3. Kind mit 39?

Liebe Frau Ferber, ich habe zwei gesunde und herrliche Kinder im Alter von 6 und 8 Jahren, bin selbst 39 Jahre alt, im Beruf gut angekommen und immer noch trage ich den Wunsch nach einem dritten Kind im Herzen. Zweifel habe ich jedoch gegenüber meinen beiden Kindern (die wirklich sehr pflegeleicht für die Eltern sind, da sie sich miteinander ganz toll verstehen & gut beschäfitgen) - kann ich diesen ein drittes Geschwisterkind zumuten? Oder hole ich mir hier den Streit ins Haus - Streit zwischen den beiden Großen, wenn das Kleine immer dazwischen funkt? Oder Eifersucht, weil ich mich um die Großen nicht mehr so "rund um" kümmern kann, wenn ein Kleines da ist? Oder weil sie sich auch mal um das Kleine kümmern sollten??? Ich habe den Wunschgedanken, dass ein Nesthäkchen eine Bereicherung für die ganze Familie ist, da die Großen plötzlich eine ganz große Verantwortung und Aufgabe erhalten und miterleben können wie fantastisch es ist, einen kleinen Menschen aufwachsen zu sehen. Oder wird unser Familienidyll hierdurch zerstört und die Großen werden mich ewig hassen, da Skiferien und Abenteuerbergurlaube für die nächsten 3 Jahre gestrichen sind? Mein Mann (der sich kaum um die Kinder kümmert da beruflich fest eingespannt) sagt hierzu nur "kein Problem, ein Kind ist immer ein Segen" und versteht meine Zweifel nicht. Können Sie mir einen Rat geben?

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Liebe Kruemelelfe,

vielen Dank für Ihre Frage.

Ich lese aus Ihren Worten heraus, dass Sie sich eine ganze Reihe an Fragen stellen. Das ist natürlich richtig und gut, wenn man über ein so ernstes Thema wie ein weiteres Kind nachdenkt. Was mich etwas beschäftigt ist aber, dass Ihre Fragen auf mich in erster Linie angstgetrieben wirken: Sie sorgen sich, nicht mehr von Ihren "Großen" gemocht zu werden. Sie sorgen sich, ob die Familie als Ganzes ein weiteres Geschwisterchen (mit allen Konsequenzen) mitträgt. Sie sorgen sich, ob Sie mit einem weiteren Kind Ihren Ansprüchen als gute Mutter gerecht werden können. Und Sie sorgen sich ob der "Restriktionen", die mit einer wachsenden Familie einher gehen. Und ich meine aus Ihren Worten herauszulesen, dass Sie mit Ihrem Mann vielleicht nicht in der Tiefe die Fragen diskutieren (können), wie Sie es sich wünschen.

Ich kann Ihnen natürlich keinen Ratschlag geben, denn es geht um Ihr Leben. Was ich Ihnen aber aus meiner Erfahrung raten kann, ist, Ihre Sorgen möglichst konkret zu formulieren ("Ich sorge mich vor___. Ich habe Angst, dass ____.) und sie somit in die Einzelteile zu zerlegen. Ich rate Ihnen also ganz konkret das zu benennen, was Ihnen durch den Kopf geht. Wenn Sie das - bspw. in Form einer Liste - notiert haben, können Sie diese jeweils ganz konkret angehen - bspw. in dem Sie Ihre "Großen" fragen, wie sie es fänden, wenn sie ein Geschwisterlichen bekämen; bspw. in dem Sie mit Ihrem Mann konkrete Fragen eruieren und ihre Auswirkungen besprechen. Er ist ja, trotz beruflicher Einbindung, Vater. Meine Erfahrung ist, je konkreter Sorgen formuliert sind, desto eher kann man sich mit ihnen auseinander setzen. Wenn man so möchte, ist ein Berg ist ja nicht ein Berg sondern eine Ansammlung aus Steinen, die man nacheinander erklimmen kann. Wenn Sie bspw. für jede Ihrer Sorgen eine Lösungsliste machen, sind Sie klarer im Fokus auf das, was Sie umtreibt und können schließlich an Hand der Antworten/Ergebnisse konkreter abwägen und wohl leichter eine Entscheidung treffen.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen hiermit eine Anregung für Ihre Überlegungen geben. Für Sie und Ihre Familie alles Gute,
Franziska Ferber

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Hallo kruemelelfe,

ich bin zwar kein Experte, möchte aber persönliche Erfahrungen mit dir teilen.

