Weinen vor den Kindern

Hallo an alle,
ich bin Mutter von 2 Kindern von 5 und 7 Jahren. Da wir im Ausland wohnen, sind Schulen und Kindergarten seit Anfang März geschlossen und bleiben auch geschlossen bis September.
Ich arbeite selbstständig im Homeoffice und ihr könnt verstehen, wie schwierig das mit 2 Kindern, die ständig zuhause sind, ist. Leider habe ich aufgrund der Pandemie zwei wichtige Kunden verloren und mache mir deswegen große Sorgen um mein Einkommen. Ich muss unbedingt neue Auftraggeber finden, aber das ist zur Zeit fast unmöglich.

Ausserdem geht es meinem Vater sehr schlecht. Er muss in ein Pflegeheim gehen, da sich leider niemand um ihn kümmern kann (ich wohne 800 km weit entfernt). Er will nicht und sträubt sich dagegen, aber ein ambulanter Pflegedienst reicht nicht mehr aus. Ihm geht es jeden Tag schlechter und er wird nicht mehr lange leben.

Ich habe zur Zeit wirklich sehr große Sorgen und auch wenn ich es nicht will, muss ich sehr oft weinen. Leider auch vor den Kindern, das lässt sich nicht immer vermeiden. Ich kann es einfach nicht zurückhalten. So kenne ich mich gar nicht, da ich normalerweise sehr stark bin und mich nicht leicht unterkriegen lasse.

Jetzt merke ich, dass es für die Kleinen sehr ungewohnt ist. Mein Junge ist manchmal richtig böse auf mich und das Mädchen tut so, als würde ihr alles egal sein. Ich habe ihnen auch das mit ihrem Opa beschrieben und dass das mich sehr traurig macht und das verstehen sie auch. aber mein Zustand dauert einfach an und es wird echt schwierig. Ich sage ihnen dann, dass es wieder vorbei geht und alles gut wird.
Aber es geht nicht vorbei. Ich mache mir einfach so viele Sorgen.

Was meint ihr: wie kann ich mir und meinen Kindern helfen? Ich will das alleine schaffen, da ich jetzt auf die kürze keine psychologische Hilfe bekomme und ich auch meine Kids nicht alleine lassen kann.
Vielen Dank für eure Antworten

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Negative Gefühle sind genauso wichtig, wie positive und ich finde es wichtig, dass Kinder lernen, mit ihnen umzugehen.

Natürlich sind wir Eltern "der Fels in der Brandung", dennoch sind auch wir Menschen.

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Hallo,

Das tut mir leid für Dich, Du musst wirklich schwere Zeiten durchmachen.

Leider schreibst Du nicht wie alt Deine Kinder sind, aber sie sollten lernen, damit umzugehen. Du sprichst ja schon offen mit ihnen darüber und das finde ich richtig.

Es gehört im Leben dazu, dass es auch mal schwierig ist und auch, dass Mama mal weint. Du bist auch nur ein Mensch mit Gefühlen, die mal raus müssen und hast das Recht zu weinen - auch vor Deiner Familie.

Ich wünsche Dir alles Gute und dass bald wieder bessere Zeiten kommen.

LG Scabra

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Sorry 5 und 7 Jahre habe ich überlesen.

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Geht es dir um das Weinen oder die Belastende Situation?
Seine Eltern weinen zu sehen ist irgendwo in extremen Belastungssituationen normal. Als der Opa von meinem Mann im Sterben lag, lag meine Schwiegermutter auch weinend im Bett. Als mein Opa in absoluter Lebensgefahr war, lag mein Vater auch heulend auf dem Sofa. Ich kann mich an sowas erinnern, weil es prägend war und nicht permanent vorkam.
Deine Situation ist super belastend. Solange du nicht weinst weil du weinst, sondern wirklich in so einer Extremsituation bist (dein Opa wird bald sterben) ist es nur richtig und wichtig, auch vor den Kindern zu weinen wenn es sich nicht verhindern lässt (natürlich ohne denen Panik zu machen). Finde ich. Wenn du außerhalb einer solchen Situation permanent weinen musst, ist das natürlich was anderes.

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Vielen Dank für eure Antworten.
Ich habe Angst, dass meine Kinder mich zu oft weinen sehen. Ich weiss, dass Kinder das nicht sehen möchten und eine starke Mutter brauchen. Und es tut mir so leid, dass ich zur Zeit immer wieder ohne sichtlichen Grund zu weinen anfange und dass das meine Kinder mitbekommen.
Ich hoffe, dass sich das nicht negativ auf unsere Beziehung auswirkt.

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Es gehört aber zum Leben dazu, dass man traurige und belastende Phasen hat.

Wir sind die Generation, die nun ihre Eltern verliert, weil sie alt sind. Das ist normal.

Ob du nun weinst oder nicht, die Kinder merken es sowieso.
Meine Mutter hatte einmal vom Tod meiner Tante gesprochen und nichtmal geweint, da kam meine Tochter rein (damals nichtmal 3) und guckt mich an: "Omi tauig???"
Ja, Omi war traurig, ein einziger Gesichtsausdruck hat es verraten.

