Noch nicht bereit für 2. Kind, aber Zeitdruck

Hallo,

mein Mann und ich haben uns eigentlich immer 2 Kinder gewünscht. Wir haben einen Sohn, der gerade 1 Jahr alt geworden ist. Nun meinte mein Mann letztens, dass er sich vorstellen könnte, innerhalb des nächsten Jahres anzufangen, für Nr. 2 zu üben. Ich fühle mich aber noch nicht so ganz bereit dafür.

Ich liebe unseren Sohn sehr und freue mich jeden Tag, dass er da ist, aber der Weg dahin war nicht leicht. Wir haben 2 Jahre gebraucht, bis ich schwanger wurde und für mich war das eine sehr belastende Zeit. Die Schwangerschaft verlief überwiegend komplikationslos, mir ging es zwar nicht immer gut, aber ich war im Job relativ flexibel und konnte mich schonen und ausruhen, wenn ich das brauchte. Unser Sohn kam dann kurz nach ET mit einer Neugeboreneninfektion und musste noch mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden. Danach ging es mir immer schlechter, ich fühlte mich überfordert und hatte Angstzustände. Meine FA stellte die Diagnose postpartale Depression und ich verbrachte fast 2 Monate in der Klinik, ohne meinen Sohn. Es war eine schwierige Zeit, aber Schritt für Schritt ging es mir wieder besser.

Die erste Zeit danach, als mein Mann wieder Vollzeit arbeitete, war nicht einfach, aber wir hatte Unterstützung durch Familie und eine Familienhebamme, und es ging wieder bergauf. Inzwischen geht es mir wieder gut, ich kann den Alltag mit meinem Sohn problemlos meistern und freue mich über seine Fortschritte. Aber ich nehme weiterhin Antidepressiva und bin in psychiatrischer Behandlung.

Daher weiß ich nicht, ob wir jetzt schon für ein zweites Kind üben sollten. Mein Antidepressivum kann zwar auch in der Schwangerschaft weitergenommen werden, aber da hätte ich glaube ich Angst, dass sich dass irgendwie auf das Baby auswirkt. Absetzen ist aber momentan kein Thema und auf eigene Faust, wie das einige machen, würde ich das nicht tun. Außerdem habe ich Angst, dass die Depression nach der Geburt (oder sogar schon vorher, durch die Hormonveränderungen) wiederkommt oder sogar noch schlimmer wird als beim ersten Mal. Ich möchte nicht wieder so viel Zeit von meiner Familie getrennt in einer Klinik verbringen, auch wenn ich weiß, dass es letztendlich hilft.

Da wir auch keinen Kitaplatz für unseren Sohn bekommen haben und ich mir eine Schwangerschaft bei gleichzeitiger Vollzeitbetreuung eines sehr lebhaften Kleinkindes auch etwas anstrengend vorstelle, wäre es vermutlich besser, noch ein paar Jahre zu warten. Nun ist es aber so, dass ich schon 35 bin und wir ja 2 Jahre bis zur ersten Schwangerschaft gebraucht hatten. Kurz bevor ich (auf natürliche Weise) schwanger wurde, war festgestellt worden, dass ich schon kurz vor den Wechseljahren stehe und uns war dringend zu einer künstlichen Befruchtung geraten worden. Die war dann ja zum Glück nicht mehr nötig, aber meine körperlichen Voraussetzungen dürften sich jetzt in den zwei Jahren wohl nicht gebessert haben. Daher stehe ich in der Hinsicht unter Zeitdruck, wenn es mit einem 2. Kind noch klappen soll. Eine Kiwu-Behandlung würde ich inzwischen wegen der damit verbundenen psychischen Belastung ausschließen.

Momentan weiß ich nicht so recht, was ich möchte und wofür ich mich entscheiden soll. Ich wollte zwar schon mehr als ein Kind (mein Mann und ich sind auch beide keine Einzelkinder und fanden das gut), aber mit einem so schweren Start hätte ich auch nie gerechnet. Und manchmal denke ich, besser eine starke Mama von einem Kind zu sein, als eine kranke Mama von zweien. Zumal ich ja auch schon in einer Phase war, in der ich dachte, ich könnte vielleicht gar kein Kind mehr bekommen. Aber ich möchte auch meinen Mann nicht enttäuschen, er möchte ja so gerne noch ein zweites Kind.

