Zu schüchtern?

Liebes Forum,
eigentlich gehört mein Beitrag in die Kategorie Kindergartenalter, möchte aber anonym bleiben.
Kurz zur Situation: Tochter (4) hat vor ein paar Wochen die Kita gewechselt, vorher war sie in einer sehr großen Kita, offenes Konzept, kaum Strukturen, keine Gruppen, sehr oft Erzieherwechsel.
Ich habe sie kaum noch dort hinbekommen, sie hat morgens immer geschrien und geweint.
Nun ist sie seit ein paar Wochen in einer kleineren Kita mit fester Gruppe und vielen Regeln.
Schon nach 3 Wochen konnte ich sie ohne weinen abgeben.
Dann sagte mir aber die Erzieherin beim Abholen (Tochter war mit dabei), dass sie es schade findet, dass sie nicht mit den anderen Kindern spielt.
Im Hof hat sie sie wohl ermutigt, sich Freunde zu suchen, aber meinte sie wollte lieber Steine sammeln (das macht sie gerne und oft).
Meine Nachbarin, die ihr Kind auch dort hat, meinte auch zu mir, dass es für die Erzieher ein Problem ist, dass sie mehr für sich alleine spielt oder nur zuguckt (sie war mal mit im Raum und hat das irgendwie mitbekommen).
Nun ist sie ja erst seit 4 Wochen dort und ich finde es etwas früh, daraus ein Problem zu machen.
Auch habe ich den Eindruck, dass da eine Art Druck auf meine Tochter entsteht.
Beim Mittagessen hat sie wohl nur genickt
als es um einen Nachschlag ging und nicht laut "Ja" gesagt, das wurde auch als problematisch empfunden (in Hinblick auf spätere Schulzeit).
In der "alten" Kita war es auch so, wurde aber so stehen gelassen. Auch das Steinchen sammeln im Kitagarten. Da hat man sie nicht gedrängt, dass sie etwas mit den anderen Kindern machen soll bzw es nicht erwartet.

Ich bin mir etwas unsicher, ob es in eine gute Richtung sich entwickeln kann oder ob meine Tochter nun das Gefühl bekommt, dass mit ihr etwas nicht stimmt (vor allem wenn in ihrem Beisein darüber geredet wird).

Sie ist auch erst seit 4 Wochen da.
Sie hat nun immermal gesagt, dass sie ein blödes kind ist (das war nach der Ansprache der Erzieherin, ich weiss aber nicht ob es damit zusammenhängt, sie wollte nicht weiter darüber reden).

Was habt ihr für einen Eindruck?

Ich weiss nicht, ob ihr Verhalten nun wirklich problematisch ist ob es einfach Startschwierigkeiten sind.

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Das wird sich zeigen, wenn die Eingewöhnungsphase vorbei ist. Grundsätzlich würde ich auf die Einschätzung einer erfahrenen Erzieherin schon was geben. Sie sieht und sah schon viele Kinder.

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Vielen Dank für deine Antwort!

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Ich bin selber auch Erzieher und sage hier einfach mal Nein. Wenn man als Mutter das Gefühl hat, das jemand nach 4 Wochen (?) ein Problem aus einem schüchternen Verhalten macht, dann würde ich das neutral mal ansprechen und fragen wie sich xy so in der Gruppe macht.
Denn es kann wirklich viel Druck auf eine 4 jährige sein, wenn man sie nicht einfach mal machen lässt und ständig fragt, ob sie denn mal mit dem und dem will. Klar, sollte man versuchen da in der Gruppe zu stärken, aber das kann man mit Kooperationsspielen sehr schön und kindgerecht.
Ich sehe in diesem Verhalten auch kein Problem.
An die TE:
Fahr mal deine Antennen bei den Erziehern aus.
Mit deinem Kind ist alles ok. Wenn es ein andauerndes Verhalten ist, kann man sich noch mal Gedanken machen. Aber nicht nach so kurzer Zeit.

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Hallo #liebdrueck

Mir scheint es auf deine Beschreibung hin auch verfrüht sich hier Sorgen zu machen.

Mein Sohn (5 Jahre) ist auch eher ein Einzelgänger. Er spielt viel für sich und oft nur neben anderen Kindern her. Er antwortete oft nicht auf direkte Ansprache und kam selten von sich aus auf andere zu. Im März wurde er 5 und im Hinblick auf die Schule wurde mir schon mulmig. Er ist kognitiv den anderen Vorraus, aber seine sozialen Fähigkeiten hinkten hinterher. Die Kitaschließung hat mir dann auch Sorgen bereitet. Wie soll er soziales miteinander lernen, wenn gar nichts stattfindet? Seit 15.06. ist mein Sohn im Kindergarten wie ausgewechselt. Die Erzieherinnen meinten, er hätte wohl einfach Zeit gebraucht. Er antwortet auf Ansprache, kommt von selbst auf andere zu und bleibt hartnäckig dran, andere zum Spielen zu bewegen.

