Guten Abend,
ich kann nicht schlafen und meine Gedanken drehen sich.
Ich bin 36 Jahre und seit 9 Jahren verheiratet. Mein Mann ist 42 Jahre und wir haben 2 Kinder (6 und 3 Jahre). Mein Mann arbeitet Vollzeit und hat noch ein Nebengewerbe. Sprich er verlässt um 6 das Haus, kommt um halb 5 zum umziehen und Kaffee kurz nach Hause arbeitet dann in seinem Nebengewerbe bis zwischen 20 und 22 Uhr weiter. Sehr fleißig und Faulheit kann man ihm definitiv nicht vorwerfen aber alles andere leidet darunter sehr stark.
Punkt 1: Arbeiten
Ich bin derzeit noch zuhause und weiß auch gar nicht wie ich so schnell wieder arbeiten kann. Der Große kommt in die Schule. Ferienbetreuung ist hier (extrem ländlich) Fehlanzeige. Eine Kinderbetreuung würde mir mehr kosten als ich verdiene. Mein Mann argumentiert dass er mit seinem Nebenjob mehr verdient als ich mit einem Teilzeitjob. Vereinbart war dass er mich in den Ferien unterstützt aber bei seiner aktuellen Auftragslage ist das einfach unmöglich. Familie als Ferienbetreuung kommt auch nicht infrage. Er erwartet dass ich zuhause bleibe bis die kinder alleine bleiben können. Ich hätte ja genügend zu tun. Das stimmt ich kümmere mich zu 95% um die Kinder, kompletter Haushalt mit kochen putzen waschen einkaufen garten, mache sein Büro nebenbei. Wenn ich halbtags arbeiten würde wüsste ich wirklich nicht ob ich noch alles schaffen würde. Er hätte ja deswegen nicht mehr zeit.
Punkt 2:
Familienzeit und Kommunikation
Sonntag ist der einzige Tag an dem mein Mann mehr zeit mit uns verbringt. Klar freuen wir uns alle und ich kann natürlich auch verstehen dass er müde ist. Aber so ziemlich jeder Sonntag ist frustrierend. Jeder ist genervt und es wird gezickt. Mein Mann möchte Ruhe und die kinder zeit mit ihm. Darüber reden funktioniert leider auch nicht da er mich nicht versteht denn er ist ja da. Körperlich anwesend oder aktiv am familienleben teilnehmen ist für mich ein gewaltiger unterschied. Generell fehlt uns momentan jegliche Basis für ein gespräch. Dinge die mich belasten interessieren ihn nicht. Probleme mit seiner Mutter und mir werden von ihm ins lächerliche gezogen. Ich fühle mich so einsam und möchte einfach einen Partner zum reden der mir zuhört, meine Probleme versteht und zu mir hält. Ich denke er hat momentan zu viel sachen im Kopf. Kann ich ja verstehen aber er will es nicht einsehen und wird sobald ich das anspreche aggressiv und geht.
Er hatte heuer noch keinen Urlaub und es ist auch noch keiner geplant. Ich habe wirklich das gefühl er möchte keine zeit mit uns verbringen. Finanziell würden wir mit seinem Vollzeit Job auch um die Runden kommen. Das Nebengewerbe erleichtert uns das Leben schon. Also auf lange sicht wäre sein vollzeit job "zu wenig". Aber er möchte seine Nebengewerbe nicht aufgeben und ich muss meine Bedürfnisse (arbeiten) in den hintergrund stellen.
Die starke veränderung kam mit dem 2 kind. Er war (ist) mit beiden kindern überfordert bzw ist es ihm zu stressig. Dachte es legt sich wenn die kinder älter werden aber wie lange soll das noch dauern? Ich habe 0 freizeit habe jeden tag die kinder alleine. Arzttermine für mich nur im äußersten notfall und der letzte Friseurtermin war irgendwann letztes jahr. Ich möchte auch einmal Pause und nicht nur Mama und Hausfrau. Ich kann mein leben so nicht auf Dauer fortsetzen. Jedoch kann ich mit ihm nicht reden. Er sieht es nicht und will es nicht verstehen. Jeder versuch endet im Streit. Bleibt mir nur noch eine Trennung?