Was würdet ihr tun? Würde mich über ein paar Antworten freuen. Sorry für den langen Text.

Noch einen schönen Sonntag
aprikose757

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Wir können von aussen nichts zu deiner Stabilität und der Wahrscheinlichkeit ob eine Schwangerschaft dich hormonell nochmals umhauen könnte sagen. Bitte besprich das mit dem Psychiater von dem die Antidepressiva sind und ggf. weiteren Therapeuten. Ich würde mich an dem orientieren was die sagen.

Wo du absolut recht hast. Nie nie nie nie nie Spiegelmedis eigenmächtig absetzen. Nur in Begleitung des Arztes. Meine Kollegin hatte Kreislaufaussetzer als sie das versucht hat. 1h30 Fahrtweg einfach mit dem Auto. Es war so gefährlich.

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Ja, ich werde das Thema auch bei meinem nächsten Termin beim Psychiater ansprechen. Allgemein stehen die Chancen wohl 50/50, dass es im Zusammenhang mit der nächsten Geburt wieder zu einer Depression kommt.

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Schnauf.
1:1 ist halt auch nicht ganz wenig.

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Wenn du dir noch nicht sicher bist und Zweifel hast, würde ich (auch) aufgrund deiner Vorgeschichte warten. Meine Kinder haben 6 Jahre unterschied und es hätten gerne auch mehr sein können.Ich hätte mir niemals vorstellen können früher das zweite bekommen zu haben und viele Eltern mit einem geringen Altersabstand waren fix und fertig. Im übrigen ist und es auch überhaupt nicht komisch heutzutage mit 40 nochmal ein Kind zu bekommen. Ich würde es erst angehen,wenn ich mir ganz sicher wäre. Und ein Kind haben ist auch toll. Manchmal denke ich auch darüber nach, warum es bei mir unbedingt das zweite sein sollte, auch wenn ich mein zweites Kind von Herzen liebe. Nicht falsch verstehen. Aber ich hätte auch ohne sicherlich ein erfülltes Leben haben können 😀

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Mir geht es an sich auch gar nicht um einen geringen Altersabstand. Aber da meine Eizellreserve zur Neige geht, werde ich mit 40 ganz sicher nicht mehr schwanger werden können. 5 Jahre warten könnte ich also nicht, dann würde es bei einem Kind bleiben.

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Wäre das denn so schlimm?

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Du bist laut eigener Aussage noch nicht bereit für ein 2. Kind und damit hat es sich dann. Dann ist das halt so.

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Ja. Es ist besser Mama von einem Kind zu sein, als aus Zeitnot und wegen Druck des Mannes ein zweites Kind zu erzwingen. Wenn ich lese was du durchgemacht hast, als Außenstehende, rate ich dir ehrlich von einem zweiten Kind ab.

Ich habe es selber auf die harte Tour erlebt. 6 Kinder in 2 Jahren verloren, weil ich da schon 39 bis 42 war, blieb keine Zeit zu trauern. Dann klappte es nicht mehr. Der AMH war innerhalb von einem Jahr von 3,5 auf 1 gesunken. Ich hatte nach der letzten Fehlgeburt eine depressive Episode von fast 2 Jahren. Panikattacken, Ängste. Habe einge Autoimmunerkrankungen, Gerinnungsstörung. Dann wurde ich ganz unproblematisch schwanger mit Eizellspende und bekam nach einer furchtbaren Schwangerschaft einen kerngesunden Sohn. Mittlerweile war ich 43. Wir wollten unbedingt nachlegen. Es ging mir gut wie lange Jahre nicht. Auch psychisch.

