An alle mit komplizierten Geburten

Hallo ihr Lieben,
ich habe vier Kinder geboren (einmal eine stille Geburt) und unsere Familienplanung ist definitiv abgeschlossen. Leider liefen die Geburten meiner Erdenkinder nicht so wie geplant.
Das macht mich manchmal sehr wehmütig.

So gerne hätte ich einmal diese ersten Minuten erlebt.
Wie geht ihr damit um die ersten Minuten verpasst zu haben?

Das erste Mal hatte ich nach über 16 Stunden Wehen einen KS in der Pressphase (Kopf hatte sich nicht richtig eingestellt). Der Kleinen ging es gut, aber ich durfte sie nur kurz sehen. Ich lag stundenlang alleine im Aufwachraum. Es war gerade Hochbetrieb im Kreissaal und die hatten uns wohl total vergessen. Menschlich lief es also total schlecht. Ich bekam sie erst Stunden später, gewaschen und angezogen. Das ist mir lange nachgegangen.

Die zweite Geburt ging schnell (6 Stunden) aber die Pressphase war total heftig. Unser Sohn kam blau und leblos zur Welt. Es war keine Zeit mehr für nix. Er wurde gleich weggetragen. Todesangst. Aber schnell war er wieder fit und ich durfte ihn einige Zeit später begrüßen. Leider musste ich kurz danach noch in den OP, weil ich einen riesigen Bluterguss vom Pressen hatte. Ich war trotzdem sehr glücklich, dass es spontan geklappt hatte.

Die dritte Geburt war eine stille Geburt Ende des 4. Monats.

Die vierte und letzte Geburt verlief am schlimmsten. Ich war auf alles vorbereitet. Falls es ein KS sein sollte, würde das Baby bei mir im OP bleiben. Hatte mir extra diese Klinik ausgesucht. Es wird da sehr viel Wert auf Bonding gelebt. Aber es kam wieder anders. In der Pressphase fielen die Herztöne, es folgt ein Not-KS in Vollnarkose. Es war schrecklich, fühlte mich wie im falschen Film. Die Kleine kam mit einem Apgar von 1 und Schädelbruch und inneren Blutungen. Ich konnte sie ersten einen Tag später sehen. Es folgte Neo-Intensiv und eine OP auf der Neuro. Heute geht es ihr sehr gut. Wir sind sehr dankbar, dass es so ausgegangen ist.

Aber, manchmal schleicht sich diese Wehmut ein. Wenn andere von ihren Geburten erzählen.....diesen magischen ersten Momenten, die einen alles vergessen lassen. Ich kann leider gar nicht mitreden. Da war einfach immer nur Angst, Verzweiflung, Trauer, Einsamkeit......
Ich habe viele Jahre Kinderwunschbehandlung hinter mir. Der Weg zu den Schwangerschaften war so steinig und mit so vielen Tränen begleitet. Die Stille Geburt (verlief zum Glück sehr gut) hat uns total aus der Bahn geworfen. Aber wir haben weitergekämpft.

Wir hatten uns so sehr eine gute Geburt für unser Nesthäckchen gewünscht. Ich hatte das Gefühl, dass wir nach all dem eine "gute Geburt" verdient hätten. Ich weiß, dass ist total lächerlich. Bei manchen Leuten läufts immer glatt. Ich weiß auch, dass wir großes Glück hatten 3 gesunde Kinder an der Hand zu haben.
Aber es war ein schwerer Weg,
und da es kein weiteres Kind geben wird, wird es auch keine Geburt mehr geben. Niemals erleben, wie dieses kleine Etwas ganz nass und warm direkt auf meinen Bauch gelegt wird. Niemals diese ersten Minuten erleben, niemals direkt stillen, riechen streicheln.

So gerne hätte ich das alles einmal erlebt.

Sorry, für den langen Text, vielleicht kann der ein oder andere meine Gefühle nachvollziehen.
Eigentlich auch ein SILOPO....

In großer Dankbarkeit und mit ein bissel Wehmut,

Jesmila

mit 2 Streithähnen an der Hand, Baby im Arm und Sternenkind fest im Herzen

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Hallo Jesmila,
Ich habe keinen Tipp für dich, und weiß auch nicht, was ich dir sagen könnte, das es einfacher für dich machen würde. Erst einmal tut es mir leid, dass du so viele schwierige Geburten erleben musstest. Ich musste eine schwierige Geburt erleben, hatte nach 12 Stunden Wehensturm einen Geburtsstillstand, nach 11 vergeblichen Versuchen mir eine PDA zu legen und 2 weiteren Versuchen einer Spinalanästhesie wurde ein Kaiserschnitt unter Vollnarkose durchgeführt. Während der Operation verlor ich über 2 Liter Blut und verbrachte anschließend 4 Tage auf der Intensivstation, mal mehr, mal weniger bei Bewusstsein. Meine Tochter war 7 Stunden alt, als ich sie das erste mal "sah".

