Distanzierte Vater - Tochter Beziehung

Hallo!

Meinen Vater lernte ich mit 14 Jahren "kennen", nachdem ich mich das erste Mal bei meiner Mutter durchsetzen konnte. Ich wollte nur wissen, wo komme ich eigentlich her?

Ich bin aufgrund einer schweren traumatischen Kindheit und Jugend seit Jahren in psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung. (ua. Wiederkehrende Depressionen, instabile Persönlichkeit, nähe-Distanz probleme, Angststörungen..... Also eine menge an Arbeit die vor mir liegt)

Wie ich von ihm erfuhr, hatte meine Mutter ebenfalls eine psychische Erkrankung.

Nun ist es so, dass mein Vater mir per whatts app Ende Januar mitteilte, dass er mit seiner Frau den letzten Lebensabschnitt plant und es in unserem Dorf schöne Häuser gibt und er bei der Renovierung unseres Hauses helfen könnte.

Ich ziehe mich seitdem zurück, meide den Kontakt zu ihm.

Er weiß weder wie es mir psychisch geht (dass ich an alledem leide) noch dass ich froh bin dass mehrere hundert km Entfernung zwischen uns liegen. ( ich in Österreich, sie in Deutschland)

Ich habe mich immer gefreut wenn sie 2 - 3 mal im Jahr zu Besuch kamen, aber noch mehr freute ich mich wenn sie wieder fuhren.

Ich muss mich allgemein von sozialen Kontakten sehr zurückziehen, manchmal wird es mir zu viel wenn Besuch da ist und ich sondere mich ab, ertrage Niemand anderen in der Nähe.

Aber bei meinem Vater ist es besonders schlimm. Im Grunde hat er mich nur gezeugt, war aber nicht für mich da als ich ihn gebraucht hätte um nicht in dieses Loch zu rutschen.

Ich bin verärgert darüber, dass er mit seiner Frau über meinen Kopf hinweg entscheidet und schon gar nicht will ich, dass er in die Nähe zieht und das horrorszenario dass er jeden Tag da ist, wahr wird.

Nur.... Wie sage ich ihm das? Per whatts app und Telefonat ist keine Option. Per Brief sehe ich keine unmittelbare Reaktion.

Warten bis corona vorbei ist und beide einladen um mit ihnen klar Text zu reden? Ich werde 30 und verhalte mich leider wie ein teenager.

Und ich habe angst, ihnen das mitzuteilen. Nicht ernst genommen zu werden, wie jahrelang von allen anderen.
Nicht verstanden zu werden.
Ich brauche soviel Distanz.

Das musste ich mir wohl nur mal von der Seele schreiben, danke dafür.

Die_Tochter

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Wenn du nicht willst, dass er in deine Nähe zieht, solltest du es ihm aber bald mitteilen, am besten telefonisch oder, wenn dir das unangenehm ist, über WhatsApp.
Möglicherweise ist er ja schon an einem Projekt dran. Wenn er einmal ein Haus gekauft hat, kannst du schwerlich verlangen, dass er es sofort wieder verkaufen muss.

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Sie kann auch so nicht verlangen, dass er nicht in ihre Nähe zieht. Wo kommen wir denn bitte dahin? Keiner hat einem vorzuschreiben wo man lebt.
Wenn der Vater ins Dorf ziehen möchte, muss die TE halt wegziehen so einfach ist das

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Sie kann es ihm nicht verbieten, das stimmt schon. Aber vielleicht will er ja deswegen in ihr Dorf ziehen um ihr nahe zu sein? Da wäre es schon gut zu wissen für ihn, dass sie das gar nicht will.
Wenn er nicht wegen ihr hinzieht, sondern weil es ihm dort so gut gefällt, wird sie ihn klarerweise nicht hindern können.

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Ganz ehrlich. Deine Probleme in Ehren, aber Du hast nicht das ganze Wohngebiet das Dorf oder die Stadt gekauft in der du lebst. Er kann und wird mit seiner Frau selber entscheiden, wo er leben will und wird und Du hast ihm da gar nichts vorzuschreiben. Wenn er dort leben will, soll er doch. Das ist doch nicht deine Entscheidung.

