Nachzügler mit großem Altersabstand

Hallo ihr Lieben,

vielleicht könnt ihr ein paar Erfahrungen mit mir teilen. Ich habe drei Kinder, 13,11 und 9 Monate alt. Zwischen Kind zwei und drei ist eben ein sehr großer Altersunterschied von 10 Jahren. Die beiden Großen sind aus meiner früheren Beziehung und das Baby von meinem jetzigen Partner. Das Baby war nicht geplant, aber willkommen 😅
Die beiden Großen verbringen ca. 80-90% der Zeit bei uns zu Hause. Haben also sehr viel Interaktion mit dem Baby 👶 Glücklicher Weise haben die Großen sich sehr auf das Baby gefreut, verbringen gerne Zeit mit ihm und sind total lieb zu ihm 😌👍
Ich mache mir trotzdem Gedanken, wie es für alle drei Kinder ist, in dieser Konstellation aufzuwachsen. Wo sind die Gefahren, dass jemand zu kurz kommt? Wie funktioniert es, die Interessen von den Großen und die des Babys unter einen Hut zu bringen?
Wenn ihr Eure Erfahrungen mit mir teilen mögt, wäre das toll 😊
LG Quadrat

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Hey,
ich habe nur selber die Erfahrung gemacht, die große Schwester zu sein. Mein Bruder ist 9 Jahre jünger und ich kann mich noch daran erinnern, dass ich mich so sehr auf ihn gefreut habe und ich liebte ihn vom ersten Tag an. Ich war groß genug, um ihn spazieren zu fahren, ihm die Flasche zu geben, ihn zu füttern, mit ihm zu spielen.... das war einfach toll.
Als er dann größer wurde (so Kleinkindalter bis Grundschule) haben meine Eltern darauf geachtet, dass ich nicht ständig auf ihn „aufpassen“ muss oder er mich stört, wenn ich mich mit Freundinnen getroffen habe.
Es gab also noch genügend Freiraum für mich.
Da meine Eltern beide Vollzeit tätig waren, habe ich keine Ausflüge mit meinen Eltern allein unternommen, mein Bruder war immer mit dabei und das war auch richtig so. Er gehört eben zur Familie dazu, mit wäre es komisch vorgekommen eine Extrawurst zu bekommen 😅 mit 9 versteht man das schon.
Jetzt ist mein Bruder 25 und wir haben tollen Kontakt. Vielleicht ist die Beziehung nicht „innig“, aber wir lieben und respektieren uns, interessieren uns für den jeweils anderen.
LG

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Die Gefahr besteht darin, die Großen als Babysitter auszunutzen.
Machen sie es gerne: prima.
Wollen sie nicht: dann nicht darauf beharren, dass sie müssen. Wäre es ein kürzerer Abstand müsste man auch einen externen Babysitter nehmen und/oder bezahlen.

Mein Vorteilt (ich, Nachzügler): Babysitten wurde von den Großen nicht eingefordert. Es wurde gerne ausgeholfen und Familiensinn war dann. Oft hat aber auch jemand anderes auf mich aufgepasst, was das Geschwisterverhältnis entspannt hat.

Ich war sehr gerne bei anderen.
Wichtig war, dass es als meine Zeit angesehen wurde.
Sobald es hieß "du darfst nicht mit", fand ich es total blöd bei Oma und wollte lieber mit. Wurde mir nichts gesagt, war es einfach ein normaler Omatag und die anderen haben ihr Ding gemacht.

Profitiert habe ich davon, dass ich öfter bei Sachen von Großen dabei war. Sporttermine, Wettkämpfe etc. Voraussetzung: ich bekam Beschäftigung mit oder es war klar, dass sich vor Ort jemand mit mir beschäftigen kann.
Da wurde abgewogen: so dass ich manchmal mit musste/durfte und manchmal einen Babysitter zu Hause hatte.

Spielzeug sollte fair zu gehen. Was von den Großen ist, sollten sie nicht schenken müssen. Ausleihen ist völlig ok. Schenken müssen nicht. Dafür bekommt das Jüngste ja auch eigenes von Eltern, Verwandten. Umgekehrt gilt das dann aber auch. Das Jüngste sollte nicht gezwungen werden, neues mit den Großen teilen zu müssen, nur weil die das damals noch nicht hatten. Eigentum gilt in alle Richtungen.
Sobald das Jüngste eigene Interessen entwickelt: nicht darauf beharren, dass das Spielzeug x von den Großen ja noch da ist. Dann lieber mit den Großen besprechen, was sie mit ihrem nicht mehr Genutztem machen wollen und für das Jüngste überlegen, was es sich wünscht.


