Was bin ich froh, dass ich mein Kind groß habe

Guten Morgen Ihr Lieben,

das Wetter wird wieder ungemütlicher und man (ich) habe dann und wann wieder Zeit hier bei Urbia zu lesen. Und dann macht mich vieles traurig was ich lese und bin froh, dass ich mein Kind in einer anderen Zeit aufziehen könnte.

Ich habe unsere Tochter mit 27 Jahren bekommen und habe dann 3 Jahre Elternzeit genommen. Elterngeld gab es damals noch nicht. Aber irgendwie kamen wir auch mit einem Gehalt zu recht. Klar, wir waren nicht reich. Es reichte nie für einen Urlaub. Wir hatten aber eine schöne Wohnung, 2 Autos, ausreichend zu essen und Kleidung. Selbst das ein oder andere unnötige Spielzeug für unsere Tochter war noch drin.

Wenn ich heute hier im Forum lese, dass viele der Frauen trotz Elterngeld direkt nach einem Jahr wieder arbeiten gehen müssen, weil es sonst nicht reicht, finde ich, dass dies schon ein armseliges Bild unseres Staates/unserer Gesellschaft widerspiegelt. Der Mensch ist doch kein Kuckuck der seine Brut in fremder Nester legt und dann jemand anderes sehen kann, wie er klar kommt. Wieso wird hier nicht mehr unterstützt, dass die Kinder die ersten Jahre unbeschwert mit Ihrer Mutter verbringen können?

Umgekehrt kommen von seitens der Lehrer immer mehr Beschwerden hoch, dass sie immer mehr Erziehungsarbeit leisten müssen, weil vom Elterhaus nichts mehr kommt. Klar, wenn ich 8 Stunden jeden Tag gearbeitet habe, eventuell noch einen längeren Fahrtweg habe (weil örtliche Flexibilität ist ja heute ein Muss), dann noch den Einkauf, Haushalt usw. stemmen muss, wann genau soll da noch die Zeit bleiben mich adäquat um mein Kind zu kümmern und im Werte zu vermitteln. Andererseits haben viele, wie oben bereits geschrieben, ja auch keine andere Wahl als mit zwei Vollzeitverdienern das Leben zu meistern. Ich finde dies einfach auch nur noch traurig. Das Leben besteht irgendwie nur noch darin irgendwelchem Geld hinterher zu hetzen.

Zumal dieses "gezwungene" Arbeiten für die Gesellschaft auch nicht gut sein kann. Wer möchte denn schon gerne von einem Arzt behandelt werden, der letzte Nacht nur 2 Stunden geschlafen hat, weil das Baby permanent geschrieen hat? Oder zur Friseurin oder auch von einem Bus- oder Taxifahrer chauffiert werden. Dies könnte man doch endlos weiterführen. Wäre es wirklich ein so großer Verlust für unseren Staat, junge Eltern die ersten 3-6 Jahre finanzielle mehr zu unterstützen, dass man eben nicht auf Teufel komm raus zur Arbeit muss.

Ebenso diese ewigen Diskussionen über das Berufsverbot bei Schwangeren. Ich kann es so gut nachvollziehen. Wie immer ist nicht jeder Mensch gleich. Dem einen macht eine Schwangerschaft nichts aus, dem anderen gehts halt nicht so gut. Wieso kann man nicht jeder Schwangeren zugestehen, selbst zu entscheiden, ob sie sich körperlich oder seelisch dazu in der Lage fühlt arbeiten zu gehen? Ich selbst hatte damals so gut wie keine körperlichen Beschwerden, hatte aber dauernd Heulattacken. Da reicht schon ein Wetterbericht, der Regen der verkündete.
Und falls hier eine Dame nach einem Berufsverbot fragt, dann wird mit allen Mittel auf sie eingeknüppelt ? Da frage ich mich, wieso? Wieso könnte man einem anderen nicht den Dreck unter den Fingernägeln. Wenns Euch in Eurer Schwangerschaft gut ging, fein, herzlichen Glückwunsch. Anderen gehts halt, warum auch immer nicht so gut damit. Auch hier würde ich mir für werdende Mütter mehr Verständnis und Unterstüzung fordern.

