Einleitung vor Termin

Sehr geehrter Herr Jahn,

ich habe eine Frage zu meiner Situation und würde mich über eine kurze Einschätzung Ihrerseits freuen.

Es geht um Folgendes: meinen ersten Sohn verlor ich vor anderthalb Jahren bei 36 + 0 durch ein relativ akutes Plazentaversagen. Trotz gutem umbilicalem Doppler drei Tage zuvor ging die Versorgung wohl innerhalb weniger Stunden so sehr in die Knie, dass er verstarb. Als Auslöser werden eine milde Form der Prärklampsie sowie ein nicht erkanntes Diabetes diskutiert.

Nun bin ich aktuell wieder schwanger (diesmal mit bestätigtem Diabetes) - und aufgrund meiner Vorgeschichte wurde mir angeboten, spätestens bei 37 + 0 die Geburt einzuleiten. Sollten sich vorab entweder Problematiken auf Seiten der kindlichen Versorgung oder aber eine zu große psychische Belastung meinerseits manifestieren, gegebenenfalls auch ein klein wenig früher.

Ich selbst kann tatsächlich aktuell schlecht abschätzen, wie gut ich über den Zeitpunkt 36 + 0, zu dem damals alles passierte, gehen können werde.
Und daher nun meine Frage: wie schätzen Sie eine potentielle Einleitung zu den Zeitpunkten 36 + 0 beziehungsweise 37 + 0 für das Kind ein? Aktuell wiegt der junge Mann bei 32 + 0 etwa 2000 g und bewegt sich bei allen Messungen zwischen der 55. und der 75. Perzentile. Er hat immer wieder fleißig Schluckauf, zeigt regelmäßige und kräftige Bewegungen und insgesamt sind die Ärzte mit seiner Entwicklung sehr zufrieden.

Über eine kurze Rückmeldung würde ich mich sehr freuen. Ich hoffe sie fassen mich durch diese Frage nicht als völlig hysterisch Schwangere auf. Aber mit dieser Vorgeschichte geht man den letzten Wochen einfach nicht völlig gelassen entgegen.

Haben Sie vielen Dank für Ihre Mühen und herzliche Grüße, fuxie

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Liebe fuxie,

das war ein schwerer Schlag vor 1 1/2 Jahren und die Sorgen, die Sie sich machen, sind mehr als verständlich.

Erfreulich ist, dass derzeit alles in Ordnung scheint und ihre behandelnden Ärzte durchweg zufrieden mit dem Verlauf sind und derzeit nichts dafür spricht, dass sich das Ereignis von vor 1 1/2 Jahren wiederholt.

Abzuwägen sind immer die Komplikationen, die sich durch die vorzeitige Geburt ergeben können. Ziel ist es also, so dicht wie möglich an den errechnet Termin zu gelangen.

In Ihrem speziellen Fall kann ich sehr gut verstehen, dass das Warten bis zum errechneten Termin sehr schwer auszuhalten ist. Positiven Einfluss auf die Anpassung an die Situation ausserhalb des Mutterleibes haben Wehen, die auf das Kind wirken und ihm somit signalisieren, dass die Geburt bevorsteht. Eine Einleitung mit der Induktion von Wehentätigkeit ist daher, meiner Meinung nach, der bessere Weg als die Geburt durch eine Schnittentbindung.

Da die Wahrscheinlichkeit für Komplikationen in der Anpassung nach der Geburt mit jedem Tag, den man sich dem errechneten Termin nähert, abnimmt, wäre 37+0, 36+0 SSW vorzuziehen. Das ist aber wahrscheinlich leichter gesagt als getan.

Was mit ihnen besprochen wurde ("...aufgrund meiner Vorgeschichte wurde mir angeboten, spätestens bei 37 + 0 die Geburt einzuleiten. Sollten sich vorab entweder Problematiken auf Seiten der kindlichen Versorgung oder aber eine zu große psychische Belastung meinerseits manifestieren, gegebenenfalls auch ein klein wenig früher.") erscheint mir sinnvoll. Sie werden sicher gut mit Ihren behandelnden Ärzten im Gespräch sein und gemeinsam die richtige Entscheidung treffen.

Ich wünsche ihnen alles erdenklich Gute.

Lieben Gruß

Kinderarzt.jahn

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Lieber Herr Jahn,

haben Sie vielen herzlichen Dank für Ihre Mühen und diese Einschätzung.

Viele Grüße, fuxie