Vater zeigt kaum Interesse

Hallo,

unser Sohn wird bald zwei Jahre alt und sein Vater zeigt kaum Interesse an ihm.

Mein Mann hat eine schwere Zeit durchgemacht. Die zweite Hälfte der Schwangerschaft mit unserem Sohn war von der Krankheit seiner Mutter geprägt. Vier Monate nach der Geburt ist sie verstorben, der Vater meines Mannes ein halbes Jahr später durch Suizid.

Sie waren noch nicht alt und zu seiner Mutter hatte mein Mann ein sehr enges Verhältnis.

Ich habe versucht, ihn so gut es ging zu unterstützen. Ich habe keine Erwartungen an ihn gehabt und keine Forderungen gestellt, was dazu geführt hat, dass ich mich vor allem im ersten Jahr praktisch alleine um unser Kind gekümmert habe.

Seitdem bringt sich mein Mann ein, wenn ich ihn darum bitte. Und wenn es möglich ist, übernimmt er eine andere Aufgabe, die nichts mit unserem Kind zu tun hat, zB. habe ich ihn heute gefragt, ob er mit unserem Sohn spielt, während ich einkaufen gehe. Er meinte dann: "Ich gehe einkaufen. Bleib du bei ihm." Gestern war es das gleiche mit der Wäsche. Ich diskutiere in solchen Situationen nicht mit ihm, weil unser Kind das ja mitbekommt und sonst das Gefühl hat, dass wir beide lieber etwas anderes machen als Zeit mit ihm zu verbringen. Als ich meinen Mann mal darauf angesprochen habe, meinte er, dass unser Sohn doch sowieso lieber mit mir spielt. Ja, weil er es gewohnt ist. Das habe ich meinem Mann dann auch gesagt und dass sich das ändern kann. Er sagt in solchen Situationen: "Später, wenn er größer ist, lass ihn doch jetzt."

Morgen- und Abendroutine übernehme ich. Einmal hat mein Mann versucht, unseren Sohn ins Bett zu bringen, aber unser Sohn hat nur geschrien, bis mein Mann ihn mir gebracht hat. Als ich ihn später gefragt habe, ob er es noch mal probieren wolle, hat er abgelehnt. Es würde wieder so ein Desaster werden. Wir haben es einmal auf meine Bitte hin zusammen versucht, aber das hat nicht so richtig geklappt und irgendwann ist mein Mann raus gegangen. Erst danach ist unser Sohn zur Ruhe gekommen.

Wenn er tatsächlich mal nach unserem Sohn guckt, beschäftigt er sich nicht wirklich mit ihm, sondern erledigt nebenbei grundsätzlich etwas anderes.

Wenn ich meinen Mann konkret frage, ob er sich einbringt ("Kannst du ihm das Buch vorlesen?", "Möchtest du mit uns mit Fingerfarben malen?" ...), findet er fast immer eine Ausrede oder setzt sich ganz kurz dazu, bevor er sich wieder zurückzieht.

Ein paar mal waren wir zusammen auf dem Spielplatz, aber da setzt sich mein Mann dann auf die Bank und schaut auf sein Handy, während ich mit unserem Sohn spiele.

Manchmal denke ich, dass er es einfach verpasst hat, eine Bindung zu ihm aufzubauen und es jetzt aus irgendwelchen Gründen nicht schafft, das nachzuholen.

Ich bin nicht überfordert mit unserem Sohn oder habe das Gefühl, dass ich mehr Unterstützung bräuchte. Aber ich finde es sehr schade für die beiden.

Muss ich mich damit abfinden oder kann ich noch irgendwas versuchen, um die Situation zu verändern?

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Mir scheint es schwierig, dass er da komplett ohne Therapie rauskommt. Wenn er es partout nicht will, dann würde ich ihn auch "reinschubsen".

Das klingt überhaupt nicht nach einer Phase, sondern wirklich danach, dass dein Mann keinerlei Beziehung zu eurem Sohn hat. Geht er auch nie alleine mit ihm spazieren? Hat er nie beim Wickeln geholfen? Nie gefüttert? Nie getröstet? Gar nichts? In so einem Fall kommt eine gute Beziehung NIE von alleine, auch nicht wenn das Kind größer ist. Meine Gastmutter damals hatte eine 9-jährige, die keinerlei Beziehung zu ihrem Vater hatte, obwohl sie im selben Haus lebten und die Eltern eine super Beziehung hatten. Aber er hat viel gearbeitet und sich nie groß um die Kinder gekümmert. Das war halt "Frauensache". Und dann wunderte er sich später, warum seine Tochter nie groß mit ihm spricht. Leider ist das Verhältnis auch heute noch schlecht bzw. einfach nicht vorhanden (sie ist heute 20).