Davon abgesehen, ist es immer noch deine Entscheidung wie viel Kontakt du zu ihm hast. Wenn du nicht mehr Kontakt haben willst, dann wirst du ihm halt sagen müssen, dass du nicht so der Typ für zahlreiche soziale Interaktionen bist und wenn du das nicht drauf hast, dann hast Du halt oft was anderes vor.

Und jetzt mal ehrlich, stören dich alle anderen Leute in deiner Nachbarschaft die ganze Zeit? Wohl eher nicht. Glaube bitte nicht, bloß weil ihr Kontakt habt und Du seine Tochter bist, dass er nicht sein eigenes Leben haben wird. Er hat vorher auch ohne Dich gelebt. Besuch haben ist doch was anderes als dort leben. Er wird sein eigenes Bett haben in seinem eigenen Haus und ihr werdet keine Notwendigkeit haben 24/7 mehrere Tage zu verbringen, weil dann jeder wieder in sein Häuschen in sein Bettchen gehen kann. Und dann seht ihr euch eben ab und zu auf eine Tasse Café und Kuchen. Lächeln, Smalltalk. Tschüss

Wo ist das Problem? Insbesondere dir schadet ein bisschen Rückhalt vielleicht nicht.

Bleib cool und mach bitte deine Therapien weiter.

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Arbeitet dein Therapeut systemisch? Dann könnte er doch die beiden mit einbeziehen und ihr sagt es ihnen persönlich - bzw. notfalls online per Videocall... du solltest dich schützen und früh genug Grenzen setzen, aber dein Vater scheint sich nun kümmern zu wollen und wer weiß wie es damals alles für ihn war.. ich möchte ihn nicht in Schutz nehmen, aber vielleicht hat er sich geändert und kann aber trotzdem deine Grenzen akzeptieren. Ansonsten kannst du ihm natürlich nicht vorschreiben wo er wohnen soll. Vielleicht brauchst du ihn aber doch nochmal in deinem Leben?
LG

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Du solltest vielleicht deinen Vater mit zu einer Therapie Stunde mitnehmen. Vielleicht bringt du dort den Mut auf deine Gedanken für ihn in Worte und zu fassen. Ansonsten finde ich die Idee mit dem Brief keine schlechte Idee, vielleicht mit deinem Therapeuten zusammen an einem zu arbeiten.

Am Ende lebst du dein eigenes Leben und musst dich nicht um die Entscheidungen anderer kümmern. Auch deine Eltern haben ihr Leben und du deines.. Das muss man nicht zusammen leben.

Jeder ist seines Glückes Schmied. Manchmal hilft dabei Abstand zu seiner ursprünglichen Familie zu nehmen und mit sich im reinen zu werden. Du bist nicht schuld an dem was dir als Kind passiert ist, das waren die Entscheidungen deiner Eltern an denen du nun mal keinen Einfluß hattest.

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Hallo,
da er dir per WhatsApp mitgeteilt hat, dass er in dein Dorf ziehen möchte, fände ich es auch völlig okay ihn anzurufen, um ihm mitzuteilen, dass er das bitte nicht für dich, sondern wirklich nur für sich selbst tun soll. Ich würde ihm sagen, dass du es schön findest, lockeren Kontakt zu ihm zu haben, dass DU mehr aber wirklich nicht möchtest, weil viel zu viel passiert ist oder einfach zu wenig von ihm in der Vergangenheit kam. Der Rest ist dann natürlich erst mal seine Entscheidung. Wie viel Kontakt ihr dann letztendlich habt, ist aber ja zum Glück nicht seine alleinige Entscheidung, sondern auch deine. Wenn Du Freiraum und Ruhe brauchst, dann nimm dir die Zeit. Du bist ihm da ja zu nichts verpflichtet. Mir wäre es ganz wichtig, ihm einmal mitzuteilen, dass du nicht mehr Kontakt möchtest, sondern es gut findest, wie es ist. Sonst heißt es hinterher noch, nur für dich sind wir ... und haben wir...! Sag es ihm doch einfach höflich und freundlich, er wird es verkraften müssen, besonders bei eurer Vergangenheit. Und wenn er dann doch her zieht, weißt du zumindest, du hast ihn informiert und du bist ihm nichts schuldig.

