Warum erziehen viele Eltern ihre Kinder so schlecht?

Hallo,

der Sohn von meiner besten Freundin, 7 Jahre (2.Klasse) wird dermaßen in der Klasse gemobbt. Da stellt sich mir die Frage, warum erziehen soviele Eltern ihre Kinder so schlecht, das ihre Kinder, dass anderen antun? Bringen Eltern ihren Kindern keine Werte bei? Bringen sie ihnen das nicht mehr bei, dass man andere nicht fertig macht? Das man keine Vorurteile hat? Ich bin fassungslos, dass Kinder anderen das antun. Aber ich denke, die Kinder sind nicht schuld daran, sondern die Eltern. Wenn ein Kind von klein auf beigebracht bekommt, keine Vorurteile zu haben und nicht schlecht zu jemanden zu sein, würde das Kind das nicht tun. Ich selbst habe einen Sohn, werde ihm aber beibringen, das er keinem anderen so misshandeln darf.

Wie seht ihr das?

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Ganz so einfach ist es leider nicht, denn Erziehung ist bei weitem nicht alles, im Gegenteil. Jedes Kind bringt seine Persönlichkeit mit.

Ich kenne Kinder, die sind regelrechte 'Tyrannen' manchmal. Sehr laut, sehr fordernd, aggressiv, rücksichtslos und gemein. Warum weiß nur der liebe Gott denn sowohl die Eltern als auch Geschwister sind sehr umgängliche Menschen.

Insofern wird es leider immer auch die rabiaten und forschen Kinder geben, denn alles kann man nicht wegerziehen.

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Na wenn das die beliebteste Antwort ist, dann ist die Gesellschaft verloren.
Natürlich gibt es verschiedene Persönlichkeiten und die Sozialisation des Kindes findet auch nicht nur im Elternhaus statt. Und doch finde ich es nicht richtig zu behaupten, dass Mobbing Kindern praktisch in den Genen liegt. Auf das Ausüben psychischer Gewalt kommt doch kein (gesundes) Kind allein, dass in einem toleranten, offenen Elternhaus aufwächst und Werte mit an die Hand bekommen hat... Sicher kann man nicht alles "an-erziehen", aber doch vorleben und ggf. gezielt gegensteuern! Selbst wenn mein Kind (Krankheiten und andere Beeinträchtigungen ausgenommen) grob und aggressiv ist, muss man als Eltern doch handeln - präventiv oder spätestens wenn es wirklich zum "Schaden" kommt. Rabiat und forsch hat ja nichts mit Mobbing zu tun...

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Es braucht nur ein Kind, das anführt bei so etwas.
Kinder orientieren sich, wenn Eltern nicht dabei sind an anderen Kindern. Bereits auch die ganz kleinen. Wenn nun in der Kita oder Schule eine dominant Persönlichkeit mit Tendenz zu Mobbing ist, hat diese ganz schnell viele auf ihrer Seite. Das schaukelt sich an grausamer Kreativität dann gerne hoch. Die Kinder reflektieren ihr Verhalten noch nicht so. Für sie ist es dann "Aber xy hat dies und das gemacht und ich nur das."

Das hat da dann tatsächlich wenig mit Erziehung von Seiten der Eltern zu tun. Diese wissen oft nicht einmal von der Rolle, die ihre Kinder dort spielen und auch für die Lehrer ist nicht jede Rolle direkt ersichtlich.
Wirkliches Mobbing ist nur schwer in seiner Struktur aufzuklären und es gibt viele Stellschrauben, an denen man ansetzen muss.

Ich bringe meinen Töchtern Werte bei und versuche Ihnen auch beizubringen, wie man sein Handeln reflektiert. Dennoch würde ich nicht garantieren, nicht auch einmal in die Situation zu kommen, dass eines meiner Kinder nicht auch mitlaufen würde.

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Meist ist es so, dass ein oder zwei Kinder die "Anstifter" sind und die anderen ziehen mit, aus Angst selbst gemobbt zu werden. Ich war damals in der Schule selber das "Mobbingopfer" und kann dir nur raten: Geh zum Lehrer bzw die Eltern vom Freund sollten unbedingt zum Lehrer gehen, damit das Thema angesprochen wird in der Klasse.
Das ist super wichtig, dass er weiß er ist nicht alleine! Solche Mobbingaktionen können echt viel kaputt machen.