Bei Unklarheiten wegen Alter: auch mal Kinder einzeln betrachten.
Würdest du das den Großen erlauben/nicht erlauben, wenn der Kleine noch nicht da wäre?
Würdest du das dem Kleinen erlauben/schenken, wenn es von den Großen nicht da wäre , wenn er nicht der Jüngste wäre, sondern Einzelkind?

Diese "das sind die Großen" und das "ist immer der Jüngste" kann durchaus zur Falle werden.

Hier kann helfen, die Kinder ohne die Geschwister zu betrachten. Oder sich vorzustellen: wären die Großen nur ein Jahr älter, dürfte der Jüngste dann .... wäre der Jüngste nur ein Jahr jünger, müssten die Großen das dann auch (teilen, aufpassen, sitten, abgeben)

Die Großen sind manchmal auch ERST 13 (nicht schon und müssen, weil sie so viel älter sind).
Der Kleine ist manchmal SCHON (irgendwann) 5 und nicht einfach nur der Jüngste, Kleinste und im Vergleich soweit hinterher....

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Hallo,
ich selbst habe keine Erfahrungen, aber mein Mann und meine Cousine (jüngstes Kind gleichalt mit meinem).

Mein Mann war begeistert, 9 Jahre Abstand zur Verhütungspanne ;-) Meine Schwiegereltern anfangs wohl eher weniger. Da mein Mann seinen Bruder mit 2-jahres-Abstand gar nicht ausstehen konnte, war es wohl für alle eine Überraschung, dass er sich so begeistert zum jüngsten Kind zuwandte (der jüngere Bruder übrigens auch).
Im Alltag ist wohl eben immer einer in den Fahrgeschäften gewesen und einer mit dem schreienden Baby davor. Insgesamt hatte mein Mann aber nach eigener Aussage eine sehr langweilige Kindheit ohne viel coole Unternehmungen mit den Eltern, aber das war wohl schon so vor der Geburt vom Nachzügler. Gibt er dem Nachzügler also nicht die Schuld für ;-)

Meine Cousine hatte zwei Kinder, 14 und 16, als mit Mann 2 (ebenfalls 3 Kids in dem Alter) Kind 3 folgte. Die waren am Anfang alle ziemlich entsetzt und peinlich berührt von der Patchworksituation. Dann hat es sich aber eingeruckelt und sie sind begeisterte Geschwister wenn sie bei Mama sind und aber auch froh über die Papawochenenden und Urlaube ohne nerviges Baby.

Insgesamt glaube ich - inzwischen, früher hatte ich andere Meinung dazu - das der Altersunterschied echt komplett egal ist. Wenn es passt, dann passt es.
Wenn es nicht passt, dann wird jeder Abstand Probleme bereiten. Wichtigere Fragen als der Altersabstand sind wohl eher: Patchworksituation? Alter der Eltern (und ob sie auch in 15 Jahren noch fit sind)? Zeit, sich in unterschiedlichen Konstellationen zu vergnügen? Gleichberechtige Partnerschaft oder Mama, die 3 Kinder mit komplett unterschiedlichen Bedürfnissen gleichzeitig versorgen muss? Finanzielle Situation? Charaktere der Kinder?

Ich glaube, das gibt es kein Geheimrezept, gerade wenn eben nicht nur die Kernfamilie existiert, sondern die Famlie viel größer und verworrener ist :-)

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Unsere jetzigen Kinder sind 15, 14 und 6, Nr. 4 kommt in etwas weniger als drei Monaten. Zur Ältesten haben wir dann 16 Jahre Unterschied, zu den anderen 14 1/2 und 6 1/4 Jahre.

Für uns ist es sehr wichtig, dass die Großen nicht zurückstecken müssen, bzw. ihren Lebensalltag komplett dem Jüngsten Kind unterordnen müssen oder (wie oben schon jemand geschrieben hat) als Babysitter, Haushaltshilfe oder sonst was missbraucht werden, nur weil sich die Eltern nochmal einen Kinderwunsch erfüllen mussten. Es war allein die Entscheidung meines Mannes und meine, unsere Kinder müssen dafür keine Verantwortung übernehmen.

