An die Einzelkinder

Hallo,

ich selbst habe viele Geschwister. Mein Sohn wird leider Einzelkind bleiben.
Frage an alle Einzelkinder: Wart ihr mit eurer Rolle zufrieden? Was haben eure Eltern gut gemacht? Was hätten sie besser machen können?

Ich bedanke mich für alle hilfreichen Antworten.

VG,
Eva

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Hey. Ich wuchs wie ein Einzelkind auf, da mein Bruder 16 Jahre älter war als ich. Er verstarb dann auch leider in meiner Jugend.

Als Kind habe ich mir sehr Geschwister zum spielen gewünscht und beneidete meine Freundinnen, die welche hatten. Zwar hatten meine Eltern viel Zeit für mich und unternahmen sehr viel mit mir, doch es fehlte mir etwas.

Nach dem Tod meines Bruders fühlte ich mich sehr für das Glück meiner Eltern verantwortlich. Das setzte mich sehr unter Druck. Sie hatten ja nur noch mich. Das wurde erst besser, als ich selbst Kinder bekam. Sie waren tolle Eltern und Großeltern.
Jetzt sind auch sie seit einigen Jahren tot und ich habe keine Herkunftsfamilie mehr. Das macht mich oft traurig. Ich fühle mich dadurch oft alleine, obwohl ich tolle Freunde habe, einen Mann und Kinder. Aber grade an Weihnachten ist der Schmerz unglaublich schlimm, wenn alle Besuch von ihren Verwandten bekommen und ich halt keine mehr habe. Außerdem hätte ich so gerne auch noch Geschwister, Neffen und Nichten. Das bleibt mir alles verwehrt. Andere erzählen immer so viel davon und ich höre zu und merke, wie wertvoll das ist.

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Genau das wären auch meine Überlegungen :-(
Irgendwann, wenn die Eltern nicht mehr sind, merkt man dann, dass man allein ist.
Auch wenn ich bedenke, was für tolle Familienfeiern wir mit fast gleichaltrigen Cousinen und Cousins hatten - natürlich nur möglich, weil meine Eltern Geschwister hatten.
Oder wenn ich daran denke, dass ich mich um die Pflege meiner Eltern, Nachlass usw. mal ganz alleine kümmern müsste...

Es hängt viel mehr dran, als ein bisschen Langeweile im Grundschulalter.

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Ich habe eine Schwester, sie lebt seit 25 Jahren im Ausland.
Als meine Eltern starben, kurz nacheinander, fand ich es eher einfacher, da ich alles alleine entscheiden konnte, Beerdigung, Wohnung auflösen etc.
Alleine kam ich mir nicht vor.
Habe doch selbst Familie, Freunde.

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Ich war 10 Jahre ein Einzelkind, dann kam mein Bruder. Ich habe mir zwischendurch immer ein älteres Geschwisterkind gewünscht, um meine Kindheit besser "auszuhalten". Ich war halt oft alleine, meine Eltern hatten eine on off Beziehung, die Launen meiner Mutter waren das Grauen und nachts haben meine Eltern mich auch von klein auf alleine gelassen.
Als mein Bruder zur Welt kam, war es für mich zu spät, ich konnte quasi nie eine Beziehung zu ihm aufbauen und als er da war, hat sich die Welt nur noch um ihn gedreht.
Ich bin jetzt aber auch nicht grade das typische Einzelkindbeispiel #hicks

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Einzelkind zu sein ist dann okay, wenn man stattdessen viele Freunde hat und Freundschaften pflegen darf. Also häufig Besuch haben und Gegenbesuche machen sollte auf jeden Fall drin sein. Hier ist der Vorteil auch, dass man sich aussuchen kann, mit wem man sich trifft.

