Zweifelt ihr manchmal an eurem Vorhaben? (richtet sich vielleicht eher an ICSI-Vielversucher?)

Guten Morgen,

wir stehen ganz am Anfang der Adoptionsbewerbung und es ist bislang noch nicht klar, ob wir das am Ende auch möchten; haben unser zweites Gespräch mit dem Jugendamt gehabt und wägen derzeit noch ab, ob das für uns in Frage kommt und unterhalten uns viel darüber.

Wie die Damen beim JA so treffend sagte, haben alle vermittelten Kinder immer eine kleine "Macke" und bringen ihr Rucksäckchen mit. Bei der Adoption eines Säuglinges kann es ja durchaus sein, dass die Mutter nicht die Wahrheit sagt, was zB Alkohol in der SS betrifft und das Kind "Spätfolgen" aufweist- bei einem Dauerpflegekind gibt es u.U. ja Ärger mit der Herkunftsfamilie - je nachdem wer welche Recht hat, oder ob z.B. gerade noch ein Gerichtsprozess andauert. Sehe ich einfach nur schwarz oder bin ich realistisch?

Wir versuchen seit 2013 ein Kind zu bekommen, sind auf die Repro angewiesen und hieraus entstanden auch zwei Schwangerschaften, die leider endeten. Kurzrum befinden wir uns jetzt seit 6 Jahren in dieser für uns belastenden Situation, müssten uns jetzt entscheiden, ob wir mit dem Kinderwunsch abschließen und so ein "normales" Leben führen wollen. Auf der anderen Seite wünschen wir uns ein Kind und es gibt genug Kinder, die Hilfe und ein Zuhause brauchen.

Nun kommt die eigentliche Frage - ich beginne zu zweifeln, ob wir uns weiterhin diesen Stress (nur eben auf eine andere Art) antun möchten, weil man eben nicht weiß, was einen erwartet. Ist es vielleicht nur eine Reaktion, wie z.B. das man vor der Hochzeit kalte Füße bekommt oder habt ihr überhaupt nicht gezweifelt und wart euch total sicher, dass ihr eine Adoption/ein Pflegekind möchtet?

Sorry für diesen Roman, ich hoffe, ihr versteht die eigentliche Frage.

VG

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Hallo,

wir stehen erst seit kurzem auf der Liste für ein Adoptivkind. Wie ihr haben wir auch eine lange Kinderwunsch- Geschichte. Insgesamt jetzt 5 1/2 Jahre...Nachdem wir den leiblichen Kinderwunsch völlig aufgegeben haben, haben wir mit dem Bewerberverfahren begonnen und standen ab da auch zu 100 Prozent voll hinter der Entscheidung. Trotzdem habe ich oft immer noch großen Respekt davor...seit dem Ende der Behandlungen geht es mir psychisch sooo viel besser und ich genieße seit dem wieder mein Leben und auch die Freiheiten, die wir eben ohne Kinder haben, so richtig. Mir geht es also gerade eigentlich ziemlich gut und da denke ich manchmal schon, dass sich mit einem Kind (und erst Recht vielleicht einem Kind mit Rucksack) vieles vorbei oder komplizierter wäre. Aber eine (gewollt) schwangere Freundin von mir hat genauso manchmal Angst davor, wie das Kind ihr Leben verändern wird...Letztlich ist mein Kinderwunsch und der Wunsch, einem Kind ein zu Hause zu geben, einfach viel größer.

Zu den "Macken": wir haben ein recht offenes Kinderprofil, aber bestimme Dinge auch ausgeschlossen. Klar, so Aspekte wie Alkoholkonsum kann man nicht vollständig ausschließen. Ich glaube aber, und so wurde es uns auch gesagt, dass man als erfahrene Fachkraft die Situation diesbezüglich einigermaßen abschätzen kann. Zumindest ob jemand exzessiv getrunken hat, wobei auch schon kleinere und seltenere Mengen zu Schäden führen können. Uns wurde gesagt, dass bei Kindern mit starkem oder nachgewiesenen FAS Pflegefamilien gesucht würden, da diese bessere Beratung und Unterstützung erhalten.

