Von der Einleitung zum Kaiserschnitt - meine Entbindungserfahrung

Als ich schwanger wurde entwickelte ich schnell eine genaue Vorstellung von der Geburt. Ich wollte eine Wannengeburt, da ich dies als weicheren Start für das Kind und mich empfand.

Doch dann kam alles anders.
Ich muss dazu sagen, dass ich mich im letzten Semester des Studiums befand, noch schnell die Bachelorarbeit geschrieben und verteidigt hatte. Das war etwa 3 Wochen vor Termin erledigt. Die Hebamme im Vorbereitungskurs hatte mir gesagt, dass ich auf jeden Fall meinen Partner nach der Verteidigung da haben sollte, da es dann direkt losgehen könnte. So lange ich im Kopf noch nicht bei der Geburt wäre, würde es auch nicht losgehen. Also empfing mich mein Freund direkt vor der Uni und ich wartete gespannt was geschehen würde. Doch es tat sich nichts. Na gut dachte ich, es wird vllt in ein paar Tagen losgehen. Doch es passierte nichts. Und als ich dann am berechneten Termin war, da war ich frustriert. Hatte ich doch alles unternommen, damit es losgehen kann und ich rechtzeitig mit dem Studium fertig bin. Bis zur Geburt war ich dann alle 2 Tage beim CTG.