Vielleicht muss deine Tochter auch erst ankommen. Gebt ihr Zeit. Würde das auch vor den Erzieherinnen so klarstellen.

Alles Gute für euch #klee

LG Nona mit einem Sohn und einer Tochter an der Hand, einer Tochter im Herzen und Wuzerl (24. SSW) im Bauch

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Liebe Nona,
Vielen Dank für deine einfühlsame Antwort :)
Es freut mich sehr zu hören, dass dein Sohn jetzt so "aufblüht".
Das macht mir auch Mut, dass es sich bei uns auch noch so entwickeln kann.
Vielen Dank und alles Liebe für dich und deine Familie 💞

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Ich bin auch Erzieherin und würde das nicht als Problem ansehen. Es gibt halt Kinder die spielen lieber mal alleine, als mit anderen Kindern. Meine Tochter liebt es auch alleine zu spielen und etwas zu malen und sie wird demnächst 8 Jahre alt.

Wie kommt sie denn sonst mit anderen Kindern zurecht? Habt ihr im Familien oder Bekanntenkreis Kinder mit denen sie spielt?

Das Kinder bei Fragen mit dem Kopf nicken anstatt mit Ja zu antworten kommt auch recht häufig vor. Grade wenn das im anderen Kindergarten toleriert wurde und jetzt ein klares deutliches Ja oder Nein verlangt wird, ist das einfach eine Umstellung, die deine Tochter noch lernen wird.

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Liebe Mia,
lieben Dank für deine Einschätzung als Erzieherin, das hilft mir echt weiter.
Ja, ansonsten geht sie offen auf andere Kinder zu und spielt mit ihnen, aber eben nur wenn sie möchte und auch eher wenn nicht zu viel Trubel ist.

Ich wünsche mir einfach nur, dass sie so sein darf.
Lieben Dank nochmal dass du dir Zeit genommen hast für eine Antwort!

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Ich habe meine gesamte Kindergartenzeit als Schatten meiner Erzieherin verbracht. Klar hab ich auch mal was mit anderen Kindern gemacht, aber halt wenig. Ich saß einfach nur bei der Erzieherin.
Wurde damals wohl sich angesprochen, aber letztendlich hat man mich halt machen lassen.
Aus mir ist trotzdem was geworden, ich bin heute eher extrovertiert und habe viele Freunde. Finde heute wird teilweise zu viel interpretiert. So lange deine Tochter zufrieden ist, ist es doch gut so.

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Lieb3(r) darkwater,
vielen Dank auch für deine Nachricht!
Es ist erstaunlich wie sehr sich die Dinge noch wandeln können und das du heute eher extrovertiert bist.
Danke für deinen persönlichen Erfahrungsbericht und alles Gute für dich 🙂

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Ich verstehe immer nicht, warum viele Erzieher und Lehrer ein Problem bei introvertierten Menschen sehen 😡 Es muss doch nicht jeder freuestrahlend und sofort auf andere zugehen können und die Sozialkompetenz schlechthin besitzen. Erst recht nicht auf Teufel kommt raus und quasi erzwungenermaßen...

Ich habe damals im Kindergarten auch lieber für mich gespielt oder hing in der Nähe der Erzieherin rum. Eine beste Freundin oder Freund hatte ich in der Zeit nicht, Treffen außerhalb des KiGa mit KiGa-Kindern hatte ich nie. Was aber nicht heißt, dass ich nicht totzdem mit anderen Kindern gespielt hätte. Mit den Kindern aus den Nachbarhäusern kam ich gut zurecht und mit denen habe ich sehr oft und stundenlang auf dem Hof gespielt.

Auch in der Schule war ich eher schüchtern und leise, war aber immer bei der Sache und aufmerksam. Wenn ich mir Freunde gesucht habe, dann eher wenige und dafür sehr enge Freundschaften. Ich halte auch heute nicht viel von vielen oberflächlichen Bekanntschaften.

Aus mir ist trotzdem was geworden. Ich habe sogar anfangs einen sozialen Beruf erlernt und auchbeine Zeit lang darin gearbeitet 🤣 Dann aber doch noch umgelernt, weil ich einfach merkte, dass mir das mit vielen Menschen so absolut nicht liegt. Diese Zeit war zwar im Nachhinein verschwendet, aber die Erfahrung möchte ich trotzdem nicht missen.

Heutzutage schätze ich mich als viel selbstbewusster ein, als damals zur Schulzeit. Das kam im Laufe der Jahre von ganz alleine. Man wächst an seinen Aufgaben und Erfahrungen.