Ich habe auch längst meine Schwiegereltern verloren und mein Mann ich haben geweint.
Die Kinder wussten das und auch warum.

Was ich hier an deinem Post aber viel schlimmer finde, ist die Tatsache, dass du wirklich Schwierigkeiten hast, die du nicht mal eben so lösen kannst oder die von selbst vorbei gehen.
Zum beruflichen Problem kann ich nichts sagen.
Zum Vater, naja, leider werden manche sehr dickköpfig, wenn sie alt werden. Gibt es denn niemanden in seiner Nähe, der etwas organisieren kann?
Aber wenn er sich vehement wehrt und voll mündig ist, niemand eine Vollmacht hat, wird ihm nicht zu helfen sein.

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Ich hab auch schon ein paar Mal vor meiner Tochter geweint. Bin manchmal einfach so emotional und dazu noch schwanger.

Sie holt mir dann immer ein Tempo 😅
Dann muss ich meist lachen, erkläre ihr die Situation und dann geht das Leben weiter.

Ich glaube nicht, dass ihr das jetzt groß schadet.

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Du machst Vieles mit und das tut mir sehr leid für dich. Ich verstehe, dass du darunter leidest und es ist ganz normal, dass die Traurigkeit öfters mal aus dir heraus bricht. Ich halte gar nichts davon, Kindern echte Gefühle vorzuenthalten. Sie wollen authentische Eltern und keine dauerlächelnden, unechten Gesichter.
Trotzdem bin ich selbst ein gebranntes Kind in dieser Hinsicht. Meine Mutter hat oft und viel vor uns geweint. Es ging dabei eigentlich immer um Konflikte mit unserem Vater.
Mit ihren Tränen hat sie uns immer auf ihre Seite gezogen und gegen ihn aufgehetzt, wissentlich. Sie hat uns emotional erpresst.
Erst heute weiß ich das, wo ich selbst zweifache Mutter bin und ich verurteile sie, ohne es ihr jemals gesagt zu haben. Ich finde es ganz schrecklich, was sie uns damit angetan hat. Noch heute leide ich manchmal darunter und empfinde eine gewisse Abneigung gegen diese ihre Art. Wenn sie weint, empfinde ich Abneigung und kein Mitleid, auch wenn ich sie in den Arm nehme und tröste.
Ich zeige meinen Kindern auch deutlich meine Gefühle (Freude, Ärger...) aber ich versuche sparsam mit meinen Tränen vor ihnen umzugehen. Sie haben mich in ihrem Leben vielleicht 4 Mal weinen sehen und nicht, weil ich in den letzten Jahren nur gute Zeiten gehabt hätte. Ich habe aus meiner eigenen Kindheit gelernt, dass man Kinder nicht ständig mit seinen Problemen belasten darf. Manchmal schon, aber nicht oft. Sie haben starke Eltern verdient, die natürlich auch mal Schwäche zeigen dürfen, aber sie sollen nicht das Gefühl haben, ihre eigenen Eltern auffangen zu müssen. Das darf nicht sein.
Deshalb würde ich dir eine psychologische Beratung ans Herz legen. Wenn du auf die Schnelle keinen Termin bekommst, dann eben erst in ein paar Monaten. Ganz egal. Du wirst ja nicht irgendwo eingewiesen oder weggesperrt, so dass du deine Kinder alleine lassen musst. Es tut dir und deinen Kindern langfristig bestimmt gut, wenn du jemanden beratend und unterstützend zur Seite hast und es entlastet deine Kinder.

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Ich finde es eigentlich ganz gut dass du deine Gefühle vor den Kindern zeigst.
Klar wollen Kinder starke Eltern haben. Aber so lernen sie auch dass es okay ist zu weinen und dass niemand immer stark ist.

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Was meinst du mit alleine schaffen?

Alleine ohne professionelle Hilfe
oder alleine ohne andere Menschen allgemein?

Weinen vor den Kindern ist ok.
Sie in die Position bringen, dass Mama die Verantwortung nicht mehr tragen kann - sich selbst aber keine Hilfe sucht, zu viel. Das schürt bei Kindern Ängste. Verantwortung, die sie nicht tragen können.

Hast du erwachsene Freunde?
Sorgentelefon?
Krisentelefon?
Mit jemandem sprechen, damit deine Kinder deine Gefühle/Ängste/Sorgen nicht mittragen müssen? Dass sie sehen: Mama sorgt für sich selbst!
Sie hat Gefühle, es geht ihr nicht gut, aber sie sorgt für sich selbst!

Kinder spüren, wenn es Eltern nicht gut geht.
Die Belastung, wenn sie nicht wissen was los ist (und Mama findet keinen Weg) ist anders, aber auch sehr belastend wie wenn sie die Sorgen konkret mittragen.

Mit wem kannst du sprechen?

Weinen ist ok. Dann zu sagen, dass es JETZT schwierig ist, andere dich stützen, hilft auch Kindern.

Freunde, Familie, Krisentelefon, Sorgentelefon?