Klar, jetzt kommen wieder die Antworten "Meine Uroma, hatte 20 Kinder, 15 davon auf dem Feld geboren und hat nebenher noch 200 Kühe versorgt". Früher hatte man auch Hexen verbrannt, ist/war die Vorgehensweise dann trotzdem richtig?

Mich würde mal interessieren, ob ich mit meiner Meinung alleine dar stehe oder ob es auch noch andere Leute da draußen gibt, die unsere heutige Situtation eher bescheiden sehen.

Wie im Betreff schon geschrieben, betrifft mich persönlich alles nicht mehr. Unsere Tochter ist fast erwachsen und weitere Kinder sind nicht mehr geplant. :-)

LG
Tiffy

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Allein dein Post zeigt mir wo du aufgewachsen bist.

Ich bin vor 38 Jahren geboren, war mit einem Jahr bei einer TM und meine Mama hat wieder gearbeitet, lediglich nach dem dritten Kind durfte sie 1,5 Jahren "bezahlt" zu Hause bleiben, denn sowas wie Elterngeld gab es schon zu DDR-Zeiten.

Kurz: meine Eltern waren beide quasi immer berufstätig so wie alle Eltern in meiner Umgebung. Das war normal und somit ist es für mich auch heute noch normal.

Und wir hatten eine Plattenbauwohnung, natürlich nur 1 Auto, man musste schließlich ewig drauf warten und weite Reisen waren sowieso nie möglich...

Ich erkenne in solchen Posts nur, dass auch nach fast 30 Jahren noch immer eine ziemliche Mauer durch Deutschland geht.

Und das hier "armseliges Bild unseres Staates/unserer Gesellschaft widerspiegelt." verstehe ich sowieso nicht.

Wir leben in einem Land in dem wir ALLE Möglichkeiten haben. Wir haben Bildungschancen ohne Ende, Arbeitsmöglichkeiten noch und nöcher, Geld wird einem an vielen Stellen (man muss sie nur kennen) in den Allerwertesten geschoben und es wird trotzdem gemeckert.
Das ist nämlich Deutschland: meckern auf höchsten Niveau. Kein Blick über den Tellerrand... Uarks...

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Stimme dir zu. Wir haben es so gut hier. Man hat die Möglichkeit 6 Wochen krank zuhause zu bleiben und erhält sein normales Gehalt weiter. Wenn es immer noch nicht reicht, bekommt man nicht gerade wenig Krankengeld. Ich glaube für weitere 1,5 Jahre (?). Dann gibts ein ganzes Jahr Elterngeld und jahrelang Kindergeld. Gibt sicher nicht viele Länder, in denen das möglich ist.

Ich bin total zufrieden und auch ein Jahr Elterngeld finde ich völlig ausreichend. Wenn alle ewig zuhause bleiben, können die Mittel, von denen solche Sachen finanziert werden, nicht mehr gestellt werden.

Ist doch eigentlich logisch. Wo soll es denn herkommen, wenn jede Mama bei jedem Kind 3-6 Jahre zuhause bleibt und keine Sozialabgaben leistet? Und wie fasst sie wieder Fuß auf dem Arbeitsmarkt. Oder auch umgekehrt der Papa.

Das ist realitätsfern und wir jammern, wie du schon richtig geschrieben hast, auf hohem Niveau.

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>>Wo soll es denn herkommen, wenn jede Mama bei jedem Kind 3-6 Jahre zuhause bleibt und keine Sozialabgaben leistet? <<

Unabhängig davon ist es fraglich ob die Kinder davon wirklich profitieren würden. Nur weil Mami Zuhause ist, heißt das nicht das sie auch ihr Kind erzieht. Das gilt auch umgekehrt: Wenn ich mir den ein oder anderen Beitrag der Übermütter durchlese, ist es für viele Kinder besser in Einrichtungen wie Kita zu gehen, um dort zu lernen nicht der Mittelpunkt der Welt zu sein.

