin" sehe ich öfter in mir. Ich denke aber, es wird besser. Und es ist eben ein langer Prozess das zu verarbeiten. Immerhin hatte ich nie das Gefühl, dass es die Bindung zwischen mir und meinem Sohn einschränkt. Ich wünsche dir, dass es dir da ähnlich geht!

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Hey Elli,
also falls dir das hilft dich besser zu fühlen :
12:30Uhr im Kreißsaal aufmarschiert-17:00 war mein Sohn nach Kaiserschnitt da.
Mein Dilemma:
PDA + Wehentropf. Dann Herztöne meines Sohnes mal rauf, dann runter (Strike 1)-uns wurde Blut genommen und festgestellt, dass meine Entzündungswerte nicht stimmen(Strike 2).
Und dann hat sich der Kurze eeewig keinen Millimeter mehr vorwärts bewegt(Strike 3). Tja, unser Ticket in den OP war somit gelöst...
Selbstverständlich hat das Stillen dann auch nicht geklappt und ich hatte noch lange Ärger mit meiner Narbe...
Ich habe lange gebraucht, das alles überhaupt zu verstehen, zu akzeptieren und zu verarbeiten. Das Gefühl rund um die Narbe ist nicht mehr zurück, was ich immer noch befremdlich finde, auch zehn Monate danach.
Aber es wird einfach immer besser :) es ist MEINE Geschichte! Und das mein Kind gesund und munter ist, tröstet mich mittlerweile auch über alles hinweg.
Ich kann leider nicht mal genau sagen, was mir geholfen hat. Wahrscheinlich vieles, ohne es direkt zu erkennen : mein Mann, mein Kind, Familie, Freunde, aber auch kleine Auszeiten-also exklusive ICHzeit und vielleicht die Erkenntnis, dass es wirklich alles schlimmer sein könnte.
Also Kopf hoch, Baby genießen!! Keine Zeit vergeuden mit dem Blues 😉

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Liebe Elli,

auch wenn ich absolut nicht nachvollziehen kann, weshalb Du Dich als Versagerin siehst, so kann ich doch verstehen, daß Du enttäuscht bist, daß die Geburt so ganz anders war, als Du Dir vorgestellt hast.

Warum vergleichst Du Dich mit anderen Frauen? Du bist Du und Du bist sicher keine schlechtere Mutter, nur weil Du nach 20 Stunden aus medizinischen Gründen im OP gelandet bist. Keine Geburt ist mal eben so im vorbeigehen erledigt und ich finde es vielmehr nicht in Ordnung, wenn alle sagen, wie easy das doch sein müsste. Das setzt einfach massiv unter Druck.

Ich habe es schonmal irgendwo geschrieben und so meine ich es auch.
Warum ist dieses Geburtserlebnis ein so wichtiger Faktor? Warum wird dem so ein Raum gegeben. Die Geburt ist ein Wimpernschlag - Du hast 9 Monate vorher und ein ganzes Leben Zeit eine Bindung zu Deinem Kind aufzunehmen. Ich finde es schade, wenn sich frischgebackene Mutter selber Steine in den Weg legen und so viel grübeln, anstatt sich einfach über ihre Krümel zu freuen.
Die Entscheidung war bestimmt in dem Moment die richtige und es gibt keinen Grund Dich deshalb schlecht zu fühlen.

Es ist mir klar, daß man mit diesen üblichen "Floskeln", wahrscheinlich nicht gegen eine Emotion ankommt, die einfach da ist und gegen die man ein Stück weit machtlos ist, aber leider habe ich nur den einen Rat, den ich für alle frischen Mamas habe:
Sei einfach Deinem Kind so nah wie möglich sein. Geniesse die Zeit, sie kommt nicht wieder.
Ich hoffe für Dich und Eure Familie, daß Du die Grübelei beenden kannst und mit Dir ins Reine kommst, wenn nötig auch mit professioneller Hilfe.
Ich drücke die Daumen und wünsche Dir alles Gute.

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Hallo,

Ich kann dich komplett verstehen! Mir ging es genau so, genau heute vor 3 Monaten ist mir meine erste Tochter per Sekundärem Kaiserschnitt „entrissen“ worden. Sie war ein Sterngucker, hatte hohen Geradstand und ich leider eine komplett unkompetente Hebamme und Ärztin. Alles zusammen ergab dann, dass ich nach 20 Stunden Wehen, davon 5 Stunden Presswehen, die mich die gute Frau veratmen hat lassen, einen Kaiserschnitt bekommen hab.

Ich beneide dich dennoch, du durftest das Wunder der Geburt zumindest schon einmal erleben.

Ich möchte nicht behaupten, dass es mir schon gut geht, aber das Buch „meine Wunschgeburt“ hat mir einige Fragen beantwortet, die ich mir gestellt habe. Außerdem habe ich mir den Bericht vom Krankenhaus angefordert und ihn mit meiner Hebamme besprochen. Das ändert zwar nichts an der Situation, aber irgendwie muss man ja anfangen.

Ich habe meiner Tochter gegenüber auch ein schlechtes Gewissen, daher habe ich sie seit 13 Wochen quasi ununterbrochen bei/an mir und war noch nicht wirklich länger als ein paar Minuten von ihr getrennt. Das tut mir richtig gut. Und was meiner Meinung nach vieles „aufwiegt“ ist das stillen. Der innige Kontakt beim stillen hat schon viele Wunden geheilt.

Ich denke mal, die Zeit wird zeigen, wie du und auch ich und viele andere Frauen, denen es so erging, dieses Ereignis in die Lebensgeschichte zu integrieren.

Mein nächstes Baby möchte ich, sofern alles passt, im Geburtshaus bekommen. Dort wird man mich weder unter Druck setzen, noch anmotzen oder sonstige Unfreundlichkeiten an mir auslassen.

Wenn du noch eine Frage hast oder jemanden zum reden brauchst, melde dich gern!

Liebe Grüße