Ich weiß gar nicht, wie ich mein Problem am besten beschreiben soll... Vielleicht versteht mich einer. Ich versuche mich kurz zu fassen.
Ich bin ein sehr umgänglicher, selbstloser, aufopfernder (altruistisch) Mensch und nehme mich selbst nicht so wichtig. Nein, das soll kein Loblied auf mich selbst werden, denn genauso könnte man sagen, dass ich ein Ja-Sager bin, mich nicht durchsetzen kann, immer zurückstecke, naiv bin und mich ausnutzen lasse. In Freundesgruppen und im Job bin ich immer die, die mit allen gut auskommt. Ich bin ganz oft der Vermittler und die, die die doofen Aufgaben übernimmt, um des lieben Friedens Willen. Ich würde mich nie mit meinen Bedürfnissen durchsetzen - eher beiße ich die Zähne zusammen und mache etwas, damit die Gruppe nicht streitet oder damit jemand anderes nicht "leiden" muss. Daher komme ich ja auch mit vielen Leuten gut aus aber oft macht es mich innerlich leider total traurig / wütend.
Nun zum Problem: Meine Tochter (4 Jahre) wird genauso. Sie steckt immer zurück, auch wenn sie eigentlich etwas anderes will. Und ich sehe ihr die Traurigkeit so oft an. Sie leidet vielleicht noch nicht bewusst darunter, aber ich würde mir so wünschen, dass sie eher jemand wird, der auch "mal auf den Tisch haut".
Gestern zum Beispiel: Wir sind zu Besuch bei Freunden und haben das Laufrad vergessen. Die beiden anderen Kinder bestanden darauf trotzdem zu fahren. Meine Tochter rannte dann hinterher. Dabei wäre es so viel einfacher gewesen, die beiden anderen hätten auch mal(!) verzichtet.
Dann die klassische Situation im Sandkasten: Anderes Kind nimmt ihr die Schaufel weg. Meine Tochter schaut mich an und ich Dummbatz sage, lass das Kind doch spielen, nimm derweil etwas anderes. Übertragbar auf jede andere Spielsituation. (Lass das Kind doch noch 2h schaukeln, komm du gehst rutschen. / Ist doch nicht schlimm, wenn das Kind deinen Keks isst, auf den du dich gefreut hast, hier iss den Apfel. / Ist doch nicht schlimm, wenn Oma ihr Versprechen nicht einlöst, wir spielen dafür XY. / Nicht schlimm, wenn das Kind dein Buch zerreißt, das kleben wir.) Meine Tochter würde sich nie beschweren, sondern schluckt ihren Ärger runter und wählt die Alternative.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich hören will. Gibt es vielleicht Gleichgesinnte? Oder hat jemand Ideen, wie ich aus meiner Haut komme? Mein Mann ist übrigens schon anders aber das scheint bisher nicht abzufärben, auch wenn die beiden sich dafür äußerlich total ähnlich sind...
Hilfe, meine Tochter wird wie ich! - Silopo
Hey lausemama,
Deine Tochter lernt das, was ihr als Eltern vormacht. Das ist ganz natürlich.
Ich finde es auch okay, dass man mal zurücksteckt, aber eben auch, dass man sich für seine Belange stark macht.
Beide Seiten sollten in einer gesunden Balance stehen.
Du musst an dir arbeiten, wenn du daran etwas ändern möchtest. Ihr als Eltern müsst ihr das vorleben.
Überlege, wo es angebracht ist, dass man sich für die eigenen Interessen einsetzt und wo man auch mal zurückstecken kann.
Wenn die Schaukel besetzt ist, dann ist sie besetzt, dann muss deine Tochter warten. Wartet ein anderes Kind, dann muss es so lange warten, bis deine Tochter nicht mehr schaukeln möchte.
Die Spielsachen deiner Tochter gehören ihr. Wenn ihr jemand die Schaufel wegnimmt, bestärke sie darin die Schaufel zurück zu fordern. Gern darf man vermitteln, aber verlange nicht von deiner Tochter immer zurück zu stecken.
Der Keks deiner Tochter, ist ihr Keks. Sie muss ihn nicht abgeben und dafür einen Apfel essen. Sie darf teilen, wenn sie möchte, diesen Vorschlag würde ich ihr einmal machen, aber ihren Wunsch respektieren und sie darin bestärken, wenn sie nicht möchte.
Zeig ihr einfach, dass es ok ist, wenn sie entscheidet, dass sie etwas nicht möchte.
Was andere denken ist nebensächlich. Ich werde auch manchmal seltsam angeschaut, wenn meine Tochter ihre Sandsachen nicht teilen möchte. Dann ist das grad mal so. Wenn ein anderes Kind sein Spielzeug nicht teilen möchten, müssen wir das ja auch respektieren. Das ist etwas, dass eben auch Kinder lernen müssen und zwar auf beiden Seiten. Grenzen kennenlernen und eigene Grenzen ziehen.