Bei unserem jetzigen Nesthäckchen ist es so, dass die Großen wahnsinnig gerne mit ihr spielen, weil es auf absolut freiwilliger Basis erfolgt. Die Kleine darf die Großen nicht stören, wenn diese Besuch haben, lernen oder ihre Ruhe wollen. An den Zimmertüren wird angeklopft (müssen aber alle, wir platzen nicht einfach rein). Abends geht die Maus um 19.30 ins Bett. Für die Großen, aber auch für die Kleine gibt es Exklusivzeit mit dem Elternteil der Wahl (in 99,9% der Fälle bin ich das) oder aber, wir machen alle etwas zusammen.
Wir haben versucht unseren Kindern beizubringen, dass ein neues Kind zwar eine neue Verantwortung bedeutet und das es andere Bedürfnisse hat, aber es natürlich nur eines von (bald) 6 Personen ist und nicht "das Eine", "der Prinz", "die Prinzessin" oder was auch immer. Hier werden alle gleichmaßen geliebt, geschätzt und unterstützt und die Kleinen müssen und sollen nicht alles bekommen, was die Großen haben oder der Alltag nur auf eines ausgerichtet werden.

Letztlich profitieren die Jüngeren sehr davon, wenn die Interaktion freiwillig ist und mit Spaß zusammen gelebt wird. Die Kleine bekam unter anderem von den Großen das Lesen beigebracht, wie man Monopoly spielt, die sitzen zusammen vor dem Weltatlas oder vor Tierbüchern und lesen gemeinsam, wobei diese Liste sehr lang ist. Sie kennt (von ihrem Bruder) auch die Namen sämtlicher Bundesliga Vereine, weiß wie die Tabelle aussieht und ähnliches (finden wir jetzt weniger prickelnd, da mein Mann und ich Fußball hassen, aber unser Sohn ist mit Begeisterung dabei und die Kleine strahlt).
Ich glaube, wenn wir es einfordern würden, wären hier mehr Probleme. Mein Bruder ist 3 Jahre jünger als ich, wir haben keinerlei Gemeinsamkeiten, aber schon wir bekamen beigebracht, dass man die Bedürfnisse aller respektieren sollte, aber es nicht zu Zwang kommen darf. Wir kommen sehr gut miteinander aus, Eifersucht gibt es nicht, eigentlich noch nie.

Letztlich schadet es niemandem wenn man mal etwas nicht darf, wenn einer von uns mit den Großen zum Beispiel abends in Kino geht (oder mal zu einer Mitternachtspremiere wie bei Star Wars oder Endgame), bleibt der andere mit der Kleinen zu Hause. Wir gehen aber nicht heimlich, sondern sie weiß dann ganz genau was geschieht. Sie geht dann an einem Nachmittag z.B. zu Petterson und Findus oder einem anderen Event, aber dann auch alleine. Interessen müssen nicht zwanghaft gleichzeitig befriedigt werden, aber es muss dafür gesorgt werden, dass niemand sich zurück gestellt fühlt.
Wenn ihr die Kinder als Individuen seht, gelingt es besser für alle ein glückliches Umfeld zu schaffen und es hält Frust in Grenzen. Nicht allen muss alles gefallen und nicht immer müssen alle beteiligt sein. Arbeitet bedürfnisorientiert, dann wird es schon klappen.

Viel zu lang geworden....

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Mein Mann und ich sind beide Einzelkinder. Wir haben auch nur einen Sohn (2,5Jahre), aber wenn ich deinen Text lese, dann bekommt man ja richtig Lust auf eine Großfamilie😁
Toller Text👍

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Hallo.

Also meine Mädchen aus erster Ehe sind jetzt 30, 23 und 22 und unser Nachzügler aus zweiter Ehe jetzt 12. Die Große war damals 16 bei der Trennung und ist nach kurzer Zeit mit zu ihrem Vater gezogen (war für Ausbildung näher dran). Die beiden mittleren Mädchen (damals 8 und 9) blieben bei mir und meinem neuen Partner. Der Kleine war geplant und wir hatten damals die Mädchen in "fast" allem mit einbezogen. Also konnten sie damals schon etwas Beziehung zum Kind und auch die Situation aufbauen. Als der Kleine dann auf die Welt kam freuten sich die Mädchen total. Endlich einen Bruder und nicht wieder eine Schwester:-p. Die Beziehung untereinander war richtig gut. Sie umgarnten ihren Bruder, selbst die Große, wenn sie da war. Aber da merkte ich schon, dass sie etwas länger brauchte bzw. sich etwas schwerer tat eine Beziehung aufzubauen. wir haben sie nie als Babysitter benutzt. Wenn, dann haben wir Ausflüge gemeinsam unternommen. Ansonsten sind die Mädchen ihren Interessen nachgegangen. Jetzt, wo sie älter sind genieße ich die Beziehungen untereinander. Zwei haben schon eine eigene Wohnung und mein Sohn besucht sie gerne. Auch kommen sie gerne noch zu uns. Und jetzt, wo Homeschooling ist, sind sie auch sehr hilfreich und unterstützend.

