Beide Eltern ausgefallen

Hallo, der Vater meines Kindes und ich waren nie ein Paar.
Die ersten Jahre war unser Kind bei ihm, später, als er alkoholkrank wurde, kam die Kleine zu mir, da war sie 6.
Der Vater ist inzwischen verstorben.
Ich bin psychisch krank, schon immer, das Kind zu bekommen hat meine Psyche noch mehr destabilisiert.
Die Ärzte sagten damals, dass oft eine Besserung eintritt, aber halt nicht immer....
Für eine Abtreibung hatte ich nicht die Kraft.
Jetzt bin ich wieder wochenlang in der Klinik, meine Tochter ist 10 und daher in einer Wohngruppe.
Das war sie schon öfter und jetzt kam die Frage auf, ob ich sie nicht in der Wohngruppe lassen möchte, da aufgrund des chronischen Verlaufs meiner Erkrankung, die sich tendenziell immer mehr verschlechtert eine gesicherte Betreuungssituation durch mich nicht sicher gestellt werden kann.
Ich weiß, es wäre das Beste für die, denn weder ich noch ihr Vater könnten ihr verlässliche Bezugspersonen sein.
Ich kann mich nur um mich kümmern, und für ein Kind zu sorgen ist mir nicht möglich, das weiß ich jetzt.
Vielleicht sollte ich das Sorgerecht auch auf den Staat übertragen?
Denn angemessen entscheiden für sie kann ich auch nicht.
Was ist richtig?

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Wenn du selbst sagst, dass du nicht angemessen für sie sorgen kannst und auch nicht in der Lage bist gute Entscheidungen zu treffen finde ich deine Überlegungen richtig. Lass dich vom Jugendamt beraten, ggfs gibt es noch andere Möglichkeiten. Deine Überlegungen zeigen, dass du das beste für deine Tochter möchtest- das macht dich zu einer guten Mutter!!gibt es in eurer Gegend womöglich eine Gruppe für Kinder von psychisch kranken Eltern? Ich denke psychoedukation wäre sehr wichtig für deine Tochter!! Äußert sie selbst wünsche? Gefällt es ihr in der Wohngruppe?
Alles gute dir und deiner Tochter!

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Ich würde mich ans Jugendamt wenden. Viel Kraft und Glück wünsche ich euch

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Was möchte deine Tochter denn ?

Ich bin ganz ehrlich - bei einer Wohngruppe hätte ich dauerhaft kein gutes Gefühl.
Dort sind eigentlich fast nur Kinder mit Problemen und Erfahrungsgemäß driften da ganz viele ab dem Teenager alter richtig ab.

Wäre eine Pflegefamilie keine Option?

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#pro
Sehe ich genauso.

Außerdem herrscht in einer Wohngruppe auch immer ein gewisser Wechsel.
Es gibt Kinder, die genau dort erst so richtig auf kriminelle Ideen kommen (habe ich schon selbst mit ansehen müssen).

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Puh, schwierige Situation. Ich habe beruflich lange Zeit Familien wie eure unterstützt. Aus meiner Sicht kann ich dir sagen, dass deine Tochter Halt braucht, Verlässlichkeit, Kontinuität. Du sagst selbst, dass du ihr das aufgrund deiner Erkrankung nicht bieten kannst.
Es gibt sehr gute Wohngruppen. Wenn sie da eine gute erwischt hat und angekommen ist, kann ihr das helfen. Dir auch.
Das Sorgerecht kannst du nicht so leicht abgeben. Warum auch? Du möchtest nur das beste für sie und ihrem Wohl entsprechend handeln. Ihr könnt auch weiterhin Kontakt haben und euch sehen. Besuchskontakte am Wochenende, wenn du dich dazu imstande siehst. Zwischen ganz oder garnicht gibt es Optionen. Ihr solltet darüber sprechen.
Wichtig ist, dass sie weiß, dass du sie liebst und sie nicht abgeschoben wird. Und ein ewiges hin und her würde ich auch vermeiden.
Werdet ihr da im Prozess gut beraten und betreut? Fühlt ihr euch gut aufgehoben?
Das kann trotz räumlicher Trennung weiterhin ein gemeinsamer Weg sein!

Alles Gute 🍀

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Hallo! Erstmal: ich finde es toll, dass du so ehrlich zu dir selbst bist! Was möchte deine Tochter denn? Wenn du dir wirklich vorstellen kannst, dass sie langfristig woanders wohnt und jemand anderes für sie entscheidet und du sie nur besuchst, dann würde ich mich an deiner Stelle mit dem Jugendamt zusammensetzen. Vielleicht gibt es ja eine nette Pflegefamilie in der Umgebung die sie aufnehmen könnte.
Wichtig bei der ganzen Geschichte ist Stabilität und Verlässlichkeit. Dh wenn du zusammen mit deiner Tochter und dem Jugendamt so eine Entscheidung triffst, dann solltest du auch dabei bleiben und nicht in einem halben Jahr (wenn es dir psychisch vielleicht gerade besser geht) ankommen und sie wieder zu dir zurückholen wollen. Je nach psychischer Erkrankung kommt man ja zwischendurch auf komische Ideen ;) das meine ich gar nicht böse.
Lass dich am besten vom Jugendamt beraten und sprich mit deiner Tochter offen darüber. Sie ist alt genug, dass ihre Meinung gehört werden sollte - auch wenn du am Ende die Entscheidung treffen wirst.

