Was könnte wertvoller sein, als eine ehrliche Zwischenbilanz über das Leben und aufrichtige Worte über das, was im Leben schwer gewesen ist.
Ein Tipp vom urbia Team

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Hi,

ja - ein Stück weit trauere ich (50) mancher Leichtigkeit hinterher.

Das Päckchen, das man im Laufe seines Lebens mitzutragen hat, füllt sich im Laufe der Jahre... auch mit Erfahrungen, die ich so NICHT hätte haben wollen, die ich mir nicht ausgesucht habe, die mir einfach "aufgeladen" wurden und teilweise doch beeinflussbar gewesen wären.

Mein Vater (78) wird immer seltsamer, das geht seit Jahren so... wie lange noch? Meine Mutter (74)...wir waren noch nie eng... und ich weiß mittlerweile, manches was klärungsbedürftig gewesen wäre, werde ich nie mit ihr klären (können) - ich nehme mir fest vor, dadurch nicht ähnlich zu verbittern, wie sie es ist.

Vor einigen Wochen ist hier eine Bekannte in meinem Alter zur Witwe geworden (das ist unsere GEneration - und kein Einzelfall!)
Ich wünsche dir alles Gute und noch viele gute Jahre.

LG#liebdrueck

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Hallo

schockiert hat mich kürzlich , dass aus meiner Schulklasse schon 6 verstorben sind ( wir waren 30 )Wir sind jetzt 60 bzw. 61
Ansonsten hab ich das mit der Endlichkeit 2010 durch den Tod meines Vaters und einige Monate später, meines Bruders erfahren und mit der Zeit akzeptiert.Anfangs tat ich mich schwer damit.
Mittlerweile bin ich dankbar, von beiden konnte ich mich in offenen Gesprächen verabschieden.Wir sind wohl alle recht direkt.
Leichtigkeit vermisse ich nicht.Natürlich bin ich sentimentaler geworden, aber auch viel dankbarer als in jungen Jahren.
Die kleinen Freuden des Lebens (z.B. reisen, Natur, Tiere beobachten, Begegnungen mit Menschen ) erlebe ich bewusster.Ich erfreue mich z.B. an dem Vogelnest neben meiner Küchentür täglich mehrmals.An den Blumen, Sträuchern auch, viel mehr als früher.
Ich fürchte mich selten, jedenfalls nicht mehr als früher.
Meine Kinder sind auf ihrem Weg, solange wie ich meine Eltern hatte ( meine Mutter lebt noch ) werde ich sie nicht begleiten können.Aber das ist nun mal so ,wenn man eher spät Kinder bekommt.
Ich beobachte bei manchen sehr alten Leuten, dass sie ihre aller letzten Jahre nicht unbedingt eigenständig verbringen konnten.Das würde ich nicht wollen.Dann lieber nicht ganz so uralt werden.Aber es kommt wie es kommt.Insbesondere meine Älteste wird als Medizinerin ein Auge auf mich haben, das finde ich sehr beruhigend.
Wir haben noch viele Pläne, die noch ca. 5 Jahre warten müssen.
Wir werden sehen.Bis dahin bin ich sicherlich Oma und darauf freue ich mich auch.
Mein Leben war/ist überwiegend schön und sorgenfrei.

L.G.

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Ja, was Du sagst stimmt natürlich. Auch in meinem Bekannten- und Familienkreis treten inzwischen immer mehr Schicksalsschläge auf, Krankheit, Tod, Trennung etc., auch in unmittelbarer Umgebung.

Ich habe selbst in den letzten Jahren einiges erlebt - mein Vater ist an Krebs gestorben, meine Ehe ist gescheitert, Arbeitslosigkeit und Depressionen waren bei meinem Ex-Mann ein Thema, und mein Sohn ist chronisch krank.

