Familienleben wenn ein Partner krank ist

Ich bin momentan ziemlich verwirrt und brauche einfach mal etwas Erfahrungsaustausch.

Es geht mir darum, wie ihr das handhabt, wenn ein Partner krank ist und Unternehmungen, Feiern und Co. anstehen. Verzichten dann alle? Oder bleibt nur der "Kranke" zu Hause?

Nun speziell zu unserer Situation: Mein Mann ist psychisch krank und hat gerade eine schlimme Phase. Er ist (noch) nicht in Behandlung aber darauf will ich nicht näher eingehen. Jedenfalls äußert sich die Psychose so, dass er ständig Angst, Schmerzen und Unwohlsein verspürt und sich nicht raus traut bzw. meint, er würde es nicht raus schaffen. Er sucht natürlich bei Panikattaken auch meine Nähe, obwohl er Hilfe / Trost dann eh nicht annimmt. Für mich ist das natürlich eine schlimme Situation. Ich weiß nie, was mich morgens erwartet, oft schlägt seine Stimmung auch tagsüber ständig um. Das was vor 30 Minuten noch freudig geplant wurde, scheint im nächsten Moment unmöglich.
Wir haben zwei kleine Kinder (1 und 4) die zum Glück noch nicht alles mitbekommen. Ich versuche viel von ihnen fern zu halten und alles so normal wie möglich zu gestalten. Deshalb waren wir jetzt bspw. zweimal ohne Papa im Freibad. Auch weitere Ausflüge habe ich nun unabhängig von (d.h. ohne) meinen Mann geplant und möchte diese mit den Kindern durchziehen. Eine Feier, ein Treffen mit Freunden, Besuch einer Tante usw. - teilweise werden wir auch mal über Nacht oder 2h Fahrt entfernt sein... (Ich habe Elternzeit und wir sind sonst auch oft unterwegs.)
Mein Mann wird zu Hause bleiben und ist sich selbst überlassen. Telefonisch bin ich natürlich immer erreichbar. Wenn wir woanders übernachten, sind seine Eltern notfalls bereit zu ihm zu fahren.
Kurz gesagt: Mich plagt das schlechte Gewissen, ob ich das richtig so mache oder ob ich mehr bei ihm bleiben sollte und ihn z.B. zu Spaziergängen animieren sollte usw... Allerdings fehlen mir dazu oft schlichtweg die Nerven.

Gibt es hier vielleicht Frauen oder Männer, die ähnliches durchmachen und Rat für mich haben? Auch vielleicht, wenn der Partner nicht psychisch krank ist, sondern physisch beeinträchtigt?!

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Natürlich ist eine psychische Krankheit etwas anders als eine physische. Aber ich ziehe trotzdem mal einen Vergleich:

Ist jemand physisch krank, kümmert man sich im Rahmen seiner Möglichkeiten, aber unternimmt trotzdem unabhängig davon alleine etwas. Die Familie kann nicht still stehen. Für die Grundlegende Heilung sind Fachleute zuständig (Ärzte, Apotheker usw). Bei ner Lungenentzündung würde ja auch keiner erwarten, dass du therapierst.

So ist es auch bei psychischen Erkrankungen. Du merkst, es stimmt was nicht, aber hast doch gar nicht die Fachkenntnis, um die richtige Diagnose zu stellen und darauf hin zu entscheiden, wie man es therapieren kann! Dein Mann braucht also dringend professionelle Hilfe!

Dass du ohne schlechtes Gewissen unterwegs sein darfst, ist für mich selbstverständlich. Du bist erreichbar und mehr kannst du nicht tun!

Gute Besserung an deinen Mann und euch allen gute Nerven!

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Sobald er in Behandlung ist, sehe ich das auch so, aber bis dahin würde ich ihn nicht zwei Tage selbst überlassen, ohne seinen Zustand sicher einschätzen zu können. Ich möchte überspitzt gesagt, auch nicht mit zwei gebrochenen Armen 48h allein gelassen werden bzw würde das mit meinem Freund auch nicht machen.

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Ich glaube von 48 Stunden hat auch keiner geredet. Aber tagsüber mit seinen Kindern was unternehmen, sollte schon drin sein. Es kann sich ja nicht jetzt die Familie wochenlang einschließen und nix machen.

Die TE fragte ja auch, ob sie ihn lieber mehr animieren sollte, mit rauszugehen und da denke ich: lieber nicht 🤷‍♀️ Zumindest nicht zwingen!

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Hey, es ist richtig, dass du an euch als Familie und an dich denkst!
Ich hoffe dein Mann bekommt bald einen Therapieplatz!
Angststörungen - sofern es eine ist - sind meist gut behandelbar.
In einer Therapie wird er sicher auch den Auslöser für die Panikattacken finden oder kennt er ihn schon?
Panikattacken kommen und ziehen vorüber... oft kann Bewegung an der frischen Luft helfen, Ablenkung, Yoga. Ich hoffe er hat die Einsicht, dass er etwas dagegen tun muss.

