Gleichberechtigt?

Ich stelle mir immer öfter die Frage, ob ich mich reinsteigert oder ob bei uns doch einiges nicht ganz optimal läuft? Ich hoffe, ich bekomme hier einige objektive Sichtweisen.

Mein Mann ist voll berufstätig, ich habe einen Job, der mich circa 3x die Woche einspannt und einen zweiten Job, der mich ebenfalls 3x wöchentlich einspannt und natürlich Kind und Haushalt. Ich hätte auch gerne eine Vollzeitstelle, was aber mit Familie Haushalt usw. für mich nicht vereinbar ist, was ich ziemlich ungerecht finde. Dass er Stunden runterfährt, damit auch ich wieder eine (stundentechnisch) bessere Stelle habe, steht für ihn überhaupt nicht zur Debatte. (Unsere Gehälter unterscheiden sich nicht wahnsinnig) Ich organisiere alles, Arzttermine, Kita, Haushalt. Mein Mann kümmert sich um die Wäsche (zusammen legen und in den Schrank räumen mache ich), den Rest des Haushalts mache ich. Wir haben beide Hobbys, ich organisiere mein Hobby meistens so, dass ich völlig frei bin und mein Mann unser Kind nicht nehmen muss. Mein Mann organisiert nicht, da er sowieso davon ausgeht, dass ich das Kind habe und er frei gestalten kann. Ich bringe unser Kind immer in die Kita und hole es wieder ab. Als unser Kind noch ein Baby war, bin nachts nur ich aufgestanden, immer. Auch heute ist es noch so, dass nur ich aufstehe, sollte unser Kind mal schlecht schlafen, weil es krank ist oder schlecht geträumt... Möchte ich wirklich mal etwas alleine machen, braucht das immer viel Vorlauf. Mein Mann ist eigentlich ein guter Vater, aber wenn ich andere Familien erlebe, habe ich das Gefühl, dass bei uns die Aufteilung nicht ganz optimal ist.
Wie seht ihr das? Ich hoffe, ich habe es relativ neutral gehalten.

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Du hast zwei Jobs, den Haushalt und die Kinderbetreuung und er arbeitet Vollzeit? Das ist absolut keine Gleichberechtigung. Zumal es nur gleichberechtigt wäre, wenn du ebenfalls die Möglichkeit hättest deine Stunden aufzustocken. Warum sollte er so viel arbeiten dürfen wie er will und du nicht?

Egal wer wie viel arbeitet, wir haben den Haushalt immer 50/50 geteilt, auch in der Elternzeit. Man ist ja wegen des Kindes zuhause. Nicht zum Putzen. Mein Mann würde sich außerdem schämen, würde er seinen Dreck nicht selbst wegmachen.

Es ist ziemlich egoistisch von ihm, seine Arbeit über deine zu stellen. Er weiß schon, dass er auch ein Elternteil ist? Mir wäre das zu blöd, ich würde mir das nicht gefallen lassen.

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Welche Betreuungszeit habt ihr denn im Kindergarten? Wenn diese eine Vollzeitstelle nicht abdeckt, ist es schwierig, 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Vielleicht kann ein Teil der Arbeit im Home Office erledigt werden. Oder er reduziert auf 35 Stunden. Das ist m.M.n. ein kleiner Preis dafür, dass auch du dich beruflich verwirklichen kannst.
Dass dir die Organisation des Familienlebens und der Haushalt keinen Raum für mehr Erwerbstätigkeit lassen, kann ich nicht nachvollziehen. Ihr seid nur drei Personen, so viel Arbeit kann das doch nicht sein. Natürlich muss dein Mann mitziehen. Er übernimmt keine notwendigen Arzttermine, macht kaum was im Haushalt, kriegt nachts den Hintern nicht hoch? Das würde ich mir einfach nicht gefallen lassen. Da du gerade weniger als er arbeitest ist es in gewisser Weise logisch, dass du zu Hause mehr machst. Du scheinst aber fast alles zu machen und das geht natürlich nicht. Ich würde ein grundsätzliches Gespräch führen darüber, dass er deutlich mehr Verantwortung für seine Familie übernehmen muss und ihm dann schrittweise mehr Aufgaben übertragen. Z.B. geht er mit Junior zum Zahnarzt (Termin natürlich so ausmachen, dass der Papa auch Zeit hat und nicht gerade arbeitet). Oder er wischt den Hausflur, während du das Bad putzt. Zu zweit ist ein 3 Personen Haushalt doch schnell zu schaffen.