Ich denke ihr werdet im Laufe des Verfahrens merken, ob dieser Weg der richtige für euch ist.

LG

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Hallo

und danke für deine Antwort. Ich kann mir vorstellen, dass es Dir besser geht, ohne die ganzen Medis und dieses ewige Hoffen und Bangen.

Ich drücke Dir die Daumen, dass Du die Zeit noch weiterhin genießen kannst und ihr dann einen erlösenden Anruf bekommt, dass eure Familie sich vergrößert :).

Wir hatten erst gestern wieder ein Gespräch und es ging größtenteils um die Verhaltensauffälligkeiten, die Kinder erst später zeigen. Das schreckt mich immer ein wenig ab, aber ich denke, sie werden ja hier die "schlimmsten Dinge" ansprechen, damit man weiss, was passieren KÖNNTE, damit man hinterher nicht sagen kann, man wüsste nicht, was auf einen zukommt.

Danke Dir :).

LG

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Hallo,

Ich kann dich gut verstehen. Wir haben über Jahre versucht eigene Kinder zu bekommen 9 insgesamt, ohne Erfolg. Wir mussten uns auch irgendwann entscheiden, dies war ein langer Prozess und ich bin der Überzeugung, es ist auch wichtig sich genug Zeit dafür zu nehmen. Kinder bedeuten immer eine Veränderung, egal ob leibliche, Pflegekind oder Adoptivkind.
Wir haben mittlerweile 2 Pflegekinder 2 und 4Jahre. 💞Sie bereichern unser Leben, wir lieben sie von Herzen. Eines davon können wir vielleicht adoptieren, das hat sich so ergeben, war nicht unser primärer Wunsch. Man muss einfach wissen, dass diese Kinder wirklich einen Rucksack tragen und man weiss nicht mit was er gefüllt ist. Damit muss man sich auseinander setzten wollen und auch bereit sein diesen Weg mit ihnen zu gehen🍀. Gut da kann man sagen, wer hat denn keine Macke😉. Die haben wir doch alle. Was bei diesen Kindern anderst ist, ist die Bindung, sie wurden alle mindestens verlassen oder weggegeben von ihrer wichtigsten Bindungsperson, ihrer leiblichen Mutter. Das hinterlässt Spuren. Das kann Schwierigkeiten machen, muss aber nicht. Meine Erfahrung ist, dass sie sich weniger spüren, Grenzen nicht kennen, ect. Die Grosse etwas mehr, der kleine etwas weniger. Wie gesagt sich machen unser Leben reicher🍀🌟💖, aber sicher nicht einfacher. Das muss man wollen.

Liebe Grüsse bena☀️

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Hallo,

ohje... neun Jahre. Wie hast Du das geschafft?!

Ja, das ist richtig, eigene Kinder würden auch eine Veränderung bedeuten und eigentlich weiß man ja da auch nicht, was auf einen zukommt.
Wir haben zumindest gesagt, wir schließen erst das komplette Verfahren ab, es kommen ja noch einige Termine auf uns zu und ich hoffe, dass wir uns sicherer werden.

Es ist toll zu hören, dass ihr gute Erfahrungen gemacht habt #herzlich. Stimmt, ne Macke haben wir alle. ;-)

Ich danke Dir.

LG

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😊 Hallo,
irgendwie haben wir es geschafft. War hart und sehr nerven zerrend. Aber das weisst du auch wie es ist. An meiner letzten PU bin ich dann fast gestorben, weil sie mir den Darm angestochen haben und dann haben wir entschieden, jetzt reichts. Das Leben ist uns wichtiger💖.

Ich habe eure Hundepoasts gelesen😊, so abwägig ist das gar nicht, ich habe ja Erfahrung mit beidem😉 Hund und Kind.

Der wichtigste Unterschied ist einfach, ein Hund ist dir aus tiefstem Herzen dankbar, wenn er einmal merkt wie gut du es mit ihm meinst und er wird dich dafür lieben.