Ich sehe das aber alles für mich unterm Strich sehr positiv. Natürlich vermisse ich meinen Vater sehr, und mein Lebensplan war ein ganz anderer. Aber ich habe es geschafft, mich wieder zu berappeln, mein Leben neu zu ordnen und bin heute wirklich ein zufriedener Mensch. Diese Schläge haben mir unheimlich viel Selbstbewusstsein gegeben, ich weiß, ich kann einiges schaffen und ich habe Menschen, auf die ich mich verlassen kann - vor allem aber auf mich selbst. Für mich ein unglaublich gutes Gefühl.

Klar war früher vieles einfacher. Aber meine Lebenserfahrung möchte ich gegen diese Leichtigkeit nicht eintauschen.

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<<<Geht es euch auch so?>>>

Bedingt.

Niemand wird älter ohne dass er/sie sich in bestimmten Bereichen ändert. In vielen Dingen wünsche ich aber gar keine Änderung, sondern will mir einfach ein gewisses "kindliches Staunen" bewahren, und oft klappt es auch.

<<<Was ist anders geworden? >>>

Prioritäten haben sich verlagert

Ich muss es eindeutig nicht mehr allen Recht machen
Egoismus und Selbstbewusstsein haben ein sehr gesundes Niveau erreicht.
Es ist ruhiger geworden, aber zusammen mit den genau richtigen Leuten.

<<<Wie fühlt sich euer Leben an?>>>

Wie immer......mal so richtig besch.....eiden, und manchmal so richtig geil !! #freu

<<<Trauert ihr der alten Leichtigkeit hinterher oder ruht ihr in eurer erworbenen Lebenserfahrung?>>>

Meine "Leichtigkeit" habe ich ... egal was war.... bisher nie wirklich verloren, und die Lebenserfahrung ist einfach ein Bonbon, welches einige Kleinigkeiten einfacher macht, bzw. wo man durch das was man schon erlebt hat einfach über vielen Dingen drüber stehen- oder sie sogar belächeln kann.

<<<Wovor fürchtet ihr euch?>>>

Mh......Einsamkeit !

<<<Was erfreut euch heute mehr als früher?>>>

Gutes Essen.

Noch bessere Freunde.
Zeit für mich ganz alleine.
Gesundheit.
Dass es meinen alten Herrschaften immer noch gut geht
Meine Schlagfertigkeit

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Mal so Mal so !

Am Meisten denke ich: "Ich mag mein Leben so wie es jetzt ist. Aber eher hätte ich es auch nicht haben wollen."

Mein Mann und ich haben uns erst recht spät kennengelernt. So hatten wir beide reichlich Zeit uns "auszutoben" bevor wir geheiratet haben. Was das angeht habe ich kein Nachholbedarf, obwohl ich manchmal einfach tanzen gehen möchte und es Schade finde, dass das nicht mehr geht. (Es gibt einfach nichts mehr in der Nähe zum tanzen.)

Ich selber hatte schon Krebs und denke darüber: "Meine erste Krebserkrankung habe ich schon überwunden."

Einschläge: Mein Vater starb als ich grade 20 war, mein ältester Bruder ist auch grade mal 52 Jahre geworden und seine Frau hat nur 2 Jahre ohne ihn "geschafft", sie hatte sich echt aufgegeben....
Ja, meine Mutter baut auch ab, aber sie kann noch gut alleine sein und selbst mit ihren 3 Enkelkindern kommt sie gut zurecht!

Ich mag, dass ich beruflich "angekommen" bin. Das, was ich jetzt mache kann ich bis zur Rente machen, es sei denn ICH will nochmal etwas anders. Ähnlich ist es bei meinem Mann, so dass wir keine finanzielle Sorgen haben. Die hatten wir lange genug!