An ET+10 nahm ich in Absprache mit der Ärztin im Krankenhaus und der Hebamme einen Wehencocktail aus Sekt, Mandelmus, Rizinusöl und Pfirsichsaft. Hatte mir das schlimmer vorgestellt. Hat eigentlich nicht schlecht geschmeckt. Doch das half nichts und da ich so ungeduldig war hatten wir bereits im Krankenhaus ausgemacht, dass wir an ET+11 einleiten. So kam es dann auch. Richtig blöd war, dass sich mein Freund eine Woche vor und nach ET Urlaub genommen hatte, das hat uns also nichts gebracht, er musste wieder arbeiten.
Ich wurde mit irgendwelchen Prostaglandintabletten eingeleitet, es tat sich allerdings nichts in den 24 Stunden. Jede Stunde hing ich am CTG und konnte auch nicht gut schlafen. An ET+12 entschied die Ärztin dann, dass wir wohl ein Prostaglandinfädchen in den Muttermund einlegen müssen. Das tat sie auch gegen 8.00 Uhr morgens. Den ganzen Tag wieder ein CTG nach dem anderen und keine einzige Wehe. Ich war frustriert und mein Freund arbeiten. Am Nachmittag gegen 15 Uhr kam mein Freund ins Krankenhaus. Das CTG war gerade zu Ende und wir wollten eine Runde im Patientengarten spazieren. Vorher wollte ich noch einmal auf die Toilette. Als ich angezogen war wurde es plötzlich nass zwischen den Beinen. Die Fruchtblase war geplatzt. Grünes Fruchtwasser konnte ich sehen. Das war also der Startschuss. Relativ schnell kam nun eine Wehe nach der anderen. Wir gingen wie geplant spazieren und ich veratmete fleißig wie geübt jede Wehe. Als wir wiederkamen, durfte ich direkt mit den Sachen ins Wehenzimmer. Dort wurde das CTG angelegt, noch einmal Blut abgenommen. Das Ergebnis hieß: Entzündungswerte hoch, gut dass wir eingeleitet haben. Die Wehen kamen wirklich schnell mit sehr kurzen Pausen, von etwa einer Minute. Mir war schnell klar, dass das eigentlich nicht ganz normal ist, dachte aber es läge vielleicht an dem Blasensprung. Liegen ging gar nicht, im Vierfüßler war es machbar. Nach etwa einer Stunde bekam ich einen kleinen Einlauf, weil ich gerne in die Wanne wollte. Die Wehen waren wie gehabt sehr schmerzhaft und kamen so schnell, dass ich kaum eine Pause hatte. Der Muttermund war gerade so 2 cm geöffnet. Ich hätte mehr getippt, da ich den Druck auf den Muttermund enorm fand. Die Hebamme lies also das Wasser ein und ich stieg ein, mein Freund hielt mir die Hand. Ich fand schon damals, dass das Wasser so kalt war, eben Körpertemperatur. Ich hab mich aber nicht getraut, nach wärmerem zu fragen. Ich dachte es sei sicher wegen des Kindes, dass es sich nicht verbrüht wenn es in der Wanne kommt. Nach etwa 20 Minuten hab ich es dann in der Wanne nicht mehr ausgehalten. Ich hatte einfach keine gute Position zum Veratmen gefunden und kalt war mir auch. Ich stieg aus der Wanne, zitterte am ganzen Körper vor Kälte und Kraftlosigkeit. Ich sollte noch ein mal zur Toilette, was ich tat. Und nun wurde ich in den Kreißsaal gebracht. Der Muttermund war auf 7 cm aufgegangen. Die Wanne hatte also zumindestens dort geholfen. Nun war ich wieder voller Hoffnung, dass wir es noch an dem Tag schaffen würden, den kleinen Mann auf die Welt zu bringen. Ab hier verlor ich jegliches Zeitgefühl.
Ich probierte verschiedenste Geburtspositionen aus, doch die Wehen waren so stark, dass ich sie nicht veratmen konnte, sondern fast aufhörte zu atmen. Das war das erste Mal, dass ich mich sagen hörte, dass ich einen Kaiserschnitt möchte. Vor der Geburt für mich unvorstellbar. Ich wollte nicht mal eine PDA wenn möglich. Die Hebamme machte klar, dass es so schnell keinen Kaiserschnitt gibt.
Die Herztönen unseres Sohnes wurden plötzlich unter jeder Wehe schlecht, weshalb die Wehen durch einen Tropf pausiert wurden. Das war auch für mich erst ein mal etwas Erholung. Mein Freund konnte etwas zum Abendbrot essen. Nach einiger Zeit setzten die Wehen wieder ein, mein Freund war noch beim Essen. Als er wieder kam sah man auf dem CTG, dass die Herztöne unseres Sohnes wieder bei jeder Wehe schlecht waren. Die Ärztin und Hebamme offenbarten uns, dass sie einen Notkaiserschnitt durchführen müssten. Davor wollte die Ärztin noch ein mal Blut am Köpfchen unseres Kindes abnehmen. Dafür wurde ich in gynäkologische Untersuchungsposition gebracht und die Instrumente eingeführt. Unterdessen hatte ich weiter starke Wehen in zu kurzen Abständen, was die Untersuchung erschwerte. In einer der Wehen hatte die Ärztin nun irgendwas da unten gemacht was derartige Schmerzen auslöste, dass ich schrie wie am Spieß. Mein Freund sagte mir später, dass ich ihn angesehen hätte als ob ich ihn umbringen will. An einen schlimmeren Schmerz in meinem Leben kann ich mich nicht erinnern.
Unter Wehen unterschrieb ich die Einwilligung zum Kaiserschnitt und den Aufklärungsbogen zur PDA. Schneller als ich sehen konnte war ich im OP. Dort war es kalt und während des Umlagerns kam eine Wehe nach der anderen. Ich war erschöpft und dann wurde ich vom Anästhesisten aufgefordert mich auf eine Kante zu setzen, damit er die PDA legen könne. Das Prozedere kannte ich schon von Früher, als mir als Jugendliche Nervenflüssigkeit im Wirbelkanal abgenommen wurde. Ich wusste wie unangenehm das sein würde. Nach einer Wehe setzte der Anästhesist schnell den Zugang. Als ich wieder lag und das Anästhetikum wirkte, war ich sehr entspannt. Ich wusste es würde keine weitere Wehe kommen. Das war ca. 21.45 Uhr. Ich bedankte mich bei dem Anästhesisten und erklärte ihn zu meinem Held des Tages. Mein Freund saß in OP-Kleidung an meinem Kopf und hielt mir die Hand. Der Arm, an dem die Infusion lief war festgeschnallt. An dem anderen wurde regelmäßig Blutdruck gemessen. Da ich selbst Krankenschwester gelernt hab und bereits einen Kaiserschnitt gesehen hatte, wusste ich was jetzt passiert. Das OP-Team schnitt die Bauchdecke auf und riss meine Gebärmutter so weit auf, dass sie unseren Sohn holen konnten. Es drückte etwas und mein Unterkörper wackelte. Während der ganzen OP machte sich bei mir die Erschöpfung bemerkbar. Ich fühlte mich so müde, dass mir immer wieder die Augen zu fielen, obwohl ich wusste, dass ich gleich meinen Sohn sehen würde. Und dann 22.10 Uhr war es so weit. Ich hörte ein leises Schreien, aber sah nicht mein Kind. Schon klar, die wollen erst schauen, ob alles ok ist. Dann bekam ich ein kleines Paket mit dem süßestem Gesicht der Welt auf meine Brust gelegt. Es war eigenlich viel zu wenig Platz und ich konnte nur mit einer Hand unseren Sohn halten. Emotional war ich total weg. Ich fühlte nichts weiter außer Müdigkeit. Keine Ahnung wie lange mein Freund und ich so unseren Sohn betrachteten, während ich wieder zusammengeflickt wurde. Irgendwann sagte ich meinem Freund er solle unser Kind nehmen und er ging mit ihm und der Hebamme wieder in den Kreißsaal. Nun hatte ich Zeit mit mir und meiner Müdigkeit. Die Anästhesieschwester hielt mich immer wieder dazu an, wach zu bleiben. Ich denke, nach etwa 15 Minuten wurde ich dann in den Kreißsaal geschoben, wo mein Mann und unser Sohn warteten. Unser Sohn wurde mir wieder auf den Bauch gelegt, ich konnte das erste Mal stillen und wir hatten noch etwa 45 Minuten gemeinsam bis ich ins Patientenzimmer geschoben wurde und mein Freund nach Hause ging um noch ein paar Stunden zu schlafen bevor er wieder an die Arbeit musste.
In meinem Zimmer angekommen war dort bereits eine Mutti mit ihrer Tochter. Sie hatte Probleme beim Stillen und die Kleine schrie immerzu. Ich kam kaum zur Ruhe und dennoch haben mein Sohn und ich irgendwie geschlafen. Er fast die ganze Nacht auf mir. Ich wollte gerne noch in der Nacht auf die Toilette, aber das wurde mir verwehrt wegen der PDA und des Blasenkatheters. Am nächsten Tag konnte ich dann aufstehen. Die Schmerzen am Bauch waren ertragbar, die Schmerzmedikamente gut eingestellt. Die Schwestern und Hebammen auf der Station waren erstaunt wie schnell ich auf die Beine gekommen war. Meine Zimmergenossin war nicht wirklich gesprächig. Sie hatte auch viel mit ihrer Tochter und dem Stillen zu kämpfen. Die Nächte waren der Horror und ich wollte einfach nur noch nach Hause. Nach 4 Tagen durften wir endlich das Krankenhaus verlasden, die Narbe sah man bereits nach 6 Monaten kaum noch.