Alles liebe euch und gestaltet euer Leben aktiv - auch ohne ihn. Er muss nun erstmal an sich arbeiten.

LG

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Hallo Du

Ja du machst das genau richtig! Es ist wichtig, das du mit den Kindern Normalität leben kannst, darfst und auch sollst, ohne schlechtes Gewissen! So hast du Kraft für eure schwierige Familiensituation.
Es ist wichtig das dein Mann so schnell als möglich in Therapie geht! Viel Durchhaltewille und Erfolg dabei. Pass auf dich und deine Gesundheit gut auf.

Alles Gute

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Hi,

ich schreibe mal von der anderen Seite, ich bin diejenige, die psychisch angeschlagen ist. Du machst es genau richtig. Du brauchst auch mal Freiraum bzw Kontakt zu anderen Menschen, um als Partner durch solche Phasen gut hindurch zu kommen. Wichtig ist, dass sich dein Mann professionelle Hilfe holt!
Wenn du noch Fragen hast gerne per PN😊
LG

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Mein Mann leidet an Depressionen. Es gibt Wochen, da steht er nur dir die Arbeit auf. Tage, da bleibt er komplett im Bett.

Er geht ungern raus, ist introvertiert und mag eigentjivh keine treffen mit Menschen die er nicht kennt (z. B. Wie Freunde von mir und deren Partner.) ich have damit schon einige Freunde verloren, da ich den Kontakt dann einerseits ihm zu liebe eingeschränkt habe indvad andererseits ea mir immer unangehm war mir aisrseb auszudenken, warum er nicht mitkommt bzwi ich allein unterwegs bin.

Mein Mann ist in psychiatrischer Behandlung, sprich nimmt Medikamente, möchte aber keine verhaltenstherapie machen.

Ich bewundere und beneide dich. Ich stecke oft dir ihn zurück, finde aber, dass du es genau richtig machst.

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Du machst es genau richtig. Du musst deinen Kindern und dir ein möglichst normales und schönes Leben ermöglichen und das geht nur, wenn ihr auch an Familienfeiern teilnehmt, ins Schwimmbad geht etc.

Deinem Mann ist auch nicht geholfen, wenn auch noch eure Kinder und du psychisch krank werden, weil sie wegen ihm kein eigenes Leben haben dürfen.

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Das ist sehr schwierig.

Krankheit hin oder her, das sucht sich keiner aus.


Meine Freundin habe ich letztlich schweren Herzens verlassen. Für die Krankheit konnte sie ja nichts, aber letztlich hat sie nichts daran ändern wollen, hat erwartet dass ich alles Probleme für sie löse. In den Psychosezeiten (wie ich sie für mich immer genanntn hatte) hatte sie Angstzustände, die kaum zu beheben waren, denn immaginäre Ängste kann man auch mit Logik nicht ausräumen, sie erwartete aber, dass ich ihr jede Angst nehmen solle, und wenn das nicht so klappte, sie nicht das Gefühl von Sicherheit bekam, dass sie sich erhofft hatte, schlug das Ganze auch leicht in Wut um, die dann ungebremst an mir ausgelassen wurde - sonst war ja keiner da.
Jede fremde Hilfe lehnte sie kategorisch ab. Da habe ich sie letztlich verlassen, denn so würde es nie besser werde, und ich wollte meine Kinder ja auch mal bei mir haben und nicht nur in der Fremde besuchen.

Also ich würde ihn natürlich unterstützen solange die Richtung stimmt. Aber er ist ein erwachsener Mann und msss auch Hilfe nutzen, die von aussen kommt, damit du für eure gemeinsamen Kinder da bist.

Ich hatte (im Nachhinein betrachtet) viel zu viel Verständnis dafür, dass sie Angst vor allmöglichen Therapien und Kliniken hatte. Denn wer keine Therapie möchte, warum auch immer, oder keine Therapie machen kann (also Therapieunfähig ) ist muss seine Kinder gehen lassen, also von jemand anderem betreuen lassen, am besten mit der Mutter gemeinsam. Helfen würdest du ihm auch nicht, wenn du die Kinder städnig abgibst, um ihm Händchen zu halten.

Ich hoffe er hat Verständnis dafür, wenn du mit den Kids alleine los gehst, denn da hast du Recht: denn die Kinder können nichts dafür und sollten nicht ständig enttäuscht werden weil "papa nicht kann" das sollte mMn die Ausnahme bleiben. Ich weiß ja nicht genau, was er für eine Krankheit hat, aber den meisten psychosekrankheiten/ Angststörungen ist mit zu viel Verständnis nicht geholfen. dadurch bekommt der Betroffene eher das Gefühl mit seiner Angst richtig zu liegen und sie zu Recht zu haben.