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Tja, vielleicht will aber eine Frau auch nicht 3 Jahre "nur" zu Hause bleiben? Ich bin 25, ich möchte nicht meine besten Jahre mit Babyhüten verbringen. Ich möchte beruflich etwas erreichen und dazu werde ich auch sobald mein Sohn fast ein Jahr alt ist, wieder mit dem Studium starten um endlich das Studium zu beenden und beruflich durchzustarten. Für mich wäre es eine "Strafe" 3 Jahre pausieren zu müssen, denn dann wäre ich komplett draußen aus dem Studium. Zum Thema Urlaub, ihr wolltet offensichtlich nie in Urlaub, es hat euch gerreicht einfach nur genug zu essen zu haben. Vielleicht haben andere Mütter oder Familien andere Wünsche und Vorstellungen? Wollen in Urlaub fahren, ihren Kindern das Meer zeigen oder andere Länder. ich würde nicht immer nur von mir selbst ausgehen.Es sollte jeder so tun und handeln wie er möchte. Es gibt keinen Allgemeinweg der gut oder der schlecht ist!

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In diesem Alter würde es aber mehr Sinn machen, Kinder dann zu bekommen, wenn man persönlich auch so weit ist.

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ja, das würde es vermutlich. ;-) Nur wie sagt man so schön, es kommt immer anders als man denkt und wenn das Leben andere Pläne hat als man selbst, dann muss eben sehen, dass man es trotzdem so gut wie möglich hin bekommt. Oder? Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass ich mich für meinen Sohn entschieden habe #verliebt#schrei (Für meine Tochter natürlich auch #hicks)

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Hallo tiffy,
das mit der mangelnden Vermittlung von Werten im Elternhaus sehe ich ähnlich. Hätte mir nie träumen lassen, daß ich bereits in der Kita Eltern erlebe, die ihre Kinder völlig ohne Grenzen erziehen und der Rest der Welt muß dann eben mit dem Ergebnis klarkommen #gruebel...
Ich für meinen Teil gehe sehr gern arbeiten - kann mir aber als Selbständige meine Zeit freier einteilen. So nehme ich mir nachmittags Zeit für unser Kind und sitze eben abends, wenn es sein muß, wieder am Schreibtisch. Unser Kind ist mir jede Anstrengung wert. Und ich hab' ne Menge Spaß dabei :-)
Grundsätzlich denke ich, daß wir mit Elterngeld etc. bereits sehr viel staatliche Unterstützung bekommen. In der Schweiz z.B. ist meines Wissens nach halt nach 14 Wochen Schluß - dann muß man wieder arbeiten oder verdient nix.
Ein wesentliches Problem sind meiner Meinung nach aber auch die Ansprüche, die viele Menschen heute haben. Urlaub, Eigenheim, Auto(s) - da basteln sich viele selbst ihre Mühle, unter der sie dann leiden.
#winke

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Entschuldigung aber für zuwanderer ist doch auch ausreichend Geld da. warum ist es dann nicht möglich familien umfangreich zu unterstützen?

ich frage mich ebenso was der vergleich mit der Schweiz soll. wir sind ja nicht in der Schweiz. wir sind in Deutschland.

jahrelang hiess es schulen können nicht saniert werden. es ist kein geld da.
Kita mangel kann nicht behoben werden weil kein geld da ist.
Wohnraum für Familien ist knapp.

aber tausende zuwanderer kommen, erhalten staatliche Unterstützung, Wohnraum, Kita Plätze ABER für Familien ist kein geld da.

und ja jetzt kommt wieder die nazi keule #augen

Entschuldigung aber endlich etwas für die Familien zu tun ist jawohl das MINDESTE das unser Staat leisten sollte!!

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Nach oben buckeln und nach unten treten. Ist ja nicht so als würde mehr Geld für Familien ausgegeben werden, wenn es keine Kriegsflüchtlinge gebe...

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Hallo.

Mmmmhhh....... In einigen Punkten bin ich klar deiner Meinung.

Aber, was glaubst du, wäre los, wenn eine Mutti 3 Kinder bekommt und bei jedem 6 (vom Staat finanzierte) Jahre zuhause bleibt? Denkst du, dass die Frau nach 18 Jahren beruflichen wieder Fuß fassen könnte???#zitter

Genauso wie beim BV.... Denkst du, dass es noch sehr viele schwangere & arbeitende Frauen geben würde? WER sollte diese ganzen (selbst gewählten BVs) denn finanzieren? Die Muttis, die trotz Schwangerschaft arbeiten gehen? Welcher Arbeitgeber würde noch Frauen im gebärfähigen Alter einstellen? Was wäre mit den anderen Frauen, die keine Kinder haben wollen oder können? Denkst du, dass diese jemals nen Job bekommen würden?

