Silopo - komplette Familie nervt wegen Schreien lassen

Hallo ihr lieben, ich muss mich jetzt mal auskotzen, inzwischen bin ich einfach so genervt und das möchte ich nicht mit ins neue Jahr nehmen. Meine Kleine ist jetzt heute 3 Wochen alt und ich bin eigentlich mega glücklich. Sie ist bis jetzt ein echt liebes Baby, nur die Nächte sind halt anstrengend. Sie will fast nur getragen werden und auf mir schlafen, wenn ich sie da weglegen möchte muss ich schon echt Glück haben. Im Endeffekt ganz normal. Bei Familienbesuchen hab ich das halt auch erzählt und da kam immer die gleiche Reaktion: oh, da hat sie euch aber schon gut erzogen. Das müsst ihr ihr unbedingt abgewöhnen! Verwöhnt sie doch nicht so. Blablabla. Sogar von meiner Mutter, die hat dann auch noch gesagt "Ach, wenn sie weint lass sie doch einfach mal im Schlafzimmer liegen und geh nach nebenan TV schauen." Ich bin wirklich schockiert, dass meine komplette Familie anscheinend total lieblos ist. Und es nervt, weil ich wirklich nix sagen kann, ohne dass so ein blöder Kommentar kommt. Ich hab mir ja schon gedacht, dass ich ab und zu mich auf sowas einstellen kann, aber in dem Ausmaß? Puh. Ich weiß auch gar nicht mehr wie ich reagieren soll, ich hab schon versucht es normal zu erklären, aber da kommt nix an bei denen. Hab mir jetzt überlegt einfach nix mehr in der Hinsicht zu erzählen, denn eine schlagfertige Antwort fällt mir natürlich auch nicht ein 😅 vielleicht habt ja ihr ein paar Ideen?
Danke fürs Lesen und einen guten Rutsch wünsche ich euch allen 🍀

10

Vorweg: inhaltlich bin ich völlig bei dir, ich habe meine Kinder selbstverständlich nie schreien lassen.

Aber sieh es mal aus den Augen der älteren Generationen. Heutzutage wird ganz viel anders gemacht, als sie es gewohnt sind und gelernt haben. Es gibt viel mehr wissenschaftliche Erkenntnisse und man kommt viel leichter an Informationen ran. Auf einmal heißt es, dass vieles, was damals üblich war, falsch ist und sie ihren eigenen Kindern Schlimmes angetan haben. Das will selbstverständlich kein Elternteil gerne hören! Denn schließlich wollten auch unsere Eltern und Großeltern in aller Regel nur das Beste für ihre Kinder und haben nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt.
Oft kommt es dann zu einer Abwehrreaktion („Ach, das hat euch doch auch nicht geschadet!“, „Ihr verwöhnt das Kind bloß“) weil es sehr schwer ist, sich einzugestehen, dass man etwas getan hat, das wahrscheinlich nicht gut war.

Ich glaube, ich hätte „damals“ auch einige dieser aus heutiger Sicht völlig absurden Dinge getan. Vielleicht nicht schreien lassen, aber irgendwas anderes bestimmt. Einfach, weil es Vertrauenspersonen mir geraten hätten und es so üblich war. Und ich glaube auch, dass meine Töchter, wenn sie denn mal Kinder haben sollten, vieles ganz anders machen werden als wir heutzutage.

Mir geht es nicht darum, zu rechtfertigen und als ok darzustellen, was früher mit Babys und Kindern gemacht wurde. Seinem Kind liebevoll und empathisch zugewandt zu sein ist immer der angemessene Weg.
Aber in diesem Generationenkonflikt hilft es ungemein, etwas Verständnis für die Älteren zu haben. Das macht einen selbst nämlich gelassener, sicherer und ruhiger. Das strahlt man dann auch nach außen aus und man kommt gar nicht mehr so schnell in diese elendigen Diskussionen.