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Du hast natürlich recht, 3 Personen im Haushalt ist zu schaffen, darum ging es mir auch eher weniger. Mir ging es mehr darum, ob ich das nun mittlerweile zu eng sehe oder, ob es objektiv betrachtet tatsächlich so ist, dass es bei uns nicht wirklich gleich aufgeteilt ist.
Danke für deine Antwort.

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Ich finde, dass es auch etwas mit Respekt für den Partner zu tun hat, dass man ihn nun nicht die leidige Hausarbeit komplett allein erledigen lässt. Denn wer macht das denn schon gerne? Vermutlich niemand. Dass sich also viele Männer gar nicht mal schlecht dabei fühlen, im Haushalt so ziemlich nichts zu machen, während ihre Frauen putzen und aufräumen, verstehe ich einfach nicht. Sogar ihrer Freizeitgestaltung gehen sie lustig nach, als hätten sie für niemanden Verantwortung außer sich selbst.
Es ist ein Thema, das mich ziemlich grantig werden lässt. Und ich wäre auch meinem Mann ggü. grantig, wenn er so drauf wäre. Bei uns würde die Luft brennen und ich finde, dass du dir das nicht gefallen lassen solltest. *Üblich* ist diese Rollenverteilung leider, *fair* ist sie absolut nicht.

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Ich finde ihr seid kein Stück gleichberechtigt.

Bei gewissen Dingen wie Termine organisieren, finde ich es gut, wenn das einer macht.
Aber alles andere...

Organisiere dein Hobby eben nicht drum rum, sondern nimm den Gatten in die Pflicht.
Wenn du mehr arbeiten willst, dann sag ihm das und findet eine Lösung. Im Zweifel mit mehr Fremdbetreuung.

Mein Ex und ich hatten eine Putzfee einmal die Woche, die hat das Thema damit schon mal aufgefangen. Das wollte ich nie diskutieren.

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Hallo,

mir fehlen ein paar Hintergrund Infos, um zu werten. Was heißt Vollzeit, wie viele Stunden arbeitest du, wie lange ist das Kind betreut? Was hattet ihr vor dem Kind besprochen?

Du empfindest die Aufteilung als nicht optimal. Also ist es so. Denn bei einer optimalen Aufgabenverteilung wären beide Elternteile zufrieden. Egal ob das dann 50/50, 60/40 oder "Frau macht alles rund um Kind+Haus, Mann geht arbeiten" heißt.

Du solltest dir klar werden, was du willst und dann das Gespräch suchen.

Viele Grüße
mavikelebek

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Hallo :)

Ich finde, dass außenstehende immer schlecht beurteilen können, wie optimal es innerhalb anderen Familien und deren Arbeitsaufteilung läuft.

Wenn es für dich nicht optimal ist, dann es ist es so. Dein Gefühl lässt sich nicht logisch wegdiskutieren.

Ich denke auch nicht, dass alles 50:50 aufgeteilt werden muss, um als gleichberechtigt durchzugehen. Jeder hat andere Grenzen und andere Kapazitäten. Aber am wichtigsten ist, dass jeder das beiträgt, was er kann und, dass alle mir dieser Lebensweise gut zurechtkommen.