Kein Ziel vor Augen
Puh er agiert nicht sehr partnerschaftlich. Tatsächlich würde ich mir eine Arbeit suchen. Dann ist er (hoffentlich!) gezwungen, auch seine Zeit neu einzuteilen. Denn so geht es nicht weiter.
Warum wirst du mit deinen Bedürfnissen nicht gehört? Geht gar nicht.
Wenn er absolut uneinsichtig ist, würde ich ihn schon sagen, dass dann ne Trennung in Frage käme. Denn so kann es nicht weiter laufen.
Und ein Partner, der meine Sorgen ins Lächerliche zieht und nicht ernst nimmt, könnte mir sowieso gestohlen bleiben!
Du solltest da härter werden. Sorry - wenn er nur arbeiten will, hätte er keine Familie gründen dürfen. Ich würde ihm bei Erreichen der Schmerzgrenze (die wäre bei mur jetzt schon lange erreicht) ordentlich auf den Tisch hauen. Gibt jetzt zwei Möglichkeiten: entweder ihr findet eine Lösung, in der auch du für dein eigenes Leben und auch deine Kinder Berücksichtigung finden, oder er kann mal gucken, wie es sich anfühlt abends in ein leeres Haus zu kommen.
Kann nicht angehen, dass Arbeiten ausschließlich ihm zusteht und er dann auch noch soviel arbeitet, dass er am einzigen freien Tag zu platt ist, um Zeit mit seinen Kindern zu verbringen. Entweder er schafft beides oder er reduziert so weit, dass er beides schafft. Ansonsten verstehe ich nicht, wozu er euch dann überhaupt noch braucht. Seine Kinder werden gerade ohne Vater groß. Kann er sie ja mal fragen, was ihnen wichtiger ist: Geld für extra Klamotten und was auch immer, oder einen Vater, der überhaupt einen Plan hat, was gerade in ihrem Leben so los ist und der sich freut, mit ihnen die Welt zu entdecken.
Im Übrigen kann er auch seinen Vollzeit-Job reduzieren, wenn er partout nicht seine Selbständigigkeit aufgeben will.
Und dass du gerade schon das Wörtchen Trennung im Kopf hast, würde ich ihm schon auch unter die Nase reiben.
Er scheint mir einer von der ignoranten Sorte zu sein. Die machen so lange ihr Ding und finden, dass alles doch total super läuft, bis die Frau weg ist und sie haben keine Idee, was jetzt da eigentlich schief gelaufen ist. Da kommt man mit Diplomatie nicht weit (das lese ich aus der verhaltenen Art, wie du die Dinfe beschreibst). Da musst ihm ins Gesicht schreien, dass er es checkt.
Punkt 1
"mache sein Büro nebenbei."
Bist du bei ihm angestellt?
Mit Rente und co? Für Ehepartner gibt es Sonderregelungen, damit der Betrieb nicht zu sehr belastet wird, aber die Tätigkeit als Beruf anerkannt wird.
Das fände ich aus mehreren Gründen wichtig
1. pragmatisch. Rente, Versicherung, Lebenslauf
2. eigener Selbstwert, Definition für dich selbst.
DU rackerst dich ab, bist aber nix offizielles. Unbezahlte Aushilfe?
Dabei geht es eher um für sich eine Definition zu haben, wo die Zeit hinrennt: das ist ARBEITSzeit.
Der Schritt: Jobwechsel ist dann auf Augenhöhe zu dir selbst.
Aus: du schufftest unbezahlt nebenbei und willst noch zusätzlich arbeiten gehen,
wird: bezahlte Arbeit, die du jederzeit wechseln könntest. Bewerbung von einer Stelle zur anderen. Die eigene Wahl, ob du dann zwei Jobs hast oder den bei deinem Mann kündigst und einen neuen anfängst.
Das macht sehr viel aus!
Du bist dann kein Bittsteller mehr, der sich verausgabt, sondern angestellt.