Würde deinen Mann gar nicht fragen, sondern würde einfach sagen: "So, ich hab hier ein tolles neues Puzzle/Spiel, das spielen wir jetzt mal zu dritt. Wir sind ja eine Familie!" und dann zusammen hinsetzen und zu dritt spielen. Damit auch dein Sohn seinen Vater mehr als richtigen Teil der GEMEINSAMEN Familie ansieht und merkt, dass der eben auch da ist und auch mitmacht.

Beim Spielplatz den Papa mit integrieren beim Spielen und sagen: "So, Papa, wir kriegen die Sandburg alleine nicht so hoch gebaut, du kannst das viel besser. Hilf uns mal!" Oder mit dem kleinen Mann spazieren gehen und dann nimmt dein Mann ihn mal auf die Schulter. Oder nähert sich eher so auf körperliche Weise dem Kind. Viele Männer sind mit Worten ja nicht so, sondern drücken sich eher körperlich aus. Er soll mit dem Kleinen (und dir zusammen) toben, fangen, tanzen, hochwerfen, kitzeln usw.

Wenn du einkaufen willst, dann fragst du deinen Mann nicht, sondern sagst einfach: "So, ich gehe jetzt einkaufen. Ihr zwei Männer macht das schon, ihr seid ja groß. Spielt schön!" Und zack, schnell raus aus der Tür. Nicht dich um den Finger wickeln lassen, dass du da bleibst!

Beim Zubettgehen würde ich JEDEN Abend deinen Mann ab sofort mit einbinden. Er soll es erstmal nicht alleine machen, dein Sohn muss sich ja zunächst an ihn gewöhnen. Z. B. könnte Papa ihm die Zähne putzen und du putzt währenddessen deine Zähne und ihr spielt "Wer kann besser putzen?" oder dein Mann putzt deinem Sohn die Zähne und dein Sohn putzt ihm gleichzeitig die Zähne, ebenfalls gleiches Spiel. Und du bist der Schiedsrichter oder so. Alles spaßig aufgezogen natürlich.

Ihr könntet auch probieren, dass das Vorbereiten vor dem Zubettgehen langsam immer mehr dein Mann übernimmt (waschen, Zähne putzen, umziehen) und du erstmal den Vorleseteil übernimmst. Und später könnt ihr dann beginnen, dass du und dein Mann ihn beide ins Bett bringt und abwechselnd vorlest beispielsweise. Es muss ja nicht immer alles hauruck gehen, aber dass beide sich gegenseitig öfter mal ausgesetzt sind und der Teufelskreis so irgendwann gebrochen werden kann.

Dein Sohn muss lernen, dass dein Mann Teil eurer Familie ist und genau so dazu gehört wie du. Und dein Mann muss Stück für Stück auch merken, dass sein Sohn ihn nicht komplett ablehnt. Aber das geht nur, wenn ihr es vorsichtig und in Ruhe angeht.

Alles Gute euch!

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Vielen Dank für deine Antwort. Bei dem Beitrag über dir habe ich gerade noch überlegt, ob es nicht nach hinten losgehen könnte, ihn zu zwingen / mehr Druck aufzubauen, wenn er vielleicht noch gar nicht bereits ist. Aber deine Ausführungen klingen sehr angenehm, nicht zu überfordernd, sondern nach einer sanften (aber bestimmten) Veränderung 👍