Meine Mutter ist mit 20 das erste Mal Mutter geworden und hat 4 Jahre später das nächste Kind zur Welt gebracht. Es war viele Jahre gut so wie es war und auch sie hegte irgendwann noch einmal den Wunsch nach einem weiteren Kind. Und dieses Kind bin ich.

Meine Schwester ist 8 Jahre älter als ich und mein Bruder 12 Jahre älter. Ich habe nie gehört, dass die beiden in den Kinderwunsch mit einbezogen wurden. Das war Ding meiner Eltern.

Ich kam auf die Welt, als meine Geschwister gerade im Zeltlager waren. Eine Woche später kamen sie heim und stürzten sich auf mich. Die Hose voll Matsch, die Hände noch nicht gewaschen, Schmutz im Gesicht, hielt mich mein Bruder voller Stolz im Arm und wollte mich gar nicht wieder hergeben.

Meine Geschwister waren bis dahin ein Herz und eine Seele und spielten und machten so wie deine Kinder stets alles zusammen. Was änderte sich, nachdem ich da war? Es drehte sich viele Jahre alles um mich, ich war das klassische Nesthäkchen. Für meine Geschwister bedeutete das: GEMEINSAM das Nesthäkchen ärgern. Aber egal wie gemein sie zu mir waren, Spielzeug in Höhen außerhalb meiner Reichweite gestellt haben, auf Englisch kommuniziert haben, damit ich ihnen nicht folgen konnte usw. usw., all das haben sie nie aus Boshaftigkeit oder Eifersucht gemacht. Meine Geschwister haben mich immer abgöttisch geliebt und hatten einfach von Grund auf eine sadistische Art, die sie an mir wunderbar ausleben konnten.

Aber ich habe immer gespürt, dass sie mich lieben und habe diese Liebe immer erwidert. Meine Geschwister waren meine Helden, meine Vorbilder, völlig egal, was sie sich für Gemeinheiten überlegten, sie waren immer für mich da und haben mit mir "gespielt". Und ich bin traurig darüber, dass diese Zeit relativ kurz war, denn durch den Altersabstand dauerte es natürlich nicht so lange bis beide irgendwann ausgezogen waren.

Heute als Erwachsene habe ich zu beiden einen sehr guten Draht, vor allem zu meiner Schwester. Hin und wieder kommt so ein Moment, wo ich mich außen vor fühle, weil meine Geschwister einen Insider haben. Aber ich kann nicht ändern, dass sie mir gemeinsam einfach 8 Jahre voraus sind und lebe damit. Unterm Strich sind wir uns alle sehr wertvoll und möchten niemals aufeinander verzichten und darauf kommt es an.

LG linuah

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Danke Linuah für Ihren Beitrag!

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Hallo Linuah, vielen herzlichen Dank für Deine Antwort. Diese hat mir in der Tat SEHR geholfen! Ich habe meine Kinder einmal gefragt, wie das wäre mit einem Geschwisterchen. Fanden sie beide total indiskutabel. So ein Baby das die ganze Zeit Rumschreit. Man sieht daran - sie haben keinen Bezug zu einem Baby, sie sind stets die Kleinsten in ihrer Umgebung. Mein Mann fände ein 3. Baby eine tolle Bereicherung für uns als Familie, gerade damit die Kinder (stets die KLeinsten in ihrer Umgebung) auch mal mit bekommen wie toll das ist, ein Kleines heranwachsen zu sehen. Also, dann drück uns mal die Daumen. ich bin "erst" 39 und möchte es bis zu meinem 41. Geburtstag nochmal versuchen. Da wir das Glück haben, das finanziell alles passt (Haus abbezahlt, Mann hat Arbeit) sollte ich mir um diesen Rahmen keine Sorgen machen. Es geht mir wirklich "nur" darum, wie die großen Geschwister das aufnehmen. Und Du hast mich sehr ermutigt. DANKE!

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