Alles schwierig...... Jede Sonnenseite hat nun mal auch ihre Schattenseiten.....

Und wenn du jedem in jeder Hinsicht freie Auswahl lassen würdest (ob arbeiten, oder zuhause bleiben und dasselbe, oder ähnliche Geld zu bekommen).... Was denkst du, WER würde dann noch die dafür benötigten Sozialkassen auffüllen?#kratz

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Niemand wird gezwungen nach einem Jahr arbeiten zu müssen. Der Staat ist nicht da, jedem das Leben so angenehm wie möglich zu machen. Es muss aus Steuern finanziert werden. D.h. Du hast noch weniger netto. Als erstes ist jeder für sein Leben eigenverantwortlich. Wenn du dreinJahre daheim bleiben möchtest, dann kannst du dir doch vorher Geld auf die Seite legen und es dir somit selber finanzieren. Viele wollen selber wieder arbeiten, weil sie einfach nicht mit weniger Geld auskommen wollen. Das sind persönliche Entscheidungen.

Wenn es einer Schwangeren nicht gut geht wird sie krank geschrieben. Glaubst du wirklich, dass jemand noch bis zur Geburt arbeitet, wenn sie das selber entscheiden darf?

Zu meiner Zeit gab es ein Jahr 600 DM Elterngeld. Danach musste man wieder Vollzeit arbeiten, wenn nicht gerade eine Teilzeitstelle frei war. Die Öffnungszeiten von Kindergärten waren von 8 bis 12 Uhr. Ab 3 Jahren. Da war Arbeiten gehen generell ein Problem.

Ich finde es super, wie heute die Möglichkeiten sind. Da habe ich kein Verständnis, wenn man da noch jammern kann.

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Es geht doch nicht nur ums Geld, zumindest nicht bei allen- viele Frauen wollen wieder arbeiten gehen, weil sie gerne arbeiten unf unabhängig sein wollen!

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1. Kommt für Schwangere eher ein Beschäftigungsverbot in Betracht, als ein Berufsverbot und

2. Wollen vermutlich viele Frauen wieder arbeiten gehen, weil sie den selbsgewählten Beruf als Teil ihres Lebens erachten, der auch wichtig ist. Aber bevor sich frau hier als karrieregeile (und Karriere bedeutet bei urbia ja einfach "arbeiten gehen") Rabenmutter beschimpfen lässt, schiebt sie vielleicht lieber die Finanzen vor.
Die arme muss ja wieder arbeiten gehen, der böse Staat (also wir alle) sorgt ja nicht gut genug für sie.

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Es geht mir nicht darum, dass der Staat sorgt. Es geht mir eher darum, dass der Staat Bedingungen schafft, dass Löhne in solcher Höhe gezahlt werden, dass möglich ist, dass ein Vollzeitverdiener seine Familie ernähren kann.

Ich wollte ja keiner Frau das Arbeiten verbieten, wer will kann es doch machen. Nur wollen auch eben nicht alle ihr Kind mit ein paar Monaten in die Kita geben.

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"Es geht mir nicht darum, dass der Staat sorgt. Es geht mir eher darum, dass der Staat Bedingungen schafft, dass Löhne in solcher Höhe gezahlt werden, dass möglich ist, dass ein Vollzeitverdiener seine Familie ernähren kann."

Ja, das wäre wünschenswert. Aber überleg mal.... WANN war das so? Das war in meiner Kindheit. Und WARUM war das so? Weil damals vieles ganz anders war.

Meine Mutti hat uns bis zum Schuleintritt selbst zuhause betreut - und ich kann wirklich sagen ICH HATTE EINE WUNDERSCHÖNE KINDHEIT. Aaaaaaaber..... Meine Mutter hat in Heimarbeit gearbeitet. Oftmals bis spät in die Nacht hinein... für einen Hungerlohn (heute würde man über die Firmen schimpfen, die in Indien usw. produzieren lassen..:-[), Später hat sie auf 450 Euro Basis gearbeitet (damit sei kein extra Auto brauchte, um zur Arbeit zu kommen). Sie bekommt deshalb heute nur eine minimale Rente, ist klar! Eine Trennung von meinem Vater (es war zum Glück niemals zur Debatte gestanden) wäre für sie unmöglich gewesen. Wovon hätte sie uns Kinder ernähren sollen? Gut, wir mussten auf nichts verzichten. Hatten alles, was man so braucht. Aber eben auch nicht den Luxus, auf den heute niemand verzichten möchte.#aha

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Hallo,

Ihr konntet mit einem Gehalt überleben, weil dein Mann sicher gut verdient hat und die Mieten damals oder auch heute in eurer Gegend nicht sehr hoch waren oder sind?