Unser Sohn ist ein sehr aktives lebhaftes und aufgewecktes Kind von mittlerweile eindreiviertel Jahren. Ich hänge psychisch wieder ziemlich in den Seilen. Er überfordert mich oft mit seinem herausfordernden Verhalten, kann auch sehr ruhig und unkompliziert sein. Und weil ich die ganzen Risiken einer weiteren Schwangerschaft nicht auf mich nehmen kann und Angst um mich habe und psychisch so labil bin, wird es hier leider bei einem Einzelkind bleiben. Ich bin darüber oft sehr traurig, aber noch viel öfter geht es mir psychisch schlecht und ich habe Angst vor dem nächsten Tag mit meinem Sohn mitten in der Trotzphase.

Mich überfordert so vieles, die Eingewöhnung bei der Tagesmutter hat mich fast psychisch zusammenbrechen lassen. Naiverweise habe ich gedacht, Depressionen, die von Fehlgeburten kommen, sind verschwunden mit einem Kind. Pustekuchen. Meine Seele findet andere Überforderungen für mich.

Wenn du meine Geschichte liest, wirst du mir sicher auch von einem zweiten Kind abraten. Wir haben noch vier Blastozysten eingefroren, das wäre gar keine Frage. Und genauso rate ich dir von einem zweiten Kind ab. Sei deinem Kind die beste Mutter, die du bist und pass gut auf dich auf.

Alles Gute euch drei.

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Oh je, da hast du aber einiges durchmachen müssen. Es tut mir sehr leid, dass du so viele FGs hattest, das muss furchbar gewesen sein. Umso schöner, dass es dann doch noch geklappt hat. Aber auch du musst auf dich achten. Hast du denn weitere Unterstützung bei der Betreuung deines Sohnes, abgesehen von der Tagesmutter? Und bist du in Therapie? Das könnte vielleicht helfen, den Alltag mit deinem Sohn stärker zu meistern.
Depressionen können leider wiederkommen, auch wenn die vermeintliche Ursache nicht mehr relevant scheint. Es sind ja diverse Stressfaktoren, die zu einer Depression führen und so können andere Stressfaktoren ebenfalls zu einer Depression führen. Ich kann deshalb eine weitere depressive Phase auch nicht ausschließen, selbst wenn ich mich gegen ein weiteres Kind entscheide (ist dann eben keine postpartale Depression). Das macht mir auch manchmal etwas Angst.
Ich wünsche euch auch alles Gute.

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Mein AMH war übrigens direkt vor der Schwangerschaft bei 0,15. Es ist eigentlich ein Wunder, dass ich trotzdem schwanger geworden bin. Vor dem Hintergrund ist die Wahrscheinlichkeit, noch ein Kind bekommen zu können, ohnehin nicht sehr groß.

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Ja. Es ist besser Mama von einem Kind zu sein, als aus Zeitnot und wegen Druck des Mannes ein zweites Kind zu erzwingen. Wenn ich lese was du durchgemacht hast, als Außenstehende, rate ich dir ehrlich von einem zweiten Kind ab.

Ich habe es selber auf die harte Tour erlebt. 6 Kinder in 2 Jahren verloren, weil ich da schon 39 bis 42 war, blieb keine Zeit zu trauern. Dann klappte es nicht mehr. Der AMH war innerhalb von einem Jahr von 3,5 auf 1 gesunken. Ich hatte nach der letzten Fehlgeburt eine depressive Episode von fast 2 Jahren. Panikattacken, Ängste. Habe einge Autoimmunerkrankungen, Gerinnungsstörung. Dann wurde ich ganz unproblematisch schwanger mit Eizellspende und bekam nach einer furchtbaren Schwangerschaft einen kerngesunden Sohn. Mittlerweile war ich 43. Wir wollten unbedingt nachlegen. Es ging mir gut wie lange Jahre nicht. Auch psychisch.

Unser Sohn ist ein sehr aktives lebhaftes und aufgewecktes Kind von mittlerweile eindreiviertel Jahren. Ich hänge psychisch wieder ziemlich in den Seilen. Er überfordert mich oft mit seinem herausfordernden Verhalten, kann auch sehr ruhig und unkompliziert sein. Und weil ich die ganzen Risiken einer weiteren Schwangerschaft nicht auf mich nehmen kann und Angst um mich habe und psychisch so labil bin, wird es hier leider bei einem Einzelkind bleiben. Ich bin darüber oft sehr traurig, aber noch viel öfter geht es mir psychisch schlecht und ich habe Angst vor dem nächsten Tag mit meinem Sohn mitten in der Trotzphase.

