Habe gleich 2 Fachfragen (welches Supplement und zum Thema BV)

Sehr geehrte Frau Dr. Endreß,

ich möchte die Chance nutzen und gleich 2 Fragen stellen, ich hoffe, dass das in Ordnung ist, da mich diese zwei Themen gerade ziemlich beschäftigen:

1. Welches Supplement ist sinnvoll in der Schwangerschaft als Vegetarierin?

Meine Frauenärztin hat mir Fembion 1 mit der Begründung, dass diese Tabletten wirklich gut seien und auch sicher sei, dass "alles drin" ist, verordnet. Zuvor habe ich von der DM-Eigenmarke A-Z Mama genommen. Nun habe ich eine Studie gefuden, nach welcher Fembion 1 Folsäure überdosieren soll und bin total unsicher (https://www.verbraucherzentrale-bawue.de/sites/default/files/2017-09/MarktcheckNEM-2017-Internet.pdf)
Ich würde aus finanziellen Gründen gern ab dem zweiten Trimester das Präperat wechseln und denke momentan über Tetesept Femi-Baby nach, weil da ja eine Menge nährstoffe drin sind und ich mir momentan nicht vorstellen kann, Fisch oder Fleisch zu essen (ich habe seit 20 Jahren keinen Fisch oder Fleisch gegessen).

2. Ich habe meine Schwangerschaft meinem Arbeitgeber mitgeteilt und war bereits einmal beim Betriebsarzt. Dieser würde mir entgegen der Meinung meiner Frauenärztin ("sie sind nur schwanger und nicht krank") sofortiges Beschäftigungsverbot geben.
Ich arbeite in einer Beratungsstelle für Asylsuchende und anerkannte Flüchtlinge. Natürlich ist die Arbeit zeitweise sehr belastend und ein gewisses Risiko von Infektionen gegeben, trotzdem empfinde ich diese um 100% unterschiedlichen Einschätzungen beide nicht als richtig.
Ich habe ihm gesagt, dass ich mir aktuell kein BV vorstellen kann und daher gibt er es grade nicht an den Arbeitgeber weiter. Mit diesem habe ich zum Monatsende ein Gespräch.
Gibt es eventuell die Möglichkeit, dass ich in Teilen ein Verbot bekommen könnte (bspw. nur Kontakte mit Menschen, bei denen die Infektionsrisiken geklärt sind), um weiter arbeiten zu können?
Könnte Desinfektion und Mundschutz nicht ausreichen, um zunächst weiter zu arbeiten (ein Großteil der Erreger werden doch durch Tröpfcheninfektionen und Schmierinfektionen übertragen)? Zumindest sofern alle Titer in Ordnung sind?
Was passiert wenn ich gegen die Empfehlung meines Betriebsarztes weiter arbeite? Wer übernimmt hier die Verantwortung und Haftbarkeit falls etwas passiert?

Vielen Dank und freundliche Grüße,
Tagträumerin

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Liebe Tagtraeumerin,

in der Kinderwunschsituation und vor allem in der Frühschwangerschaft ist die Einnahme von Folsäure ratsam. Dabei werden - ganz allgemein - Dosierungen zwischen 600 bis 800 Mikrogramm täglich empfohlen. Da es dauert, bis ein gewisser Wirkspiegel im Blut erreicht wird, ist die Einnahme mind. ca. 6-8 Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft ratsam.
Welches Präparat Du einnehmen sollst, kann nur Dein behandelnder Frauenarzt entscheiden. Natürlich hat jeder Arzt Präparate, die er gerne verschreibt, weil er damit gute Erfahrungen bei seinen Patienten gemacht hat.
Auch, ob es spezielle Präparate für Dich als Vegetariertin gibt, kann nur Dein behandelnder Frauen- und/oder Hausarzt beurteilen.

Dein Arbeitgeber ist - nach Kenntnis einer Schwangerschaft - rechtlich dazu verpflichtet, deinen Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er keine Gefahr für Mutter und Kind darstellt. Wenn das bedeutet, dass Du gar nicht mehr arbeiten darfst, dann ist das so. Ob eine eingeschränkte Tätigkeit möglich ist, kann nur durch den Betriebsarzt (oder Frauenarzt) geklärt werden. Er kann überprüfen, ob Deine Arbeit eine Gefahr für Dich oder das ungeborene Kind darstellt. Welche besonderen Situationen hierfür eine Voraussetzung sind (z.B. Infektionsgefahr, Risikoschwangerschaft, Mehrlingsschwangerschaft, Nachtarbeit, Gefahrenstoffe am Arbeitsplatz usw.) findest Du im Mutterschutzgesetz:
https://www.gesetze-im-internet.de/muschg/MuSchG.pdf

Hier findest Du noch weitere Informationen:
https://www.urbia.de/magazin/familienleben/beruf/was-du-ueber-beschaeftigungsverbote-und-arbeitsunfaehigkeit-wissen-musst

Alles Gute!
Dr. Endreß