Da würde ich ansetzen.
Du merkst ja, sie schaut dich an. Das heißt, sie wartet auf deine Reaktion. Sag ihr, dass sie gerne teilen darf, wenn sie möchte, ihr Spielzeug aber nicht hergeben muss, wenn sie nicht möchte.
Vermittle ihr nicht, dass es falsch ist, wenn sie sich für ihre Interessen einsetzt.
Aber du musst eben auch an dir arbeiten. Du musst dich einfach trauen ihr das zu vermitteln und auch einfach mal Konflikte einzugehen.
Du kannst dir auch einen Coach suchen und da mal ein paar Stunden buchen, wenn es dich so arg belastet.
Alles gute
Das mit den eigenen Sachen finde ich sehr wichtig. Ich denke, dass viele Eltern falsch eingreifen und Sachen wie "lass das andere Kind doch auch mal mit deinen Sachen spielen" sagen. Ich bin ja der Ansicht, dass das eigene Kind seine Sachen nicht unfreiwillig hergeben muss, aber gleichzeitig nicht fremde Sachen gegen den Willen eines anderen Kindes benützen darf.
Besser gewesen wäre dass sich 3 Kinder 2 Laufräder teilen und alle mal laufen. Was ist das denn für eine Lösung,. dass, weil EIN Kind sein Laufrad vergessen hat, die anderen 2 "leiden" und auch nicht fahren dürfen?
hej liebes mach dir kein kopf lieber ein guter mensch als ein schlechter vl willst du nicht das sie ausgenutzt wird aber sie ist sicherlich noch sehr jung und wird erst aus ihren erfahrungen lernen bzw. sehen wie manche menschen ticken.
Meine ganze Familie und die meines Mannes sind so wie du beschrieben hast. Leider wird man da oft ausgenutzt, weshalb ich selbst schon Nein-Sage Bücher gelesen habe und mir große Mühe gebe, mich da zu ändern. Für mein Kind möchte ich das nicht und habe daher ebenfalls entsprechende kindgerechte Literatur besorgt. Vielleicht wäre das auch was für dich. LG
Es gibt einige Bücher zum Thema. Das haben wir...
Anonym kann man keine Bilder senden. Das Buch heißt: Ich bin stark, ich sag laut Nein!
Das ist sehr schwierig, tatsächlich lernt deine Tochter diese natürlich auch positiven Eigenschaften von dir.
Ich bin selbst sehr ähnlich und lerne auch nur langsam, mich durchzusetzen.
Wie?
Bei mir geht es nur, wenn ich richtig wütend bin.
An deiner Stelle würde ich versuchen, in solchen Momenten mehr an deine Tochter zu denken und diese Wut in gewissem Maße zu beschwören.
Male dir mal ganz überspitzt pessimistisch ihre Zukunft aus, wenn du sie weiterhin so gutgläubig und unterwürfig erziehst.
Ein paar Beispiele:
In der Schule bekommt sie dann ihr Pausenbrot oder Geld geklaut aber sagt nichts, isst dafür beim Abendessen dann mehr.
Der Lehrer gibt ihr eine schlechte Note und sie sagt nichts, weil sie die Versetzung trotzdem schafft.
Ihr erster fester Freund überredet sie früher als sie möchte zum Sex und behauptet auch noch, eine Latexallergie zu haben, also hat sie ungeschützten Verkehr mit ihm ohne es wirklich zu wollen.
In der WG im Studium übernimmt sie für alle Putz- und Küchendienst, weil die anderen vom Feiern immer so müde sind. Sie hält Haare beim übergeben zurück, schlichter Streits und gibt ihrer Freundin Beziehungstipps, ohne, dass jemand sie Mal fragt, wie es ihr geht.
Im Job macht ihr Chef sie nur nieder, die Kollegen schieben ihr die unangenehmen Aufgaben zu, oder fahren das Lob ein, werden für ihren Verdienst befördert und sie denkt "irgendwann wird mein Chef mich schon sehen, die anderen haben es ja auch verdient".
Ich höre an der Stelle mal auf.
So, und beim nächsten Mal auf dem Spielplatz, wenn ein Kind deiner Tochter den Keks wegisst, denk daran, dass dieses Kind und dieser Keks der Beginn der ganzen Misere gewesen sein werden.
Bring deiner Tochter bei, zu sagen was sie will, klar zu kommunizieren, natürlich immer gewaltfrei und respektvoll zu bleiben.
Alles Gute
Meine Mutter war wie du.
Sie brachte mir bei, dass ich nichts wert bin.
Gib nach, damit die anderen nicht leiden.
Gib nach, damit sie mir nicht zeigen muss, wie Konfrontation geht.
Gib nach, du bist nichts wert.