Ich wünsche dir alles Gute!

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Es ist gut, dass du dir solche Gedanken machst. Vielleicht wäre eine dauerhafte Aufnahme in einer Pflegefamilien eine Möglichkeit, lass dich beim Jugendamt beraten. Ein guter Freund war als Teenager in einer Wohngruppe, ich habe ihn öfters besucht, das würde ich so einem jungen Kind nicht dauerhaft zumuten. Eine Pflegefamilie bietet feste Bezugspersonen und es gibt kein wechselndes Personal.

Mit 16/17 ist eine Wohngruppe absolut okay, da ist man sehr selbstständig und zieht mit 18 meist sowieso aus.

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Gibt es denn im Verwandten oder Freundeskreis niemanden, der das Kind dauerhaft zu sich nehmen möchte? Also, der es liebt und der das gerne machen würde? Das würde ich als eine bessere Lösung ansehen. Wenn es niemanden gibt, dan ist die Wohngruppe anscheinend besser, als sie ei dir zu lassen, da du disch nicht angemessen um sie kümmern kannst.

Alles Liebe für dich und deine Tochter.

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Das sehe ich auch so.

Eine staatliche Institution kann einer 10-jährigen nicht genug Halt und Liebe entgegen bringen.

Die armen Kinder, die da leben müssen, haben wechselnde Bezugspersonen, werden auch öfter mal verlegt, weil das Jugendamt sparen will oder weil anderswo mehr Personal zur Verfügung steht, und lernen, dass sie sich auf niemanden verlassen können, als auf sich selbst.
Da ist eine "Karriere" als Alkoholikerin, Drogensüchtige, Kriminelle oder psychisch auffällige Person schon vorprogrammiert.

Pflegefamilien können besser sein, aber nicht selten kommen die Kinder da auch nur vom Regen in die Traufe, weil die Pflegefamilie das aus finanziellen Gründen macht, und die Jugendämter jeden nehmen, weil sich zu wenige melden.
Außerdem nehmen die Ämter die Kinder aus Pflegefamilien auch schonmal einfach so raus und stecken sie anderswo hin.
Auch hier lernen die Kinder dann wieder, dass sie sich auf niemanden verlassen können.

Ich kenne Leute, die in dem Bereich arbeiten, beruflich und ehrenamtlich. Da kann man sich nur gruseln und hoffen, dass die eigenen Kinder nie in die Mühlen des Jugendamts geraten. :-(

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Dass sie in der Wohngruppe bleiben darf, klingt verantwortungsbewusst.
Deswegen weil sie dort bekommen kann, was sie braucht. Stabilität, Sicherheit usw.

Du als Mutter kannst weiter für sie da sein, sie lieben, emotional soweit für sie sorgen, wie es dir möglich ist. Das was du auf Grund der Krankheit nicht geben kannst, bekommt sie dort.

Vor allem aber feste und stabile Bezugspersonen, Klarheit.

Anstrengend stelle ich mich weitere Wechsel vor. Nie zu wissen als Kind, ob Mama wieder ausfällt oder nicht, wann, wo sie dann hinkommt, ob dort ein Platz frei ist, wo sie es schon kennt. Ob sie ganz woanders hinkäme. Neue Betreuer oder schon bekannte....

Eine konstante Gruppe ohne Ungewissheit hilft schon sehr viel.
Zusätzlich mit Auffangpersonen, was eure Beziehung betrifft.


Beim Sorgerecht: muss du das jetzt sofort entscheiden? Kannst du dich da beraten lassen? Kannst du da weitere Ansprechpersonen miteinbeziehen, die dich bei Entscheidungen unterstützen können?
Oder eine Art Vereinbarung oder Vollmacht: in Situationen, wenn .... und den Gesundheitszustand .... nicht Erreichbarkeit wegen Klinik .... dass dann .... folgende Bereiche entschieden werden können?


Dass du dir darüber Gedanken machst, zeigt, dass du sie liebst und dir deiner Situation bewusst bist.

Vielleicht kannst du deiner Tochter auch einen Brief schreiben, wenn es dir gut geht.
Evtl. von jemandem gegenlesen lassen, dem du vertraust. So dass deine Tochter immer etwas von dir hat und deine Liebe spürt. Auch dann, wenn du aktiv nicht für sie da sein kannst.