Als Einzelkind hab ich nämlich Geschwister nur vermisst, wenn ich niemanden zum Spielen hatte. Bis ich ca. neun Jahre alt war, hat meine Cousine (6 Monate älter als ich) mit uns zusammen gewohnt, allerdings hat ihre Mutter dann wieder geheiratet und sie zog weg. Problematisch dabei war aber ihr Charakter, schon damals hatte sie einen hohen Aufmerksamkeitsdrang und ich musste sehr viel nachgeben. Es muss halt keinen unbedingten Vorteil bedeuten, wenn man Verwandte vorgesetzt bekommt. ;-)
Und da meine Cousine auch Einzelkind ist, jedoch anders erzogen wurde, kann ich sagen, es ist ziemlich wichtig, Werte vorgelebt zu bekommen, die man im Sozialleben braucht. Teilen können, Nachgeben, sich nicht wichtiger nehmen als die anderen Menschen, materielle Werte etc.

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„ Teilen können, Nachgeben, sich nicht wichtiger nehmen als die anderen Menschen, materielle Werte etc.“
#pro Wenn das Argument kommt (gegen Einzelkinder), frage ich mich immer, wie es in diesen Familien zu geht. Es ist doch völlig egal ob ein Kind, vier Kinder oder keine Kinder. Wo Menschen zusammenleben, sollte das doch ganz selbstverständlich gelebt werden.

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Ich denke bei diesem Argument geht es darum, dass Geschwister im Umgang miteinander viel lernen, was sie im Umgang mit den Eltern nicht unbedingt lernen.
Eltern geben eher nach, wenn es darum geht, was gespielt wird oder wer welche Puppe benutzen darf. Wenn unser Sohn mit seinem Teddy kuschelt, sage ich natürlich nicht: "Jetzt brauche ich den Teddy aber mal." Ein Geschwisterkind aber schon.
Was bei diesem Argument hingegen vergessen wird, ist, dass es noch andere Kinder gibt. Nur weil ein Kind keine Geschwister hat, bedeutet das ja nicht, dass kein Kontakt zu anderen Kindern besteht.

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Hallo Eva,

ich bin Einzelkind. Inzwischen Ü40... arbeite in einem sozialen Bereich...

Nö, ich habe nie Geschwister vermisst. Hatte viele Freunde, war oft unterwegs - dann als Jugendliche.

Ich musste nie zurückstecken. Das ist auch bis heute so. Verwöhnt werde ich immer noch... Egal ob Klamotten, Führerschein, Auto, Urlaube usw..

Ne Rolle habe ich nie - jedenfalls bewusst nicht - gespielt. Meine Eltern haben sich eben für "nur" ein Kind entschieden, und das bin nunmal ich.

Generell bin ich perfektionistisch veranlagt, das hat aber mit Einzelkind nichts zu tun. Da komme ich wohl nach Papa, Mama ist das volle Gegenteil. Ich habe hohe Erwartungen an mich selbst, an meinen Partner und auch an meine Kinder. Das ist wohl mehr eine Kombination von Schwäche und Sternzeichen von mir.

Um glücklich zu sein braucht man keine Geschwister. Um Teilen zu lernen auch nicht und um sozial zu werden auch nicht.

Ich sehe es bei meinem Papa, der hat eine Schwester. Beide sind seit über 25 Jahren bis aufs Blut zerstritten. Da kommt keine Versöhnung mehr zu Stande. Ich bin das Patenkind, auch zu mir hat sie alle Kontakte abgebrochen. Obwohl ich mit der Sache überhaupt nichts zu tun habe.

Nur weil man Geschwister hat, heißt es nicht automatisch, Friede Freude Eierkuchen.

Nicht so viele Gedanken machen!

LG
Caro

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Ich bin Einzelkind und mein Sohn wird es ebenfalls bleiben.
Ich bin mit 4 gleichaltrigen Cousinen groß geworden und hatte viele Freunde. Ich war schon früh sehr selbständig und habe mich um meine Kontakte gekümmert, was nicht so schwer war, weil alle in unmittelbarer Nähe gewohnt haben. Da bin ich los gezogen und habe alle abgeklappert. Irgendwo ist man immer hängen geblieben.

Ich habe mir selten Geschwister gewünscht. Für meinen Sohn tut es mir im nachhinein leid, weil wir kaum Kontakt zu anderen Familien haben. Es gibt zwar Spielfreude aber eben nicht so wie ich es kennen gelernt habe.
Anders rum, würde ich mit einem 2. Kind wohl den ganzen Tag schreiend im Kreis rennen. Da ist es so am Besten. Die Freunde kommen mit der Schule und Hobbys. Vereinsahmen tut er nicht und er kann sehr gut Kontakte knüpfen wenn er irgendwo auf dem Spielplatz oder so ist.