Das ist mein Leben, vielleicht soll es so sein. bo

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Nun bin ich ja erst 35 (fast 36) und daher noch recht jung, aber ein paar Dinge haben mich bis hierher auch schon geprägt, so dass ich das Gefühl habe schon etwas abgeklärter zu sein. Auf jeden Fall ganz anders als vor 10 Jahren.
Als ich 18 war bin ich fast an einer schweren Lungenembolie gestorben. Was ich aber merkte, als ich mich vor ein paar Jahren mit jemandem unterhielt, die mit Mitte Dreißig das gleiche Schicksal ereilte: Ich habe damals überhaupt nicht überrissen in welch dramatischer Lage ich mich befand. Körperlich ging es mir eine Zeit lang überhaupt nicht gut und ich hatte einen psychischen Tiefpunkt. Der war aufgrund der jugendlichen Naivität aber schnell überwunden und mein Leben nahm weiter seinen ganz normalen Lauf. Die nächste Hürde war, dass ich um ein Haar aus meinem Traumstudium herausgeflogen wäre. Das war echt schwer, aber ich habe die Kurve gekratzt und die weiteren Studienjahre sehr gut gemeistert. Kurz nach Beginn meiner Promotion bin ich schwanger geworden. Das hat mein Leben ordentlich durcheinander gewürfelt. Eine Promotion mit Notwendigkeit zur Arbeit im Labor und eine SChwangerschaft vertragen sich gar nicht. Mein Sohn kam zur Welt und ich dachte ich könnte Weitermachen wie zuvor. Auch das ging nicht und die zwei folgenden Jahre waren Stress pur. Mittlerweile weiß ich dass mein Sohn autistisch ist, was das Ganze noch verkompliziert hat. Damals war mir das nicht bewusst. Trotzdem bin ich froh, dass ich das durchgezogen habe. Darauf bin ich extrem stolz, will die Zeit aber nie wieder zurückhaben.
Mittlerweile hat sich alles gesetzt. Ich bin verheiratet, habe noch eine Tochter bekommen, wir leben in einem schönen Häuschen, haben gute Jobs. Mein Sohn hat alle Hilfen die er braucht und kommt mittlerweile super klar und meine Tochter kommt nächstes Jahr in die Schule. Sie ist auch nicht ganz einfach (autistische Züge?) aber kein Vergleich zu ihrem Bruder.

Was mir ein wenig fehlt ist die "Selbstverwirklichung" im Job. Ich glaube, dass ich durch die Kinder weit zurückbleibe in den Möglichkeiten, die ich eigentlich hätte haben können. Das jonglieren mit Kiddies und Job ist jedoch auch anspruchsvoll und ich habe gerade angefangen wieder mehr Sport zu machen.
Als letztes Jahr mein Vater sehr plötzlich durch eine schwere Krebserkrankung zum Pflegefall wurde und leider auch verstarb, habe ich bemerkt wie stabil ich im Leben stehe. Es war eine sehr sehr schwere Zeit für uns alle und ich habe versucht meine Mutter zu unterstützen wo ich es irgendwie einrichten konnte. ...Leider aufgrund der Entfernung viel weniger als ich es mir gewünscht hätte. Mir wurde nochmal richtig bewusst, dass wir alle älter werden und dass sich der familiäre Unterstützungsbedarf umgedreht hatte. Trotzdem hat es mich viel weniger aus der Bahn geworfen als meine (noch) kinderlosen Geschwister.
Ich bin gespannt was mich noch erwartet und ich freue mich darauf wenn ich beruflich nochmal richtig durchstarten kann. Ich hoffe einfach, dass das mit Anfang 40 auch noch geht, dann habe ich ja immernoch mindestens 25 Jahre in denen ich arbeiten muss.

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Sorry habe deinen Beitrag erst jetzt gelesen. Ja ich denke du sprichst mir aus der Seele. Ich habe in den letzten zwei Jahren festgestellt, dass das Leben grausam sein kann. Wir sind gewachsen an der Erfahrung und diese möchte ich für kein Geld der Welt mehr missen. Trotzdem wünsche ich mich manchmal zurück in die "unbeschwerte Zeit". Es ist ein Zwiespalt. Aber ich bewundere zum Beispiel ältere Leute - sie habe auch viel erlebt und sind auf ihre Art weise geworden. Irgendwann denke ich, werde ich mit meiner Erfahrung jüngeren Leuten helfen können. Bin selbst erst 30 aber fühle mich an Lebenserfahrung schon alt :( :)