Sowas ist in Großstädten kaum möglich ohne Sozialleistungen zu beantragen. Und ab da wird es kritisch. Warum soll die Allgemeinheit dafür sorgen, das muddi ewig bei den Kindern bleiben kann?

Und verzogene Kinder sind eher die, die drei Jahre zuhause bei Mama bleiben und dann erst in die Kita gehen. Kinder, die mit einem Jahr anfangen in die Krippe zu gehen, kennen die Regeln und sind es gewöhnt, Autoritäten zu akzeptieren. Das ist zumindest meine Beobachtung.

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"Und verzogene Kinder sind eher die, die drei Jahre zuhause bei Mama bleiben und dann erst in die Kita gehen. Kinder, die mit einem Jahr anfangen in die Krippe zu gehen, kennen die Regeln und sind es gewöhnt, Autoritäten zu akzeptieren. Das ist zumindest meine Beobachtung. "

Kinder , die daheim keine Regeln kennen, haben es auch in einer Einrichtung schwerer.
Und die ganze Erziehung der Einrichtung wird spätestens mit Beginn der Grundschulzeit zunichte gemacht, wenn daheim ohne Regeln erzogen wird!
Verzogene Kinder bleiben verzogene Kinder, auch wenn sie sich im Kindergarten noch halbwegs benehmen können!

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Sicher sind sie schwieriger, aber so lernen sie schon mal, das so ein Verhalten in der Kita nicht zieht.

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Guten Morgen,

in der Tat: was ich bin froh, dass Du Dein Kind groß hast!

Wegen Müttern wie Dir fühlt man sich als arbeitende Mutter schlechter wie man sich eigentlich fühlen müsste!

Ich gehe arbeiten seit meine Tochter 14 Monate alt ist und ich stehe komplett dahinter! Inzwischen! Nachdem ich mich wochenlang mit solch blöden verurteilenden Aussagen hab auseinander setzen müssen.

Es gibt Frauen die total darin aufgehen ein Baby und ein Kleinkind zu betreuen; denen den ganzen Tag Spielplatz, Krabbelgruppe und Kinderturnen einen Heidenspaß machen. Aber es gibt auch Frauen, die das nun mal nicht als komplett lebensfüllend empfinden. Ich persönlich gehe ein, wenn mein Leben echt nur aus diesen Dingen besteht. Was bringt es meinem Kind, wenn ich mit ihr zuhause bin und permanent genervt bin, weil mir komplett die geistige Herausforderung und der Umgang mit anderen erwachsenen Menschen fehlt? Erwachsenen Menschen, denen ich als Mensch und nicht als Mutter begegne? Mein Lieblingsspruch dazu war immer "dann hättest du kein Kind kriegen dürfen". Achso, das ist ja schön. Also ist nur gut genug zum Kinderkriegen, wer danach drei Jahre lang ein Leben ausschließlich um das Kind kreisend lebt.

Ich weiß nichts über Deinen Bildungshintergrund, aber wenn man als Frau sich entsprechend ausgebildet hat, möchte man das auch nicht einfach wieder über Bord werfen und sich selbst ins berufliche Aus schießen! Für was studieren wir? Für was arbeiten wir uns auf eine Position hoch, in der wir glücklich sind? Um dann zu sagen "Ätschibätsch, ich krieg jetzt 2, 3 Kinder und komm in 10 Jahren wieder"?

