Bewusst gegen ein hauskauf entschieden Erfahrungen

Hallo

Wollte mal eure Erfahrungen hören, bzw warum habt ihr euch gegen ein hauskauf entschieden. Mein Mann und ich überlegen schon länger ein Haus zu kaufen, nur mittlerweile bin ich gegen ein Hauskauf. Es hat mehrerer Gründe zb. Gebunden an die Bank, man ist nicht mehr so flexibel, natürlich auch große Angst, wir sind beide keine Handwerker usw
Was habt ihr für Erfahrungen?
Lg

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Meine Erfahrungen sind eher theoretischer Natur, aber ich bin Immobilienkauffrau und kenne damit die Rahmenbedingungen und den Markt ganz gut. Kürzlich habe ich meine Bruder auch noch dahingehend beraten. Man sollte auf jeden Fall bedenken, dass höchstens (!) ein Drittel des Gesamtnettoeinkommens monatlich für das Haus aufgewendet werden sollte. In diesem Drittel ist nicht nur der Kapitaldienst (sprich Zinsen und Tilgung) zu berücksichtigen, sondern auch sämtliche Betriebskosten, öffentliche Abgaben und eine angemessene Instandhaltungsrücklage für wenn mal etwas kaputt geht (eine Dachsanierung o.Ä. geht leicht mal in den höheren 5stelligen Bereich und es gibt auch Dinge, die nicht aufschiebbar sind, weil eine rechtliche Verpflichtung besteht, sie innerhalb einer bestimmten Frist instandzusetzen). Eigentum verpflichtet, sagt man so schön. Außerdem galt mal als Faustformel, dass 20 bis 30 Prozent der Kaufsumme, was zumeist der Anzahlung entspricht, als Eigenkapital beim Kauf aufbringen muss. Heute reicht, sofern die Sicherheit hoch ist, sprich ihr seid beide in unbefristeten Arbeitsverhältnisses, vllt sogar verbeamtet und auch mit einem Gehalt ist der Kredit locker bedienbar, wenn man die Kaufnebenkosten sofort hinlegen kann, je nach Bundesland sind das so 6 bis 10 Prozent der Kaufsumme.
Dann ist noch zu unterscheiden zwischen bauen oder kaufen. Bauen ist auch psychisch nervenaufreibend, Kaufen sollte man nur nachdem ein Gutachter das Objekt gesichtet hat, weil ihr als Laien Mängel nicht unbedingt erkennen würdet.
Euer Alter spielt eine Rolle. Seit ihr über 40 macht der Kauf schon keinen Sinn mehr, sofern ihr nicht in der Lage seid, die Finanzierung nur über 15 bis 20 Jahre laufen zu lassen. Sie muss so oder so bis vor dem Renteneintritt abgeschlossen sein.
Ein weiteres Thema ist die Wertentwicklung. Derzeit steigen vielernorts die Immobilienpreise und der Zinssatz ist (noch) niedrig. Ein Pro-Faktor kann (muss aber nicht) sein, dass das Haus was ihr jetzt kauft in 30 Jahren das doppelte wert sein könnte. Das kann sich aber in einem so langen Betrachtungszeitraum auch komplett umkehren.

Fazit: Es gibt gefühlt Trillarden Dinge zu beachten 😃 wenn ihr ein konkretes Objekt im Auge habt, ist es auf jeden Fall sinnvoll sich ausgiebig beraten und das durchrechnen zu lassen. Wenn ihr zumindest schon eine Bank im Hinterkopf habt, mit der ihr finanzieren würdet, könnt ihr Euch aber auch mal theoretisch beraten lassen. Dann wisst ihr, welche Kreditsumme euch zur Verfügung gestellt würde und was damit möglich ist (man muss berücksichtigen, dass Banken nicht den Marktwert besichern, sondern nur den Verkehrswert, der sicher auch bei Marktveränderung erzielt werden kann). Alles andere muss selbst gezahlt werden.

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Mensch jetzt tun mir die Finger weh, aber ich hoffe es bringt dich ein bisschen weiter.