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Hallo!

Ich glaube ich kann dich beruhigen. Manchmal wohnen Menschen sehr nah und sehen sich doch gar nicht oft.

Wir zogen ganz zufällig genau in die Nähe meines Vaters. Ich könnte da 5 Min. zu Fuß hingehen, aber da auch ich ein Mensch bin, der ihn nicht täglich um mich brauch....ich brauche leider auch gewisse Distanz zu ihm, da unser Vater-Tochter Verhältnis einiges an Schaden erlitten hat...hat er irgendwann verstanden, wie ich es "brauche". Und das nur, weil wir jetzt auf der selben Ecke wohnen, man nicht unangemeldet hier rein spazieren muss, wie einem lustig ist.

Manchmal sehen wir uns viele Wochen oder ein paar Monate nicht.

Letzten Endes ist es doch auch gar nicht klar, das er und die Frau genau in deine Nähe ziehen können. Wer weiß, ob genau da ein passendes Häuschen zu finden ist.

Lass es erstmal locker auf dich zukommen und wenn es dann wirklich so eintritt, etwas zu viel für dich wird, lenkst du die Situation.

Lg,

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Hi,
Woher weißt Du, das er nicht 14 Jahre probiert hat, an Dich ran zu kommen?

Du hast Dich gegenüber Deiner Mutter durchsetzen müssen, das Du ihn kennenlernen kannst, das schreibst Du selbst.

Deine Mutter hat Psyschiche Probleme, wie hat sie ihn erpresst, damit ihr euch nicht kennenlernt?

Jetzt fährst Du voll die Psyscho-Schiene.................................

Deine verkorkste Kindheit in allen Ehren, Du arbeitest die auf, wunderbar, wenn der Ort, nicht aus 5 Häusern besteht, werdet Ihr euch vermutlich, nicht viel öfter sprechen, als bisher, nur evtl. 2x die Woche im vorbei fahren grüßen, "müssen", oder halt nicht.

Ich wohne in einem 1100 Seelen Ort, habe meine Schwester seit Anfang Dezember 2x gesehen. Und wir kümmern uns noch gemeinsam um die Eltern. Aber alle Termine gehen über die Eltern.

Schreib es per WA zurück, das sie hoffentlich nicht, wegen Dir in den Ort ziehen werden, weil sie sich verpflichtet fühlen. Spiel mit offenen Karten.

Alles Gute

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Kannst du deine/n Therapeutin/-ten erreichen?
Wenn ja, würde ich das in der Therapie besprechen.

Tipps von Laien bringen nicht viel, wenn es nicht zu deinen Vorbelastungen und zu deiner individuellen Entwicklung passt.

Zudem wäre es interssant, ob er nur deinetwegen dorthin ziehen möchte. Kontakt aufbauen etc.
Oder ob es eher Zufall ist. Er also schon sehr viel früher dort hin ziehen wollte, das geplant hatte und nun eine Pluspunkt sieht, dass es bei dir in der Nähe ist.

Besprich das in der Therapie. Ggf. mit mehreren Sitzungen.

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Hallo,

Mal angesehen von deinen gesundheitlichen Problemen.

Ich lebe mit meinen Eltern, Schwiegereltern, und Geschwistern in einem Ort. Und wir sahen uns teilweise wochenlang nicht. Aktuell haben ich meinen Brüder kleine Kinder (1bis 4) und die Kinder Tränen schon mal nach ihren Cousinen, da sehen wir uns öfters.

Aber als ich noch kinderlos war, haben wir uns nur alle paar Wochen gesehen, Da jeder sein eigenes Leben hatte (Job, Freunde, hobbies etc).

Daher sehe ich das nicht so sehr als Problem. Ich denke eher, dass sich die Geheimnisse und "Lügen" belasten. Vielleicht ist es an der Zeit reinen Tisch zu machen. Denn im Endeffekt hast du keinen Einfluss darauf wo dein Vater lebt, sondern nur darauf wie eure Beziehung ist.

LG Morgain