Weißt Du, meine Mutter hat angefangen zu arbeiten als ich 4 Wochen alt war: zwei Mal die Woche einen Nachtdienst. Mein Vater hat genug verdient um uns alle zu ernähren, aber sie wollte sich nie abhängig machen und immer noch ihr eigenes Leben soweit behalten. Sie hat im Laufe der Jahre die Arbeitszeiten dann gesteigert und auf tagsüber gelegt je älter wir wurden und soll ich dir was sagen? Uns hat es nie an etwas gefehlt! Ganz im Gegenteil! Sie ist mein größtes Vorbild! Die stärkste Frau für mich, weil sie trotz zwei kleiner Kinder immer noch nebenbei gearbeitet hat und sich nicht komplett nur auf uns fokussiert hat. Wenn es ihr als Mutter mal zu viel wurde, hatte sie ihre Auszeiten auf der Arbeit und genauso empfinde ich es heute auch: wenn ich eine schlechte Nacht hatte, wenn Zähne anstehen oder einfach doch geweint wurde nachts, dann bin ich froh, dass ich meine schlechte Laune hier im Büro lassen kann und mich hier mit anderen Dingen von der Müdigkeit ablenken kann. Meine Tochter würde sicherlich nicht davon profitieren, wenn ich total kaputt am Spielplatz sitze und nicht mit ihr rumrennen kann/möchte.

Es gibt einen Spruch "es braucht ein ganzes Dorf um ein Kind zu erziehen" und den finde ich sehr schön. Ich möchte nicht, dass mein Kind NUR von mir erzogen wird. Ich finde es sehr schön, wenn mein Kind Mama und Papa hat und dann noch eine Hand voll Menschen, die ihm zeigen, wie es so in der Welt funktioniert und für mich sind das auch ihre Erzieherinnen. Wir haben sehr viel Wert auf eine kleine private Einrichtung gelegt mit konstantem Personal ohne große Wechsel und meine Tochter profitiert sehr davon! Neulich habe ich sie abgeholt, sie ist hingefallen beim Rennen und ist zum Trösten zu einer ihrer drei Erzieherinnen gerannt statt zu mir. Viele Mütter würden das total furchtbar empfinden, aber nach einem kurzen Stich der Eifersucht finde ich es total super, dass sie nicht NUR mich hat. Sie hat noch mehr Menschen, die ihr so am Herzen liegen, dass sie zu ihnen Vertrauen hat und ich finde das großartig!

Vielleicht findest Du in meinem Text ein paar Dinge, die Dir eine andere Sichtweise aufzeigen. Generell möchte ich Dir aber ans Herz legen etwas offener anderen Lebensweisen gegenüber zu sein. Man ist keine schlechte Mutter, weil man arbeiten geht. Genauso wenig bist Du eine schlechte Mutter, weil Du Dich drei Jahre auf Dein Kind fokussiert hast. Wir alle lieben unsere Kinder und wir alle wollen, dass es ihnen gut geht. Aber nicht allen von uns geht es gut, wenn wir es ausschließlich mit unseren Kindern füllen. Und so sollten wir neben der Sorge um unsere Kinder nicht vergessen uns auch um uns zu sorgen und das ist nun mal bei einigen/vielen Frauen auch ihr Job.

In diesem Sinne: #winke

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Du hast meine Intention falsch verstanden. Es ging mir nicht darum Frauen irgendwelche Bildungschancen/Arbeitschancen zu vermiesen. Es ging mir darum, dass die Frauen, die eben gerne ihr Baby selbst betreuen würden, die auch tun können.

Es ging mir darum, dass auch jemand, der nicht 10 Jahre studiert hat, einen solchen Lohn bekommt, dass er als Alleinverdiener eine Familie ernähren kann.

Es ging mir darum, dass Frau oder Mann selbst entscheiden dürfen, wer das Kind erzieht.

Mir persönlich ist es egal, wenn Frau der Meinung ist, 15 Stunden am Tag arbeiten zu müssen, wenns ihr Spaß macht. Man sollte aber auch umekehrt Verständnis zeigen für die, die das eben nicht wollen. Und die dann trotzdem nicht verhungern möchten, weil der Mann eben nur Mindestlohn bekommt.

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"Es ging mir darum, dass Frau oder Mann selbst entscheiden dürfen, wer das Kind erzieht."

Das ist eins der Privilegien die wir bereits haben.

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Hallo,

ich sehe in den Punkten Zeit für die Kinder und mangelhafte Erziehung keine Einheit.

Natürlich wäre es schön, wenn es heute noch so wäre, wie in den 80er Jahren, wo eine Person eine Familie ernähren konnte und die/der andere Zeit für die Familie hatte.

