Heilpädagogin / Erwartungen

Hallo zusammen

Mich würden mal eure Erfahrungen interessieren.
Seit kurzem kommt einmal die Woche eine Heilpädagogin für ca. 1,5 Stunden zu uns nach Hause. Das hat unsere Kinderärztin in die Wege geleitet, weil wir öfter Probleme mit unserem fast 4,5 Jahre alten Sohn haben. Sie vermutet auch ADHS, möchte aber noch keine definitive Diagnose stellen.
Nun ist es so, dass die Heilpädagogin einfach „nur“ 1:1 mit ihm spielt (Lego). Klar, ich hab in der Zeit mal kurz ne Erholung aber ich habe mir das anders vorgestellt. Nicht dass sie nur zum Babysitten kommt 🤔
Ich dachte, da werden spezielle Tests oder so gemacht. Lego kann auch ich mit ihm spielen. Im 1:1 Spiel hab ich keine Probleme mit ihm 🤷🏻‍♀️
Bei einer Bekannten ist das auch so. Habe ich falsche Erwartungen an die Heilpädagogin?
Bisher habe ich sie noch nicht darauf angesprochen, da sie erst 3 mal da war und ich es einfach mal abwarten wollte.
Was meint ihr?
Danke und liebe Grüsse

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Einer völlig fremden Person verhalten sich Kinder klar anders gegenüber, als einer vertrauten. Selbstverständlich muss sich die Fachkraft herantasten um ihn besser kennenzulernen und das kann sie nur durch das Spielen, im Alltag begleiten, Beobachten usw. Ich finde es sehr gut, dass sie SO anfängt und nicht anders. Jedes Kind braucht Zeit um anzukommen, auch wenn das bei manchen nicht so scheint. Mit der Zeit werden die beiden (dein Sohn und sie) beieinander ankommen und dann öffnet er sich, dann wird sie auch dementsprechend handeln können. Denn gleich von 0 auf 100 geht es nicht, wenn man dem Kind helfen will. Sie brauch sein Vertrauen.

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erstmal kann man ADHS unter 6 überhaupt nicht diagnostizieren,
und sie lernt im Spiel dein Kind kennen, zum Testen müsste dien in eine SPZ oder in einen Kinikaufenthalt.
hat die Kinderärztin bei ADHS verdacht schon mal mit dir über Ernährung gesprochen?
das ist ganz oft die Grundproblematik.Deshalb werden mehr als 1/4 der Kinder in Deutschland medikamentös behandelt, in anderen Ländern sind die Zusatzstoffe in der Ernährung einfach nicht zugelassen,
wir haben hier ca 8%
dazu kann dir die Heilpädagogin, wenn es eine gute ist, auch Auskunft geben

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Ich würde es an deiner Stelle ansprechen. Einfach weil du Fragen hast, die wahrscheinlich schnell und unkompliziert ausgeräumt werden können.
Oftmals sehen Profis ja sehr schnell in den einfachsten Situationen mehr, als wir je erkennen würden durch ihre Erfahrung.

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Genau das. Ich spiele/bastle öfter mit meinen Schülern (bin Sozialpädagogin) und daran lässt sich sooo viel ablesen: Frustrationstoleranz, Lösungsorientierung, Ausdauer, Verständnis von logischen Zusammenhängen etc. Für viele Eltern sieht das sicher erstmal nach sinnloser Beschäftigung aus, aber das ist es nicht. Nur Mut, frag sie da steckt sicher eine Idee hinter.

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Die Vorgehensweise finde ich super. Gerade im Alter deines Sohnes.

Welche Tests soll sie denn machen? Wie sollen diese aussehen?
Um ADHS diagnostizieren zu können, ist er ja noch etwas zu jung. Auch wenn es wenn angeboren ist.

Zudem braucht es bei Testungen Vertrauen, damit das Kind sinnvoll mitmacht. Einige Kinder verweigern, wenn sie die Person nicht kennen, die Atmosphäre doof finden etc.