Ich bin unendlich dankbar, dass es meiner Kleinen von Anfang an gut ging und ich nie um ihr Leben bangen musste. Trotzdem habe ich bis heute (21 Monate) nach der Geburt noch nicht damit abgeschlossen und ich habe noch immer das Gefühl, meine Tochter im Stich gelassen zu haben. Aber es wird besser... Mir wurde von den Ärzten geraten, keine weiteren Kinder zu bekommen, also wird mir wohl auch kein tolles Gwburtserlebnis gegönnt sein.
Ich wünsche dir, dass du es irgendwann schaffst den schwierigen Start deiner Kinder zu verarbeiten und deinen Frieden mit deinen Geburten zu schließen. Ich habe sehr oft den Tipp bekommen, mich an meinem Kind und seiner Entwicklung zu erfreuen - als wäre ihr Lachen nicht ohnehin das Wundervollste für mich. Natürlich ist das einzige was zählt, dass es den Kleinen gut geht, aber trotzdem bin ich der Meinung, dass wir Mamas trotzdem unserem Traum von einer schönen Geburt nachtrauern dürfen, ohne dabei undankbar zu sein.

PS: deine stille Geburt tut mir besonders leid, und ich hoffe, dass ihr als Familie dieses traumatische Erlebnis aufarbeiten konntet/könnt.
Liebe Grüße, Kokosmilch

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Liebe Kokosmilch,

danke für deine Antwort.
Es tut mir sehr leid, dass auch du so einen schweren Start mit deinem Baby hattest.

Du hast das ganz treffend geschrieben.
Wir trauern um die schöne Geburt, die uns nicht vergönnt war. Ich bin auch sehr dankbar, aber so richtig abgeschlossen habe ich damit nicht.

Ich habe auch das Gefühl, unsere Maus im Stich gelassen zu haben.....ich hätte sie nach dem NKS nicht mal erkannt. Das tat schon sehr weh.........ich hatte auch gut 6 Wochen gebraucht, um richtige Muttergefühle zu entwickeln.

Ich denke, es ist eben nicht egal, wie wir geboren werden. Wir können es aber nicht mehr ändern. Aber wir können ändern, wie wir zurück schauen.
Es tut mir sehr leid, dass du nicht mehr schwanger werden sollst. Bei uns stand zum Glück nie etwas gegen eine erneute Schwangerschaft.

#liebdrueck

jesmila

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Ich kann gluecklicherweise nur wenig mitreden. Was hat mir bei meinen sehr dringlichen ks geholfen? Ich habe danach sehr viel koerperkontakt gesucht zu meinen Baby. Als unser 1. Zusammentreffen war. Ok es war später als üblich. Aber war schön. Diese schoenen Momente rufe ich mir ins Gedächtnis. Jetzt uebers stillen mache ich viel wett. Wie alt ist deine kleine jetzt?

3

Es ist nicht deine Schuld. Sondern es ist absolut unverständlich, warum man nach den Komplikationen nie einen geplanten KS gemacht hat bei den folgenden Malen.

Wolltest du das von dir aus nicht?

6

Heute frage ich mich auch, warum ich versucht hatte spontan zu entbinden.
Die Kleine lag ja bis 2 Tage vor der Geburt in BEL.
Ich wollte zu Beginn der SS eigentlich einen geplanten KS. Aber alle Ärzte rieten mir zu einer spontanen Geburt, weil aus ihrer Sicht wohl nix dagegen sprach.......:-(
Ich wollte eigentlich kein Risiko eingehen.
Die zweite Geburt war ja spontan......und da die Kleine sehr zierlich war, dachte man wohl das passt diesmal besser.....

Hinterher weiß man es immer besser.
Hatte aber auch sehr gehofft eine gute spontane Geburt zu haben.....mit Baby direkt knuddeln.
Das hatte ich mir doch gerade nach der stillen Geburt so sehr gewünscht.

LG

jesmila

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Hallo,

Ich versteh dich da .. bei meinem dritten Kind der in der 35 ssw geboren wurde, kam es kurz nach der Geburt zu Komplikationen ich verlor viel Blut der Mutterkuchen kam nicht und zu allem übel ging es dem kleinen Mann nicht gut sie nahmen in mit weg ü d ich musste die ganze Nacht ohne ihn verbringen ich hatte ihn keine 5 min richtig realisiert da ich so benommen war. Am nächsten Morgen kam schon die Ärztin und sagte sie müssen ihn in eine andere Klinik verlegen ihm gehts immer schlechter. Ich durfte bei ihm bleiben bis der Rettungsdienst kam und in.40 km weiter weg brachte.
Mir fehlt an manchen Tagen einfach das ganze babyglück so die erste Zeit im kh mit baby und das drum rum.

Obwohl ich sehr dankbar bin das sie so gut sich um uns in der Nacht gekümmert haben.

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Wenn man es sachlich betrachtet, hatte ich eine Standsrdgeburt. Und trotzdem wollte sich diese "Bilderbuchidylle" irgendwie nicht einstellen. Ich war einfach nur fertig und erschöpft und oft saß ich in der ersten Zeit vor dem Babybett und habe mich gefragt, ob ich diesem Wesen nicht viel mehr geben müsste, als ich es tue.

Und wenn man mit jemandem darüber reden wollte hieß es, "aber Du hattest doch eine Spontangeburt". Ach so, Spontangeburt ist immer inkl. Glücksgefühl?
Ich verstehe Deine Trauer und denke, dass auch eine "Wunschvorstellung", die sich nicht erfüllt hat, betrauert und verabschiedet werden muss. Das braucht seine Zeit. Und wenn man irgendwann merkt, dass der Blick leider immer noch nicht nach vorn gerichtet ist, sondern man immer wieder mit dem Vergangenen hadert, dann sollte man sich professionelle Hilfe ins Boot holen.

Ich wünsche Euch alles Gute!