Ein traumatisiertes Kind hingegen braucht eine Million Mal beweise, dass du da bleibst und es nicht auch im Stich lässt, bevor es dich ein bisschen an sein Herz lässt💖.
Wenn man dass aber geschafft hat wird man belohnt 💞☀️.

Ich wünsche euch, dass ihr diese wunderbare Art Kinder zu haben für euch entdecken könnt und euer Herz Freude daran hat. 💖

Alles Liebe☀️

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Hallöchen :-)

Wir haben nie eine ICSI versucht, weil mein Mann Azoospermie hat, und wir erstmal keine Behandlung mit Fremdspende möchten. Ich kann deine Unsicherheit aber trotzdem nachvollziehen, ich hatte sie auch als wir uns damals mit dem Thema Adoption beschäftigt haben.
Mir hat folgender Gedanke zu mehr Sicherheit verholfen (vielleicht werden manche empört über den Vergleich sein :-) )
Mein Mann und ich haben vor ein paar Jahren eine fast 7-jährige Hündin aus Rumänien "adoptiert". Diese Maus kam wirklich ziemlich verstört zu uns, und hat Angst vor so gut wie alles und jedem gehabt! Man kann also sagen, dass sie nicht nur eine Macke hat :D und trotzdem liebe ich sie so sehr, sie ist mein ein und alles! Ich bin froh, dass ausgerechnet sie zu uns kam, und würde sie um nichts in der Welt wieder hergeben!
Glaubst du, dass es sich anders mit einem Kind verhält? Ich glaube nicht! :-) ihr werdet euch kennen lernen und ein Team sein.

Und ich glaube fest daran, dass alles so kommt, wie es kommen soll.
Liebe Grüße!!

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Hallo liebe Julla,
ich komme gerade aus dem Lachen nicht mehr raus #rof und danke Dir sehr für deinen Beitrag.

Vorab - Azoospermie haben wir auch - hattet ihr eine Tese und es waren keine Spermien da oder habt ihr die Tese gar nicht versuchen können? Wir konnten Gott sei Dank die Spermien so gewinnen und alles einfrieren. Fremdsperma hätten wir auch nicht versucht.

Nun zum amüsanten Teil: Mein Mann und ich haben am 05.Februar diesen Jahres einen kastrierten Rüden aus Rumänien adoptiert :P. Er wird jetzt 5 Jahre alt und hatte anfangs auch Angst vor allem, hat diverse Narben und abgebrochene Zähne; hat sich aber gut eingelebt und momentan arbeiten wir an der Macke der Ressourcenverteidigung... Hergeben würden wir ihn natürlich nie wieder, darüber haben wir nicht nachgedacht.

Bei einem Gespräch beim Jugendamt mit den 3 Phase der Eingewöhnung habe ich auch den Vergleich zum Hund gezogen - das war tatsächlich genauso... Auch wenn man Hund und Kind natürlich nicht miteinander vergleichen kann.

Danke Dir für deine Antwort hier :).

Ganz liebe Grüße

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Wie witzig! Dann weißt du ja was ich meine :D

Wir hatten eine TESE bei Prof Schulze in Hamburg, leider negativ. Haben uns dann überlegt, ob eine Mikro TESE in Betracht kommt, dann aber nach der Prognose aus Münster und München doch entschieden es sein zu lassen. Wir wollen nicht "mit aller Gewalt" versuchen schwanger zu werden, weil wir beide befürchten, dass es uns mehr schaden als nützen würde.
Manchmal glaube ich, dass ich im Zuge der KiWu-Zeit (inzwischen auch schon 4 Jahre!) eine völlig verdrehte und romantisierte Vorstellung von Schwangerschaft bekommen habe. Es gibt aber auch weitaus angenehmere und vor allem ungefährlichere Sachen als Schwangerschaft und Geburt! Es hat auch seine Vorteile, da nicht durch zu müssen ;-) Darauf besinne ich mich, wenn ich zwischendurch Angst bekomme, es vielleicht irgendwann zu bereuen nie schwanger gewesen zu sein.