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Selten habe ich so eine gute Antwort zu dem Thema gelesen #pro

Vielleicht sollte Urbia die ganz oben festpinnen, die Frage kommt ja doch sehr häufig.

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Wir haben uns gegen Eigentum entschieden.
Wir leben in einer Großstadt. Immobilienpreise sind extrem hoch und wir haben nie etwas gefunden, was uns wirklich gefallen hat. Bei Mietobjekten war das anders. Wir wohnen in einem tollen Stadtteil, haben ausreichend Platz (sind nur zu dritt) und Garten. Wir können sehr viel „sparen“ und legen das Geld u.a. in Aktien an. Da ist schon einiges zusammengekommen. Ich schließe nicht aus, das wir im Alter nochmal was Kleineres, Eigenes kaufen. Aber da wir einfach keine Lust haben, uns andauernd mit Sanierung etc zu beschäftigen, müsste es etwas Neueres sein. Vielleicht bleiben wir aber auch einfach Mieter.
Hätte ich 3-4 Kinder und würde woanders wohnen, hätte ich natürlich anders entschieden.
Wie oben schon geschrieben wurde: Lasst euch gut beraten. Wir haben leider in der Familie einen Fall, die haben sich mit dem Haus total übernommen. Jetzt müssen beide mit 4 Kindern voll arbeiten, Urlaub ist nicht drin, Hobbies dürfen nichts kosten. Und vor allem fehlt Zeit für ein schönes Familienleben. Das würde ich mir für Eigentum nicht antun.

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Hallo

Nebst dem finanziellen Minimum, was meine Vorschreiberin bereits erläutert hat, ist meiner Meinung nach auch der Mindset wichtig. Bis zu einem gewissen Grad sollte man selbst bei der einen oder anderen Reparatur-Sache Hand anlegen wollen, Verantwortung übernehmen für sein Eigentum, es hegen und pflegen. Auch wenn keine Wertsteigerung angestrebt wird, sollte man eine Wertverminderung durch Vernachlässigung verhindern. Dieser Mindset fehlt mir ein wenig bei euch. Kann aber auch sein, daß ihr es aus der Mieterposition heraus gerade für bequem betrachtet und den Umzug, die Verantwortung für das Eigene scheut. Auf jeden Fall solltet ihr euch klar machen, weshalb ihr eine Immobilie besitzen wollt.

Wir bauten ein Haus. Der Wert ist seitdem gestiegen. War damals ein Neubau, also bis jetzt kaum mehr Kosten als zu Miete, u.a. dank neuen Heizungsanlagen, Elektrogeräten usw. Dach, Isolation usw. sind keine Themen, auch die nächsten Jahre nicht. Ich trage die Kosten für dieses Haus sehr gerne und bin froh, daß ich mein Geld in etwas Eigenes hineinstecke und bei dem ich flexible Gestaltungsmöglichkeiten habe. Und wenn beim Verkauf dann noch etwas Gewinn rausspringt, umso besser.

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Hausbau stand mal kurz zur Debatte, aber ohne viel Eigenmittel und Ausfall meines Gehaltes durch die Karenzierungen hätten wir Jahre auf sehr sparsamen Fuß leben müssen.
Nö, da haben wir lieber mehr Geld zur Verfügung und nur eine Mietwohnung in der nicht soviel Arbeit anfällt wie mit einem Haus mit Garten usw.
Wir hätten dann nur noch für ein Haus gearbeitet und kaum Geld für andere Dinge gehabt. Ich lebe nur einmal und das sicher nicht für ein Haus.
Unsere Miete ist deutlich günstiger als die Rate für ein intaktes Haus.
Mein Mann wäre zwar handwerklich begabt, aber deshalb etwas Sanierungsbedürftiges günstig zu kaufen um dann erst wieder Zeit zu investieren, war es uns nicht wert.
Wir haben keine Schulden, wir schlafen gut und es gefällt uns hier. Also wir bereuen nichts, denn mittlerweile wären wir auch noch zu alt für einen Hauskredit.

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„Ich lebe nur einmal und das sicher nicht für ein Haus.“

Genau so empfinden mein Mann und ich auch. Für viele scheint es gesetzt, dass man einfach Eigentum erwirbt und es wird ausgeblendet, welche Einschränkungen damit einhergehen.