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Kann ich so unterschrieben.
Wir hatten in einer Klasse 1 Mädchen, dass alle unter Kontrolle halten konnte. Alle paar Monate hat das Opfer gewechselt. Ich hatte immer einen starken Charakter und konnte mich dadurch gut zwischen Mobbingopfer und -täter stellen bzw. mit beiden verkehren, ohne mich auf eine Seite zustellen. Irgendwann wurde auch ich zum Opfer. Gott sei Dank hielt eine Freundin zumindest ausserhalb der Schule zu mir.
Als besagte Mobberin ein Austauschsemester absolvierte, es nicht gut lief für sie, wollte sie zurückkehren. Da hat sich die ganze Klasse zusammengeschlossen und gehofft, dass sie nicht zurückkommt, da im Grunde niemand sie mochte.... Aber sie hatte 3 Jahre lang alle im Griff. Wir waren damals zwischen 12 und 15, wohlerzogen und (soweit möglich) gebildet. Wir hatten einfach Angst davor alleine dazustehen, also haben wir (zumindest zu Teilen) mitgemacht...

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Meine Schwiegermama hat es mal sehr treffen formuliert. Vieles ist einfach auch vererbter Charakter und da kannst du nicht immer gegenan erziehen. Ich sehe es bei mir. Meine Mama hat mich weltoffen, aber auch kritisch, sowie sozial und zur allgemeinen Höflichkeit erzogen. Trotzdem knallt der ziemlich "temperamentvolle" Charakter meines Vater manchmal einfach durch. Dann ist meine Geduld nur 2 Sekunden lang, mir gehen die harmlosesten Konversationen auf die Nerven oder ich habe einfach kein soziale Verständnis für die dummen Fragen mancher Leute. Ich versuche das zu kompensieren, was mir als Erwachsene natürlich besser gelingt als einem Kind. Daher nein, es ist nicht alles Erziehung.

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Ich finde, der entscheidende Punkt ist doch, wie du dann damit umgehst wenn der Charakter deines Vaters durchknallt. WIRST du zum Arsch gegenüber demjenigen der dumme Fragen stellt, oder DENKST du dir nur deinen Teil dazu? Ich glaube schon, dass genau diese Reaktion die Erziehung bzw. Nicht-Erziehung ist oder zumindest ein wesentlicher Teil.

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Ich schrieb ja, dass ich den Charakter gut kompensieren kann, da ich gelernt habe damit umzugehen. Auch durch die Erziehung meiner Mutter. Aber das war als Kind und Jugendliche sicher noch nicht so. Eben weil ich da noch nicht "fertig" war.

Klar gibt es auch Kinder und junge Erwachsene, die das nie lernen/beigebracht bekommen und auch noch später richtige Charakterärsche bleiben, aber die meisten lernen es dann am Ende doch. Mobbing war bei uns auch ein Thema. Wir haben uns dann im Kollektive gewährt (wir Mädels wurden von einigen Jungs terrorisiert). Das hat dann gefruchtet. Lehrer oder Eltern haben sich überhaupt nicht eingemischt. Traurig aber wahr.

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Ich sehe es nicht ganz so wie du. Kinder sind auch einfach nur Menschen. Und Menschen sind unter anderem eben auch fies, gemein, böse. Und gerade unter den Kindern finde ich es jeweils sehr extrem. Ob das eine Art Selbstfindungsstrategie oder Copingstrategie ist, weiss ich nicht. Aber Kinder waren in den 60er Jahren genau so gemein wie heute und umgekehrt. Und nicht immer sind die Eltern Schuld. Beispiel: in meiner Klasse gab es einen Jungen, der war wirklich zu vielen gemein. Hat mich ins WC eingeschlossen, hat geprügelt, gemobbt. Ich und andere hatten Angst vor ihm, weil er einfach nur gemein war. Aber seine Eltern waren immer sehr lieb. Sie waren an x Gesprächen mit Schule und anderen Eltern, gaben sich offensichtlich Mühe, suchten nach Lösungen. Kurz: aus meiner Sicht waren nicht die Eltern Schuld, sondern es ist schlicht und einfach der Charakter des Jungen gewesen. Der übrigens heute, 10 Jahre später, immer noch ganz auf der schiefen Bahn ist.

Ja, Werte vermitteln ist enorm wichtig. Aber man darf nicht vergessen, dass die Eltern nicht die einzigen sind, die den Charakter eines Kindes formen. Da ist noch die Schule, die Freunde, das soziale Umfeld. Und schlussendlich ist der Charakter auch eine Entscheidungssache von einem Menschen. Auch Kinder können sich entscheiden, wie genau sie auf welche Situation reagieren wollen.

