Traurige Weihnachten

Hallo ihr Lieben, muss mich hier einfach mal ausheulen. Bin gerade mit meinen beiden Kindern (8 und 6 Jahre) bei meiner Mutter über Weihnachten und Silvester. Mein Vater ist vor vier Wochen verstorben, nach kurzer schwerer Krankheit. Natürlich nimmt sie das sehr mit und damit sie jetzt über die Feiertage nicht allein ist, haben wir gedacht wir bleiben eine Weile ( wohnen 500 km entfernt). Ich habe wirklich viel Verständnis und möchte ihr auch helfen, aber langsam kann ich nicht mehr. Es klingt sicher herzlos, aber es ist echt schwierig mit ihr. Sie erwartet die ganze Zeit Trost von mir, will, dass wir jeden Tag alle auf den Friedhof gehen, geht jeden Tag den ganzen Ablauf nochmal durch, was die Ärzte falsch gemacht haben, dass sie jetzt alles alleine machen muss, etc. Ja ist auch furchtbar, aber TÄGLICH wirklich wortgetreu die selben Gespräche zu führen ist anstrengend. Zumal sie wirklich viel emotionale Unterstützung hat, so viele Bekannte, Freunde, mein Bruder und ihre Schwestern suchen den Kontakt, rufen an, bieten Hilfe und ein offenes Ohr an, aber nach den Anrufen hat sie nur über die Menschen zu lästern und lässt kein gutes Haar an ihnen. Und bei mir lässt sie alles ab und wirft sich mit weinend in die Arme. Wo meine Trauer bleibt, fragt dabei niemand, habe niemand mit dem ich drüber reden kann und muss ja auch noch für meine Kinder da und stark sein. Für die hat sie zur Zeit auch nicht viel Geduld. Gestern hat mein Großer seine Schwester gekniffen, weil sie ihn ausgelacht hat. Selbstverständlich ist das nicht in Ordnung und wird auch von mir nicht toleriert, aber sie ist ihn total angegangen und meinte das nächste Mal kneift sie ihn auch Mal so, dass er weinen muss... fand ich total unangebracht. Am liebsten wäre ihr wahrscheinlich, ich wäre allein da und würde sie den ganzen Tag trösten und zuhören, hab ich ja auch gemacht, aber langsam kann ich nicht mehr. Das sieht sie aber nicht, schließlich haben wir Kinder ja nur unseren Vater verloren und haben noch unsere Familien, aber sie steht jetzt ohne Partner da, was ja viel schlimmer ist, meint sie. Von dem abgesehen, dass sie ja auch nicht immer so glücklich in ihrer Ehe war und oft sagte, sie bräuchte mehr Freiraum.
Ach sorry für den langen Text, aber musste mal raus. Vielleicht kennt ja jemand solche Situationen?

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Vielleicht ist es an der Zeit Euch einzugestehen, dass Du Deiner Mutter gerade nicht helfen kannst. Sie benötigt jemand, der ihre Trauer, ihre Wut, ihre Irrationalität aushält. Der sie alles ausleben lässt, was kommt. Denn das ist wichtig, um aus der Trauer irgendwann rauszukommen.

Wenn Du das, aus verständlichen Gründen nicht leisten kannst, und wenn das die Kinder überfordert, dann fahrt nach Hause!


Vielleicht kannst Du noch jemand organisieren, der sie in ihrer Trauer begleitet. Idealerweise jemand, der nicht selbst betroffen ist. Denn "Mutti, reiß Dich Mal zusammen, wir haben auch jemand verloren!" wäre zwar inhaltlich richtig und ja anscheinend das, was Du fühlst, aber für sie verheerend. Trauer geht nicht weg, wenn man sie unterdrückt, wenn man sich fürs Umfeld zusammen reißt. Unabhängig davon, wie glücklich ihre Ehe war, für sie ist dieser Abschnitt für immer vorbei. Und möglicherweise ist es auch schwer zu verkraften, wenn einem durch den Tod des Partners vor Augen geführt wird, dass das eigene Leben auch endlich ist, und die letzte Lebensphase begonnen hat.

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Dem schließe ich mich an.

Und ergänze: wenn jemand sich öfter mal Freiraum gewünscht hatte, war ja kaum welcher da. Stirbt dann der Partner, fehlt noch mehr etwas. Dann ist der Schock plötzlich alleine zu sein noch größer, größere Hürde.
Auch Menschen, die lange, sehr lange jemanden liebevoll gepflegt haben, können im Anschluss in Depression fallen. Von 100 auf 0. Von rund um die Uhr auf Leere. Plötzlich wieder Zeit haben, sich selbst fühlen müssen, sich selbst mit etwas Neuem befassen müssen; müssen, weil es keine Alternative gibt.
Kein langsames sich selbst aufbauen, keine Ideen, woran man anknüpfen kann.

Dann manchmal auch das schlechte Gewissen, Wut auf sich selbst. Sich Freiraum gewünscht zu haben. Hätte man es sich nicht gewünscht wäre es vielleicht nicht passiert. Auch diese Fragen können auftreten.

In allen Worten und Inhalten schließe ich mich very431 ein an.

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Das hört sich schwierig und eingefahren an 😒
Vielleicht könntest Du morgen mit den Kindern einen Ausflug machen, damit du mal wieder rauskommst? Ich weiß alles hat zu, aber spazieren gehen oder so vielleicht?