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Hallo.

Entscheidungen müssen reifen! Gebt euch die Zeit. Und dann werdet ihr auch klarer sehen.

Wir haben irgendwann festgestellt das die kinderwunsch Behandlungen NICHT mehr unser weg sind! Wir wollten die Belastungen nicht mehr, wollten wieder unserer ruhe, hatten keine Lust mehr!

Wir hatten uns ursprünglich für ein ado kind beworben. Im Bewerberprozess aber festgestellt das wir eher mit einem Pflegekind leben möchten. Einfach weil es genügend adobewerber gibt und dem gegenüber nur wenige kinder. Bei Pflegekindern ist das Verhältnis andersrum. Hier gehen alle Kinder ab 2 in Einrichtungen weil die "großen" erst recht keiner mehr haben will.

Letztlich kommt es auch sehr auf das Jugendamt an. Hier finden Umgänge nur begleitet im Jugendamt statt und die leibliche mutti wird nur mit Vornamen angesprochen.
Wir haben keine Umgänge.
Es gibt muttis die schaffen es regelmäßig alle 4 Wochen zum Umgang zu kommen. Für das kind ist es eine gute Chance seine leibliche Mutti so zuverlässig zu erleben und mit dem wissen aufzuwachsen, nicht vergessen wurden zu sein.

Alles Gute für euch

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Hallo

und vielen Dank für deine Antwort - Du hast recht, das braucht wohl Zeit, noch bin ich mir nicht zu 100% sicher, ob das unser Weg ist und ich möchte am Ende ja auch voll und ganz dahinter stehen.

Respekt, dass ihr euch gegen weitere Behandlungen entschieden habt, auch das finde ich gar nicht so einfach.

Für uns kam auch anfangs nur die Möglichkeit der Adoption in Betracht, mein Mann hat das mit den (Dauer-) Pflegekindern dann angesprochen, hier aber bin ich auch noch nicht ganz überzeugt, gerade wegen den Umgangs- der Entscheidungsrechten - irgendwie hätte ich Angst, dass wir unser Leben lang "gegen die Mutter kämpfen" müssten, weil sie alles in Frage stellt, was wir tun - das hört sich jetzt hart an und ist vielleicht auch nicht so treffend formuliert, aber das beschäftigt mich noch.

LG

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Ich lese hier nur so mit.... und mir ist spontan dazu eingefallen das ich als Mutter die selbst ein Kind geboren hat ziemlich genau die gleichen Ängste hatte .... immerhin hätte auch mein Kind behindert sein können oder bei der Geburt behindert werden können oder im Laufe seines Lebens an ADHS erkranken oder weiß Gott was ......

Ich denke etwas ähnliches könnte es auch bei dir sein .... egal wie dein Kind am Ende sein wird du wirst es über alles lieben und jeden weg mit ihm gehen und nicht eine Minute drüber nachdenken.

Egal ob adoptiert oder geboren.

Ich drücke euch die Daumen das die Zukunft euch bringt was ihr euch wünscht 🍀

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Schön gesagt, liebe Feli! :-) <3

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Das liest sich sehr schön, vielen Dank; da könntest Du wirklich recht haben.

LG

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Kann zu dem Thema nicht sooo viel sagen, aber was mir spontan zum Thema "Rucksack" eingefallen ist.... wie oft lese ich hier von Kindern, die dies oder das haben, ob Asperger, Autismus, ADHS, Sprachstörung, Anpassungsstörung, Down-Syndrom .... uswusf... und dass sind meistens leibliche Kinder. Also auch ein leibliches Kind bringt einen "Rucksack" mit. Das ist einem allerdings meist nur nicht so bewußt. Bzw. man nimmt es gelassener in Kauf. Trotzdem bedarf es meiner Meinung nach schon einer gewissen inneren Stärke und Gefestigtheit, ein Pflege oder Adoptivkind aufzunehmen.