Alles Gute euch 😊

13

Ich gebe dir völlig recht mit dem was du über die ältere Generation sagst. Eines kann ich allerdings nicht verstehen. Wenn mir meine Schwiegermutter erzählt, wie es denn damals war und ich sie frage, wie sie sich dabei gefühlt hat, sagt sie nur ausweichend "das war halt früher so". Kein hinterfragen, keine Selbstreflexion, keine wirkliche Einsicht, dass man gegen sein Gefühl und seine Instinkte gehandelt hat. Meine eigene Mutter ist da tatsächlich reflektiere. Sie gibt ganz offen zu, sie hätte mich gerne gestillt und ist traurig darüber, dass sie keiner aufgeklärt hat, wie Säuglinge trinken, was Clustern ist und dass sie natürlich nicht nur alle 4 Stunden Hunger haben. Damit gibt sie mir den Mut und die Kraft etwas, was mir komisch vorkommt zu hinterfragen und mir im Notfall eine zweite Meinung einzuholen. Sie bestärkt mich, auf mein Bauchgefühl zu hören und "die Mama in mir" zu beachten. Da müssen wir hinkommen. Sonst sterben diese Selbstzweifel doch nie aus.
LG

19

Wie du schon schreibst, deine Mutter hat Selbstreflexion und offenbar auch einen ganz guten Zugang zu ihren Gefühlen. Daher kann sie sich differenziert mit dem Thema auseinandersetzen.

Ich pack mir ja auch teils an den Kopp und denke „man, das habt ihr gemacht und nichts hinterfragt??“. Je weiter man in den Generationen zurück geht desto gruseliger wird es ja teilweise, von Babys tagsüber komplett alleine lassen bis zu gepuckte Kinder stundenlang an der Wand aufhängen usw.

Aber wer weiß (das Folgende jetzt mal nur beispielhaft), wenn ich als Kind bei jedem Ansatz von Hinterfragen, Widerwort oder gar Gefühlsäußerung eine ordentliche Tracht Prügel bekommen hätte, hätte ich wahrscheinlich auch die Strategie entwickelt, dies alles möglichst schnell zu unterdrücken. Damit geht natürlich jede gesunde Intuition flöten, wie du ja selbst schreibst. Und so kommt dann, beispielsweise, ein „das war halt früher so“ zustande.

Nochmal, das soll keine Entschuldigung für das Handeln der älteren Generationen sein, aber es ist leider nur allzu häufig die Erklärung dafür. Wie schön, dass es für unsere Kinder inzwischen anders ist!

weitere Kommentare laden
1

Hey!

Lass dich nicht in die Defensive drängen. Du musst gar nichts erklären. Babys sind eben so- unser Sohn hat auch zu Beginn nur auf mir geschlafen. Irgendwann konnte ich ihn ins Bettchen legen. Alles zu seiner Zeit.

Die einfache Antwort zu deiner Mutter wäre: Nein, so lieblos bin ich nicht.

Ansonsten sprichst du halt nicht über solche Themen, sondern erzählst halt nur, dass alles toll ist und die kleine im eigenen Bett durchschläft. Und verbringst deine Zeit eher mit Menschen, die deine Vorstellungen teilen.

Liebe Grüße und starke Nerven!
Schoko

41

Schreien lassen und schreien stärkt die Lunge ist alte Nazi-Denke, die den Leuten eingetrichtert wurde und sich bis heute hartnäckig hält.
In Nachbarländern kennt man das überhaupt nicht.

Das Buch von Johanna Haarer 'Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind' wurde von den Nazis jeder Mutter als Erziehungsratgeber an die Hand gegeben".
Dort gibt es ein ganzes Kapitel zum Schreien lassen.

Johanna Haarer war Lungenfachärztin und Mitglied der NSDAP, ihr Erziehungsideal war geprägt von Zucht, Unterwerfung, Reinlichkeit und Kinder- und Frauenfeindlichkeit.

43

Das mit den Nazis habe ich schon so oft gelesen...
Aber ich weiß, dass es zumindest auch in Ungarn total üblich war, die Babys schreien zu lassen, bei anderen Ländern weiß ich es nicht. Es wundert mich nur, dass immer wieder geschrieben wird, das würde es nur in Deutschland geben bzw. gegeben haben. Ich bin da nicht wirklich überzeugt.