Nach meinen Jahrelangen Erfahrungen würde ich es mit einem Kleinen Kind vergleichen: dem ist auch nicht geholfen, wenn es Monatelang bei Mama schläft, weil monster unterm Bett wohnen sollen. Man zeigt ihm, dass keine da sind, und lässt es dann durch die Gewissheit lernen, weil es Morgen für Morgen aus seinem Bettchen krabbelt und doch nicht gefressen wurde. Man nimmt die Angst wahr, tröstet, und "beweist" dass die Angst unnötig ist. Ein Angstgestörter Mensch muss das Manchmal schwerlich lernen, aber wenn er (wie meine ex) gar nicht versucht, also sich gegen jede Therapie wehrt, würde ich ihn nötigenfalls auch verlassen, um meiner eigenen Gesundheit willen, und der der Kinder erst Recht.

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Hallo

Offenbar hat dein Partner eine Angststörung.

Das ist leider auch vererbbar. Sicherlich kommen viele aus ihrem Loch wieder raus und schaffen es "normal" zu leben. Die Angst bleibt trotzdem oft ein Begleiter.

wie dem auch sei, jemanden zu haben, ist wichtig aber es verhällt sich ähnlich wie bei einer Co Abhängigkeit. Es ist richtig, dein normales Leben weiter zu leben und dich nicht mit deinem Partner zu animieren.

Du schreibt, es ist anstrengend, ihm zum spazieren zu animieren.
will/ traut er sich das überhaupt nicht?

Betroffene haben oft das Gefühl "zu schwanken"

ich bin damals oft mit dem Fahrrad los. Es war ein besseres Gefühl, sich daran festzuhalten.

vielleicht hilft ihm so etwas auch und kleine Wege. Und wen es nur ne runde die Straße hoch ist. Für viele ist das lächerlich, für den Betroffenen aber eine Überwindung.

Meine Mama hatte das früher auch. Sie ist nie alleine raus gegangen. Immer nur wenn jemand dabei war (wohl das jemand da ist zum hilfe holen) ich hatte als kind öfter das Gefühl, ich müsste auf Mama aufpassen.

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Eine Angststörung ist genauso wenig vererbbar wie eine Persönlichkeitsstörung (z.B. Borderline)!

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Die Wahrscheinlichkeit ist höher bei einem erkrankten Elternteil. Sie sind stärkeren Belastungen ausgesetzt.

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Bei psychischen Erkrankungen würde ich mich dringend beraten lassen für ANGEHÖRIGE.

Co-Abhängigkeit gibt es nicht nur bei Alkoholkrankheit, sondern auch bei psychischen Erkrankungen.

Jede Erkrankung hat eigene Probleme, Schwerpunkte und auch bei gleicher Krankheit ist der Verlauf individuell.

Ich bin nicht dafür seinen Partner im Stich zu lassen.
Allerdings frage ich auch offen und direkt, ob man selbst in seiner Kindheit ähnlichse schon mal erlebt hat. Co-Abhängigkeit? (Undiagnostizierte) psychische Erkrankung der Eltern?

Wie gesagt, ich bin nicht dafür jemanden im Stich zu lassen.
Sich selbst stark einschränken oder immer wieder in Erwägung ziehen mit schlechtem Gewissen, birgt auch die Gefahr sich nicht abgrenzen zu können.
Das wiederum birgt die Gefahr von Co-Abhängigkeit.

Und das ist nicht zu unterschätzen.
Als Angehörige und Elternteil ist es sehr wichtig, dich mit dem Thema zu befassen.
Selbst wenn du eure Kinder in Bezug auf die Krankheit fernhalten kannst.
Dein Verhalten prägt auch. Co-Abhängigkeit kann man sich durchaus abschauen.


Bei physischen Erkrankungen kommt es darauf an, wie fit jemand ist. Also psychisch stabil.
Hadert die Person nach einem Unfall / Schlaganfall mit Einschränkungen, würde ich nicht damit prahlen.
Da die Person dann ja psychisch fit ist, kann sie auch gut mitentscheiden und Grenzen aufzeigen.
Das geht, das geht nicht. Das ist mir zu anstrengend, zu sehen zu langweilig. Macht ihr mal alleine. Dort wäre ich gerne dabei. Bekommen wir das hin? Ist es möglich das Zeitfenster nicht sooo groß zu machen? (für folgendes brauche ich zu Hause eure Hilfe, Fremde möchte ich ungern).

Je nach psychischer Erkrankung ist es u.U. Teil der Erkrankung
- sich nicht mitteilen zu können
- Partner/Angehörige mit in die Krankheit hineinzuziehen
- schwieriger sich abzugrenzen, was manipulation/Teil der Krankheit ist , wo man sich dringend abgrenzen MUSS und wo die Person wirklich Hilfe braucht und dann auch, ob man als Angehöriger die Hilfe geben / nicht geben kann oder ob es da schon ärztliche Hilfe braucht

Daher finde ich es wichtig, sich zur Krankheit zu informieren.
Auch für sich selbst als Angehörige.
Zum Thema Co-Abhängigkeit
und für sich selbst gesunde Stützen suchen, Austausch mit anderen, damit man sich selbst im Blick behält und eigene Grenzen (an)erkennt,. Selbst kann man nur eine gesunde Stütze sein, wenn für sich selbst sorgt und gesund bleibt.