Kaiserschnitt bei 36+0 unverantwortlich?

Sehr geehrter Herr Dr. Jahn,

ich habe am 31 Oktober 2019 bei 22+6 meine Zwillinge viel zu früh auf die welt gebracht (Kaiserschnitt mit längsschnitt) - beide Kinder haben es leider nicht geschafft.

Nun bin ich (ab morgen in der 25ssw) wieder schwanger - ich hätte wirklich gerne einen Kaiserschnitt bei 36+0... Da ich eine riesen große Angst vor einem Gebärmutterriss habe...
Nun zählt bei 36+0 unsere Maus ja noch als Frühchen - ist mein Verhalten unverantwortlich meinem Kind gegenüber... Kann es sein das sie Schwierigkeiten haben wird ins Leben zu finden? Mit was für Komplikationen muss ich rechnen? Ich will zum Beispiel unbedingt stillen - kann da die frühe Geburt zu Schwierigkeiten führen?

Vielen lieben Dank!

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Liebe 1989,

Ich kann ihre Angst verstehen.

Ich denke, Sie sollten mit Ihren behandelnden GeburtshelferInnen einmal besprechen, ob das Risiko für einen Riss der Gebärmutterwand vor dem Hintergrund des vorausgegangen Eingriffs im Rahmen der Geburt Ihrer Zwillinge als erhöht einzuschätzen ist.

Wenn ein Kind in der 36+0 SSW per Schnittentbindung zur Welt kommt, können verschiedene Faktoren die Anpassung an das Leben außerhalb des Muttterleibes erschweren.

Auch wenn ein spätes Frühgeborenes der 36+0SSW schon dicht am eigentlichen Geburtstermin ist, fehlen aber noch vier Wochen im Bauch der Mutter. Bei diesen Kindern sehen wir es häufiger als bei Reifgeborenen, dass Atemhilfen benötigt werden oder sich Probleme zeigen, z.B. den Blutzucker im Normbereich zu halten.

Auch die Geburt per Schnittentbindung ohne vorangegangene Wehentätigkeit, die dem Kind signalisiert, dass die Geburt bevorsteht, kann eine verzögerte Anpassung begünstigen. Hinzukommt, dass das Kind nicht durch den Geburtskanal tritt und somit nicht mit den natürlicherweise dort vorhandenen Mikroorganismen der Scheide in Berührung kommt, was Einfluss auf das Mikrobiom des Darmes des Kindes nimmt. Darüber hinaus sehen wir bei Frauen, die ihr Kind per Schnittentbindung zur Welt gebracht haben, dass sie verzögert in die Milchbildung kommen und sich somit die Versorgung mit Muttermilch ebenfalls verzögert.

Zu guter Letzt darf man auch nicht vergessen, dass ein Kaiserschnitt eine Operation ist. Und auch wenn das Risiko gering ist, setzt man einen gesunde junge Frau einer Gefahr aus, die vielleicht nicht notwendig ist.

Besprechen Sie sich mit Ihren GeburtshelferInnen. Sollte wirklich ein erhöhtes Risiko bestehen, gibt es eine klare Indikation für die Schnittentbindung.

Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute.

Liebe Grüße

Kinderarzt.Jahn