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So sehe ich das auch.

Hat man genug Geld und es geht sich locker aus spricht auch nix dagegen. Ich hätte mich nur wohl gefühlt, wenn jeder von uns die Rate im Notfall auch alleine hätte tilgen können. Das hätten wir mit dem Gehalt meines Mannes gerade noch hinbiegen können, aber nicht ohne Abstriche.
Mit meinem Gehalt hätte ich es nie geschafft.
Das war mir bzw. uns mit zu hohem Risiko verbunden. Denn es hätte nichts passieren dürfen.

Klar könnte man im Notfall auch verkaufen.
Aber ob man dann mit 0 aus der Sache raus kommt ist fraglich.

Viele Paare trennen sich. Keiner kann das Haus alleine halten. Verkauft wird auch nicht aus Sturheit... Und die Schuldenfalle dreht sich immer weiter. Nein danke.

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Hier nochmal eine andere Meinung. Wir haben vor 14 Jahren gekauft. Damals noch ohne Kinder und konnten somit gut tilgen. Jetzt zahlen wir nur noch wenig, so dass trotz immer mal anfallender Erneuerungen ordentlich Geld überbleibt. Für den Kredit werden monatlich 300€ fällig. Große Wohnungen gibt es hier kaum und wenn dann nicht unter 1500€. Dafür haben wir Garten und eine schöne gewachsene Siedlung, in der sich die Kinder frei bewegen können. Gerade in Coronazeiten waren wir heilfroh, dass wir uns so entschieden haben. Und wirklich sämtliche Bekannten/ Freunde mit Kindern in Wohnungen hätten viel lieber ein Haus mit Grundstück.

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Bei so einer möglichen niedrigen Tilgung finde ich einen Kauf völlig nachvollziehbar! Hier in der Stadt zurzeit undenkbar, außer man hat schon eine halbe Million als EK. 😊
Garten haben wir bei einer Mietimmobilie auch. Auch da stimme ich zu: Wollte ich -vor und während Corona- vor allem mit Kind nicht drauf verzichten.

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Wir sind ehr die Gegenseite, wir wohnen auch In einer sehr teuren Grossstadt, eine vergleichbare Wohnung könnten wir uns nicht mal im Ansatz leisten. Wir hatten einiges an Eigenkapital und mussten somit nur einen kleinen Kredit aufnehmen. Im Moment zahlen wir für diesen 500€ im Monat, unser Nachbarhaus wurde gerade für knapp 3.000€ pro Monat vermietet, für uns war der Kauf ( vor 3,5 Jahren) also eine gute Idee. Bis zum Renteneintritt ist das Haus locker abbezahlt ,denn mit unserer zu etwartenden Rente könnten wir hier keine Miete zahlen.

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Wir fallen da etwas aus dem rahmen, weil ich bereits ein haus habe, das aber so weit weg ist, dass wir derzeit nicht darin leben. Wir wollen es dann aber in der rente bewohnen, das heißt die Absicherung für später ist dadurch da.

Zusammen jetzt (noch) etwas kaufen/bauen in dem wir auch gleich leben könnten, wollen wir nicht und haben uns ganz bewusst dagegen entschieden. Zum einen deshalb, weil wir in einer Gegend wohnen, in der die Immobilienpreise momentan einfach völlig krass sind und wir wollen nicht beide vollzeit mit kleinen Kindern arbeiten müssen, damit wir den kredit abbezahlen können und dann trotzdem kein leben sonst haben, weil am ende des Monats nichts mehr übrig bleibt und das für die nächsten 30 jahre. Wir wollen lieber nicht vollzeit arbeiten müssen, um zeit für kinder zu haben. Wir wollen reisen.

Wir wollen uns auch nicht final an einen ort binden, weil wir nicht in einem Ort so verwurzelt sind, dass klar ist, dass wir von dort nicht weggehen, im Gegenteil: wir sind vor 4 jahren in einen anderen Landkreis gezogen und beabsichtigen einen neuen umzug in der nächsten zeit in wieder einen anderen Landkreis.