Das habe ich übernommen.
Nur nicht aufstoßen. Ich bin nichts wert. Meine Mutter zeigt mir, dass ich nichts wert bin. Die anderen sind etwas wert.
Ich bin nichts wert. Deswegen kämpfei ich nicht für mich.
Ich wurde schwanger und liebte mein Kind.
Mein Kind ist es wert, dass ich kämpfe.
Mein Kind ist es wert, dass ich über meinen Schatten springe.
Mein Kind ist es wert, dass ich zeige, dass es anders geht.
In Kindersituationen zeigte ich ihr Möglichkeiten.
Damit sich die Geschichte nicht wiederholt, habe ich auch an mir selbst gearbeitet. Kind beschützt Mama, weil Mama zu feige ist. Kind beschützt Mama, weil Kind Mama liebt Ich hasste es die Mutter meiner Mutter zu sein.
Ich weiß nicht was schlimmer war: eine Mutter beschützen, weil ich sie liebte; meiner Mutter nichts wert zu sein.
Andere waren mehr wert. Sie durften. Sie wurden beschützt. Sie zeigte mir, dass ich nicht gut genug bin, damit sie für mich einmal kämpft. Ich fühlte mich nie gut genug. Auch dann nicht, wenn ich alles hergegeben hatte.
Ich musste gegen den Dämon meiner Mutter kämpfen. Ihr war ich nicht wert genug.
Als Mutter für mein Kidn wollte ich genug sein.
Es tut mir leid, was du erleben musstest und das du das so empfunden hast. Allerdings möchte ich hier schnell einhaken und sagen, dass das nicht nach unserer Situation klingt. Wertschätzung drückt sich ja nicht nur übers Durchsetzen gegenüber anderen aus... Ich bin mir sehr sicher, dass sich meine Tochter geliebt fühlt und weiß, dass sie es wert ist / wichtig ist. Ich lasse sie in den Situationen ja auch nicht hängen, sondern wir finden dafür anderes... Und ich würde in wichtigen Situationen jederzeit kämpfen (jemand verletzt mein Kind, sie wird bewusst geärgert o.ä.).
Trotzdem Danke für deine Sicht. So weit werde ich es nicht kommen lassen.
Dieser Text könnte von ihr sein.
Ich gebe dir doch was anderes.
Du hast andere Möglichkeiten.
Ich zeige dir doch Alternativen.
Sie zeigte mir nur nicht, für mich einzutreten.
Wenn mich jemand geärgert hat, war sie da. Einzwei mal. Die anderen merkten, dass sie unsicher war. Sie gaben dann kurz Ruhe. Kaum sah meine Mutter weg, piesakten sie mich.
Weil es keine direkte Konfliktsituation war, griff meine Mutter dann nicht ein.
Sie führte mich aus der Situation heraus. Alternativen.
Wie ich mich wehren kann, zeigte sie mir nicht.
Sie glaubte mir, dass mich die anderen piesakten.
Weil sie es nicht gesehen hatte, war die Situation vorbei.
Sie führte mich wieder zu Alternativen.
Daraus lernte ich: sobald es eng wird, ist kein Verlass auf sie.
Ich bin es nicht wert, dass ich um meine Bedürfnisse kämpfen darf.
Mein Bedürfnis muss sein, dass ich anderen untergeordnet bin.
Hallo Lausemama,
Schau mal, vielleicht ist das was für Dich? Ich bin kürzlich per Zufall darauf gestoßen.
LG Scabra
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Ich habe selbst bemerkt, dass meine Tochter, fast 6 Jahre alt, meine guten und schlechten Charaktereigenschaften total übernimmt. Über die Schlechten (zum Beispiel, schnell aus der Haut fahren, sehr sensibel und emotional) freu ich mich natürlich auch nicht. Aber es ist wohl so, dass wir mehr mitgeben, als wir glauben.
Genau das Gleiche kann ich auch beobachten, wenn ich meine eigene Erziehung reflektiere. Ich habe Sachen von meiner Erziehung in die Erziehung meiner Kinder übernommen, die ich eigentlich nie mochte und auch nicht vor hatte, zu übernehmen (z.B. dass ich so viel darauf gebe, was andere Leute über meine Kinder denken bzw. ich nicht drüber stehen kann, wenn sie sich in der Öffentlichkeit daneben benehmen).
Vielleicht solltest du anfangen, an dir Dinge zu ändern, welche dich unglücklich machen, zum Beispiel, dass du keine Dinge übernimmst, weil sie niemand sonst tun will. Zudem könntest du zumindest daran arbeiten, dein Kind in seinem Selbstbewusstsein zu stärken. Das nächste Mal soll sie sich eben einfach mal nicht die Schaufel sang und klanglos wegnehmen lassen sondern du bestärkst sie darin, sich die Schaufel wieder zurück zu holen.