Außerdem geht es erst mal nicht darum "nur" mit ihm zu spielen oder ihm sofort zu helfen, sondern über das Spielen mit ihm ins Gesoräch zu kommen.
Wie reagiert er? Tickt er in bestimmten Situationen aus? Wirkt er im Hyperfokus? Lässt er sich leicht ablenken? Worauf reagiert er?
Was erzählt er beim Spielen?
Manche Kinder erzählen beim gemeinsamen Spielen mehr oder intensiver, als wenn sie nur getestet werden. Bei Brettspielen liegt der Fokus mehr auf Regeln. Beim Lego oder Playmobil spielen erfährt sie so auch sehr viel von seiner Welt. Was beschäftigt ihn? Welche Themen spielt er nach? Was kann er besonders gut? Welche Interessen hat er? Was findet er doof?

Das alles kann Vorbereitung für spätere Tests sein.

Als meine ADHS Therapie begonnen hat, hatte ich erst mal einige Vorgespräche. Wo liegen meine Problemzonen, wo sind meine Stärken, was habe ich schon ausprobiert usw.
Als Erwachsene ohne Lego, nur mit Sprechen. Als unruhige ADHSlerin hätte ich mir nebenbei schon auch Legosteine oder ähnliches gewünscht, um meine Nervosität zu bändigen.

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Ich danke euch vielmals für eure Antworten. Das macht natürlich alles Sinn 😉 Ohne Vertrauen geht es nicht. Dann gehe ich mal davon aus, dass sie weiss was sie tut und warte einfach mal ab.

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Ich arbeite auch als Heilpädagogin in der Frühförderung, unter anderem auch mit ADHS Kindern, und das ist genau das richtige Vorgehen. 😉
Inwiefern denkst du denn würden deinem Kind Tests helfen, die dann wöchentlich gemacht werden?
Ein Kind lernt doch beim Spielen und es geht doch darum, ein realistisches Bild von deinem Kind zu bekommen und durch einen Test ein solches zu bekommen, das geht doch nicht einmal bei Erwachsenen. 🙈
Ziel der heilpädagogischen Arbeit ist es, dein Kind zu stärken und seine Entwicklung zu beobachten und das passiert im Spiel. Man sagt auch, das Spiel ist die Arbeit des Kindes.

Auf jeden Fall kann ich dir nur auch ans Herz legen, dass du mit der Heilpädagogin offen darüber sprichst, denn deine Zweifel spürt dein Kind und das stört evtl. beim Beziehungsaufbau.

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Spielen ist nicht nur Spielen. Eine Fachkraft wie die Heilpädagogin kann durch die Art wie dein Kind spielt, etliches erkennen, durch die Unterhaltung ebenfalls. Und jetzt möchte sie am Anfang dein Kind erst einmal kennenlernen und damit eine Diagnose aufstellen.

Unser Kind hatte z.B. eine Logopädin, die macht überwiegend Gesellschaftsspilee mit ihm. Aber sie redete bewußt mit dem Kind, formulierte die Fragen so, dass mein Kind Worte mit bestimmten Buchstaben aussprechen mußte. Durch die Wiederholung, sprach es den Buchstaben-/Lautverbindung dann irgendwann richtig aus.
Auch Übungen für die Zungen-, Lippen und Mundmuskulatur liefen sehr spielerisch und scheinbar nebenbei ab. Damit will ich sagen, normalerweise wissen die Fachkräfte, was sie tun. Und im Spiel sind Kinder doch sehr entspannt und meist "sie selbst". (In der Heilpädagogik gibt es übrigens eine Methode, die heißt Spieltherapie.)

Hattest du denn kein Vorgespräch mit der Heilpädagogin? Wenn nicht, frag sie, was sie macht, welches Ziel sie mit dem "nur Spielen" verfolgt. Wie gesagt, neben dem Kennenlernen hat sie wahrscheinlich auch Anderes im Blick bei deinem Kind.