Außerdem wollen wir flexibel auf etwaige finanzielle Schwierigkeiten reagieren können. Es kann passieren, dass mal einer arbeitslos wird und auch Krankheiten kann man leider nicht ausschließen. Dann wollen wir die Möglichkeit haben, die Mietwohnung zu kündigen und etwas kleineres, günstigeres zu mieten ohne dass wir vor einem riesigen kredit stehen, den wir erst mal irgendwie regeln müssen.

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Hi,

wir haben lange überlegt ob oder ob nicht.
Mittlerweile haben wir uns für nicht entschieden und diese Entscheidung hat sich für uns schon als richtig rausgestellt.
Mein Mann ist gegen Gräser allergisch 🤷🏻‍♀️... blöd für Rasen mähen. Einen Garten würden wir gut nutzen, viel selber anbauen. Nur haben wir reichlich andere Hobbys die uns auch wichtig sind.
Ich bin letztes Jahr zum Beispiel komplett ausgefallen und hätte nichts machen dürfen im Garten. Selbst im Haushalt gab es viele „nein das darfst du nicht“ Aufgaben.

Nun, wir haben eine tolle große Wohnung und ziehen auf dem Balkon und den Fensterbänken Gemüse. Nächstes Jahr wird das noch ausgeweitet 😉. Zur Not können mein Mann und die kleine das auch ohne mich bewirtschaften.

Finanziell könnten wir das stemmen, wollen es aber nicht. Handwerklich sind wir beide nicht ungeschickt. Ich habe eine handwerkliche Ausbildung und durch meine Kollegen kenne ich für so ziemlich jedes Gewerk gute Firmen. Daran läge es bei uns nicht.

Grüße Anorie

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Wir haben uns dagegen entschieden und ich war und bin immer noch froh.
Wir hatten immer eine Wohnung, die zu uns passte.
Am Anfang ein Appartement in der Innenstadt.
Später mit Kind und Hund eine große Wohnung mit Garten am Stadtrand.
Als unser Sohn auszog und mein Mann krank wurde, sind wir wieder in eine kleinere Wohnung gezogen,
So günstig, dass wir uns einen Gärtner leisten konnten.
Um alle Probleme rund ums Haus hat sich unser Vermieter gekümmert.
Das ist praktisch.
Mein Mann ist jetzt tot und ich kann mir auch alleine die Wohnung locker leisten.
Evtl. ziehe ich noch ein Mal in eine Seniorenwohnung mit Hausmeister um.
Früher war es so, dass man, wenn man im Rentenalter das Haus abbezahlt hatte , günstig wohnte.
Das ist heute durch die hohen Nebenkosten nicht mehr der Fall.
Dazu kommt, dass dann wieder hohe Kosten an Erhaltung auf einen zu kommt.
Und auch die viele Arbeit, die man im und ums Haus hat.
Ich kenne mehrere, die in meinem Alter ( fast 70)ihr Haus verkauft haben, oder damit liebäugeln.

Eva

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>>>Ich kenne mehrere, die in meinem Alter ( fast 70)ihr Haus verkauft haben, oder damit liebäugeln.<<<

Ist doch toll, so habe ich das auch gemacht (mit Ende 50), wohne jetzt allein in einer Mietwohnung und habe ein richtig gutes Polster auf der Bank.

Passt doch genau zu deiner Aussage >>>Wir hatten immer eine Wohnung, die zu uns passte.<<< nur mit dem Unterschied, dass ich nicht jahrzehntelang Geld an Miete verpulvert habe, das jetzt einfach "weg" ist.

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Das finde ich klasse. Leider ist es in meinem Umfeld anders: Eltern, Schwiegereltern, Eltern von Freunden wohnen in zu großen Häusern, die nicht altersgerecht sind und zuviel Arbeit verursachen. Aber ausziehen aus dem „Lebenswerk“ mag man nicht, auch, wenn fast nur noch darüber gejammert wird...
Insofern wünsche ich Ihnen, dass sie nach diesem sinnvollen Schritt jetzt noch viele entspannte Jahre „Geld für Miete verpulvern“ können. 😉