3. anderen gegenüber
er wäre dann zwar dein Chef in dem Moment.
aber du nicht mehr die unbezahlte Aushilfe, die er nur deswegen nicht austauscht, weil kostenlos am billigsten ist.
Auf der Paarebene kann sich das auch auswirken.
Angestellte mit Rechten und zu Hause Partnerin.
Statt die, die alles macht und an der man meckern kann, wenn es nicht so läuft. Sie ist ja unbezahlt zuständig und bei der eigenen Frau traut mann sich eher zu meckern, als bei jemand, der finanziell was verdient UND jederzeit kündigen kann.
Die Frau, die unbezahlt alles macht und keine Zeit hat zu kündigen, weil sie Arbeit ohne Bezahlung nicht kündigen kann, kann man anders behandeln. Bzw. die Augenhöhe kann dadurch noch mehr in Schieflage geraten.
Wirkung nach außen hin:
du selbst kannst entscheiden, ob du davon sprichst, dass du deinem Mann aushilfst oder ob du sagst, dass du arbeiten gehst. Wo was wie geht andere nichts an.
So bist du nur die, die keine Zeit hat, nix verdient und trotzdem viel arbeitest, was aber im Blickfeld nicht gesehen wird.
Punkt 2:
"werden von ihm ins lächerliche gezogen. "
Das ist für mich ein No Go.
Da hat er den Respekt vor dir bereits verloren, begraben, was auch immer.
Du machst, rennst ihm hinterher.
Das weiß er. Deswegen kann er so handeln. Du machst ja sowieso (siehe Punkt 1).
Stress haben: ok.
Dann kann man drüber reden oder sagen, dass man damit nicht klar kommt. Ins lächerliche ziehen, zeigt, dass er keinen Respekt zu dir hat.
". Also auf lange sicht wäre sein vollzeit job "zu wenig". Aber er möchte seine Nebengewerbe nicht aufgeben und ich muss meine Bedürfnisse (arbeiten) in den hintergrund stellen. "
Flieht er vor der Familie: dann wird er immer Gründe finden und sich noch mehr in Arbeit stürzen.
Hat er Angst vor dem finanziellen Druck, kann dich aber nicht dazu beitragen lassen, weil ihm eingetrichtert wurde, dass Männer Versager sind, wenn die Frau arbeiten geht:
dann könnte man einen Ansatz finden, darüber zu reden.
Du gehst bereits arbeiten. Nur unbezahlt und entsprichst der Erwartung. So lange du der Erwartung entsprichst.
Informiere dich, wie es ist, wenn man als Ehepartner eingestellt wird. Versicherung, Rente, Gehalt. Es muss nicht hoch sein, aber es kann enorm entlasten. Es kann auch Struktur reinbringen: Krankenschein , Chancen auf Aushilfe, Anerkennung.
Für Ehepartner (gab es zumindest früher) Sonderregelungen, damit der Betrieb nicht zu sehr belastet wird, aber auch Frau nicht einfach woanders arbeiten geht, wenn der Familienkleinbetrieb auf die HIlfe angewiesen ist.
Blockt er ab, lehnt ab, degradiert dich dabei zur "ungelernten Aushilfe", "die es nicht wert ist", dann ist die Beziehung im Eimer!
Sieht er es als Chance oder nimmt wenigstens das ernst, dann habt ihr Chancen. Zumindest dass es vor allem am Stress lag.
Punkt 1: es ist so hart zu sagen "selber schuld" aber letztlich es so. Du hast jetzt 6 Jahre sich quasi zu 100% um Haushalt und Kinder gekümmert. Dass eine Hausfrau da auf einmal in einer gleichberechtigen Partnerschaft sich Beruf, Kinder und Haushalt teilt ist unwahrscheinlich und utopisch, dazu haben sich alle zu sehr an die verschiedenen Rollen gewöhnt.
Punkt 2: Er arbeitet von Montag bis Samstag. Sonntag will er sich entspannen. Sieht er sich als Teil der Familie oder als Goldesel? Deiner Beschreibung nach nämlich 2.