Lass es einfach auf dich zu kommen. Dann kannst du immer noch überlegen. Aber jetzt bringt es nichts, sich schon den Kopf zu zerbrechen. Mir hat auch viel reden/erklären geholfen. Und natürlich auch die Ängste der Kinder selbst. Die beiden großen sind auch in dem Alter, wo sie vieles besser verstehen, als wenn man kleine Kinder hat.

Alles gute und viel Spaß.

LG

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Ich finde, bei so einem großen Abstand wird es schon wieder einfacher, als wenn es 5 / 6 Jahre sind. Die Großen sind ja durchaus in der Lage, sich schon allein zu beschäftigen und mit zunehmendem Alter auch z.B. den ÖPNV zu nutzen. Sie werden immer selbständiger und werden in den nächsten Jahren immer weniger Interesse an gemeinsamen Unternehmungen haben oder sich bewusst für Erlebnisse mit dem kleinen Geschwisterchen entscheiden.
Als Gefahr sehe ich, dass man den Großen zu viel zumutet, sie ständig als Babysitter (aus-)nutzt und ihre Bedürfnisse immer hinten anstellt. Gerade was Unternehmungen betrifft, sollten alle "Geschmäcker" auf ihre Kosten kommen.

Noch zum Thema Babysitter, da mich das gerade persönlich bewegt: Auch wenn die Großen babysitten wollen, sollte man auf das richtige Maß achten. Meine Nichte ist gerade Ersatzmama für ihr 15 Jahre jüngeres Geschwisterchen. Ich weiß, dass sie alles aus vollem Herzen gern macht aber ich mache mir wirklich Sorgen, dass sie keine "normalen", d.h. für Teenies üblichen Dinge mehr unternimmt. Durch Corona sind die Möglichkeiten ja sowieso beschränkt und sie ist den ganzen Tag nur Mama...

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Hallo, unsere Grossen waren 12 und 9,5 als unser Jüngster geboren wurde. Sie haben sich vorher sehr gefreut und am Anfang lief es auch.
Wir waren vorher ein eingespieltes Team und haben alles zusammen gemacht. Die Grossen sind 2,5 Jahre auseinander und das passte immer.
Als der Kleine kam mussten wir uns alle umstellen. Plötzlich mussten wir uns teilen und . Der Jüngste hatte andere Bedürfnisse als die Grossen. Somit hat immer einer von uns etwas mit den Grossen gemacht und einer etwas mit dem Kleinen.
Bei Hausaufgaben mussten die Grossen oft warten weil der Kleine grad schrie ect.
Wir haben dann angefangen bewusst Dinge nur mit den Grossen zu machen(Kino,Freiteitpark, Erlebnisbad ect).
Ein Hotel für den Urlaub zu finden das für alle etwas ist finde ich sehr schwer. Die Grossen( jetzt 17 und 14) haben andere Wünsche als der Kleine(5). Entweder bietet das Hotel etwas für die eine oder die andere Altersgruppe.

Wir haben ein schlechtes Gewissen den Grossen gegenüber weil sie doch die letzten 3-4 Jahre zurückstecken mussten. Nun sind die inzwischen so alt das sie fast immer ihr eigenes Ding machen.

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Meine Eltern haben hauptsächlich zwei Fehler gemacht:
1. Wir Großen waren praktische Babysitter.
Klar, wir haben auch gerne auf unsere Schwester aufgepasst, aber manchmal war es einfach nur nervig. Und am meisten hat es uns geärgert, wenn es so selbstverständlich war. Also die Bitte eher eine Aufforderung als eine Frage mit der Möglichkeit abzulehnen war.

2. Wir waren alt genug, um Verständnis zu haben, also wurde das auch von uns erwartet. Das heißt: Solange unsere Schwester noch sehr klein war, kam sie immer an erster Stelle. Sie kann ja noch nicht so gut verstehen, wenn sie warten muss, also mussten wir warten. Das hat uns einige Male sehr wütend gemacht, wenn unsere Eltern die Beschäftigung mit uns (egal ob das Spielen oder Schule war) unterbrochen haben, weil sie gejammert hat.

Was auch nervig war, dass die Ausflüge plötzlich immer angepasst werden mussten an das, was sie kann und will.
Das haben unsere Eltern oft so gelöst, dass zum Beispiel meine Mutter mit ihr zu Hause oder auf dem Spielplatz war und mein Vater mit uns Großen einen anderen Ausflug unternommen hat.

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Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für das Berichten von Euren Erfahrungen! Da waren definitiv ganz viele gute Hinweise und Anregungen bei!
Ihr habt recht, wir werden es einfach auf uns zukommen lassen 🙂
LG Quadrat