Mich überfordert so vieles, die Eingewöhnung bei der Tagesmutter hat mich fast psychisch zusammenbrechen lassen. Naiverweise habe ich gedacht, Depressionen, die von Fehlgeburten kommen, sind verschwunden mit einem Kind. Pustekuchen. Meine Seele findet andere Überforderungen für mich.

Wenn du meine Geschichte liest, wirst du mir sicher auch von einem zweiten Kind abraten. Wir haben noch vier Blastozysten eingefroren, das wäre gar keine Frage. Und genauso rate ich dir von einem zweiten Kind ab. Sei deinem Kind die beste Mutter, die du bist und pass gut auf dich auf.

Alles Gute euch drei.

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Hi, ich finde es super, wie reflektiert du da ran gehst.
Deine Überlegungen kann ich voll verstehen.

Meine ersten Wege wären daher: mit der Hebamme und den behandelnden Ärzten sprechen.
Wie geht es dir damit?
Wie stabil schätzen sie dich ein?
Wie läuft es mit den Medikamenten?
Gibt es Vorbeugemöglichkeiten? Gerade weil du schon weißt, was war, ob Ärzte/Hebamme da schon in der Schwangerschaft für dich da sein können? Engmaschigere Termine für die Psyche? Andere Unterstützungsmöglichkeiten. Caritas, Nachbarschaftshilfe, Anträge für/über ... weil medizinisch begründet.

Diese würde ich auf jeden Fall vorher schon mit ins Boot holen.

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Wenn du dich nicht bereit fühlst, kann die Hölle zufrieren, dann ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt.
Dann haben die Kinder eben einen größeren Unterschied, aber DU musst dich dafür bereit fühlen. Alles andere ist egal.

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Ich habe deinen Text nicht ganz fertiggelesen.

Dein Sohn ist erst 1j alt. Du warst 2 Monate in der Klink. Nimmst jetzt antidepressiva. Hast Angst, bist nicht bereit...,

Frag mich gerade, ob dein Mann das alles wirklich verstanden hat? Der hat ganz schön Mut grad wieder schwanger zu werden.

Schau auf dich!! Du musst stabil sein.
Ganz liebe Grüsse

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Für meinen Mann war das auch eine schwierige Zeit, er hat unseren Sohn zeitweise fast komplett alleine versorgen müssen und das war alles andere als einfach. Zumal uns ja auch keiner sagen konnte, wie lange es dauert, bis es mir wieder besser geht. In der Klinik wird ja immer nur von Woche zu Woche geschaut. Das möchte er so jedenfalls auch nicht nochmal haben. Im Moment ist er aber optimistischer und meint, es müsse ja nicht zwangsläufig wieder zu einer Depression kommen (muss es auch nicht, die Wahrscheinlichkeit ist 50/50). Ich dagegen gehe meist vom Schlimmsten aus, um irgendwie vorbereitet zu sein.
Aufgrund meiner biologischen Situation möchte er aber eben schon relativ zeitnah, also innerhalb des nächsten Jahres (d.h. nicht jetzt sofort) anfangen zu üben, damit noch eine Chance besteht, dass es klappen kann. Ihm ist auch klar, dass in 4 oder 5 Jahren nichts mehr möglich sein wird und ich denke, das setzt ihn auch etwas unter Druck. Aber ja, wir werden nochmal darüber reden müssen.

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Auch ich würde dir raten zu warten und das Risiko einzugehen, dass es in 2 Jahren halt vllt nicht mehr klappt.

Sprich mit deinem Mann. Er hat doch hautnah mitbekommen, wie es dir ging und dass du jetzt grade erst wieder auf dem aufsteigenden Ast bist und nichts riskieren willst. Wenn er dafür kein Verständnis hat - wer dann?

Ich würde jetzt kein Kind bekommen, nur um es anderen recht zu machen. Wenn es in 2 Jahren nicht mehr klappt - dann ist es leider so. Ist zumindest meine Einstellung 😅

Alles Gute euch!