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Ich habe, soweit ich mich erinnern kann, nichts vermisst, weil ich mich schon als jüngeres Kund recht frei verabreden konnte und immer, bis heute, sehr enge und loyale Freundschaften hatte und habe.

Die Geschwister meiner Freunde fand ich ehrlich gesagt durchgängig eher „doof“ und habe die gar nicht um diese beneidet. Die haben uns beim Spielen gestört und oft Streit verursacht. O je, das tut mir heute leid so zu schreiben, die meisten sind jetzt als Erwachsene echt ok 😂.

Ab früher Pubertät durfte ich allein mit Jugendgruppen in Urlaub fahren und musste nicht mehr mit meinen Eltern los. Das war absolut klasse. Auf der anderen Seite war es aber auch schön, dass meine Eltern sich immer ehrlich mit mir beschäftigt haben, wir haben zum Beispiel, sobald ich das konnte, am Wochenende häufig bis spät abends Gesellschaftsspiele oder Karten gespielt. Das habe ich auch als sehr schön zu dritt empfunden.

Also, mein Rat ist wohl, viele Sozialkontakte zu ermöglichen, wenn das Kind möchte, wie auch Dinge gemeinsam machen, die Kind und Eltern Freude machen. (Gilt wahrscheinlich nicht nur für Einzelkinder 😊.)

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Hallo, ich bin Einzelkind und Krümel wird es wohl auch bleiben.
Ich habe, soweit ich mich erinnere, keine Geschwister vermisst. Wichtig ist es, dem Kind viele Kontakte zu anderen Kindern zu ermöglichen, damit es Freunde hat. Nicht nur, damit es nicht einsam wird, sondern auch um die sozialen Kompetenzen zu schulen und zb lernen zu teilen. Ich hatte immer einige Freunde und war daher auch nicht einsam.
Ich wurde nicht groß verwöhnt. Das finde ich auch wichtig. Das Kind sollte nicht wie ein Prinz behandelt werden, der alles kriegt was er will.

Liebe Grüße

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Hallo
Wenn du weitere Kinder möchtest und das nicht möglich ist, tut mir das Leid. Deine Gefühle solltest du aber nicht auf dein Kind übertragen. Dein Sohn hat vielleicht gar nicht den Wunsch, ein oder mehr Geschwister zu haben. Vielleicht hätte er aber auch gerne coole, ältere Drillingsbrüder ;-) Aber wie das wäre, weiß doch keiner. Das sind alles nur Vorstellungen und Wünsche.
Seh deinen Sohn nicht als „Einzelkind“, sondern als ganz normales Kind. Dann wird das schon werden.

Alles Gute!

LG

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Ich bin einzelkind von nem einzelkind. Wir haben bei meinen Großeltern in Haus gelebt und ich habe mir ab und zu Geschwister gewünscht. Auch heute noch fokussiert sich alles auf mich fm- Fluch und Segen zugleich.

Im teenie Alter waren es halt immer die Eltern "gegen" mich. Da konnte man sich eben nicht zu zweit gegen stemmen - do einen verbündeten hatte ich schon schön gefunden.

Ich sehe Probleme auch jetzt im Alter (86 und 91) meiner Großeltern... Meine mama soll sich im alles kümmern.
Sie kann sich mit niemanden besprechen, wenn es um Themen wie Pflege usw geht.

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"Im teenie Alter waren es halt immer die Eltern "gegen" mich." Ich denke, das hängt aber auch stark von der Erziehung ab. Ich hatte nie das Gefühl, dass meine Mutter gegen mich gewesen wäre.

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Deswegen in Anführungszeichen.

Es war nie ein kampf oder so. Aber ich hatte gern jemanden gehabt, der mit mir gemeinsam eine kind-/teenie-Meinung vertreten hätte. So gab es meist 2 Erwachsene mit ihrer Meinung und mich mit meiner...sl meinte ich das.