Zu deinen Fragen: Er ist noch nie alleine mit ihm spazieren gegangen, auch wenn ich das schon oft vorgeschlagen habe. Er wickelt ihn selten und nur nach Aufforderung. Ich kann das an einer Hand abzählen und mittlerweile ist es auch wieder eine Weile her, weil unser Sohn darauf besteht, von mir gewickelt zu werden und mein Mann dann sagt, er fände es blöd, zu erzwingen, dass er das macht. Gefüttert ganz selten. Mittlerweile isst unser Sohn ja selbst mit uns am Tisch. Aber da bin immer ich verantwortlich, wenn er mehr haben möchte oder bei etwas Hilfe braucht. Mein Mann kümmert sich nur, wenn ich darauf hinweise: "Kannst du ihm noch das und das geben?" Durch die Arbeitszeiten meines Mannes haben wir täglich eine gemeinsame Mahlzeit (Frühstück oder Abendessen). Er versucht manchmal, unseren Sohn zu trösten. Unser Sohn wehrt sich dann aber immer und will sofort auf meinen Arm. Wir halten solche Situationen auch nicht aus, weshalb mein Mann keine Wege findet, alleine damit zurecht zu kommen. Sobald unser Sohn zu mir möchte oder etwas nicht sofort gelingt, bringt mein Mann ihn mir und zieht sich zurück.

Ich finde es auch schlüssig, dass eine gute Beziehung nicht von alleine kommt. In den Augen meines Mannes ist es einfach eine (sehr lang anhaltende) Mamaphase, die wir akzeptieren müssen und irgendwann wird unser Sohn wie durch ein Wunder auch zu meinem Mann ein gutes Verhältnis haben. Wenn ich ihm erkläre, wie unrealistisch das ist, sagt er immer, unser Sohn sei noch so klein, da seien solche Phasen sicher normal, wir sollten Verständnis haben, es würde sich schon noch ändern ...

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Du kannst ja, wenn du deinen Sohn wickelst, den Papa auch immer mal mit dazu rufen und zu deinem Sohn irgendwie sagen: "Schau mal, da kommt der Papa und macht wieder Quatsch." und dein Mann macht lustige Gesichter oder kitzelt den Kleinen währenddessen, sodass er seinen Vater halt langsam immer mehr mit Spaß und Freude verbindet.

Ich finde es immer so traurig, wenn die Papas, obwohl man nicht getrennt ist, trotzdem kein enges Verhältnis zum Kind haben. Bei uns haben mein Mann und ich ALLES 50/50 geteilt. Die ersten zwei Wochen während des Wochenbetts hat beispielsweise nur er gewickelt. Ich hab das erste mal erst gewickelt als Mausi schon 2 Wochen alt war. Ins Bett bringen haben wir bis heute so, dass wir jeden Abend abwechseln: Einer macht die Maus fertig, der andere liest vor. Am nächsten Tag umgekehrt. Das hat schon immer gut geklappt, aber halt auch, weil wir alles immer im Team machen. Nur beim Kochen ist mein Mann eine Niete :-D. Aber man kann ja auch nicht alles können.

Ich denke, es wäre auch gut, wenn du nochmal in Ruhe mit deinem Mann sprichst. Also nicht während des Fernsehens oder so und auch nicht vor dem Kleinen, sondern ganz in Ruhe setzt ihr euch zusammen und du schilderst ihm nochmal, dass du gerne daran arbeiten möchtest, dass die beiden eine Beziehung aufbauen. Dass es mal Mamaphasen oder Papaphasen gibt ist klar, aber bei euch scheint es ja wirklich so zu sein als habe dein Sohn erstmal noch gar keine Beziehung zum Papa aufgebaut. Und gerade in den allerersten Lebensjahren wird die wichtigste Basis gelegt. Alles, was danach kommt, kann die ersten Jahre nicht ersetzen. Ihr seid noch im Rahmen bei einem 2-jährigen und könnt es noch kippen, wenn dein Mann auch bereit ist, sich einzubringen. Frag ihn also in eurem Gespräch, ob er auch bereit ist, die Beziehung zu seinem Sohn zu verbessern. Also ganz klar der Satz: "Bist du auch bereit, die Beziehung zu deinem Sohn zu verbessern?" Ich kann mir kaum vorstellen, dass er da nein sagen wird. Und wenn du das erstmal unter Dach und Fach hast, kannst du ihn auf jeden Fall immer mehr einbinden.

Natürlich kannst du auch mit ihm nochmal zum Thema Therapie sprechen. Aber das würde ich nicht im Rahmen desselben Gesprächs machen. Sonst könnte er sich zu bedrängt fühlen, weil Therapie ja immer super ernst klingt und viele dann zurückschrecken.

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Hallo, es tut mir leid zu hören, was ihr alles durchmachen musstet.

Wie ist denn dein Eindruck von deinem Mann insgesamt?
Ich bin zwar nicht vom Fach, aber für mich hört sich das an, als hätte er den Tod seiner Eltern nicht verarbeitet.

