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Meine Tochter hat das auch schon zu mir gesagt und ich habe das auch einmal zu meiner Mutter gesagt.

diese hat daraufhin ähnlich wie du reagiert und hat eine Riesige geschichte daraus gemacht. Das war so heftig, dass ich mich da immer noch genau dran errinern kann.

Und gerade deswegen war ich recht entspannt, als meine Tochter mir dies vor die Füße knallte.

Ich habe das natürlich damals nicht ernst gemeint, wusste gar nicht so genau, was Tod sein bedeutet, ausser dass man dann halt weg ist.

Und genau das wollte ich ausdrücken, dass sie einfach mal wegsein sollte, weil sie mir etwas verboten hatte, was ich ja ohne sie hätte machen dürfen. Kinderlogik.

Ja, ich finde man muss Kindern klar machen, wie Worte verletzen können und dass man gewisse Grenzen nicht überschreiten darf. Aber die heftige Reaktion damals meiner Mutter hat mich sehr unsicher zurückgelassen, weil ich nicht verstanden habe, dass sie das so treffen konnte, ob sie mir nicht vertraut.

bei meiner Tochter habe ich dann genauer nachgefragt, und sie hat mir erklärt warum ich "weg" sollte. Ihc musste sie dann leider enttäuschen und bin putzmunter geblieben.

Meine Mutter hat ähnlich heftig auf meine Ausage "ich hasse dich" reagiert. Auch etwas, was man sich vielleicht von seinem Kind anhören muss. Auch da finde ich die damalige Reaktion meiner Mutter im Nachhinein furchtbar, weil ich mich da auch unheimlich unsicher gefühlt habe.

Ich denke, man kann dazu seine Gefühle gut erklären ohne das Kind so fertig zu machen. Diese Nummer "wenn mir jetzt was passiert wäre..." kenne ich auch, finde ich ganz schlimm.

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Die Nummer "wenn etwas passiert wäre" ist nur schlimm, wenn tatsächlich etwas passiert.

Dass es Schuldgefühle gibt, wissen Kinder in dem Alter längst.

Für mich ist das ein wichtiges Argument, das ich - nicht nur in diesem Fall - auch nutzen würden. Gleiches ist für mich bei der Aufsicht durch Geschwister: Meine Große (9) darf nicht auf die Kleine (6) aufpassen. Grund: Weil ich genau weiß, wie es meine Große mitnehmen würde, wenn der Kleinen gerade dann etwas passiert, selbst wenn es nicht lebensbedrohlich wäre. Meine Große hat der Kleinen schon mal beim Spielen das Leben gerettet und anstatt stolz wie Bolle zu sein hat sie sich schuldig gefühlt, dass in ihrer Gegenwart überhaupt zu einer bedrohlichen Situation gekommen ist. Dabei war sie in keinster Weise irgendwie verantwortlich.

Schuldgefühle sind bei Kindern unheimlich schnell da. Die meisten Scheidungskinder fühlen sich schuldig an der Trennung ihrer Eltern, obwohl das objektiv betrachtet natürlich absoluter Blödsinn ist. Aber es reicht, dass die Eltern sich einmal um Erziehungsfragen vorher gestritten haben, und das Kind fühlt sich schuldig.

So etwas nicht zu benennen ist für mich keine gute Lösung. Ich finde es wichtig, gerade über Themen wie "Schuld" auch mit meinen Kindern zu sprechen. Nur so hat man meiner Meinung nach eine Chance, damit gut umgehen zu lernen.

Ansonsten finde ich Deinen Beitrag sehr gut, vor allem, dass Du ruhig genug geblieben bist, um zu fragen, WARUM sie zu dem Wunsch kam. Da bist Du beim Wesentlichen geblieben! #pro

Auch beim "Ich hasse Dich" muss ich Dir zustimmen. Gerade in der Pubertät sagen die Kinder das manchmal nicht nur, sie fühlen es in dem Moment auch so. Dass das zwei Minuten später wieder ganz anders aussieht und ihnen bewusst wird, dass sie ihre Eltern doch lieben, steht auf einem anderen Blatt.

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Ich habe meinem Bruder, als ich in dem Alter deines Sohnes war, mal den Tod an den Hals gewünscht in einem sehr lauten, melodramatischen Wutanfall, weil er eine Schokoladenente, an der ich sehr hing, gegessen hatte.
Glaub mir, ich meinte das nicht so. Ich war einfach nur sehr, sehr wütend, dass er einfach so an meine Sachen gegangen ist und wollte ihm in dem Moment einfach nur so weh wie möglich tun.
Erst an der Reaktion meines Umfelds, meine Mutter wurde blass, meinem Bruder fehlten die Worte und insgesamt war es auf einmal sehr ruhig um mich herum, habe ich realisiert, was ich gesagt habe.
Insofern finde ich gut, dass du authentisch reagiert und deine Betroffenheit gezeigt hast.
Aber sei dir bewusst: Er meinte das ganz sicher nicht so.

Mir ist die Situation bis heute sehr präsent und es tut mir auch bis heute sehr leid, dass ich so etwas gesagt habe. Ich habe meine Lektion gelernt und ich denke, das wird dein Sohn auch haben.