Ich finde viel wichtiger im Leben ist es, vorhandene Stärken zu erkennen und diese zu fördern, ob das jetzt Sozialkompetenz, Kreativität oder was anderes ist, ist doch vollkommen egal.

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Deine Antwort ist ganz in meinem Sinne. Schon beim Lesen des Threads spürte ich echt eine Wut. Auf diese Erzieherin.

Auch ich bin mein Leben lang introvertiert. Und auch ich hörte immer nur das gleiche Gesülze und das hatte immer einen negativen Touch. Anstatt man den Menschen mal so sein lässt, wie er ist, wird da so ein Gewese drum gemacht. Dass die Tochter jetzt schon so negativ über sich selber spricht, finde ich richtig schlimm.

Auch aus mir ist was geworden, ich würde sogar behaupten, dass mein soziales Miteinander mit anderen Menschen weitaus positiver gestaltet wird als das der Masse.

Ja, man hat es schwerer als introvertierter Mensch, aber kein Grund zu verzweifeln. Ich bin heute mit fast 50 immer noch am liebsten für mich, das gibt mir meine Energie. Und warum soll ich in meinem Leben etwas anders machen, was mir und meiner Persönlichkeit gar nicht entspricht?

Mein Rat an die TE: gib Deiner Tochter immer das Gefühl, dass sie genau richtig ist, wie sie ist.

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Die Erzieherinnen hatten wohl noch nie ein schüchternes Kind.
Es ist gut, sie oder die anderen zum gemeinsamen Spielen zu ermutigen. Aber es ist auch in Ordnung zufrieden Steinchen zu sammeln.

Meine 4 Jährige taucht auch öfter in ihre eigene Spielewelt ab. Eine Erzieherin kürzlich meinte zu mir, dass sie das total gut findet. Denn viele Kinder können garnicht alleine spielen.
Aber sie spielt auch mit anderen Kindern.

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Ich bin auch Erzieherin und Selbstbehauptungs-und Resilienztrainerin für Kinder.

Was ich da lese, wie die Kollegin mit deinem Kind umgeht, da bekomm ich richtig Wut im Bauch. Ihr Verhalten ist unter aller Kanone.

Dein Kind ist richtig so, wie es ist. Bitte bitte lass dir nix anderes einreden und suggerier deinem Kind nicht, daß es sich ändern müsste. Akzeptiere es einfach bedingungslos. Es gibt so viele tolle Sachen, die man tun kann, damit Kinder mutiger und stärker werden, ganz nebenbei und ohne den Charakter, daß etwas am Kind falsch ist.

Ich berate öfters Eltern, die ein ähnliches Problem haben. Die Sache ist, die anderen (Lehrer, Erzieher, das Umfeld) ERWARTEN bestimmte Verhaltensweisen von Kindern. Das sollte dir ale Mutter aber völlig egal sein. Diese Art zu denken kann man lernen. So steht man dann auch völlig sicher und wie eine Löwin hinter seinem Kind und lässt es einfach SEIN.

Deine Tochter geht ihren Weg. Versprochen!!!

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Hallo, wie ist es denn wenn du mit ihr auf den Spielplatz gehst? Sucht sie da Kontakt zu anderen Kindern? Prinzipiell finde ich es nicht schlimm wenn alles etwas länger dauert, aber es scheint ja in der alten Kita auch so gewesen zu sein. Sollte es privat auch so sein würde ich es mal mit dem Kinderarzt besprechen. Sollte sie gar keinen Kontakt suchen, würde ich mir Gedanken machen.

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Hallo du,

den vielen guten Antworten kann ich mich nur anschließen.
An deiner Stelle würde ich zeitnah um ein Elterngespräch bitten und dort freundlich ansprechen, daß du es nicht gut findest, wenn die Erzieherin mit dir (oder gar anderen Mütern?) in Gegenwart deiner Tochter ihr Verhalten kritisiert. Ich würde anführen, dass deine Tochter sich seither selbst als "blödes Kind" bezeichnet - daran wird ja deutlich, was das mit deiner Tochter macht.
Natürlich ist es richtig und wichtig, dass du deinem Kind das Gefühl gibst, in seiner Individualität angenommen zu sein. Das sollte in der Kita aber auch so sein, immerhin verbringt sie vielZeit dort. Deshalb würde ich versuchen, mit der Kita einvernehmliche Klärung zu finden.
Vielleicht kannst du anbieten, gelegentlich bei einem Ausflug oder einer Bastelaktion ehrenamtlich zu helfen? Dann bekommst du einen besseren Eindruck vom Kita-Alltag und kannst die Situation genauer einschätzen.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich will hier die Erzieherin nicht in Schutz nehmen. Meine Gedanken sind nur das, was ich selbst im Interesse des Kindes angebracht fände.
Alles Gute euch und liebe Grüße!