Wieso brauchte ich einen Kaiserschnitt?
Erstens die Nabelschnur lag am Köpfchen so, dass unser Sohn bei jeder Wehe sich selbst das Blut abschnürte.
Zweitens der Muttermund war wieder auf 4 cm zurückgegangen.

Was ist geblieben?
Eine nicht mehr sichtbare Narbe, Taubheitsgefühl vom Bauchnabel bis zur Narbe, etwa 20 cm breit. Durch die Naht zieht sich die Bauchdecke in der Mitte etwas hoch, sodass eine Art "W" entsteht.
Die Ungewissheit, ob ich etwas hätte anders machen können, um einen Kaiserschnitt oder eine Einleitung zu verhindern.

Wieso ich das ins Forum stelle?
Ich möchte allen Muttis die ähnliches erlebt haben sagen, dass sie nicht allein sind. Für mich ist es außerdem ein Versuch das Erlebte zu verarbeiten.

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Hallo!

Meine Güte, was Du alles erleben müsstest. Ich hoffe, es geht Dir ein bisschen besser.

Ich habe einen geplanten KS (aus medizinischen Gründen). Bin natürlich schon jetzt sehr nervös. Aber wenn ich sowas lese, dann wird es mir einfach schlecht...

Alles Gute für euch!

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Inzwischen sind fast Zwei Jahre vergangen, uns geht es gut und ich bin wieder schwanger, das Kleine kommt im Januar. Dieses Mal bin ich natürlich trotzdem voller Hoffnung, dass ich spontan entbinden kann.
Im Nachhinein war ja klar, dass die Einleitung und der Kaiserschnitt wirklich notwendig waren. Ich würde sicher wieder so handeln. Unser Sohn zeigte nach der Geburt deutliche Übertragungszeichen, sodass ich mir nicht einmal vorlügen könnte, ich hätte der Einleitung nicht zustimmen sollen.

Der Kaiserschnitt an sich war nicht das Schlimme für mich. Klar es war fern ab von dem Wunsch spontan in der Wanne zu entbinden, aber wie ich schon schrieb von den Schmerzen im Anschluss machbar. Da ist aber jede Frau auch anders. Aus der Ausbildung wusste ich auch wie wichtig es ist zügig wieder aufzustehen, man nennt das Frühmobilisation.

Vor dem Kaiserschnitt kann ich dir auf jeden Fall die Angst nehmen. Hast du mit den Ärzten über diese neue Art der Bakteriendusche für das Kind gesprochen. Ich denke wenn ich das gewusst hätte, ich hätte mich dafür entschieden.

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Danke für Deine Antwort!

Das ist schön, dass allen gut geht.

Ich habe noch nicht mit den Ärzten über Bakteriendusche gesprochen. Weiss auch nicht ob die sowas durchführen. Aber ich habe über diese Methode gelesen. Ja, und über möglichst schnell nach der KS aufstehen habe ich auch gelesen.

Ich war vor kurzem bei einem Geburtsvorbereitungskurs. Es wurde nur so schön geredet, über die Komplikationen von natürlichen Geburt kein Wort gesagt, finde ich auch nicht so richtig. Natürlich, man sollte keine Angst vor allem bei Erstgebärenden verbreiten, aber...

P. S. Entschuldige mich bitte für meine Grammatik, Deutsch ist nicht meine Muttersprache.

Liebe Grüße!