Meine Tante

Guten Morgen liebe Mitglieder,

ich wollte an der Stelle mal von meiner Tante berichten und fragen, was deren Verhalten für einen Hintergrund haben könnten. Also nicht, wie soll man mit ihr umgehen, sondern WARUM ist sie so drauf, denn einen Sinn hinter alledem kann ich beim besten Willen nicht erkennen.

Meine Tante – schon immer recht eigen und missgünstig - hat sich vor einiger Zeit nach 20 Jahren Ehe scheiden lassen, was alles nicht schnell genug ging. Beide zogen aus der gemeinsamen Eigentumswohnung aus, meine Tante mit den Worten „Endlich raus aus der häßlichen Hütte.“ Diese häßliche Hütte war von ihr stilvoll eingerichtet, dank Putzfimmel auf Hochglanz geleckt, mit Wintergarten und Partykeller… Keine Ahnung daher an was sie sich konkret gestörte hatte. In den folgenden 9 Monaten zog sie beinahe dreimal um, aber irgendwas passte immer nicht. Erst „zuviele Assis im Haus“, dann fehlte der Garten. Zuletzt wollte sie in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer Ursprungswohnung eine BAUGLEICHE, aber ziemlich runtergekommene Wohnung kaufen, welche sie dann „topmäßig herrichten wird“, so das stolze Zitat. Soweit kam es dann allerdings nicht mehr, da sämtliche Familienmitglieder die als Umzugshelfer und Handwerker hätten herhalten können, zwischenzeitlich die Schnauze voll hatten.

Nach der Scheidung berichtete sie ebenso stolz von ihrem neuen Verehrer, einem reichen Geschäftsmann aus England den sie übers Internet kennengelernt hatte mit dem sie dann um die Welt jetten wird, und wir bräuchten dann bei ihr nicht mehr anzukommen. Sie ließ sich plötzlich tatowieren, klebte viel am Handy, regte sich über jeden auf, Ohren auf Durchzug und als Krönung stellte sich der Typ als Scammer heraus.

Wegen diesem Scammer hatten sie sich zuletzt auch mit ihrem Vater ordentlich verkracht, weil der sich natürlich extreme Sorgen machte (vort allem um sein Erbe) und sie zu warnen versuchte. Meine Tante warf ihrem Vater die Schlüssel vor die Füße und verließ mit den Worten „Der Alte kann mir gestohlen bleben“ wutentbrant das Elternhaus und drohte mit einer Anzeige, falls einer von beiden Eltern sich nochmal bei ihr blicken ließe. Als mein Opa dann im letzten Jahre starb (zwischenzeitlich beide halbwegs vertragen), präsentierte sich die Tante überall als Lieblingstochter. Die Streitereinen wurden als alte Kamellen heruntergespielt, bzw. abgestritten. Inkl. Theater beim Erbe auch nur um einen Cent zu kurz zu kommen.

Thema Beerdigung: 3 Termine machte die Familie beim Steinmetz aus um gemeinsam einen Grabstein auszusuchen. Zweimal musste der Termin wegen ihr verschoben werden, beim dritten tauchte sie nicht auf. Am Stein den die Familie am Schluss ohne sie aussuchte, meckerte sie nur herum (Dem hätte der Vater nicht gefallen). Auch dass der Stein VOR der Urnenbeisetzung schon aufgestellt wurde, passte ihr nicht (das macht man nicht). Der Bruder oder irgendjemand anders solle hinfahren und den abddecken. Warum sie das nicht selber machte wo es ihr doch so wichtig war, erschloss sich mir nicht.

Am Leichenschmaus nahm sie auch nicht teil. „Nach einer Beerdigung macht man keine Party.“, so der entrüstete Ton. Tja, alle fanden es toll, meine Oma freute sich auch.

Ihren Ex hielt sie trotzdem an der langen Leine, mit umarmen falls man sich mal mit den gemeinsamen Kindern traf, nannte ihn beim Kosenamen und „kannste mir dann später mal den Garten umgraben“. Mittlerweile hat der eine neue Partnerin und meldet sich auch nicht mehr.

Dazwischen hetzte und schimpfte gegen jeden der gerade nicht im Raum war, echauffiert sich dabei über die lächerlichsten Dinge (die trägt ja die selben Klamotten wie letzte Woche), oder kam mit den hanebüchensten Unterstellungen daher (ihr wollt mir alle nur mein Erbe klauen), wobei sie Tatsachen umdeutet, komplett verdrehte oder schlichtweg erfand. An Familienfeiern nahm sie teil, saß dabei aber entweder nur am Handy, oder in einem separaten Raum und regt sich dort über einzelne Anwesende auf, mit denen sie Tage vorher noch auf best Friends machen wollte.

Mein Vater konnte seine Schwägerin noch nie leiden. Als sie wiedermal bei meinen Eltern war, sich über irgendwelchen Blödsinn lauthals aufregte und meiner Mutter Nerven kostete, reichte es meinem Vater. Er schrie sie zusammen, warf sie aus dem Haus und brach den Kontakt ab. Zur Feier seines 50igsten, lud er seine Schwägerin logischerweise dann nicht mehr ein. Die rief daraufhin meine Mutter an und beschwerte sich bei IHR (!!!!), dass sie nicht eingeladen wurde. Als meine Mutter fragte: „Ja wärst du denn gekommen, wenn wir dich eingeladen hätten?“, antwortete meine Tante: „Nein.“
Also man hätte sie einladen sollen, damit sie absagen kann…

Am nächsten Tag behauptete dann meine Tante, ihre Tochter und ihr neuer Freund hätten sich auf der Feier ja zu Tode geschämt, wie wir doch alle mit der Tante umgehen würden. Beide waren übrigens die ersten die da waren, packten überall mit an und gingen als letzte. Der Freund fand die Feier toll, umarmte meine Mutter beim Abschied und meinte er freue sich schon auf die Nächste. Also keine Spur von Scham.

Mittlerweile ist sie recht isoliert und hält den meisten Kontakt zu ihrer jüngeren Tochter, die durch den neuen Freund aber jetzt auch keine Lust mehr auf die ständigen Besuche hat. Auch meine Mutter schraubte den Kontakt auf Sparflamme herunter.

Wie bereits geschrieben kann ich in den ganzen Aktionen keinerlei Sinn und Zweck erkennen, außer dass kaum einer mit ihr redet und sie die eigenen Kinder zwischenzeitlich vergrault hat. Hauptsache meckern scheint hier die Devise zu sein und wenn man die bewussten Situationen selber noch provoziert.

Kennt sich da jemand einen Reim drauf machen?