Hat dein Mann mal darüber nachgedacht, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen?

Ohne deinen Mann näher zu kennen, könnte ich mir vorstellen, dass er auch Angst vor der „Zurückweisung“ eures Sohnes hat. Womöglich merkt er selbst, wie unsicher er ist im Umgang mit eurem Sohn. Und das Spüren die Kids ja auch. Und wenn es einem psychisch nicht besonders gut geht, fehlt da auch oft die Kraft, so etwas anzugehen, auch wenn man es gerne würde. Die Hürde erscheint dann aber oft unüberwindbar.

Das sind ein paar Ideen/Ansätze, die mir beim lesen eingefallen sind. Sie sollen nicht entschuldigen, dass dein Mann sich nicht um euren Sohn kümmert, sondern sein Verhalten vielleicht zum Teil erklären.

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Und Er war nicht schon immer so?
Das finde ich wichtig um wirklich einen Rad zu geben.
Er könnte auch einfach noch überlastet sein....

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Ich habe ihn ja nur auf diese Weise als Vater erlebt. Aber ich gehe davon aus, dass er ohne diese Schicksalsschläge unserem Sohn gegenüber anders wäre. Der Plan war es, dass wir beide Elternzeit nehmen. Das haben wir aber verworfen, als seine Mutter die Krebsdiagnose bekommen hat. Er hatte vor, sich einzubringen und er hat sich dieses Kind sehr gewünscht und sich zuerst genau so wie ich über die Schwangerschaft gefreut.

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Ich vermute, dass DU wenig tun kannst. Aber dein Mann, DER könnte was tun.

Ich vermute es wie du. Er hat keine Bindung bisher und findet nun den Einstieg nicht so richtig. Hat dein Mann seine Trauer schon überwunden? Geht es ihm psychisch gut?

WILL er was ändern? Hat aber keinen Mut für den ersten Schritt? Oder erkennt er die Notwendigkeit gar nicht?

Der Bindungsaufbau wird mit der Zeit nicht leichter. Denke ich. Es ist schade, dass dein Mann da wirklich viel verpasst. Aber vielleicht sieht er es gar nicht...

Vielleicht könnt ihr noch mal sprechen. Ganz ehrlich und ohne Vorwürfe! Wo liegen die wahren Probleme?

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Er ist zumindest nicht mehr dauerhaft niedergeschlagen, aber seitdem oft distanziert, vor allem unserem Kind gegenüber. Psychologische Hilfe war mal im Gespräch, aber er hat sich dagegen entschieden.

Leider erkennt er die Notwendigkeit nicht. Er meint immer, sein Verhältnis zu unserem Sohn würde sich mit der Zeit von selbst verändern, wenn unser Sohn etwas älter ist. Er akzeptiert den gegenwärtigen Zustand als Mamaphase unseres Kindes.

Ja, das wäre schön. Das Problem ist, dass mein Mann nur noch selten bereit ist, sich wirklich zu öffnen. Das war vorher und auch noch in der aktiven Trauerphase anders.

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Hallo.
Man da hat er aber echt was mitgemacht. Dass das Spuren hinterlassen hat, ist ja ganz klar. Mein Mann hat seinen sehr geliebten Vater verloren in der frühssw und dann hätten wir nich beinahe das Kind verloren. Es war auch eine harte Zeit für uns, daher kann ich erahnen wie es euch geht.
Kannst du nicht Situationen schaffen, wo er mit anpacken "muss". Oder du seine "Hilfe" brauchst? Zum Beispiel haben wir von Anfang unseren Sohn zu 2 gebadet. Hab einfach von Anfang an erklärt, dass ich das nicht alleine kann. Und ich beziehe meinen Mann auch immer in Entscheidungen ein. Wie zb essen, pflege, spielen.
Kannst du nicht vielleicht etwas spielen oder mit ihm bauen, was du dann plötzlich nicht " kannst" und wo ihr " männerhilfe" braucht?
Ein Haus aus einem Karton. Ich bin nicht so geschickt im malen und basteln, mein Mann schon. Gibt es was, was dein Mann einfach besser kann?
Ansonsten denke ich, das natürlich eine Therapie helfen würde, aber dazu lässt sich mein Mann auch nicht bewegen.
Liebe Grüße

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Da habt ihr ja auch eine schwere Zeit hinter euch.