Und hier scheinst du ja irgendwo auf der Strecke zu bleiben. Ich meine klar, übernimmt derjenige, der mehr Zuhause ist, mehr Haushalt (mehr, nicht alles). Davon unabhängig sollten die Kinder aber auch in ihrem Sinne möglichst gleich aufgeteilt werden. Also auch hier wieder logisch, dass derjenige, der Zuhause ist, zwangsläufig einfach mehr übernimmt, aber Arzttermine wahrnehmen und allgemein Termine planen und Nachts aufstehen ect. sollte gar nicht zur Debatte stehen, dass das beide Elternteile machen, meiner Meinung nach. Das gehört einfach zum Elternsein dazu und dazu gehören Mama UND Papa.
Und wenn beide Elternteile eine gewisse Stundenanzahl arbeiten wollen, muss auch hier ein Kompromiss gefunden werden. Besonders wenn es vom Gehalt keinen Unterschied macht. Wieso solltest du da zurückstecken?

Dein Mann scheint noch genug Kapazitäten zu haben, um sich in seiner Rolle als Mann und Vater zu beteiligen. Du scheinst keine mehr zu haben bzw. musst einstecken. Danach würde ich meinen, nein es ist nicht gleichberechtigt.

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Dein Mann macht es sich doch etwas zu gemütlich. Er denkt, er arbeitet Vollzeit und muss gar nichts mehr machen?
Du gehst arbeiten und machst die gesamte Care-Arbeit+ Haushalt. Das ist mehr als eine Vollzeitstelle, v.a. nervlich 🙈

Ich verstehe ja, dass derjenige arbeiten geht, der eben mehr Geld bekommt. Aber du sagst, dass ihr ähnlich verdient. Da finde ich es schon verwerflich, dass er nicht bereit ist mit seinen Stunden runterzugehen. Es ist ein Sache, wenn man freiwillig und gerne die Care-Arbeit übernimmt, aber eine völlig andere, wenn man dazu mehr oder weniger gedrängt wird.

Also entweder er geht mit seinen Stunden runter und übernimmt einen Teil der häuslichen Arbeiten oder geht Vollzeit arbeiten und muss eben eventuell am Wochenende viel viel mehr anpacken🤷‍♀️

Habt ihr das alles vor dem Kind ordentlich diskutiert?
Generell muss jede Familie ein System finden, was zu EUCH passt. Da kann es völlig egal sein, wie das andere machen.
Setz dich in Ruhe mit deinem Mann zusammen und "verhandelt" neu.

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Das ist schwierig da neu zu verhandeln, das hat sich so eingeschlichen und er sieht es nun als normal an. Denkt ich sitze ja sowieso viel mehr als er zu Hause und habe meine Ruhe. Meiner Bitte, mehr Stunden zu arbeiten, auch um mein (genügend!) eigenes Geld zu erwirtschaften, erwidert er, dass ich doch erstmal versuchen soll, das hier ordentlich auf die Reihe zu bekommen, bevor ich über mehr Stunden nachdenke. Ich finde das verletzend und übergriffig. Wir sind eigentlich ein tolles Team und ich denke er meint es auch nicht verletzend, aber solche Äußerungen halten eine Person in einem kleinen Rahmen. Besprechungen über eine andere Aufteilung laufen immer ins leere. Entweder sagt er mir ich worse ständig meckern und Streit suchen, oder ich solle erstmal versuchen die wenigen Stunden schon ordentlich auf die Reihe zu bekommen, oder er sagt zu 10% wir ändern was, tun es schlussendlich dann aber nicht.

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>>Meiner Bitte, mehr Stunden zu arbeiten, auch um mein (genügend!) eigenes Geld zu erwirtschaften, erwidert er, dass ich doch erstmal versuchen soll, das hier ordentlich auf die Reihe zu bekommen, bevor ich über mehr Stunden nachdenke<<

Das ist ja ein witzigen Kerlchen!

Ist das DEIN Haushalt und DEIN Kind?
Was würde er ohne dich machen? Keinen Haushalt führen? Nicht mehr arbeiten? Kind zur Adoption freigeben??

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Das läuft tatsächlich alles andere als gleichberechtigt.

Würde mich noch interessieren, auf wie viele Stunden du mit deinen Jobs kommst?
Und wie ist die Kinderbetreuung geregelt?