Natürlich bin ich ABSOLUT gegen schreien lassen, habe ich auch nie getan - nicht dass das falsch rüberkommt!

weitere Kommentare laden
2

Ich musste mir von meiner sehr modernen,aufgeklärten Schwiegermutter anhören,dass schreien die Lungen stärkt! Da dachte ich auch ich hör nicht richtig! Ich habe erklärt,dass ich L. nicht schreien lasse,erst recht nicht dabei alleine lassen. Manchmal kann man ja nichts gegen das Schreien machen,aber dabei begleiten!
Früher hat man es halt anders gemacht,deshalb hab ich Verständnis für Nachfragen und Erzählungen. Aber Ratschläge,die nicht dem entsprechen wie ich mir die Erziehung meines Kindes vorstelle,ignoriere ich oder gebe als Antwort: Früher hat man das wohl gemacht,heute nicht mehr! Oder danke für deine Meinung,aber ich werde es anders machen!
Ich mache viele Dinge anders,sogar so anders,dass mein Mann der vor 16 Jahren schon mal Vater geworden ist, es anders gemacht hat. Sogar da muss ich diskutieren,dass man es heute anders (besser?) macht/weiß.
Manchmal möchte man ja einfach mal nölen wie anstrengend es mir Baby ist und einfach ein Schulterklopfen haben und keinen Ratschlag😅

4

Ja, schreien stärkt schön die Lungen, hat mir meinen Schwiegermutter auch erklärt 😖

3

Ich habe mir irgendwann auch abgewöhnt alles zu erzählen, genau wegen solchen Kommentaren. Gerade beim Thema 3 Monatskoliken und schreien, bekommt man einfach so viele veraltete Tipps, dass man sich nicht auf Diskussion einlassen braucht.
Ich wurde mal gefragt, warum ich den Studien mehr glaube als an die Erfahrung der älteren Generation. Ja, früher haben sie auch alle Leute Amalgamfüllungen in die Zähne hauen lassen, heute weiss man, dass es nicht so gut ist. 😂

5

Ganz ehrlich: Sag auf Nachfragen einfach, dass das Baby super lieb ist und total problemlos im eigenen Bett durchschläft 😉 Ansonsten schneide das Thema von dir aus einfach nicht an. Mich würden solche Kommentare auch mega nerven... Finde es auch total lieblos und grausam, so ein kleines Würmchen einfach schreien zu lassen. Geht wirklich gar nicht!

6

Nichts mehr erzählen ist da genau richtig. So ein Gespräch kann nur falsch laufen.
Meine Schwiegermutter hat mir das ebenfalls so erzählt. Im Gespräch kam dann raus, dass ihre Mutter ihr das so erklärt habe und sie das heulend durchgezogen hat bei ihren Kindern. Das gleiche bei meiner Mutter. Nur, dass sie es abgebrochen hat, da sie mich nicht so schreien lassen konnte.
Es jetzt anders anzuraten, wäre ein Eingeständnis, dass man selber es falsch gemacht hat, weil man das halt einfach so gemacht hat bzw. weil man sich selber nicht durchsetzen konnte. Und eben das fällt vielen bei so einem emotionalen Thema schwer.

Also einfach darauf beruhen lassen und fertig.

7

Solche hilfreichen Kommentare kenne ich von der Schwiegerfamilie auch... oder die Frage ob denn anderen Müttern das auch so geht, als wäre unser Kleiner total daneben und komisch. Ich erkläre es und mittlerweile kommt dann auch öfter mal ein "Ihr macht das schon richtig"
Es gibt auch immer wieder "Erfolgsmomente" wenn er dann doch ganz schnell ruhig wird und einschläft, da wird sich gewundert wie das jetzt geklappt hat.
Einen wirklich schlauen Tipp außer weniger erzählen kann ich dir auch nicht geben. Sie wissen immerhin, dass wir uns nicht gerne reinreden lassen. Wahrscheinlich wird es aber immer wieder Themen geben die zu solchen Situationen führen.
Früher haben übrigens auch nicht alle Eltern ihre Kinder nach den gleichen Prinzipien groß gezogen.

8

Möglicherweise hilft mal ein klares Wort, dass du dir solche Kommentare verbittest. Bei uns hat es zwei oder drei Anläufe gebraucht, aber dann funktioniert. Wenn alles nichts hilft, würde ich nicht mehr hingehen und vor allem dein Kind nicht alleine dort lassen.

9

Ich würde einfach nichts mehr erzählen und wenn jemand fragt einfach sagen“ alles in Ordnung“ oder „sie benimmt sich wie ein normales Baby, ist wie alle anderen Babies „ etc.

Der liebe Gott hat uns zwei Ohren geschenkt, heißt: stell auf Durchzug. Es werden immer welche alles besser wissen. Mach dir keinen Stress. 😊