Das ist eine gute Idee. Ich schau mal, ob mir etwas einfällt. Danke.

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Das klingt tatsächlich so, als wäre da im ersten Jahr etwas schief gelaufen. Hatte dein Mann keine Elternzeit?

Ich kann nur von uns sagen, dass mein Mann bei den Kindern von Anfang an alles mit gemacht hat (bis auf stillen natürlich).
Beim zweiten etwas weniger, da er sich eher auf den Großen konzentriert um alles gut aufzuteilen.
Vielleicht sucht ihr euch eine Beratungsstelle.
LG

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Ursprünglich wollten wir beide Elternzeit nehmen. Als seine Mutter dann erkrankt ist und nicht absehbar war, wie viel Zeit sie noch hat, haben wir uns dafür entschieden, dass nur ich Elternzeit beantrage.

Nach ihrem Tod hätten wir theoretisch versuchen können, das zu ändern. Doch es ging meinem Mann in dieser Zeit sehr schlecht und er hat sich nicht in der Lage gesehen, sich um unser Kind zu kümmern.

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Ah sehe schon. Hm, ok wäre es denn noch möglich für ihn Elternzeit zu nehmen? Finanziell? Vielleicht würde intensive Betreuung das Verhältnis bessern. Kinder sind da sehr schnell drin, wenn man dran bleibt. Du dann nur als stiller Beobachter zu Anfang und später ganz abwesend (in einem anderen Raum beim Zähne putzen oder zu Bett gehen). Als ich bei der Geburt des kleinen im KH war, fragte der große nach mir. Aber er kam damit klar, dass Mama gerade nicht da ist.

Ansonsten ist vielleicht wirklich eine professionelle Beratung der nächste Schritt.
Alles Gute

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Puh, da habt ihr viel durch. Das tut mir sehr leid! Aber "Möchtest du" und "kannst du" sind meiner meinung nach die falschen Ansätze. Besser wäre: "ICH gehe jetzt einkaufen, weil ich an die Luft muss". Er muss lernen mit seinem Sohn umzugehen. Ich würde es mir nicht gefallen lassen dass er es ewig aufschiebt. Er muss ankommen in seinem Leben, bei seinem Kind. Ich würde ihn ruhig ein wenig mehr fordern. Er kann das! Wenn du allerdings das Gefühl hast es geht so gar nichts und er blockt ab wäre eine Therapie meiner meinung nach notwendig. Einerseits um den Verlust der Eltern zu verarbeiten, andererseits um eine stabile Beziehung zum Kind aufzubauen.

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Danke für deine Einschätzung.
Ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist. Ich denke, dass das auch nach hinten losgehen könnte, wenn er das Gefühl hat, dass ich Druck auf ihn ausübe, obwohl er vielleicht nicht bereit ist. Weißt du, was ich meine?
Eine Therapie war mal im Gespräch. Er hat von sich aus überlegt, eine zu machen. Doch sobald es ihm besser ging, meinte er, er würde alles alleine bewältigen.

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Aber vielleicht hast du Recht, denn irgendwie muss sich ja etwas ändern.

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Oh je, so eine harte Zeit 😥 das muss erstmal verkraftet und verarbeitet werden..
Mein Schwiegervater ist vor 1,5 Jahren verstorben und mein Mann leidet immer noch sehr darunter.
Ich denke auch sagen das er sich psychische Unterstützung holen sollte. Vllt steckt eine Bindungsstörung dahinter 🤷‍♀️

Mir fällt ein ganz anderes Beispiel ein..
Meine Stiefmutter hat ihre Tochter alleine groß ziehen müssen, da der Kindsvater früh verstorben ist. Damit die Tochter später nicht leidet wenn auch die Mutter verstirbt, hat Stiefmutter die Tochter eher lieblos groß gezogen.
War natürlich nicht die hellste Idee für die Mutter Kind Beziehung aber sie wollte ihre Tochter somit eigentlich nur schützen.
Nach dem Motto wenn keine innige Bindung da ist dann leidet sie auch nicht..
Heute ist Stiefmutter in psychischer Behandlung weil ihr das Leid tut und sie ein schlechtes Gewissen hat.

Trifft vllt nicht direkt auf deinen Mann zu aber solche Menschen gibt es auch nach solch harten Schicksalsschlägen..

Ich wünsche euch alles Liebe.