LG Claudi

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Ich komme mit beiden Jobs auf circa 35h pro Woche, wobei ich einen Job auch immer mit Kind organisieren muss. Deswegen hätte ich lieber eine komplette Stelle...
Unser Kind geht nur vormittags in die Kita in dieser Zeit arbeite ich, wenn ich es anders organisiere kümmere ich mich um den Haushalt. Falls ich arbeite, mache ich den Haushalt mehr oder weniger schlecht mittags mit Kind. Nachmittags natürlich Kinder Bespaßung, Dinge, die ich erledigen muss usw. Wenn ich meinem Hobby nachgehe, organisiere ich das für mich. Entweder nehme ich mein Kind mit oder Freunde, Familie helfen mir manchmal aus. In 3 von 10 Fällen hilft Papa.
Mich stört eigentlich am meisten, dass mein Mann auch so alles machen kann, was er möchte. Möchte er mittags essen gehen, tut er das. Möchte er da mit Freunden zusammen sitzen, tut er das. Ich kann solche Dinge nicht tun. Wenn ich früher Zeit für mich eingefordert habe, war das ein großes Drama. Das ist jetzt wenigstens etwas besser geworden. Ich habe also Hoffnung, dass sich dieses Problem nun auch so ändern lässt...

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>> Mich stört eigentlich am meisten, dass mein Mann auch so alles machen kann, was er möchte. Möchte er mittags essen gehen, tut er das. Möchte er da mit Freunden zusammen sitzen, tut er das. Ich kann solche Dinge nicht tun. <<

Warum kannst du das nicht?

"Günther, ich bin heute mit xy verabredet, um 19 Uhr bin ich weg!" - was sagt dein Mann dann?

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Gleichberechtigt heißt ja nicht, dass beide das gleiche machen müssen, sondern nur, dass beide das gleiche Recht haben, nach ihren Wünschen zu leben. Damit empfinde ich meinen Mann und mich als gleichberechtigt, obwohl er fast voll erwerbstätig ist und ich nicht.

Ihr möchtet beide voll arbeiten, er darf das, du nicht, da ist es doch offensichtlich, dass du weniger Rechte hast. Wieso ist eine Vollzeitstelle für ihn mit Kind und Haushalt vereinbar?

Und was bedeutet "eigentlich ein guter Vater"?
Viel um das Kind zu kümmern scheint er sich ja nicht.

Nach Urbia-Definition sieht es allerdings in manchen Diskussionen anders aus;-). Da ist eine Frau dann gleichberechtigt, wenn sie zu *ihrem* Kind und *ihrem* Haushalt zusätzlich arbeiten darf;-). Diese hab ich noch nicht gelesen, mal sehen, in welche Richtung es heute geht...

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"Gleichberechtigt" kann aus meiner Sich in jeder Familie etwas anderes bedeuten. Grundsätzlich sehe ich es schon so, dass der, der mehr Zuhause ist, auch mehr macht was Haushalt und Kind angeht. Empfinde ich schlicht als logisch. Wer dann was macht, hängt immer davon ab, wer welche Tätigkeiten lieber/besser macht und wer wofür Kapazitäten hat. Vergleiche mit anderen Familien helfen da nicht weiter, weil man in der Regel die Gründe nicht kennt, die zu deren Arbeitsaufteilung geführt haben und meist auch nicht die Arbeitsaufteilung im Detail.
In eurem Fall scheinst zumindest du unzufrieden zu sein, und das ist ein Problem. Ich denke es macht Sinn, euch in Ruhe deswegen zusammen zu setzen und drüber zu reden. Vorwürfe in Richtung "Du bist ja auch nie aufgestanden nachts" helfen da allerdings nicht weiter, es geht um die momentane Situation und wie ihr die so ändern könnt, das alle damit zufrieden sind. Könnt ihr einen unbeteiligten Dritten dazu holen, wenn das Gespräch sonst nicht funktioniert? Und was genau meint er damit, dass du erstmal die aktuelle Stundenzahl auf die Reihe kriegen sollst? Dein Problem ist doch eher, dass du einfach gern mehr arbeiten möchtest, oder verstehe ich dich falsch?