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Hallo

Mein herzliches Beileid #kerze

Ich ziehe mich in ähnlich schwierigen Situationen für ein paar Tage knallhart zurück. Es ist eine schwierige Zeit für euch alle, besonders Weihnachten und Jahreswechsel sind immer etwas kritisch. Aber die Art, wie deine Mutter trauert, belastet euch, zieht euch herunter. Was bringt das? Sorge dich jetzt einige Tage wieder mehr um dich und die Kinder - diese spüren die Anspannung auch. Macht es euch schön (Kakao, TV, Bücher lesen, spielen, draussen herumtoben..) und du, nimm dir die Zeit auch fürs Trauern.

Kopf hoch!

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Deine Mutter ist einem emotionalen Ausnahmezustand. Sie sieht gerade nur sich und ist nicht in der Lage sich in dich hineinzufühlen, dich und deine Trauer zu sehen.

Ihre Worte sind nicht gerade mitfühlend, es sei ihr in ihrer Situation verziehen, aber: Du hast "nur" deinen Vater verloren, sie jedoch ihren Partner? Bei allem Respekt, aber du hast deinen einzigen Vater verloren, den man nie wieder ersetzen kann. Ein Partner lässt sich wieder finden (natürlich auch nicht ersetzen), einen Vater nicht.
Trotzdem geht es jetzt nicht um einen Wettbewerb darum, wer den größeren Verlust erlitten hat, aber du darfst jetzt auch auf dich achten.
Überlege dir, ob du noch weitere Tage bei ihr bleiben möchtest oder, ob du früher nach Hause fahren möchtest. Vielleicht braucht deine Mama etwas Ruhe und du brauchst sie auch.

Viele Grüße

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Meine Nachbarin betrauert Ihren Vater der an Corona gestorben ist ohne Verabschiedung.
Freunde von uns haben in München ein hochklassigen Restaurant eröffnet welches für 2020 fahr ausgebucht war....die sind pleite
Wir haben über Weihnachten einen Klassenkameraden von meinem Sohn hier aufgenommen,er ist aus Syrien und hat keine Familie mehr,alle gestorben....
Ganz ehrlich,ist klagen auf hohem Niveau.
Suche Dir Aufgaben wo du gebraucht wirst!
Wir übernehmen in Zwei Stunden die Schicht zur Essensausgabe für Obdachlose.

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Hmm, und was ist jetzt hilfreich an deinem Kommentar?!

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Wo ist das klagen auf hohem Niveau? Die Frau hat genauso einen Verlust erlitten, wie deine Nachbarin oder die Familie des syrischen Jungens. Ob es nun Corona war, oder eine andere Krankheit ist doch komplett egal. Und wenn sie die Situation mit ihrer Mutter emotional belastet und sie nicht die Zeit findet um zu trauern weil sie damit beschäftigt ist, ihrer Mutter irgendwie beizustehen, ist das kein klagen auf hohem Niveau!

Schön, dass du dich mit all deinen guten Taten hier selbst beweihräuchern möchtest, aber: wenn man nichts nettes zu sagen hat, hält man den Mund. Dein Kommentar hilft der TE überhaupt nicht.

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Hey! Es tut mir sehr Leid dass dein Vater gestorben ist. Ich kenne die Situation nicht, mein Vater erfreut sich Gott sei Dank guter Gesundheit. Du hast deiner Mutter bis jetzt sehr geholfen, aber ich finde dass sie sich professionelle Hilfe nehmen sollte. Ich weiß leider nicht, ob während des Lockdowns psychologische Hilfe angeboten wird, aber es wäre eine Möglichkeit. Zudem ist wirklich zu überlegen, ob sie nicht Medikamente zur Unterstützung nehmen sollte. Natürlich hat sie es sehr schwer, sie war ja auch lange mit deinem Vater zusammen, aber du kannst dir nicht die ganze Last aufbürden, du musst dich auch um dich selbst und deine Kinder kümmern. Lg

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Die Trauer ist ja noch ganz frisch und es ist nicht ungewöhnlich, dass manche Menschen da komisch und auch unfair sind.

Du trauerst aber auch... vielleicht würde euch etwas Distanz auch ganz gut tun? Lass sie ruhig mal alleine zum Friedhof oder zieht euch zurück. Auch wenn sie zetert.

Mach ihr klar, dass sie die Kinder nicht so angehen braucht (und erklärt den Kindern, dass Oma es nicht so meint, sie ist halt auch grade sehr traurig).

Ich wünsche euch ganz viel Kraft für diese schwierige Zeit!

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Hallo,

mein Beileid.

Ich denke, das ist normale Trauerbewältigung.

Ich kann Dir nur sagen, mein Opa ist vor 8 Jahren verstorben. Mein Papa kam zu spät in die Klinik, was er sich wohl nie verzeihen wird. Regelmäßig - auch an Weihnachten jetzt - kam die Geschichte auf den Tisch. Wie er im Krankenbett lag, was er getan hat, wie das passieren konnte.

Ja, wir können es auch nicht mehr wirklich hören. Lassen ihn aber erzählen, sagen nichts weiter dazu. Nach ein paar Minuten wechselt er das Thema.

Geb Deiner Mama Zeit. Das ist alles noch zu frisch! Auch wenn es unerträglich für Euch ist. Ihr ist es wichtig!

LG
Caro