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Puh, ja...harter Tobak. Aber ich sage es mal so, es ist der normale Gang, das wir unsere Eltern auf den Friedhof bringen. Wenn man sich damit vorher nie auseinandersetzt, dann ist es ein großer Schock, gepaart mit einer Selbsttötung noch eine Nummer heftiger. Keine Frage, das kann therapiebdürftig werden.
Da hört es dann aber auch schon mit meinem Verständnis für deinen Mann Mann aus. Wenn er so in seiner Trauer feststeckt und damit das Leben (also euer Kind) und die Zukunft so mit den Füßen tritt, dann sollte das klar und deutlich angesprochen werden.
Du wolltest ihn schonen, das war vielleicht ein Fehler, den man dir aber nicht wirklich ankreiden kann. Man tendiert als Außenstehender da halt leicht zu.
Aber jetzt ist wirklich der Punkt gekommen, an dem du sehr deutliche Worte finden solltest. Das muß ja nicht vor dem Kind geschehen.
Die Frage, die niemand beantworten kann, hätte er sich vielleicht auch ohne den Tod seiner Eltern so rausgezogen? Er wäre nicht der erste "Vater", der solches Verhalten an den Tag legt.
Es ist jetzt einfach der Punkt gekommen, das man Tacheles redet. Das er endlich etwas unternimmt. Es ist jetzt einfach Zeit für ihn rauszufinden, was dahinter steckt, mit Hilfe von Fachleuten. Sperrt er sich dagegen, dann hätte das für mich ziemliche Konsequenzen, ich hasse nichts mehr als sich im Selbstmitleid zu suhlen. Ich wäre schon viel früher sehr deutlich geworden. Sein Verhalten hat mit Trauer nichts mehr zu tun, es ist einfach nur unterirdisch.
Will er die Vaterrolle ausfüllen, dann ist er jetzt am Zug (zur Not mit Therapie), keine Ausreden mehr. Und du solltest ihn nicht mehr mit Samthandschuhen anfassen.

Ich schreibe das so deutlich, weil gerade nach dem Tod der Eltern, (neben der Trauer) in mir eine extreme Sehnsucht nach dem Leben aufgekommen ist. Es hat mir deutlich gemacht, wie schnell alles vorbei sein kann. Ich bin nicht das Maß der Dinge, das ist mir klar. Erklärt aber vielleicht, warum ich so wenig Verständnis für deinen Mann habe.

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Er hat sich nie damit auseinandergesetzt, weil er einfach noch (lange) nicht damit gerechnet hat. Seine Mutter hat mit 45 die Krebsdiagnose erhalten und ist mit 46 verstorben. Sein Vater hat sich mit Anfang 50 das Leben genommen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass er sich unter anderen Umständen eingebracht hätte. Er wollte Elternzeit nehmen und hat sich so wie ich auf das Baby gefreut. Bei der Geburt war er 26, jetzt ist er 28 und er hat ein zeitgemäßes Rollenverständnis. Er übernimmt auch mehr im Haushalt, während ich Zeit mit unserem Sohn verbringe.

Das Problem ist, dass er nicht mehr mit mir darüber spricht, was ihn belastet und ich denke auch, dass er sich nicht unbedingt eingestehen will oder kann, dass nicht alles in Ordnung ist.

Unser Sohn lehnt ihn ab? Mamaphase, wird schon vorübergehen.
Er macht wenig mit unserem Kind? Aus Respekt davor, dass unser Sohn lieber Zeit mit mir verbringt.

Das sind seine "Antworten" auf die Probleme, die er nicht sieht.

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Damit du meine Antwort siehst, habe ich einen Account erstellt.

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Hallo,

ich muss mich diva anschließen. Bei allem Verständnis für deinen Mann, er muss sich aus seinem Loch rauskämpfen und das musst du ihm so deutlich sagen.

An einigen Stellen deines Textes klingt es für mich danach, als wäre er (leicht?) depressiv. Das wäre schlimm und mein Mann bekäme in dieser Situation all meine Unterstützung, aber nicht in der Form, dass ich das Leben von ihm fernhalte.

Wenn es deinem Mann nicht gut geht, muss er sich Hilfe holen. Dabei solltest du ihn unterstützen. Das Ziel ist aber, nicht nur, dass es ihm gut geht, sondern euch allen und auch dass er seiner Vaterrolle nachkommt.

LG