Ich könnte mit einem Mann, der kein Interesse hat, Zeit mit seinen Kindern zu verbringen, nicht zusammen sein. Ich finde es auch ziemlich respektlos gegenüber dir, deine Wünsche und Ziele einfach zu ignorieren weil er weiß dass du dich die letzten Jahre komplett von ihm abhängig von ihm gemacht hast. Wenn man eine Person liebt, sollte man sich auch für das Glück der Person interessieren. Wenn nicht, dann kann man sie auch als Putzfrau und Kindermädchen missbrauchen, aber dann würde ich mir als Putzfrau lieber eine kleiner Wohnung suchen und mich trennen.
Hallo Du
Aus meiner Sicht bist du für ihn eine praktische Haushälterin und Nanny aber keine gleichberechtigte Partnerin die man werschätzt, liebt und unterstützt. Im gefällt die Situation so. Er sieht darum auch keinen Grund etwas zu ändern. Es liegt in deiner Hand.
Alles Gute
Eine Trennung sehe ich hier erstmal nicht zwangsläufig direkt...
Aber ja.. Ihr braucht ein klares Gespräch und eindeutige Absprachen.
Ich habe ein paar Fragen...
1. Ist es mittelfristig eine Option, dass dein Mann sein nebengewerbe zum Hauptjob macht?
2. Was sind für dich die Voraussetzungen arbeitstechnisch? Also, könntest du auch einen Job machen mit einem hohen Anteil an Homeoffice? Das wäre zumindest für die Ferien ja vielleicht eine Option, denn ein Kind von 6 Jahren wird es ja vermutlich schaffen, sich in einem Teil der Ferien auch nochmal ein paar Stunden alleine zu beschäftigen oder zu Freunden zu gehen oder so.. Also, davon ausgehend, dass du jetzt nicht vollzeit einsteigen willst.
3. Nagle ihn auf Urlaub fest. Es muss ja nicht extrem viel sein, aber zweimal im Jahr eine Woche oder einmal zwei Wochen, einmal eine oder so. Damit er eben auch Qualitätszeit mit seinen Kindern hat.
4. Kann dein Mann im Hauptjob vielleicht so weit reduzieren, dass er vielleicht den Samstag auch noch frei hin bekommt?
5. Was kostet bei euch eine gute babysitterin, die die Kids einmal die Woche vielleicht abholt von ihren Einrichtungen, damit du eben auch ein bisschen Freizeit hast.
6. Alternativ eine Haushaltshilfe, damit du etwas mehr Freizeit hast...
Ich finde es extrem wichtig, dass dein Mann sich auf ein klärendes Gespräch einlässt, bei dem du dann aber auch klar haben solltest, was genau du möchtest und von ihm erwartest und welche Optionen du siehst, sonst wird er dir wieder entwischen. Dass er sich schwer tut mit dem Kindern, nun ja, mag ja sein, wird aber in der Regel leichter, wenn man es öfter macht und dann auch schöne Sachen zusammen erlebt. Wie gestaltet ihr denn euren Familientag?
Mein Mann liebt seine Kinder und verbringt auch gerne Zeit mit ihnen, aber er ist auch ein workaholic und braucht eigentlich weder Wochenende noch Urlaub. Aber wir haben uns festgelegt, auf einen Familientag in der Woche (im Regelfall, meint also auch nicht immer) und zwei Urlaube im Jahr (einmal 7, einmal etwa 10 Tage) + 1-2 Wochenenden im Jahr jeder für sich ohne Kinder. Natürlich trage ich dadurch viel der 'Familienlast', aber ich kann mir auch jede Unterstützung einkaufen, die ich brauche und kann trotzdem arbeiten. Wenn ich Termine habe, ist er selbstverständlich auch da, um die kinder abzuholen. So lange es jetzt nicht jeden Tag ist. Wir haben aber auch den Vorteil maximal flexibler Arbeitszeiten.
Ich hoffe, ihr findet eine Lösung.
Achso.. Dafür ist sein Job aber auch unsere Hauptfinanzierung, sowohl aktuell als auch langfristig und sicherer als meiner. Ich bräuchte nicht arbeiten, damit wir auskommen. Möchte es aber gerne.