Glaube mir: die allermeisten Familien wollen ihren Kindern Werte vermitteln, die ein gutes Miteinander ermöglichen. Ob die Kinder das annehmen wollen, ist eine andere Sache. Man kann ihnen ja schlecht gute Manieren einprügeln ;)
Ob die Eltern der Mobber in dieser Klasse überhaupt wissen, dass ihre Kinder so gemein sind?
Es ist natürlich nicht immer so, dass die Eltern keine Schuld tragen. Aber man kann einfach nicht verallgemeinern und sagen, dass die Eltern keine Werte vermitteln wollen.

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Also ich denke bei den meisten Könnern handelt es sich um Mitläufer, die lieber mobben als selbst gemobbt zu werden. Mit fehlender Erziehung hat das meist nicht zu tun.

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Ich glaube diese Kindern spielen ihren Mamas zu Hause das kleine Engelchen und Unschuldslämmchen vor.
D.h. die Eltern denken, ihr Kind wäre lieb und brav und verteidigen es noch, wenn jemand behauptet, es sei fies gewesen ("war doch nur als Spaß gemeint").

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Oder es gab einen Schicksalsschlag.
Meine Schwester wurde von einem Jungen durchgehend fertig gemacht, dessen Zwillingsbruder als Baby gestorben ist. Also durfte der Junge ALLES. Er war selbst zu Hause ein Tyrann, die Eltern haben ihn dennoch durchgehend in Schutz genommen, eben wegen diesem Schicksalsschlag. "Er hatte es so schwer", "so verarbeitet er eben" usw. Dabei ist der Zwilling direkt nach der Geburt gestorben, also nicht in dem Alter, in dem der Junge es mitbekommen hat mit 5 oder 6 oder so.

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Das ist nicht unbedingt ein Problem der Zeit. Das gab es immer schon. Und überall. Am Ende urmenschliches Spiel mit macht und Selbstwert. Wenn Eltern bescheid wissen und das schaffen, können sie das mit dem Kind reflektieren.

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Kann ich so unterschreiben.

Meine Mutter und ihre Brüder wurden auch ganz schlimm gemobbt und ausgeschlossen. Kleines Dorf und sie sind ohne Vater aufgewachsen. Sie waren damals DIE Zielscheibe.
Selbst mein Opa hat mir von seinem Freund erzählt, der ganz lange in der Schule gemobbt wurde,geschlagen und verprügelt.

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Ist es nicht genauso ein Vorurteil, dass es an der mangelnden Erziehung der Eltern liegen muss?

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Aus meiner Erfahrung ist die Erwartungshaltung der Eltern einer der größten Faktoren, die Einfluss auf Kinder hat. Kinder, die wissen, dass Eltern dieses Verhalten nicht dulden, laufen in der Spur. Kinder von Mamis, die flöten: "Aber mein Goldkind macht das nicht!" Sind in der Schule viel schwerer zu "zähmen", weil sie wissen, dass sie im Grunde Narrenfreiheit haben und ihr Verhalten keine Konsequenzen.

Die Schule hat auch einen großen Einfluss. Wenn Kinder viel Druck und Stress spüren, lassen sie das gerne an Schwächeren ab. Ich versuche, meine Klassen so zu erziehen, dass sie sich gegen Mobber stellen und sie als Gefahr der Klassengemeinschaft sehen. Denn oft kommt man über die Eltern nicht an die Kinder ran. Dann klappt das über die Mitschüler.

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Das ist eine gute Aktion und müsste eigentlich zum Pflichtprogramm gehören.

Es ist so ein vielschichtiges Problem, dass es nicht *nur* an den Eltern liegen kann.

Stille Mitläufer *tun* letztlich nichts (müssen auch keine Konsequenzen befürchten), verschaffen dem Haupttäter aber viel Macht.

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Das was du beschreibst ist ja kein neues Phänomen. Das gab es schon zu unserer Zeit und auch zu Zeiten unserer Eltern.
Nicht umsonst gibt es den Spruch "Kinder können so gemein sein!"

Ich glaube, dass die Erziehung im Umfeld Schule ganz wenig Rolle spielt.
Da spielt viel mehr der Charakter und vor allem die Gruppendynamik mit rein. Und gerade die ist nicht zu unterschätzen.
Teil von etwas größerem sein, zusammenhalt durch ein gemeinsames Ziel usw.

Da hilft vor allem Leute vor Ort, die bescheid wissen. Die Sache im Blick haben und zeitig eingreifen.

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Nein es gehören alle dazu, denn wenn Erzieher und Lehrer nicht genau hinschauen und suggerieren die 'Spielchen' seien ok fördern sie dieses Verhalten.