Also: Kopf hoch. Er ist erst 8. Er will ganz sicher nicht, dass du stirbst. Er wusste bloß nicht mehr weiter und hat haushoch übers Ziel geschossen.

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Dein Sohn wird aus einer emotionalen Notlage heraus gehandelt haben. Es ist gut dass du ihm deine Grenze gezeigt hat.

Allerdings empfinde ich deine Reaktion und dein Getroffen sein in einer gesunden Mutter-Sohn Beziehung übertrieben. Du signalisierst ihm damit ja schon Misstrauen in eure Bindung.

Denn dir müsste doch eigentlich völlig klar sein, dass er das nicht wörtlich meint. Es fühlt sich für mich wie eine Art emotionale Kriegsführung an.

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Du warst so schockiert über das "Ich wünschte, Du wärst tot", dass Du den wichtigeren Teil "dann müsste ich mir Dein Gemotze nicht mehr anhören" gar nicht mehr würdigst.

Die eigentliche Aussage war: Ich ertrage Dein Gezeter nicht mehr!

Er will nicht Dich weg haben, er will Dein Gemecker weg haben. Für ihn fühlt es sich so an, als ob Du permanent meckerst. Möglicherweise ist das objektiv betrachtet gar nicht der Fall, aber wenn er gerade in einer sensiblen Phase ist (und wenn er sehr aufbrausend ist, gehe ich mal davon aus), dann reichen 3 blöde Bemerkungen über den Tag völlig aus, um ihm das Gefühl zu geben, dass ihr permanent unzufrieden mit ihm seid.

An Deiner Stelle würde ich mich mal sehr bemühen, einen Tag lang nicht zu meckern, sondern mir bei jedem Satz zu überlegen:
1. Ist der jetzt wirklich nötig? Wenn nein, lassen, wenn ja, dann
2. Wie kann ich das so formulieren, dass er sich nicht angemeckert fühlt?

Für mich gibt es einen wirklich guten Grund, warum Kinder so etwas nicht sagen dürfen: Wenn Dir dann durch einen blöden Zufall wirklich etwas passiert, haben sie den Rest ihres Lebens völlig unsinnige Schuldgefühle. Das würde ich Deinem Sohn gegenüber auch genauso kommunizieren. Dass er Dich damit ausserdem zur Flucht veranlasst, hat er ja schon mitbekommen. Wenn Du Glück hast, bekommt er dadurch einen Schreck und nimmt mehr Rücksicht auf Dich, wenn Du Pech hast, freut er sich, dass er etwas gegen Dich in der Hand hat. Je nachdem, wie verhärtet die Fronten gerade sind...

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Klar verletzt einen das, aber wenn du mit ihm später drüber sprichst, würde ich ihm vorschlagen, er können ja woanders wohnen. Was er denn meine, wo er sich wohler fühlen würde.
Hab ich mal bei meiner Tocheetr gemacht, die immer nur motzte über mich und meine Regeln. Nachdem sie den Vorschlag lange überlegte, kam von ihr, dass sie doch lieber bei uns bliebe. Sie wußte genau, dass es bei der Tante (wo ich sie echt mal paar Wochen hingeschickt hätte) Sachen gibt, die ihr als ständiges Familienmitglied dann dort auch nicht gefallen würden. Als verwöhnte Nichte war es nett dort, aber als Familienmitglied mit allen Rechten und vor allem Pflichten, nee da war es zuhause doch viel angenehmer..

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Hallo,

ich habe (hatte) so ein Kind, allerdings habe ich nach Mitteln und Wegen gesucht, daß wir wieder harmonisch miteinander umgehen können. Sie fuhr sich hoch, ich fuhr mich hoch bis hin zur Eskalation. Irgendwann habe ich hier auf Urbia gelesen, aus der Situation heraus zu gehen zu warten und unerwartet das Kind dann einfach in den Arm nehmen. Ich habe sie schimpfen lassen und bin raus aus der Situation. Irgendwann bin ich dann wieder zu ihr und hab sie in den Arm genommen. Es funktioniert, bis heute.
In Deiner Situation wäre ich auch erstmal in mich gegangen, das Bürschchen hätte ich mir aber nochmal vorgeknöpft. Ich hätte ihm ausführlich erläutert, was wäre, wenn Du tot wärst. Ich würde ihm in bestimmten Situationen aufzeigen, daß bestimmte Dinge so nicht gehen, weil Du ja tot wärst. Wenn er Dich um etwas bittet, kannst du das nicht tun, weil Du ja tot sein könntest. Ihr fahrt Euch gegenseitig hoch und tut Euch mit Wörtern oder anbrüllen gegenseitig weh. Wenn der Eine nicht auf den anderen eingeht, bzw. auf gleichem Niveau, dann passiert das so auch nicht.
Ich hoffe, ihr bekommt das in den Griff, nimm ihn, egal wie groß die Wut auch ist, in den Arm und sage ihm, wie lieb Du ihn hast und das Du nicht streiten möchtest.
Meine Tochter und ich lagen uns dann in den Armen, haben geweint und geredet. Bis heute kann ich mich zurück nehmen, wenn sie einen Wutausbruch hat, und die Wutausbrüche sind bei weitem nicht mehr so extrem, wie vor ein paar Jahren, weil wir uns gar nicht erst hoch fahren.

LG