Eltern mit Sucht -Vergangenheit?

Hallo,
Ich habe keine direkte Frage, mich würde nur interessiert, ob es hier Menschen in einer ähnlichen Situation gibt und wie sie damit umgehen und ihr Leben "danach" Leben.
ich bin Mitte 30 und war vom Ende der Teenie Zeit bis Mitte 20 Suchtkrank ( Opioide). Nach (dem zweiten) Entzug habe ich den Absprung geschafft und mein Suchtmittel komplett hinter mir gelassen. Erstaunlicher Weise ist mir das dann nicht mehr schwer gefallen, das Verlangen war einfach weg, ich wollte und will so ein Leben nicht mehr führen.
Inzwischen bin ich glaube ich eine ziemliche "Durchschnittsmama" mit Mann, Job und bald auch Eigenheim. Aber die Folgen spüre ich bis heute. Vor allem :
Physisch: ich muss mit sämtlichen Genussmitteln extrem vorsichtig sein. Nach dem Entzug habe ich geraucht wie ein Schlot. Das hab ich zum Glück in den Griff bekommen. Zucker war auch schwierig aber hängengeblieben ist hauptsächlich Kaffee in großen Mengen. Selbst beim Sport muss ich aufpassen, dass ich nicht über die Stränge schlage.
Beruflich: tja, da fehlen mir die wichtigen Jahre. Ich hab zwar durch Glück einen ganz guten Job, bin aber durch fehlende Ausbildung sehr an den Betrieb gebunden. Außerdem fühle ich mich nicht komplett Leistungsfähig, 40 Stunde würde ich glaube ich nicht schaffen. Es ist ja nicht nur die Sucht, sondern auch die psychischen Probleme die dazu geführt haben. Außerdem brauche ich viel Zeit um "runterzukommen"
Sozial: ich fühle mich keiner Personengruppe zugehörig. Bei Menschen mit sehr gradlinigem Lebenslauf fühle ich eine Mischung aus Unterlegenheit aber auch Langeweile. Den Kontakt zu anderen Ex- Süchtigen meide ich ebenfalls, kann sehr deprimierend werden.
Ich habe ein paar wenige, aber sehr gute Freunde, meide jedoch neue Bekanntschaften. Am liebsten sind mur Menschen, die auch einiges durchgemacht haben.
Also, das ist mein Leben danach, würde mich über andere Erfahrungen und vielleicht auch Ratschläge freuen.
Liebe Grüße

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Das wolfs im schafspelz Gefühl nenne ich das. Ja man fühlt sich seltsam.
Aber es ist zu schaffen auch wenn es krass ist das andere Leben zu kennen. Respekt vor deiner Leistung!

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Bei mir war es etwas anderes, aber auch eine Sucht. Mit 14 angefangen, mit 20 alleine runtergekommen davon und jetzt Mama von 2 Jungs, verheiratet und fest im leben.

Ich habe auch ein paar eenige aber gute Freunde. Aber das ist meiner Meinung nach wichtiger als viele Bekanntschaften

Es ist mein Leben gewesen, ein Teil von mir, und etwas, dass man stolz sein kann hinter sich gelassen zu haben.

Das mit der arbeit kenne icj so auch. Psychische Probleme ebenfalls. Aber ich schaffe es für meine Kinder.

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Hast du denn auch eine Therapie gemacht? Also die Ursache wirklich herausgefunden?
Es scheint ja irgendwie noch zu brodeln in dir drin.
Alles Gute weiterhin!

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Ich würde weiter Kontakt zu Personen mit vermeintlich geradlinigem Lebenslauf intensivieren. Oft weiss man ja gar nicht, was die Personen schon alles durchhaben, sowas erzählt man sich ja nicht mal beim ersten Treffen.
Ich denke dass viel mehr Menschen schon einiges in ihrem Lebem durchgemacht haben als du denkst. Sicher wird nur ein Teil davon Suchtkrankheiten sein.
Aber dass andere Menschen z.B. immer noch Probleme mit gewaltätiger Partnerschaft, Missbrauch/Vernachlässigung in der Kindheit, Tod von Nahestehenden, psychischer Krankheit mit sich herumtragen ist denke ich eher die Regel als die Ausnahme.
Mein Lebenslauf ist auch 1a, trotzdem war ich schon in der Psychiatrie und musste mehrere Therapien machen, weil ich psychisch krank war und auch heute noch kämpfen muss. Natürlich erzähle ich sowas nur sehr wenigen Freunden.
Von anderen Freundinnen weiß ich z.B. von Alkoholabhängigkeit, Essstörungen, Medikamentenmissbrauch, Vernachlässigung als Kind, Gewalt in der Partnerschaft, Suizid im Verwandtenkreis, psychischen oder lebensbedrohlichen Krankheiten, tödlichem Unfall des Geschwisterkindes ....

Das sind alles Leute "die es geschafft haben". Man würde ihnen nichts ansehen, im Lebenslauf auch nicht immer was finden.
Trotzdem müssen die bis heute auf der Hut sein, sind anfällig für z.B. Suchtverhalten, Depressionen, Gewalt, ....
Also ich denke es gibt viele Leute die mehr mit dir gemeinsam haben, wenn vielleicht auch durch andere Erlebnisse/Krankheiten.