Aber man muss auch sagen, dass damals die Ansprüche bescheidener waren.
Man hatte keinen Haufen Elektronik-Schnickschnack, der auch noch ständig ersetzt wurde, weil man auf keinen Fall mit einem veralteten was auch immer leben kann.
Man fuhr nicht ständig in Urlaub oder über's Wochenende weg. Es war überhaupt nicht unüblich, dass Familien im Sommer komplett zu Hause blieben.
Die meisten hatten nur ein Auto und bei nicht wenigen war das ein kleineres Auto und nicht das damalige Pendant zum dicken Van oder SUV.
Die Kinderzimmer quollen nicht vor Spielzeug über.

Abgesehen davon hätten auch da wohl mehr Frauen gearbeitet, wenn man denn die Kinder irgendwie hätte betreuen lassen können. Aber das gab es nicht.
Entweder gab es Oma um die Ecke oder eine nette Nachbarin oder die Kinder waren viel alleine, oder Mama ging eben nicht arbeiten.

Ich muss auch sagen, dass ich die Motten kriegen würde, wenn ich drei Jahre mit Kindern zu Hause sitzen sollte. #schwitz
Man kann ja auch nach einem Jahr Teilzeit arbeiten gehen und nicht Vollzeit.
Das finde ich eigentlich ideal für Eltern und Kinder, wenn das finanziell möglich ist.

Was die Erziehung angeht, weder die einfachen Arbeiter, noch die Bauern konnten es sich bis vor ein paar Jahrzehnten leisten, dass die Mutter Vollzeit die Kinder betreute. Da wurden die älteren Geschwister eingespannt und ansonsten waren die Kinder viel sich selbst überlassen. Dass die Mütter sich zeitlich intensiv kümmern konnten, kam in größerem Umfang erst in der Wirtschaftswunderzeit auf und ist somit ein relativ neues Modell.

Das Problem heutzutage ist nicht, dass die Eltern zu wenig Zeit für die Erziehung haben, sondern dass sie keine Lust haben, sich mit den Kindern auseinander zu setzen, wenn sie von der Arbeit kommen.
Das hatten die Leute früher garantiert auch nicht, aber getan haben sie es trotzdem.

Nur wird den Eltern heute vielfach eingeredet, dass man Kinder lediglich mit netten Erklärungen und Vorleben erziehen könne. Wenn das Kind etwas will, gibt man nach. Dann sind alle zufrieden, und die Kinder entwickeln sich ganz von alleine zu anständigen Menschen.

Das ist eine rundum angenehme Vorstellung und wird deswegen gerne angenommen.
Leider ist sie falsch.

So zieht man verwöhnte Prinzen und Prinzessinnen heran, mit denen sich dann Erzieherinnen, Lehrer und der Rest der Welt herum ärgern muss.
Die Erzieherinnen und Lehrer sind, in den Augen der Eltern, dann auch noch schuld, dass sich das Kind im Kindergarten und in der Schule schlecht benimmt. Zu Hause klappt das schließlich. #klatsch

LG

Heike

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Das mit den Ansprüchen, da hast Du sicherlich Recht. Wobei früher auch vieles im Verhältnis teurer war. Wenn man heute mal schaut einen Fernseher gibts schon relativ günstig. Die waren damals erheblich teurer. Also im Verhältnis zum Familieneinkommen.

Dass Mama und Papa die Kids nicht rund um die Uhr betreuten mag vermutlich auch stimmen. Allerdings wird auch gerne vergessen, dass man früher Oma und Opa nicht abschob, sondern dass die auch oft im Haushalt mit lebten. Also hat dann eben Oma die Kinder gehütet :-)

Und dass die Lust der Eltern sich um die Kinder zu hüten rapide abnimmt, kann ich verstehen. Ich könnte und wollte auch nicht mehr nach einem 8 Stunden Tag, wenn sowohl ich, also auch das Kind müde ist, noch große pädagogische Meisterleistungen vollbringen. Aber ganz ehrlich, dann lieber so ehrlich zu sich selbst sein, wenn man seinen Job nicht aufgeben oder reduzieren will, das mit den Kindern zu lassen. Hört sich hart an aber ich finde es den Kindern gegenüber einfach nicht gerecht.